Hund aus der Auslandsvermittlung. Erfahrungen

  • 1. Ich habe ca. 3 Monate im Tierschutz gesucht und dann nochmal über 1 Monat gewartet, bis sie herkam. Geantwortet hat bei mir immer jemand nach wenigen Tagen oder sofort. Es hat aber auch nicht immer gepasst (da Vollzeitjob).

    2. Ich war mehrmals kurz vorm Zurückgeben (die ersten 6 Monate), hab mich aber durchgebissen und den besten Hund der Welt bekommen. Es hat sich wirklich gelohnt, sie ist mir unglaublich wichtig.

    3. Ja, die Bedenken sind sehr gut begründet! Meine Hündin war überhaupt nicht so, wie ich mir einen Hund erhofft hatte. Überhaupt nicht verspielt, extrem eigenständig, mag keine fremden Menschen/Hunde, richtet ihre Aggression immer nach vorn und weicht nicht zurück. In meinen Träumen war ein Hund immer lustig, will alles mit mir machen und springt fremde Menschen freudig an oder spielt mit anderen Hunden fangen. Tja, das war nix und ist bis heute so. Außer ihr besseres Teamplay mit mir hat sich nichts daran geändert.


    Sunny kam allerdings auch mit 1,5 Jahren zu mir und nicht als Welpe. Und sie war (sehr weit weg) auf Pflegestelle, weshalb man zumindest minimal was zu ihr sagen konnte. Also keine Blindadoption eines Hundes, der im Zwinger bewertet wurde.


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    Allgemeine Empfehlung: Tu es nicht. Kein Hund aus dem Ausland an einen Hundeanfänger. Auch kein Welpe. Du weißt nämlich nicht, was in dem Hund steckt. Besonders in Rumänien beispielsweise entpuppen sich viele Welpen später als Herdenschutzhunde. Du musst wissen, Aufzucht macht nicht den kompletten Anteil bei Hunden aus. Vieles ist Genetik. Kannst du mit allem Leben, was dein Hund eventuell mitbringt? Schutztrieb beispielsweise. Das macht Besuch extrem anstrengend, da der Hund keine Fremden reinlassen möchte. Es Bedarf schon Erfahrung, dass so ein Hund nicht zur Gefahr wird (besonders mit einer gewissen Größe). Jagdtrieb + Eigenständigkeit = für immer angeleint. Wäre das ein Problem für euch, wenn der Hund nie von der Leine darf?


    Besonders mit Kindern ist die Empfehlung ein Gang zum seriöser Züchter einer Rasse, die zur Familie passt. Also mit genetischen Eigenschaften, die sich gut eingliedern lassen. Denn nichts ist anstrengender als ein Hund, den man verbiegen will oder wo man sich selbst verbiegen muss. Eine Familie, die oft Besuch bekommt und/oder wo viele fremde Kinder vorbeikommen, sollte dringend einen Hund holen, der nicht seine Familie vor Fremden verteidigen möchte.


    Ein weiteres Problem: Deprivationsschäden. Viele Welpen im Tierschutz sind dort im Zwinger geboren oder wurden mit wenigen Wochen aufgesammelt. Sie haben also in der Zeit, bis sie zu euch einreisen (15 Wochen) nichts gelernt (oder meist nichts Gutes). In den meisten Fällen sind solche Hunde ihr Leben lang dadurch geschädigt. Sie lernen schlechter, sie sind unsicher mit ihrer Umwelt, sie brauchen sehr viel Management, um mit ihrer neuen, viel bunteren Welt klarzukommen. Wer nie gelernt hat, positiv zu lernen, der steckt für immer in einem inneren Konflikt bei neuen Lernerfahrungen. Google Deprivationsschaden einfach mal. Gerade als Neuling ist nämlich genau das schwer: Herauszubekommen, welcher Welpe ausreichend aufgewachsen ist.


    Was ich damit sagen will: Auslandshunde sind wie Lotto. Besonders, wenn man selbst unerfahren ist und nicht weiß, worauf man achten soll. Ich selbst habe diesen Fehler gemacht und blind einen Hund geholt. Auf dem Foto sah sie sehr niedlich aus, die Pflegestelle gab einige Infos und am Ende war ich total überfordert mit diesem doch untypischen, nach vorn gerichteten Hund. Ich kann nur froh sein, dass sie kleiner ist (33cm) und dadurch mit ihr gearbeitet werden kann, ohne dass sie mich quer über die Straße zieht, weil sie dem Hund von gegenüber zeigen will, dass er sich zu verpissen hat. Wie gesagt, mittlerweile sind wir super eingespielt und im Management läuft es super. Aber das ist das Stichwort: Management. Sie ist kein einfacher Mitläufer.


    Fazit: Auslandshunde können super toll sein oder überhaupt nicht passen. Wer also unflexibel in seinem Leben ist (Kinder! Arbeit!) geht bitte zum Züchter seines Vertrauens oder zum Tierschutz um die Ecke und besucht seinen Hund mehrmals. Denn am Ende zahlt der Hund das ganze Chaos, weil er für immer im Tierheim landet, wieder zurückgeschickt wird (ja, auch das ist Praxis bei Zurückgabe) oder er unglücklich verbogen wird, um zu passen. Das hat niemand verdient.

  • Ich hatte aus dem Tierheim, wo Puf herkam, einige Pflegehunde... Puf ist einfach geblieben 😅


    Als klar war, dass ein Zweithund einziehen sollte, hatte ich als erstes bei meiner Wunschzüchterin gefragt, aber aufgrund der Coronazeit lässt sie keine ihrer Hunde decken.


    Dann habe ich, beim Tierheim gefragt, wo Puf herkam - war der Vorteil, ich weiß wie sie arbeiten, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Vermittlungen ins Ausland geht (51 Tiere in 2021 wurden ins Ausland vermittelt, eine viel größere Zahl blieb in Ungarn und haben dort eine neue Familie gefunden)


    Ich wurde halt gefragt, was ich für "Wünsche" habe und demnach wurden mir 5 Hunde vorgeschlagen (die alle nicht auf der HP standen, somit gab es kejne anderen Bewerber)


    Und so zog Loki ein, der genauso ist, wie sie in beschrieben haben. Ich würde es immer wieder so machen. Aber beim Ersthund würde ich immer dazu raten, den Hund auf einer Pflegestelle kennen zu lernen.

  • ein Welpe aber keine negativen Erfahrungen/Verhaltensweisen mitbringt.

    Ein Hund braucht keine negativen Erfahrungen machen, damit es Probleme gibt.

    Nur mal als Beispiel:

    Hund wird auf einem Bauernhof in Apulien geboren. Lebt dort auf dem Hof mit einem älteren Ehepaar, ein paar Hühnern, Katzen und Ziegen, einem Esel. Schläft in der Scheune, wird gefüttert, läuft auf dem Hof mit.

    Mit 10 Wochen ist er der letzte, der übrig ist, kann nicht an die Nachbarn verkauft werden und wird ins Refugium gegeben. Dort läuft er in der Welpengruppe im Zwinger mit, bis er nach D vermittelt wird und mit 15 Wochen dorthind reisen kann.


    Dieser Hund hat noch nie eine Wohnung oder ein Haus von innen gesehen. Die einzigen beiden Autos, die er je gesehen hat, sind das, das ihn ins Refugium gebracht und das, das ihn nach Deutschland gefahren hat. Vielleicht hat er noch nichteinmal eine Teerstraße gesehen, geschweige denn einen LKW, ein Fahrrad, ein Kind, einen Staubsauger oder ein Halsband.


    Dieser Hund hat in seinem Leben nie auch nur eine negative Erfahrung gemacht, wird aber trotzdem in D schon im normalen Dorfleben in einer Familie himmelhoch überfordert sein, einfach weil er nichts kennengelernt hat, was ihn darauf hätte vorbereiten können.


    Und Welpen - auch vom guten Züchter - bringen generell eine Menge Verhaltensweisen mit, die man gerade mit kleineren Kindern als sehr negativ empfinden kann... noch nicht vorhandene Beißhemmung, noch fehlende Stubenreinheit, Talent als Inneneinrichter... all das gibt es quasi als Werkseinstellung in dem Alter.

  • Mit kleinen Kindern würde ich mir ausschließlich einen Welpen mit 8-10 Wochen holen und zwar vom Züchter oder aus einem dt. Tierheim oder einer Pflegestelle.

  • Wenn man das so liest...

    Muß ich wohl unglaubliches Glück gehabt haben.

    Conny, DSH mit unbekannter Geschichte aus deutschem TH,

    Cati, Hiro aus Spanien,

    Goofy aus einem Wald in Italien,

    Frodo, Willy, Maya von der griechischen Straße,

    Verschiede Pflegehunde und Begegnungen mit Streunern,


    Eigentlich alle tolle Hunde. Mein anstrengenster Hund bisher ist mein Welpe vom Züchter.


    Nicht zu kleinen Kindern hätte ich aufgrund der Größe (6kg) und Gesundheit des Hundes bei Hiro gesagt. Und eben bei aktuellem Hund vom Züchter.


    Es gibt im Übrigen richtig billige Flüge, man kann sich die Hunde auch vor Ort anschauen, daß Umfeld kennen lernen, die Orga vor Ort... Und das mit einem Kurzurlaub verbinden.

    Berlin Barcelona fliegen dürfte kaum teurer sein, als Berlin München fahren...


    Bei der Gelegenheit kann man auch schauen einen offenen, freundlichen Hund aus zu suchen und kein problematisches, ängstliches Tier.

  • Okay, danke schonmal für eure Antworten.


    Ich werde mal ein paar Tierheime anrufen und fragen,ob sie was geeignetes haben. Viele Hunde sind halt leider zu groß, alt, vorerkrankt oder benötigen Sachkunde. Zumindest die, die auf der HP's zufinden sind. Tierheim 300km weit weg wäre mir zu weit, weil wir das ja mit Kindern machen und das dann schon viel Fahrerei an einem Tag ist. Zimal man ja vermutlich häufiger hinfährt. Also alles im Umkreis von 120km ist okay. Natürlich schaue ich auch nach Pflegestellen hier in Dt. aber auch da muss man ja was passendes finden. Wäre mir auch definitiv lieber, wenn man den Hund gleich mit den Kindern anschauen kann um zu sehen, wie beide Seiten miteinander klar kommen. Unsere Kinder sind bei Hunden eher scheu und zurückhaltend.


    Der Verein ist schon seriös, es wurde sich viel Zeit genommen und der doch sehr ausführliche Fragebogen besprochen. Sie hat uns schon den ein oder Zahn gezogen und Anregungen zum Nachdenken gegeben, damit wir auch genau wissen, worauf wir uns ggbf einlassen. Ich möchte jetzt auch nicht auf Krampf einen Hund aussuchen, nur um einen Hund zu haben. Foto ist halt so eine Sache, kann gut gehen, oder eben auch nicht.


    Einen Hund vom Züchter möchten wir nicht so gerne, einfach weil es mMn genug arme Seelen gibt, die ein Zuhause benötigen. Da brauche ich keinen extra gezüchteten Nachwuchs für, auch wenn das vielleicht der einfachere Weg wäre.


    Bezgl Direktvermittlung habe ich auch bedenken, daher habe ich hier um Erfahrungswerte gebeten. :)

  • Also arme Seelen retten, aber der Hund darf weder krank noch schon älter noch weiter weg zum kennenlernen sein? Und dann bitte noch ohne „Probleme“ kommen und super mit Kinder klarkommen.


    Geht für mich nicht so wirklich auf.


    Entweder ihr wendet euch an einen Züchter und sucht das, was ihr haben wollt. Oder ihr überdenkt, was ihr leisten könnt an Anpassung und Kompromissen. Ein Hund aus einer Pflegestelle (idealerweise mit Kindern) würde wohl auch Sinn machen. Direktimport never ever. „Einer armen Seele ein Zuhause geben“ heisst nicht, einen Hund aus dem TS retten und von dem erwarten, dass er wie ein gut gezogener Welpe drauf ist. Und noch das ist schwierig genug als Anfänger.


    Mein Tip: sucht euch einen guten Trainer (Empfehlungen sind hier oft möglich wenn ihr eure Wohnregion nennt) und lasst den jetzt schon mitreden und helfen bei der Hundeauswahl. Das machen die gerne und gut. Und oft besser und unabhängiger als ein Verein oder Tierheim.

  • Von einer Direktvermittlung aus dem Ausland würde ich als Anfänger und mit Kindern auch abraten (und allgemein von Welpen, bei denen man so gar nicht weiß, was da rassemäßig drin steckt).

    Kennst du zergportal.de? Da kannst du nach Hunden aus dem Tierschutz suchen, die bereits in Deutschland sind. Allerdings ist es natürlich idR so, dass unproblematische Hunde meist schnell vermittelt sind, da muss man etwas Geduld haben oder den Suchradius vergrößern, man kann ja z. B. übernachten, wenn die Strecke zu lang ist, um am selben Tag wieder zurückzufahren. Ich würde einen eventuell passenden Hund wohl auch erst mal ohne Kinder anschauen gehen.

  • Einen Hund vom Züchter möchten wir nicht so gerne, einfach weil es mMn genug arme Seelen gibt, die ein Zuhause benötigen. Da brauche ich keinen extra gezüchteten Nachwuchs für, auch wenn das vielleicht der einfachere Weg wäre.

    Das wäre ganz direkt gelebter Tierschutz.

  • 1. Wir haben eine Woche gesucht.


    2. Nein!


    3. Wir haben den Hund aufgrund der Beschreibung (Foto eher nicht, das gefiel uns gar nicht) ausgesucht und dann auf einer Pflegestelle besucht. Da sofort die Chemie stimmte, die Hündin sich auch super mit unserem Rüden verstand, haben wir den Hund dann sogar sofort mitgenommen.


    Wir haben übrigens auch Kinder (damals 12). Oft sollen Kinder mindestens Schulalter haben oder Erfahrung mit Hunden, was ich auch nicht ganz verkehert finde.


    Bei uns hat es super geklappt, wir haben einen tollen Hund bekommen und würden es immer wieder so machen.


    LG

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