Liebenswerter Freigeist

  • Lotti haben wir erst mit 5 Monaten bekommen. Leider haben wir dadurch die Prägezeit verpasst - diese durchlebte sie beim Züchter, der sie leider in kleinster Weise erzogen hat. (Sie war den ganzen Tag allein in einem leeren Raum...

    „Das wird schon, ist ja schon mein 3. Hund“.

    Von wegen!

    Lotti ist ein liebenswerter unerzogener Freigeist! Unerzogen - ja, denn sie ist extrem stur!

    Deprivation ist leider auch unser großes Problem. Aber nicht nur unseres. Vernachlässigte sachkundige Aufzucht erkennt man sehr oft, wenn man sich mit dem Thema befassen muss.. Bei kleineren Hunden wird das sehr häufig übersehen oder aus Bequemlichkeiz nicht beachtet und nicht korrigiert. Wobei man fehlende Synapsen im Gehirn nachtäglich nicht korrigieren oder ersetzen kann. Was Hänschen nicht lernt... Es gibt in der Entwicklung anscheinend kritische Zeitfenster.


    Ich habe gesucht und zufällig das gefunden. "Gehirnentwicklung im Kleinkindalter - Konsequenzen für die frühkindliche Bildung" [Martin R. Textor]

    https://www.kindergartenpaedag…chartikel/psychologie/779


    Vielleich sollte man das mal durcharbeiten.


    Ein besonderer Kulturschock ist es dann wohl für den Welpen, wenn er mit 8 Wochen von einem Moment zum anderen von der Mutter und den Geschwistern weg gerissen und in eine neue Umgebung und mitten in eine laute und völlig rücksichtsldese Stadt verpflanzt wird. Die Folge davon ist Dauerstress, der jegliche Lernfähigkeit stark behindert.


    Leider fehlt dafür auch den meisten "Fachkräften" die dringend erforderliche Berufskenntnis.

  • Wobei natürlich die Thematik als solche (sprich Hund mit ausgeprägtem Jagdtrieb schießt sich draußen ab) nun nicht wirklich was mit Deprivation und schlechter Aufzucht zu tun hat...

    Da müsste man auch bei einem perfekt aufgezogenen Hund ordentlich Arbeit investieren, damit man entspannt spazieren gehen kann.

  • Der Hund ist mit 5 Monaten eingezogen und ist nun 2 Jahre alt. Man kann nicht immer alles auf die Züchter schieben. Orientierung am Halter und Jagdtrieb muss man immer dran arbeiten

  • Der Hund hat in einer prägenden Zeit gelernt, dass er, wenn er mal rauskommt, draußen herumrennen kann wie er will, wenn ich das richtig verstehe. Dann wurde mit ihm in der prägenden Zeit nicht geübt wie er adäquat - also ruhig und gelassen mit Außenreizen umgehen kann. Und das bei dieser Mischung, die damit auch bei bestem Training eine hohe Neigung zu Problemen mit Beherrschung hat.


    Insofern finde ich den Hinweis darauf, dass diese Zeit nachhaltig viel kaputt gemacht hat schon richtig. Der Hund wird niemals ein normaler Hund draußen. Grad ist es gedeckelt. Das halten die aber nicht lange aus und dann geht's wieder ab, wenn man nicht wirklich kleinschrittig und ganzheitlich trainiert.

  • Im schlimmsten Fall, kann der Hund das Wasser meiden.

    Mensch, ich dache immer, bei Labradoodle wäre Pudel mit drin und Pudel wären auch Wasserhunde. Man lernt nie aus.



    Und um Schreck geht es auch nur bedingt, geht ja auch um Vertrauen, Freude.

    Natürlich. Kekse. Solche Sachen lernt unser Hund sofort. Er platziert sich immer dort im Weg, wo er am meisten stört. Dann bekommt er Wegezoll in Form von Keksen. Man kann sich eine Flitsche basteln aus einer kleinen Astgabel mit Gummiband. Und dann - zing - den Keks aus drei Metern ins offene Mäulchen. (Manchmal geht das auch ins Auge.)


    Oder ich gehe an die Spüle in der Küche und lasse geräuschvoll das Wasser plätschern.

  • Der Hund wird niemals ein normaler Hund draußen.

    solche Glaskugelprognosen im Internet finde ich fahrlässig.

    Vor allem, was ist normal? Was weiß man, ob der Hund nicht so ist, weil der jetzige Besitzer halt viele Fehler gemacht hat. usw

  • Hallo Lotti2019, unsere Hunde gehören mit zur Familie, und über familiäre Angelegenheiten sollte man sich in der Öffentlichkeit SEHR zurückhalten. Es gibt im Forum eine Konversationsfunktion; ganz oben rechts. Da kannst Du mir bei Interesse eine PN schicken.


    Mit "solchen Hunden" macht man Erfahrungen mit den "Mitmenschen"...

    Ganz allgemein muss ich neben der Hundehalter-Haftpflichtversicherung dringend zu einer HH-RECHTSSCHUTZ-Versicherung raten. Die ist nicht teuer. Die kann sich ganz schnell hundertfach bezahlt machen. (Diese Hunde bleiben lebenslang "Blitzknaller". Denkt einfach mal an Modehunde wie Westis oder JRT.)

    Glaskugelprognosen

    Hier sind wohl auch etliche "Züchter*Innen" unterwegs...

  • Meine Vermutung war beim Lesen :


    Ich Les einfach mal fertig und frag dann einfach mal nach, ob die Möglichkeit besteht dass die TE zuviel um des Hundes Aufmerksamkeit buhlt.

    Diese Frage hat sich beim Lesen beantwortet, weil sich ja gezeigt hat, dass es hilft den Hund weniger voll zu quasseln.


    Ungünstig ist dagegen, sich die Aufmerksamkeit durch einen Strafreiz ( Wasser) zu holen. Darauf ging man bereits ein.


    Auf die Frage : Hä? Also da sind doch Labrador und Pudel mit drin! Die lieben doch Wasser!

    Ähm, da möge man sich mal bitte mit einem Menschen treffen der seine Freizeit liebend gern im Schwimmbad verbringt oder sogar sportlich ambitioniert schwimmt/taucht und diese Person wahlweise mit einer Wasserpistole abspritzen oder nen Eimer Wasser drauf kippen. Im Winter natürlich, und unvorbereitet, du willst ja schließlich damit die Aufmerksamkeit .

    Der wird sich sicherlich drüber freuen, weil der liebt ja Wasser ;D



    Aber zurück zum Thema :


    Dein Hund hat - da er stark außenorientiert ist und von Frauchen anscheinend um Aufmerksamkeit gebettelt wurde ( bitte nicht böse verstehen - egal wie man es schreibt, das klingt einfach blöd xD ), keinen Grund eben diese Aufmerksamkeit entgegen zu bringen.

    Er bekommt Futter, er hat nen Platz zu schlafen, er kriegt die Aufmerksamkeit die er braucht schon wenn er Bock drauf hat, draußen allerdings sind andere Dinge wichtiger.

    Wichtig ist, dass es keinen weiteren Erfolg nach außen gibt, und man alternativ auslastet.

    Gut wäre Jagdersatzarbeit, die auch den Menschen so ein bisschen in den Fokus bringt/etwas Teamwork abfordert.

    Weil das vereint die Interessen des Hundes, und sorgt dafür dass der Mensch ja doch ganz spannend sein kann.


    Zur Motivation : Ich glaube es wurde noch nicht beantwortet - Wie siehts mit Spielzeug aus?

    Idealerweise etwas womit man zerren kann, damit die Belohnung interaktiv mit dem Menschen ist, aber auch wenn es irgendetwas ist was irgendwie als Belohnung beim Hund ankommt, ist das ja schon ein Fortschritt.

  • Hier sind wohl auch etliche "Züchter*Innen" unterwegs...

    Nein.... das nun gar nicht....


    aber Züchterinnen, erfahrene Halterinnen und Führerinnen, Trainer und Ausbilder .... hier ist richtig viel Wissen gebündelt ...


    zudem haben diese Leute schon oft die Trümmer von dem aufgesammelt, was übrig bleibt, wenn es schief läuft mit diesen Hunden

  • Ich hab mich durch das Thema durchgelesen und bin immer noch z.T völlig verwirrt


    Meine erste Trainerin hat versucht den Hund aversiv zu erziehen. Dem war das innerhalb weniger Tage so sch... egal. Eine andere Hündin, die mit Wasserflasche bestraft wurde, hat heute Angst vor ihrem eigenen Wassernapf. Das Wasser darin darf sich auf keinen Fall bewegen, weil sie sonst PTSD bekommt.


    Kann man machen. Von mir aus. Man muss halt einfach mit so was leben, dass man den eigenen Hund verkorkst.


    Ich persönlich denke aber, dass ihr einen Trainer braucht der euch hilft gemeinsam wieder auf einen Weg zu kommen. Vertrauen zu fassen. Regeln und Strukturen zu etablieren und mehr Orientierung an dir. Damit dein Hund dich wieder toll findet und schnallt, dass du ihm Sicherheit geben kannst. So was passiert nicht durch ständiges Einreden auf den Hund. Ich zum Beispiel blende Leute die viel reden, einfach aus. Kann mir vorstellen das Hunde das auch tun. Weil's nervig ist.


    Ich finde, dass ihr als Team vor allem am Kern arbeiten solltet bzw. du als HF. Und ich hoffe wirklich, dass du einen Trainer findest der dir zeigen kann wie du mit einem Hund fair kommunizierst. Nicht mit Gewalt, denn es gibt bei der Hundeerziehung einfach keine Abkürzung. Auch wenn es echt toll wäre, aber leider ist das nicht so.


    Es muss nicht immer Leckerlie als Belohnung sein. Ein Spiel mit dir, deine Aufmerksamkeit, (gesicherter) Freilauf, Schnüffeln etc. können auch eine Form von Belohnung sein. Man muss dem Hund nicht ständig Kekse ins Maul schieben, um zu belohnen.


    Mein Hund weiss z.B: Wenn er locker an der Leine geht kommen wir irgendwann zu einem Punkt, an dem er in den Freilauf darf und er entgeht dem Abbruch wenn er Ansätze zum ziehen macht. Aber er bekommt bei lockerer Leine immer das, wonach er sich gerade sehnt. Das ist für ihn super toll und er schnüffelt mega gerne. Er ist in gewissen Situationen leider auch kein Vorzeigehund, aber eben: Es gibt keine Abkürzungen. Fehler, die man gemacht hat, muss man halt länger ausbügeln.


    Mantrailing finde ich zum Beispiel gerade für Hunde, die gerne nach vorne ziehen, echt eine tolle Möglichkeit das auch auszuleben. Dazu lastet es aus, macht den Hund glücklich, schenkt ihm Selbstvertrauen und ihr bekommt gemeinsam als Team das Gefühl, dass ihr etwas geschafft habt.


    Streich die aversiven Methoden und diese seltsamen Trainer. Gewalt ist kein Weg, es bricht nur Vertrauen und fördert aus meiner Sicht den Aussenfokus noch mehr. Wieso soll ich mit dem Menschen kooperieren, wenn ich ihn nur so kennengelernt habe.


    Für mich ist die Hundeerziehung ein Nehmen und ein Geben. Ich kann nicht immer von meinem Hund verlangen, aber er im Gegenzug nichts von mir.

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