Leinen-Rowdys - Der Pöbel-Thread

  • Oliv hat ja auch ordentlich gepöbelt (und Leni hat es ihr nachgemacht). Es fing schleichend an mit dem erwachsen werden und ist rein territorial motiviert und weils halt Spaß macht. :muede: Sie hat nie schlechte Erfahrungen gemacht oder wurde angegriffen, im Freilauf außerhalb unserer Hood ist sie wirklich verträglich und hat kein Thema mit anderen Hunden (es sei denn die sind unhöflich, aber das wird klar kommuniziert).


    Irgendwann konnte ich es nicht mehr ignorieren und habe angefangen mit click für Blick und Bögen laufen bzw. ein Alternativverhalten einfordern (abgewandte Seite, eng bei mir, mich anschauen). Hat sie auch schnell kapiert, hat funktioniert, aber der Abstand lag immer noch bei 4-5 Metern. Hört sich nicht viel an, aber die Feldwege sind nicht so breit und oft stand ich im matschigen Acker und es hat mich doch genervt. Zumal es 1 km weiter im Nachbardorf vollkommen problemlos funktionierte.


    Nun ja, wir übten also weiter fleißig vor uns hin und eines Tages näherten wir uns einem netten weißen Wuschel. Der Weg war breit genug, beide Mädels entspannt auf der anderen Seite, ich dachte noch: läuft und dann sind sie vollkommen eskaliert. Von 0 auf 100 auf 0 in 3 Sekunden oder so. Einfach mal bisschen das Selbstbewusstsein aufpoliert... Und dann bin ich vollkommen eskaliert und habe die beiden ziemlich zur Sau gemacht, auf dem Weg, an der Hauptstraße. |) War nun nicht meine Sternstunde in der Hundeerziehung, aber mir ist nach 1,5 Jahren echt komplett der Kragen geplatzt. Danach hats irgendwie klick gemacht, bei den Mädels (aha, die findet das wahrhaftig richtig kacke) und bei mir (ICH WILL DAS NICHT!!!)


    Danach kamen sie erst mal an Halsbänder statt ans Geschirr, da ist die Leinenführigkeit nämlich deutlich besser und ich bin ganz viel woanders hingefahren und habe mit ihnen geübt in Situationen, wo sie eben nicht angespannt waren.


    Seitdem haben sie quasi nicht mehr gepöbelt. :nicken: Klar, wenn der andere Hund fixiert, sich ablegt oder selbst pöbelt ist es immer noch schwer. Oliv fällt das ignorieren leichter, Leni entfleucht dann schon nochmal ein knurren, aber kein Vergleich zu früher.


    Und so blöd es klingt, aber die Einstellung macht da wirklich viel aus. Früher war es bei mir immer: Oh Gott ein Hund! Mittlerweile, durch die vielen guten Begegnungen, bin ich einfach viel entspannter. Wenns eng wird setze ich sie trotzdem ab, das fällt beiden viel leichter und sie werden immer noch belohnt, aber ich bin sehr zufrieden wie sich das Ganze im letzten halben/dreiviertel Jahr entwickelt hat. =)


    Generell ist es mit zwei Hunden halt schwieriger, weil die sich gegenseitig pushen. Das kam bei uns noch dazu.


    Aber et läuft. :bindafür: *dreimal auf Holz klopf*

  • Ich bleib auch mal hier.
    Ich hatte unter all meinen Hunden bisher noch keinen Pöbler. Vielleicht Motzer. Oder Kurzbescheidsager. Aber ich hatte nie ein Problem mit Leinengepöbel.

    Bis: Alma und Elsa kamen.

    Alma ist keine ausgemachte Pöblerin aber braucht dafür schon entsprechende Anweisung. Mich hat das damals kalt erwischt. Es hat dazu geführt, dass ich nach tausend Jahren wieder aktiv im DF bin. Mit "Meine Hündin ist ein Arschloch" startete ich mein großen Comeback.
    Alma kam nämlich (ca 3 Jahre alt) und war einfach entzückend. Supercharmant mit Ersthund Bolle, etwas unsicher mit anderen Hunden aber wirklich nett. Sie spielte sogar mal sehr ausgelassen mit einer Fremdhündin. Bis sie irgendwann anfing, alle wegzumobben. Sie ist mit Karacho auf andere Hunde zu und wollte die scheuchen, ohne, dass die sie auch nur bemerkt hätten.
    Das kam total plötzlich und verschlimmerte sich sehr schnell.
    Zum Glück will Alma alles richtig machen und lässt sich immer sofort abbrechen, inzwischen passiert es kaum noch, das sie pöbelt. Man muss ihr eigentlich immer nur sagen, was sie stattdessen machen soll und darf sie nicht allein in der Situation lassen. Zumindest bei größeren Hunden. Kleine Hunde findet sie richtig ätzend, da ist ihre Toleranz deutlich geringer.
    Eigentlich wüsste ich gerne mal, wie sie im engen Kontakt interagieren würde - aber ich trau mich einfach nicht mehr. Als mir damals hier gesagt wurde, dass meine Hündin nunmal nicht everybody's darling ist und Fremdhunde einfach nicht braucht, war ich ein bisschen traurig. Ich hab mir immer gewünscht, dass es irgendwann doch wieder ganz unkompliziert laufen könnte. Aber noch muss ich immer ein Auge drauf haben. Sie ist jetzt ein Jahr hier.
    Ich würde sie als unauffällige Hündin beschreiben, allerdings merken die Leute auch nicht, dass da ganz viel Management drin steckt.


    Elsa dagegen ist die schlimmste Pöblerin, die ich mir am Ende meiner Leine vorstellen kann. Sie ist schwer herzkrank und darf sich nicht aufregen. Aber sie regt sich halt immer auf. Inzwischen, sie ist nun 10 Monate hier, schaffe ich es meist, sie mit Leckerchen umzulenken. Aber wenn ein fremder Hund zu nah ist, plötzlich um die Ecke kommt oder direkt von der Tür entlang geht, wenn wir gerade rauswollen, regt sie sich so sehr auf, dass sie keine Luft mehr kriegt und danach Würge- und Hustenanfälle bekommt. Ich komm auch nicht dahinter, was es bei ihr ist. Näher an zuhause ist es schlimmer. Und wenn Alma dabei ist, auch, glaube ich. Hier scannt sie permanent die Umgebung, ein Hackenporsche wird da schon mal zum Hund umgedeutet und führt zu einem Ausraster. Ist schlimm. Schränkt enorm ein. Und sie lernt soooo langsam. Ich würde so wahnsinnig gerne mal wieder so entspannt an den Rhein fahren oder ins Hundeauslaufgebiet. Aber es geht einfach nicht.

    Ich freu mich immer über Regen. Bäh.

  • Chilly war am Anfang, als ich ihn übernommen hatte, auch ein ziemlich arger Leinenrambo, einmal blieb ich mit dem Finger in der Leine hängen, dann war der Finger gebrochen, und einmal stürzte ich übelst auf den Hinterkopf :roll: , zum Glück ist mir da nichts passiert.

    Ich dachte mir dann, es wäre eine gute Idee, zu einer Hundetrainerin (die sich Hundepsychologin nannte :hust: ) zu gehen, die eine spezielle Gruppe für "reaktive Hunde" hatte.

    Ok, am Anfang fand ich es da gar nicht mal so schlecht, wir haben Z+B geübt, das hat die "Hundepsychologin" vom Prinzip auf ihren Schulungen dann noch verstanden gehabt, nebenher wurde dann wirr mit Cavaletti geübt und der Geschirrgriff war einfach, daß man am Geschirr zuppeln sollte und dann wäre das die konditionierte Entspannung :dead:


    Ok, ich dachte mir, so wird das nix :D, durch diesen Fokus auf die Leinenpöpelproblematik gab es auch irgendwie nur noch "Leinenpöpel - Gegend scannen - einsame Wege gehen". Total bescheuert, alles hat sich nur noch um "oh Gott, nur keine Hunde treffen" gedreht.


    Das war mir dann zu doof, ich hab dort nicht mehr mitgemacht, erstens war die Unfähigkeit dieser Frau sagenhaft und zweitens empfinde ich persönlich die Fokussierung auf das sichtbare Hauptproblem falsch. Habe ich eigentlich noch nie so gemacht, warum sollte ich damit plötzlich anfangen.


    Ich hab dann eine 5 Meter Leine verwendet und da Chilly eigentlich nicht zum Raufen neigt, habe ich halt die Tutnixe, die hergelassen wurden, als gutes Übungsobjekt genützt und dann die Leine einfach lang gelassen. Kein Geschisse mehr, weil eigentlich, warum auch. Dann waren sie halt kurz da. Dann war ich nicht genervt von Tutnixen, war dadurch allgemein wieder normal und so hat sich das eingependelt. Wurden Hunde hergelassen, wars mir egal (außer bei Aggrohunden, aber das sieht man ja lange vorher, da bin ich ausgewichen) und an angeleinten Hunden gingen wir im Bogen oder auch andere Straßenseite vorbei und Belohnung war der Dummy (Futter ist nicht so seins als Belohnung). Kein Scannen, kein Streß.


    Es wurde schlagartig besser, einfach, weil ich auch kein Trara mehr drum gemacht habe, und einmal gabs halt auch ganz einfach einen gewaltigen Anschiss, das saß.

    Chilly regt sich je nach Hund (aufstrebender Rüde in unserer Gegend ist halt schon ein Aufregefaktor) mäßig auf, ein "Nein" genügt aber, er läßt sich auch generell mit einem "Schau" (zu mir) gut wieder vom Aufregen abbringen.


    Manchmal machts ihm auch einfach Spaß, einen anderen Hund auf Distanz blöd anzumachen, er weiß ja eh, daß er an der Leine ist, er schaut dann danach auch höchstzufrieden und findet sich einfach supertoll :roll:

  • Das merke ich auch an mir und meiner Mutter, Nala pöbelt bei mir auch manchmal. Deutlich öfter aber bei meiner Mutter. Weil die einfach unglaublich unentspannt ist, die Leine ganz kurz nimmt und auf den Hund einquatscht.

  • Manche von euch reden von einer "Ansage" oder "Anschiss", wenn es anders nicht geht.

    Könnt ihr mir konkret sagen, wie so eine "Ansage" bei euch aussieht?

  • Skadi pöbelt grundsätzlich alles an, unabhänging vom Geschlecht. Vor allem schwarze Hunde und alles was aufdringlicher und hibbelig ist.

    Border Collies sind bisher überhaupt kein Problem. Wenn wir im Freilauf sind ignoriert sie die Hunde bis zu einem gewissen Punkt. Ich merke schnell wenn bei ihr die Stimmung kippt, nämlich dann wenn sie bedrängt wird. Das fängt schon bei anschauen an, dann schnappt sie ab und sucht Schutz.


    Wenn wir spazieren und uns ein anderer Hund entgegen kommt wird schon von weitem fixiert und sie fängt an an der Leine zu ziehen Kurz vor der Begegnung fängt sie dann an zu knurren und zieht am Hund vorbei, man merkt da deutlich das die Situation zu gruselig für sie ist. Wann immer wir können weichen wir aus und wenn das nicht geht kommt sie auf die abgewandte Seite und wir gehen straight dran vorbei. Sobald der Hund hinter uns ist ist alles cool und sie kann von der Leine, von alleine würde sie nicht wieder umdrehen.


    Wenn sie im Freilauf einen anderen Hund auf der gegenüberliegenden Seite des Damms sieht rennt sie zwar noch runter an die Wasserkante und pöbelt, mittlerweile kann ich sie aber aus der Situation rufen. Ich mache dann ein bissche UO (was erstaunlich gut klappt) und sobald wir am Hund vorbei sind ist auch wieder gut.


    Ich hatte getsern in nem anderen Thread geschrieben das wir an einem tobenden HSH vorbei mussten. Skadi hat stur nach vorne geschaut und wollte nur so schnell wie möglich vorbei. Das pöbeln ist also bei ihr durchaus vom auftreten des anderen Hundes abhängig. Hätte sie in dem Moment blöd gemacht wäre die Begegnung wahrscheinlich anders ausgegangen.


    Ich hätte gerne das sie hinter mir läuft oder maximal auf meiner Höhe aber das ist gar nicht so einfach. Wenn sie wirklich aggro oder total eingeschüchtert ist zieht sie, wenn ich sie auf die Seite nehme, immer wieder vor meine Füße. Um schneller dran vorbeizukommen oder den anderen besser im Blick haben zu können, keine Ahnung.

    Es wird langsam besser, sehr sehr langsam aber immerhin.

  • Manche von euch reden von einer "Ansage" oder "Anschiss", wenn es anders nicht geht.

    Könnt ihr mir konkret sagen, wie so eine "Ansage" bei euch aussieht?

    Bei mir ist das ein simples ey oder es reicht. Ich neige aber nicht zu Ansagen also sind meine Hunde da sehr empfänglich dafür. Und sie sind halt recht leicht abzubrechen, laut werd ich da nicht.

    Piero und mo waren da etwas robuster, denen hab ich mich schon mal körperlich in den Weg gestellt und sie abgedrängt

  • Wir reihen uns auch mal mit ein.


    Carlo hat früher auf alles reagiert, was am Horizont aufgetaucht ist, und irgendwie nach Lebewesen ausgesehen hat. Andere Hunde, Menschen, Radfahrer, Autos, Plastiktüten im Wind - alles. In seinem Tunnel dreht er sich auch schnell um und würde in Beine und Arme beißen - was er halt gerade so erwischt.

    Die Motivation hinter dem Verhalten hat je nach Tag/Trigger/Mondphase variiert, von echter Aggression über Schutz- und Territorialverhalten bis zu Angst und Unsicherheit.


    Unsere wichtigsten Werkzeuge waren Click für Blick, Zeigen und Benennen, deeskalierendes Sitz und natürlich alles an Management wie Abstand, umdrehen, andere Zeiten für Spaziergänge, sicheres und bequemes Equipment für Hund und Mensch.

    Was bei uns nicht funktioniert, ist ablenken und vorbeigehen - so gut kann meine Ablenkung nicht sein, dass Carlo nicht auf Höhe des Triggers doch ausrastet. Überhaupt ist in-Bewegung-bleiben für Carlo sehr, sehr schwierig - egal, ob wir auf den Auslöser zu gehen oder uns weg bewegen. Besser ist seitlich ausweichen, absitzen und Carlo gucken lassen. Er braucht Zeit, um Dinge zu bewerten und in seine Schubladen einzusortieren. Ich achte darauf, dass er nicht ins Fixieren fällt und immer wieder den Blick abwendet, aber so kommen wir am Besten durch Begegnungen - selbst wenn wir angepöbelt werden.


    Wir haben früher wöchtenlich auch an Social Walks teilgenommen, aber mehr um die Werkzeuge noch mit Ablenkung zu üben, als dass Carlo daraus hätte ableiten können, dass Hunde ja gar nicht so schlimm sind. Dass ein Social Walk nicht das echte Leben ist, hatte er schnell raus.

    Spaziergänge mit anderen DF-Hunden helfen uns da gerade noch viel mehr, der direkte Kontakt, das Ausprobieren und auch mal Grenzen von Hundefreunden gesetzt zu bekommen, hat Carlo enorm weiter gebracht.


    Meine Einstellung war auch ein wichtiger Punkt - haben hier ja auch schon viele angemerkt. Seit ich nicht mehr mit "Ohgottohgott ein XYZ, hoffentlich kommen wir da gut durch" an die Sache ran gehe, ists viiiiel einfacher geworden.

    Wütend werden darf ich halt nicht - das ist nur Öl in Carlos Feuer. Ich darf weder vom Auslöser noch von Carlo genervt sein, sonst eskaliert alles noch viel mehr. Und eine "Ansage" machen, würde bei uns nur nach hinten los gehen - im schlimmsten Fall werd dann halt ich angegangen, brauch ich nicht, lieber den inneren Buddha pflegen und lächeln, lächeln, lächeln *oooooomm*


    Dank Spirelli hab ich im Mai 2020 angefangen, alle Hundebegegnungen zu tracken und eine Statistik darüber zu führen. Nicht lachen, mir hat das nochmal wirklich deutlich geholfen. Denn plötzlich hab ich gesehen, dass es ja doch voran geht, dass wir uns im Schnitt ja doch immer einfacher durch Hundebegegnungen bewegen und mein Fokus ging weg von den schlimmen Begegnungen hin zu den ganzen Guten. Und bei früher um die 60 Hundebegegnungen pro Woche waren da doch viele gute dabei :nicken:


    Mittlerweile sind nicht-lebendige Dinge gar kein Problem mehr, Radfahrer und Autos meist auch keine (außer wenn sie uns Nachts mit Licht entgegen kommen, da wird noch ab und an reagiert, wenn zu wenig Platz zum Ausweichen da ist).

    An Menschen können wir an guten Tagen im Abstand von 2m vorbei, an schlechten Tagen weiche ich lieber großzügig aus.

    Bei Hunden kommts drauf an - manche können wir im Abstand von 5m vorbei ziehen lassen, bei anderen reicht die Mitte vom Feld noch nicht aus, damit Carlo entspannt bleibt. Aber hier im Dorf kennt man uns und wir kennen die anderen Hundebesitzer, deshalb gibts eigentlich kaum noch Probleme direkt in den Begegnungen.


    Unser großes Problem ist jetzt nur noch nach der Begegnung.

    Selbst den Erzfeind können wir ganz gut vorbei lassen, aber sobald wir in seine Spur kommen, explodiert Carlo gerne. Er bringt das irgendwie nicht so richtig zusammen, also dass der Hund, der gerade vorbei gegangen ist, und der Geruch, der da noch hängt, zusammen gehören...

  • Manche von euch reden von einer "Ansage" oder "Anschiss", wenn es anders nicht geht.

    Könnt ihr mir konkret sagen, wie so eine "Ansage" bei euch aussieht?

    Weißt du grundsätzlich was es ist und willst nur abgleichen zu deiner „Ansage“?

    Oder willst du erstmal wissen, was „Ansage“ bedeutet?

  • Gestern gab's wieder so eine Begegnung, da konnte Max sich nicht ganz beherrschen und hat einmal geblafft, gerade als wir vorbei waren bei einer Frontalbegegnungen.

    Weil Dexter am (kaum hörbaren) Grummeln war, denn der Hund war ein alter SchäferhundMix, und Schäferhunde findet Dexter eher unnötig.


    Max fühlt sich zuständig und Dexter findet sich super, denn er war ja ruhig |)

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