Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass dieser Artikel gemeint war. Richard J. Evans ist ein weltweit bekannter Historiker, aber mitnichten spezialisiert auf das Zusammenleben von Mensch und Wolf, sondern auf europäische Geschichte der letzten zwei Jahrhunderte mit besonderer Spezialisierung auf die Geschichte Deutschlands und da wiederum auf das Dritte Reich. Der zitierte Geschichtsband beschäftigt sich mit der strukturellen Veränderung Europas zu der Zeit durch Kriege und Kolonialisierung.

    Im fünften Kapitel (Eroberung der Natur) gibt es einen Unterabschnitt von ganzen 12 (digitalen) Seiten, der unter dem Stichwort „Zähmung der Wildnis“ firmiert und in dem die zitierten Passagen entstammen. Sind zwei Seiten, die sich mit Wölfen befassen.

    Gemeint ist vermutlich eher dieser Bezahlartikel:

    www.Welt.de - Der Wolf gewöhnte sich an Menschenfleisch

    Ich persönlich werde kein Welt-Abo dafür riskieren. Ist halt ein recht typisches Springer-Produkt.

    Prof. Dr. Andreas Deutsch ist Rechtswissenschaftler und Dozent für Rechtshistorik. Ein Vortrag von ihm namens „Als der Wolf noch böse war“ findet sich im Jahrbuch 2019 der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Ist online verfügbar, wer nachlesen will.

  • Edit: Und weils mich gerade ziemlich ärgert - habe den verlinkten Artikel zu dem Buch von Evans gerade gelesen - da wird mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten eine andere Botschaft und Intention vorgegaukelt, als Evans mit seinem Buch tatsächlich hatte. Das Zitat aus dem Bericht von Szemere z. B. war kein Zeugnisbericht über Wolfsangriffe, den er überliefern wollte, sondern er zog es als ein (ärgerliches) Beispiel über die Vorurteile über Ungarn heran, mit denen er konfrontiert war. Ein Paradebeispiel für Framing.

    Das hat Richard J. Evans nicht verdient, als Vorlage für diesen „Artikel“ herangezogen zu werden.

    Wer sich da selbst ein Bild machen und keine 20 Euro dafür ausgeben möchte: Das Buch gibts bei Skoobe zu leihen.

  • Ich weiss jetzt nicht, was die "Nebelkerze" des mehrfachen Verweises auf Evans oder das innerliche Naserümpfen über die Quelle des von mir zusammengefassten Artikels mit dessen Inhalt zu tun haben sollte.

    Der Historiker Deutsch kommt zu einem Fazit, dass die meisten hier angemessen finden:

    Zitat:"Wenn wir wollen, dass in Afrika Löwen leben und in Indien Tiger, dann können wir nicht den Anspruch erheben, ohne Raubtiere leben zu wollen. Wir dürfen die Tiere aber auch nicht verharmlosen. Sie sind gefährlich. Weil man das wusste, war es schon immer selbstverständlich, die Bestände zu kontrollieren." Zitat Ende (WELT, 10.09.2023)

  • Oh bitte nicht falsch verstehen, ich hab nach Welt, Wölfe, Historiker gegoogelt und das gefunden. Und dann nur gefragt ob es das gemeinte war.

    Und hab das auch nicht gepostet um Panik zu schüren. Ganz im Gegenteil halte ich die im Artikel erwähnten Zahlen wie 200 Wolfsopfer pro Jahr in Russland für erstaunlich wenig.

    Gemessen an der Grösse des Landes wären das 1 oder 2 in der Schweiz im Vergleich?

    In einer Zeit bevor Handy, GPS, Rettungshundestaffeln, Wärmebildkameras etc. ist das eigentlich nicht viel. Wenn man bedenkt das auch die Ermittlung der Todesursache vermutlich noch nicht weit fortgeschritten war und da bestimmt etliche Opfer einfach verunfallt sind, einen Herzinfarkt erlitten haben oder was weiss ich, und vielleicht erst im Nachhinein angeknappert wurden. Gefunden nach Tagen oder Wochen.

  • Ich weiss jetzt nicht, was die "Nebelkerze" des mehrfachen Verweises auf Evans oder das innerliche Naserümpfen über die Quelle des von mir zusammengefassten Artikels mit dessen Inhalt zu tun haben sollte.

    Der Historiker Deutsch kommt zu einem Fazit, dass die meisten hier angemessen finden:

    Zitat:"Wenn wir wollen, dass in Afrika Löwen leben und in Indien Tiger, dann können wir nicht den Anspruch erheben, ohne Raubtiere leben zu wollen. Wir dürfen die Tiere aber auch nicht verharmlosen. Sie sind gefährlich. Weil man das wusste, war es schon immer selbstverständlich, die Bestände zu kontrollieren." Zitat Ende (WELT, 10.09.2023)

    Herr Deutsch ist Rechtswissenschaftler, kein Historiker. Schon dieser sichtbare Teil des Bezahlartikels ist schlicht falsch. Die Überschrift ist mit reißerisch wohlwollend umschrieben. Und er hat den Schwerpunkt Rechtsgeschichte, was im sichtbaren Teil des Artikels ganz anders suggeriert wird. Stimmt - über diese Art Journalismus rümpfe ich bekennend die Nase. Und das nicht nur innerlich. Das „Fazit“ ist nicht mehr als ein Allgemeinplatz.

    Was den Vorwurf der „Nebelkerze“ angeht: Das ist Unfug, hier wurde lediglich nach der Quelle gesucht. Wäre nicht passiert, wenn sie gleich verlinkt worden wäre. Ich habe dann tatsächlich direkt auf den ersten verlinkten Artikel reagiert, weil ich diesen Historiker und das Buch kenne und mich sehr gewundert habe. Dass dessen Qualität zumindest zu wünschen übrig lässt - nun, dafür kann nur die Zeitung was. Aber die Art der Aufarbeitung lässt einen Rückschluss auf eine gewisse ideologische Grundhaltung zu.

    Und ich hatte Deine ergänzende Info da schlucht noch nicht gesehen, weil wir uns überschnitten haben.

    Ansonsten schreibe ich hier eh nicht mit, aus ähnlichen Gründen wie fliegevogel.

    RiaMia

    Noch zu ergänzen, dass die Reiseumstände der damaligen Zeit ganz Andere waren als heute, andere geografische Gegebenheiten da waren, 1812 der napoleonische Feldzug und im weiteren Verlauf innere Unruhen für geschwächte Menschen gesorgt haben … Da ist keine direkte Vergleichbarkeit gegeben, da wäre eine genaue historische Aufarbeitung tatsächlich sehr interessant.

  • Edit: Nochmal RiaMia

    Mir ist gerade aufgegangen, dass mein Text von gestern ggf. missverständlich war. Falls ja, dann Entschuldigung. Ich hab mich nicht darüber geärgert, dass Du den Artikel zitiert hast, sondern darüber, wie die „Welt“ das Buch hergenommen hat :smile:. Das meinte ich damit, dass Evans das nicht verdient hat.

  • Vor ein paar Wochen hat doch jemand geschrieben dass ein Herdenschutzhund (Kangal?) zum Schutz seiner Herde einen Wolf getötet hat und der Fall zur Anzeige kam.

    Hat davon mittlerweile jemand was gelesen?

  • Ich weiß das es wieder mein blödes Kopfkino ist und es in dem Fall total unbegründet war.

    Am Wochenende haben wir wie immer die Pferde von der Weide geholt. Es war schon sehr sehr dämmerig bis etwas dunkel. Sonst gehen wir eher zur anfangenden Dämmerung raus aber am Wochende kann es sein das wir auch mal etwas später sind und das werden wir auch ändern.

    Ich hatte, mag sehr übertrieben sein, richtig Angst und Kopfkino als wir raus gekommen sind und eins unser Pferd zu uns in einem heftigen schnellen Galopp zu uns gerast ist und wild schnauben und buckelnt auf dem Auslauf stehen geblieben ist. Er hat immer wieder gebuckelt, geschnaubt und in Richtung der einen Weide auf der sie standen geschaut.

    Als erstes kam mir in den Kopf der Wolf ist jetzt doch schon bei uns auf der Weide und als zweites dem Oldi könnte etwas passiert sein, weil es so warm ist und der Kreislauf schlapp gemacht hat. Wir sind so schnell wie wir konnten auf die Weide und es war zum Glück nichts. Die anderen beiden standen wohlauf auf der Weide.

    Das brauche ich echt nicht nochmal.

    Lg
    Sacco

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