Hündin hat Angst vor mir nach Strom-Weidezaun-Unfall

  • Ich teile also nicht die hier vorherrschende Meinung: "ist nicht schlimm, wenn ein Hund mal an einen Stromzaun kommt". Ist schlimm. (Natürlich solltest du nicht noch mehr Drama drum veranstalten, das stimmt)

    Es geht doch gar nicht drum, dass es nicht schlimm ist oder nicht wehtut.

    Hat auch keiner so geschrieben, oder?

    Aber als Hundehalter muss ich da einfach mit einer gewissen Souveräntität reagieren.

    Je schlimmer es ist, desto gelassener musst DU bleiben.

    DU musst dem Hund VERMITTELN: „Schau, das ist gar nicht so schlimm. Gleich ist wieder alles in Ordnung.“

    Egal, ob das jetzt tatsächlich schlimm war oder nicht.

    Wer Kinder hat, kennt das zur Genüge.

    Wenn mein Kind sich verletzt, dann muss ich doch auch funktionieren.

    Kopfloses Herumschreien und Abtatschen oder Umarmen macht die Situation hier wie da nicht besser.

    „Oh mein Gott!!! Dein Arm hängt ja nur noch rum!!! Der ist aaaaaabbbbb!!!“ trägt weniger zur Beruhigung bei als „Ok. Schau mich fest an, es ist nicht so schlimm. Wir fahren ins Krankenhaus.“

    Das ist beim Hund nicht anders.

    Und ohne Panik lässt sich alles besser händeln.


    Manche Menschen haben diese Souveränität von Natur aus.

    Andere müssen hart dran arbeiten.

    Aber wenn man für andere verantwortlich ist, egal ob Kinder, Ältere, Kranke, Tiere…, dann sollte man sich das ganz dringend so weit wie möglich aneignen.

  • Danke für die Antworten. Ich hatte meinen Hundetrainer vom Mantrailing mal deswegen gefragt und da dieser leider kein Einzeltraining mehr anbietet hat er mir eine Trainerin empfohlen. Allerdings hat diese 2 Tage auf einen Rückruf warten lassen, so dass ich an dem Problem selbst gearbeitet habe.


    Ich fuhr mit Mimi zum Gassi immer in den Wald und machte dort Futterdummy Training, d. h. ich warf den Futterbeutel, versteckte ihn im Wald etc. Immer wenn ich merkte, dass sie nicht mehr weitergehen will habe ich mich und den Futterbeutel interessant gemacht und so konnten wir eine normale Runde spazieren gehen. Nach 2 Tagen merkte ich schon, dass sie entspannter läuft und heute konnte ich ganz normal mit ihr eine Gassirunde in den Stadtpark unternehmen (ohne Futterbeutel). Außerdem habe ich mir vorgenommen (schon bevor Eure Kommentare dazu kamen, die kamen ja erst heute) souveräner mit ihr umzugehen. Und nicht gleich aus Panik loszuschreien, sondern erst mal kurz durchzuatmen, nachzudenken und dann handeln.


    Danke für den Hinweis zum Elektrozaun: dachte echt immer, dass das Klacken darauf hinweist, dass der Zaun unter Strom steht.

  • och man kanns auch mit Absicht falsch verstehen ...


    Es geht hier in meinen Augen nun mal nicht NUR um eine Fehlverknüpfung, weil Frauchen Drama macht. Kontakt mit einem Stromzaun ist für Hunde (v.a. kleine oder wenig befellte) richtig richtig scheisse. Und gefährlich.


    Ich kenne durchaus Hunde mit ausgesprochen souveränen Haltern, die trotzdem massive Probleme danach hatten/haben (sitzen nur noch zitternd im Stall, sind noch nach Monaten panisch, waren tagelang verschwunden)


    Also ja, souveränes Reagieren hilft und ist wichtig und hilft dem Hund. Alles schon gesagt.


    Darüber hinaus will ich aber sehr deutlich davor warnen, Hunde an Stromzäune rasseln zu lassen.

  • Bei unserem Stromgerät (30 Jahre Pferdehaltung) knackt es am deutlichsten wenns nass ist irgendwo oder irgendwo das Band auf der Erde hängt

  • Puh, böser Fehler denn: Vermenschlichung des Hundes. Kinder kann man so trösten, Hunde nicht. Dann kommt sowas dabei raus.

    KayaFlat hat es in meinen Augen perfekt beschrieben. So würde ich es auch machen.


    Mein Hund ist 1jährig in seiner ungestühmen Phase auch in Kontakt mit einem Weidezaun gekommen. Er wollte die Schafe dahinter jagen. Er hat gequiekt und ist mit eingezogenem Schwanz zu mir gelaufen. Meine Reaktion war: "Tja, lass das blöde Jagen sein!", habe ihn angeleint, wir haben uns noch eine Weile die Schafe angesehen (die er auf einmal gar nicht mehr jagen wollte) und sind dann weiter. Ich bin dabei völlig entspannt geblieben. Wenn er in den darauffolgenden Monaten irgendwo Schafe gesehen hat, hat er an der Leine immer in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Er hatte den Stromschlag also mit den Schafen verknüpft. Ich habe darauf nicht reagiert, ihn auch nicht für's blöde Ziehen geschimpft (ich wusste ja, was los war) und nach'ner Zeit hat sich das von ganz alleine wieder gelegt. Allerdings keimt sein Jagdtrieb bei Schafen bis heute nicht mehr auf.

  • Es gibt Trösten und es gibt Trösten.

    Meine voll krassen Kangals werden auch von mir "getröstet", wenn sie sich i-wo wehtun, ob nun am Zaun, am Rind oder sonstwie.

    Bei doch recht akuten Schmerzen durch einen Zaunimpuls ist das für den Moment völlig ok und hilfreich. Der Kontakt zu mir dient dann jeweils dazu, dass der Hund sich wieder "sammeln" kann. Und dann kanns weiter gehen.


    In der hier beschriebenen Situation war die entstandene "Dramatik" der Fehler, nicht das Trösten an sich.


    Nach 2 Tagen merkte ich schon, dass sie entspannter läuft und heute konnte ich ganz normal mit ihr eine Gassirunde in den Stadtpark unternehmen (ohne Futterbeutel)

    Das ist doch schon super.


    Und nicht gleich aus Panik loszuschreien, sondern erst mal kurz durchzuatmen, nachzudenken und dann handeln.

    Genau so. Ich bin sicher, Du kriegst das hin.

  • Hallo,

    unsere Hündin hat leider auch einmal Bekanntschaft mit einem Elektrozaun gemacht, Sie hat richtig gefiept. Was wir dann in der Situation genau gemacht haben weiß ich nicht mehr, wir sind recht zügig weiter gegangen. Allerdings konnte ich dann mit ihr 3 Wochen lang nicht an einem Zaun entlang gehen, egal wo. Ich habs dann so gut es ging vermieden, oder wir haben einen größeren Bogen drum gemacht, irgendwann hat sie ein Zaun dann nicht mehr gestört, aber die Zeit wo sie Angst hatte war sehr anstrengend. Manchmal bin ich zurück gegangen, manchmal hab ich einfach auf sie gewartet und wir sind Schritt für Schritt gegangen, ich muss leider auch gestehen, es gab auch Momente da hab ich sie dann gezogen. Sowas tut mir dann immer Leid aber in manchen Situationen (Straße, anderer Hund, etc) muss man irgendwie dran vorbei.

    Erst mal Zäunen aus dem Weg gehen und peux a peux rantasten, das wird schon wieder, irgendwann klappt das :)

  • Hier im Forum gab es schon einmal jemanden, dessen Hund einen Schlag ganz blöd falsch verknüpft hatte - kommt also vor, auch unabhängig von deinem Verhalten und deiner Reaktion.


    "Überdramatisierend", das Wort ist ja gefallen, finde ich persönlich dies:

    Einmal habe ich leider nochmal ihr Vertrauen kaputt gemacht. Ich war morgens mit ihr hier bei und um den Block und sie setzte sich hin, stemmte sich in die Leine, so dass sie aus dem Halsband rutschte. Da das direkt an der Straße war schrie ich laut los und rannte auf sie zu - da hat sie sich vor mir ängstlich weggeduckt. War echt blöd von mir, aber ich hatte Angst, sie rennt auf die Straße.

    Damit "machst du kein Vertrauen kaputt". Du hast gedonnert, der Hund hat es auf sein Verhalten bezogen und ist deutlich ins Meiden gegangen - mehr ist nicht passiert. Sollte nicht dein Standard-Repertoire werden... aber ich denke alle von uns haben schon mal überreagiert, wenn sie sich wirklich erschrocken haben (und den Hund dann damit wiederum erschrocken).

  • Was ich bei meinen ultra sensiblen Hunden festgestellt habe ist, dass sowas wie: "Wir machen dann da extra was Schönes!", die noch misstrauischer macht. Bei meiner Hündin, die zwar durchaus auch eine kleine Drama Queen, aber per se viel weniger sensibel ist, funktioniert das hingegen richtig gut.

    Da muss man immer schauen, was für einen Typ Hund man vor sich hat und immer wachsam sein, dass die "wir heitern die Stimmung auf" Versuche nicht nach hinten losgehen.


    PS: Wie ich das Border Collie Drama vermisse.... Unvergessen, als ich der Kröte beim Anleinen auf die Pfote trat und dann eine Woche lang bei jedem Anleinen angeknurrt wurde.

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