Hund hat geschnappt -Wie soll ich mich jetzt verhalten?

  • Erstmal: tief durchatmen. Mach dir einen Tee, lass den Knirps wieder zu dir ins Wohnzimmer und lass ihn dann erstmal in Ruhe. Ihr braucht jetzt beide etwas Ruhe. =)


    ich hoffte darauf, dass er gemerkt hat, dass das Verhalten unerwünscht war.

    Ich habe ihn sofort vom Sofa runter, ins Nebenzimmer und ignoriere ihn seit etwa einer Stunde. Er weint teilweise und will rein, aber das lasse ich jetzt erstmal nicht zu.

    Alles, was er dadurch lernt, ist: Frauchen wird komisch und ich werd ausgeschlossen, weil ich gezeigt habe, dass ich XYZ nicht cool fand.


    In der Situation auf dem Sofa wäre es ausreichend gewesen, ihm den Abstand zu geben, den er braucht, um sich wieder wohlzufühlen. Ihn einfach vom Sofa zu schicken, hätte auch gereicht.


    Ich habe das Gefühl, dass er es nun als effektive Option für sich entdeckt hat, wenn ihm etwas nicht passt.

    Jaein. Er hat durch die Osteopathie-Behandlung gelernt, dass seine Signale für "Ich finde das gerade absolut nicht ok" ignoriert werden. Du hast beruhigend auf ihn eingeredet, aber das hat ihm in der Situation nicht geholfen - weil der für ihn blöde Reiz ja trotzdem da war.

    Gerade bei sensiblen und/oder ängstlichen Hunden sollte Osteo- und Physiotherapie sehr rücksichtsvoll aufgebaut werden. Der Hund darf und soll zeigen, wann ihm etwas absolut nicht behagt, und dann sollte man sich auch zurücknehmen, besonders wenn man als Therapierender den Hund noch nicht so gut kennt und/oder einschätzen kann.

    Dass man dabei trotzdem schmerzende Zonen bearbeiten muss, ist klar - aber gerade damit das irgendwann möglich ist, ohne dass der Hund an die Decke geht, sollte man auch viel Zeit in den Vertrauensaufbau stecken. So in die Richtung "Ich weiß, das tut dir weh, aber schau - ich nehm das wahr. Wir müssen da jetzt aber trotzdem ein bisschen arbeiten - dann bekommst du eine Verschnaufpause und Leckerli".


    Wie händle ich das? Wie soll man bei sowas reagieren?

    Tipps zum Medical und Kooperationstraining hast du ja schon bekommen.

    Ich würde mir an deiner Stelle eine Osteopathin suchen, die sich auf Angsthunde einlassen kann und sanft vorgeht. Vielleicht könnt ihr die Therapeutin dann in ihrer Praxis besuchen und Pumuky ein paar Gewöhnungsbesuche ermöglichen - da darf er sich dann die Räume in Ruhe ansehen, darf die Therapeutin kennen lernen, vielleicht können auch schon ein paar kleine Übungen gemacht werden. Da würde ich aber deutlich darauf achten, dass auch auf Pumuky Rücksicht genommen wird.


    Du schreibst, dass für dich keinerlei Warnsignale, auch kein Steifwerden etc. sichtbar waren. Beobachte Pumuky mal wirklich ganz ganz genau... zucken die Tasthaare in bestimmten Situationen nach vorne? Wann wird sein Blick härter oder weicher? Verändert sich vielleicht sogar sein gesamter Gesichtsausdruck? Was sagt die Rute aus? Stellen sich irgendwo Haare auf?


    Es gibt sooooooooooooooooo viele hündische Signale für Unbehagen und nicht jeder Hund zeigt alle. Manche zeigen nur wenige, aber deutliche Signale, bevor sie schnappen. Manche zeigen viele, unheimlich feine Signale, die dann aber oft übersehen werden. Vielleicht zeigt Pumuky auch Signale, die so unheimlich fein sind, dass ihr sie noch nicht wahrnehmt?

    Mein Rüde Dino z. B. hat mich beim Versorgen von Wunden auch schon mal gezwickt oder abgeschnappt. Weils weh tut und weil ich einige feine Signale nicht wahrgenommen habe. Das ist gerade als Hundeanfänger völlig normal und ja, Unfälle dieser Art lassen sich nicht immer vermeiden.

    Denk aber immer dran, dass der Hund das nicht böse meint. Gerade wenn die Stelle vor kurzem noch schmerzhaft war oder ggf. noch ist, ist die Zündschnur kürzer.


    Schmerzmittel würde ich trotzdem weitergeben, die Präparate helfen ja leider nicht gegen die Schmerzen... gerade wenn er da schon mal was hatte, sind da evtl. noch Verspannungen, die ihm Schmerzen bereiten.


    Kopf hoch. Sowas passiert einem grad als Anfänger hin und wieder. Mein Rüde hat mir mal einen fetten blauen Fleck mit Zahnabdruck am Oberarm verpasst, weil ich ihn vor dem Angriff eines Fremdhunds retten wollte, er sich erschreckt und mich dann gebissen hat |)


    Klar, das Vertrauen ist nach sowas angeknackst. Keine Frage. Dino hat im Herbst zwei kleine Hunde angegriffen, gott sei Dank ohne Verletzungen, und auch da hab ich echt ne Weile gebraucht, um ihm wieder richtig zu vertrauen. Am Abend des Beißvorfalls z. B. durfte er sich zwar ankuscheln, aber ich hab mich nicht überwinden können, ihn zu streicheln. Einfach, weil dieser Beißvorfall und der Schock noch so tief in meinen Knochen saß, dass ich auch dachte, Dino würde mich beißen, wenn ihm irgendwas grad nicht passt.


    ABER: Das Vertrauen kannst du dir zurückerarbeiten. Da ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. =)

  • Danke für die zahlreichen Nachrichten! Das mit dem Rückzugsort sehe ich auch so.. Mein Partner ist halt leider in seiner Art jetzt nicht so 'zart', er liebt Pumuky über alles und ist total lieb zu ihm, aber aus Pumukys Sicht womöglich zu aufdringlich.. Ich denke, ich werde das Sofa erstmal zur Tabuzone machen und ihm ein Körbchen im Wohnzimmer aufstellen, wo er nicht gestreichelt wird etc., wenn er sich darin befindet! Das mit dem Medical Training ist echt ein toller Hinweis, in der Hinsicht haben wir noch nie etwas gemacht!


    Das mit dem Gassigehen ist meiner Meinung nach auch teils verhaltensbedingt.. Wo wir ihn bekommen haben, haben wir 3 Wochen lang nur vor dem Haus gestanden, er hat dauerhaft gezittert und wollte keinen Schritt gehen. Irgendwann kam er dann in den Genuss des Spazierengehens, leider hatten wir auf dem Feld ein paar unschöne Hundebegegnungen mit unangeleinten, penetranten Hunden.. Seitdem möchte er nicht mehr aufs Feld, weswegen wir im Ortskern spazieren gehen. Es gibt eine feste Runde, die er sehr gerne geht. Wahrscheinlich, weil dort kaum was los ist.


    Wir haben echt viele Tierarztbesuche gemacht, Röntgenbilder anfertigen lassen und echt alles bei der Suche nach einer Problematik gegeben. Das MRT wollte die Klinik bei uns jedoch nur machen, wenn mit einhergehend operiert wird.


    Das war für mich sehr unverständlich, weswegen wir kein MRT machen lassen haben, zumal die Beschwerden mit der Behandlung der Tierosteopathin schlagartig besser wurden. Das Humpeln ist nahezu komplett verschwunden.


    Aber vielleicht informiere ich mich mal bei anderen Kliniken/Zentren, ob man da einfach ein MRT machen kann und die Bilder dann dem TA vorlegt.

  • und ihm ein Körbchen im Wohnzimmer aufstellen, wo er nicht gestreichelt wird etc., wenn er sich darin befindet!

    einen solchen Ruheplatz sollte er unbedingt haben. Ich würde eine (offene) Box oder Höhle anbieten. Und grundsätzlich, auch auf dem Sofa, nicht überraschend anfassen!


    (Eine Bekannte von mir hat mal ihren schlafenden Hund gestreichelt - der hat sich so erschrocken, dass er sie richtig gebissen hat. Das hat sich infiziert und sie hat sich ne Blutvergiftung eingehandelt. So blöd kann das laufen. Es SIND Hunde, die HABEN Zähne).

  • Und um mal darzustellen, wie die ersten Physiobesuche mit meiner 12-jährigen Schäferhunddame (die Menschen gegenüber wirklich ein Lamm sowie alles andere als ängstlich ist) abliefen...

    Beim ersten Besuch wurde viel gesprochen. Masha durfte sich im Physioraum umsehen, durfte Kontakt zur Therapeutin aufnehmen, wurde gestreichelt, wenn sie von sich aus kam und wurde dann erstmal nur abgetastet. Dabei hab ich sie dann mit Leckerchen gefüttert, sodass die Physio in Ruhe tasten konnte und Masha gelernt hat "Ey cool, ich werd begrabbelt und krieg dafür auch noch Futter, leicht verdientes Zeug! Geil." =)

    Dann durfte Masha auf die Physio-Liege klettern, sich hinlegen und wurde da noch mal durchgetastet. Auch hier mit Leckerlieinwurf von mir. Ich saß auch mit auf der Liege, hab das Ömchen gestreichelt und war auch mitverantwortlich für die entspannte Atmosphäre.


    Weil Masha damals noch ziemlich übergewichtig war und sich über jedes Gramm Aufmerksamkeit gefreut hat, konnten wir schon in der ersten Stunde mit dem Durchbewegen ihrer Gliedmaßen anfangen. Bei Schmerzanzeichen hat die Physio pausiert, die Stelle sanft massiert und weiter gemacht, wenn Masha wieder entspannt war. Masha hat Schmerz/Unangenehmes durch Fiepen, Physio angucken, Wimmern etc. deutlich gemacht. Darauf konnten wir reagieren und so hat sie gelernt, dass ihre Reaktion Gehör findet, man sich der blöden Stelle bewusst ist und nach Möglichkeit drumherum oder sanfter arbeitet. Das wiederum hat dafür gesorgt, dass Masha Schmerzen bei der Massage etc. auch ausgehalten hat. Dosiert, aber es ging.


    Nach und nach war dann immer mehr möglich - und dann fand Masha: "Physio ist langweilig, ich mach jetzt Blödsinn und will aufstehen". Und da mussten wir dann auch mal klar machen "Nö du bleibst jetzt liegen". Weil es tat ihr nix weh, sie fands nur langweilig :roll: Da hatte sie dann aber schon sicher 3-4 Monate lang Physiotherapie gehabt und war gewichtsmäßig im grünen Bereich, somit also auch agiler und ja ... :hust:

  • Danke für die aufbauenden Worte! Es ist wirklich schwierig, es so nüchtern zu betrachten, wie der Hund das wahrscheinlich tut. Ich hab mich auch total erschrocken und bin sowieso ein emotionaler Mensch!


    So langsam, wo ich hier weitere Berichte von Besuchen einer Physio höre, habe ich wirklich das Gefühl, dass das alles viel zu schnell ging

  • Wo ich mir das gerade so durchlese, fällt mir wirklich auf, dass das mit unserer Physio echt alles viel zu schnell ging.. Keine Frage, sie war nett und auch kompetent, aber es ging schon viel zu schnell an die Behandlungen.. Eigentlich ging es schon direkt nach 5 Minuten los, im Nachhinein gesehen war das wahrscheinlich für ihn total beängstigend..

  • Was ich auch schon überlegt hatte, vielleicht lieber zu ihr in die Praxis zu gehen, anstatt es daheim zu machen, wie seht ihr das? Vielleicht ist es ja besser auf neutralem Boden!

    Das würde ich unbedingt tun!

    Dadurch, daß er unangenehme Behandlungen in seinem Zuhause erfahren mußte, ist dieser Ort jetzt für ihn negativ verknüpft und er rechnet jetzt zuhause mit weiteren "Überfällen". So wie er auch das Feld negativ verknüpft hat, nachdem er dort schlechte Erfahrungen gemacht hat.

    Es ist daher wahrscheinlich sehr viel besser, wenn ihr in die Praxis geht, damit das Zuhause wieder zu einem Ort des Vertrauens wird.

    Grundsätzlich backen Hunde in fremder Umgebung auch sehr viel kleinere Brötchen als im eigenen Revier. Was jegliche Behandlung oft sehr erleichtert.

    Bei anderen, die vor Panik austicken, kann es natürlich auch umgekehrt sein. Das muß man im Einzelfall abwägen.

    Er bekommt mittlerweile kein Schmerzmittel mehr, sondern verschiedene Gelenk und Sehnenstärkende Präparate, Weidenrinde, MSM, Teufelskralle und co!

    Ich habe selber Arthrose und meine Erfahrung ist, daß Teufelskralle & Co nicht wirklich gegen Schmerzen wirken. Ich schließe mich daher der Empfehlung an, das Thema noch einmal anzugehen.

    Ich würde davon am liebsten ein Video einblenden, ich persönlich glaube wirklich, dass das reines Spiel une Freude ist!

    Wenn du das kannst, wäre das auf jeden Fall sehr interessant! Denn nach deiner Schilderung könnte es sowohl fröhliches Spiel als auch Beschwichtigung/Fiddeln sein. Oder eine Mischung aus beidem.


    Meine Hündin Cara wirft sich zB auf den Rücken und pfötelt, wenn sie mit Recht befürchtet, ich wolle sie baden. :flucht:


    Dagmar & Cara

  • Nur kurz zu der Situation mit der Physio: auf jeden Fall in die Praxis fahren und keine Hausbesuche.

    Fremde Menschen in seinem sicheren Zuhause, die etwas von ihm wollen, was evtl. unangenehm ist und weh tut… das ist einfach Mist.


    Das ist auch der Grund, warum wir auch ungern tierärztliche Hausbesuche machen und den Menschen raten in die Praxis zu kommen mit dem Tier. In den seltensten Fällen hat das Zuhause einen Mehrwert.

    Und die Tiere, die sowieso cool und entspannt sind, können dann auch in die Praxis kommen.

  • Der Hund hat Schmerzen. Ständig. Das macht sehr dünnhäutig. Und schnappig. Bitte nimm das nicht persönlich, ausser als Hilferufe. Ich würde dringend erst Mal Schmerzmittel und Entzündungshemmer geben, damit Mal Ruhe rein kommt. In Absprache mit tä. Und ne Physio suchen, die mit Schmerz Patienten besser klar kommt. Der arme Hund.

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