Rumänischer Junghund überfordert mich

  • Vieles, was du schilderst, erinnert mich an meinen Rüden, als er bei mir noch ganz neu war. Dino hat zu dem Zeitpunkt aber schon 2 Jahre in Berlin gelebt und kannte den deutschen Hundealltag daher schon - trotzdem hat er mich an manchen Stellen überfordert. Manchmal hätte ich ihn auch gerne auf den Mond geschossen...

    Als Beruhigung vorweg: heute ist er der tollste Hund überhaupt. Ich kann mir ein Leben ohne meinen Terrorkeks nicht vorstellen.


    Seit 6 Wochen wohnt Lily bei mir. Sie ist eine ca. 10 Monate alte Mischlingshündin und kommt aus Rumänien.

    Sechs Wochen sind nicht lange. Du musst bedenken, dass sie ja nun in einem völlig neuen, fremden Land lebt. Sie versteht deine Sprache nicht, sie kennt das Leben im Haus vermutlich auch nicht und Gassi gehen wird ihr sowieso fremd sein. Für sie ist das alles völlig neu. Neue Gerüche, neue Geräusche, neue Menschen, neue Worte ... auf einen Auslandshund prasseln in den ersten Wochen und Monaten SO VIELE neue Reize ein, dass viele damit völlig überfordert sind.


    Angeblich ist sie sehr verträglich mit Hunden und Menschen, kennt die Leine, ist nicht ängstlich und super lieb und dankbar.

    Das "dankbar" streich mal aus deiner Vorstellung. Auslands- und Tierschutzhunde sind nicht "dankbar". Die sind erstmal völlig verstört, wenn sie in eine neue Umgebung gebracht werden, insbesondere nach einem langen Transport wie eben aus Rumänien ...


    An der Leine gehen? Fehlanzeige, sie zieht wie eine Wahnsinnige, würgt sich am Halsband beinahe ab und selbst am Geschirr fängt sie an zu keuchen. Ich übe indem ich immer stehen bleibe, wenn sie zieht, aber das bringt gar nichts. Mit der Methode stehen wir 1 Stunde lang für 5 Meter. Sie hört selbst im Stehen nicht auf zu ziehen.

    "Kennt die Leine" heißt in vielen Fällen eher "rastet nicht völlig aus, wenn man sie anleint". Ich glaube, du hast das als "geht schon gut an der Leine" interpretiert, kann das sein?

    Dino hat, als er zu mir kam, auch erstmal gezogen wie ein Irrer. Mit seinen 16 kg war er gut zu halten, anstrengend war es aber trotzdem. Mir hat es viel Druck genommen, dass ich ihn einfach habe ziehen lassen - am Geschirr. Da kann der Hund zwar potentiell mehr Kraft entwickeln, aber es ist nicht sooo schädlich für den Hundekörper...

    Die Stehenbleiben-Methode lass mal sein. Die bringt euch im Moment rein gar nichts, weil Lily viel zu aufgeregt ist, um irgendwas zu lernen.

    Was Dino und mir zusätzlich geholfen hat: immer die gleichen Runden gehen. Keine super langen Spaziergänge, eine Stunde hat ihn am Anfang schon ziemlich gefordert (und wir erinnern uns, er lebte damals schon 2 Jahre in DE!). 20 Minuten sind erstmal völlig ausreichend. Immer die gleiche Runde, der Hund darf schnüffeln, markieren und die Welt erkunden. Du passt eigentlich nur darauf auf, dass nichts passiert. Mehr machst du am Anfang erstmal nicht.


    Sie ist tatsächlich verträglich mit Hunden, aber ein wenig zu freundlich. Sie rastet förmlich aus, wenn wir einem Hund begegnen. Sie fängt an zu winseln, bellen, fast schon zu schreien, bis wir den anderen Hund begrüßen. Aber da viele das nicht möchten, muss ich sie hilflos an anderen Hunden vorbeiziehen, sie ist in den Momenten gar nicht ansprechbar.

    Das klingt, als wäre sie bei Hundesichtung extrem aufgeregt. Du kannst ihr helfen, indem du Hundekontakt und Sichtungen erstmal komplett vermeidest. Wenn du einen Hund siehst - schlag einen anderen Weg ein und weiche aus.

    Wenn du nicht ausweichen kannst, versuche, einen Bogen zu laufen, wenn der Weg breit genug ist. Geh auf Abstand, zeig Lily, dass sie sich damit jetzt nicht beschäftigen muss.

    Und wenn es gar nicht anders geht oder ihr zwei schon mit den Nerven am Ende seid: dreht einfach um. Bis ihr einen anderen Weg einschlagen könnt.


    Wenn du in der Stadt lebst und es in deiner direkten Nähe keine hundearmen Strecken gibt, dann würde ich dir empfehlen, dass du sehr früh morgens und sehr spät abends gehst, wenn kaum noch jemand unterwegs ist. Oder du fährst raus in die Pampa, ins Grüne, wo weniger Menschen unterwegs sind und der Hund mehr Raum zum Ausweichen hat.


    Es hat bei Dino Monate gedauert, bis er sich bei der Sichtung eines anderen Hundes nicht mehr komplett "abgeschossen" hat. Auch heute noch vermeide ich konsequent andere, fremde Hunde, weil er an der Leine pöbelt. Durch gezieltes Training mit einer erfahrenen Trainerin in Einzelstunden ist es viel, viel besser geworden. Das würde ich dir statt der Gruppenkurse übrigens auch empfehlen - such dir einen Hundetrainer, der gezielt mit dir und Lily alleine an euren Baustellen arbeitet.


    Menschen sind so eine Sache. Frauen sind in Ordnung, werden sogar manchmal freudig begrüßt. Vor Männern hat sie allerdings Angst und diese Angst setzt sich leider in Aggression um. Sie verbellt alle Männer im Umkreis, knurrt sie an und schnappt in die Luft.

    Dino hat am Anfang alle Menschen auf der Straße vehement verbellt. Wochenlang. Männer waren schlimmer als Frauen. Auch auf eine Distanz von 50 m ist Dino schon ausgeflippt.

    Auch hier hat uns am Anfang Vermeiden geholfen. Menschen lassen sich natürlich nicht immer vermeiden, das ist das Doofe. Mit der Zeit wirst du an Sicherheit gewinnen und deinem Hund vermitteln können, dass das nicht schlimm ist.

    Bei Dino hat es "gereicht", dass ich mir irgendwann keinen Stress mehr darum gemacht habe, dass er dann halt nen Mann auf der anderen Straßenseite verbellt. Ich geh weiter, zieh den Hund notfalls hinter mir her und das wars. Völlig unaufgeregt.

    Es hat sicher drei Monate gedauert, bis Dino ruhig an Fremden vorbeigehen konnte. Zwar immer noch mit zig Metern Abstand, aber es war für ihn dann auch recht bald kein Problem mehr, wenn uns jemand angesprochen hat. Manchmal hat es Dino auch geholfen, wenn er eine "Aufgabe" hatte, also z. B. ein Stöckchen tragen durfte. Da ist er dann ziemlich stolz an den anderen Menschen vorbeispaziert |)


    Momentan ist Lily aber noch zu aufgeregt für sowas. Euer Ziel ist jetzt erstmal, ihre Trigger zu vermeiden, damit sie etwas Stress abbauen kann.


    Im Haus ist sie total unauffällig, schläft viel, spielt mit Kuscheltieren, macht Suchspielchen und ist generell ein toller Hund. Sie kann sogar schon Sitz, Platz und Pfötchen geben. Aber draußen und bei Ablenkungen, egal welcher Form ist sie nicht ansprechbar. Sie interessiert sich weder für Lecklies noch für Spielzeug in diesen Momenten.

    Dass sie im Haus zur Ruhe kommt, ist SUPER WICHTIG und schon mal super gut. Zuhause erholt sie sich von den neuen Dingen, die ihr begegnet sind, verarbeitet Gelerntes und tankt neue Energie.

    Dass sie in den 6 Wochen, die sie schon bei dir ist, schon Sitz, Platz und Co. kann, ist zwar nett, für euch aber erstmal nicht so wichtig. Man sagt, dass man erst mal den Alltag trainieren sollte, bevor man sich um Tricks kümmert - denn die helfen euch im Alltag nur bedingt.

    Mein Tipp: fahr das Training zuhause runter. Lass sie schlafen, lass sie mit ihren Kuscheltieren spielen, lass sie in Ruhe. Die muss erstmal ihren Umzug verarbeiten, je nach Hund dauert das auch mal 2-3 Monate.


    Zum unterstrichenen: Das ist für dich ein klares Anzeichen dafür, dass sie draußen aktuell noch viel zu gestresst ist. Lass ihr Zeit und setz sie nur dosiert neuen Reizen aus.

    Als Shelter-Hund hat sie höchstwahrscheinlich nicht viel kennen gelernt. Das kann sie zu Teilen jetzt nachholen - je nachdem, ob sie komplett im Shelter aufgewachsen ist oder vorher schon auf der Straße gelebt hat, wird es einige Dinge geben, die sie nie wieder aufholen kann, weil die Strukturen im Gehirn dafür fehlen. Ich ruf dir mal Phonhaus dazu, die kann das Thema Deprivation besser erklären als ich.


    Ich war letzte Woche in der Hundeschule für einen Alltagsgruppenkurs. Das ging voll in die Hose. Wir mussten nach der halben Zeit gehen, weil sie nur geschrien und gewinselt hat. Sie erträgt die Nähe von anderen Hunden überhaupt nicht.

    Wie gesagt: streich das Gruppentraining und hol dir einen guten Trainer für Einzelstunden ins Boot. Du merkst ja selbst, dass sie im Moment noch viel zu aufgeregt ist, um sich draußen überhaupt zu konzentrieren.


    Nur so als Beispiel: ich mache seit rund 2 Jahren Mantrailing mit meinem Dino. Angefangen haben wir damit, als er knapp 9 Monate bei mir war - denn da war er soweit "angekommen", dass er mir vertraut hat, unseren Alltag gut kannte und die gröbsten Probleme wie das Menschen verbellen, die krasse Aufregung gegenüber anderen Hunden und auch die Panik beim Autofahren einigermaßen behoben waren.

    Vorher macht es in meinen Augen keinen Sinn, den Hund zum Gruppensport zu schleppen.


    Angefangen hab ich Mantrailing übrigens, damit Dino seine Ängste gegenüber Menschen auf spielerische Art und Weise abbauen konnte. Wir haben mit ganz kurzen Suchstrecken angefangen, am Anfang hat die Person, die sich versteckt hat, ihn auch komplett ignoriert und nur seine Futterbelohnung auf den Boden gestellt. So musste er sich nicht direkt mit der Person auseinandersetzen, sondern erstmal "nur" in ihre Nähe. Beim Fressen wurde er dann auch nicht angesprochen und nicht gestreichelt, sondern explizit nur von mir gelobt.

    Inzwischen ist er mit einem Feuereifer dabei, zeigt kaum noch Angst gegenüber "seinen" Staffel-Kollegen und geht in dem Sport richtig auf.

  • Und für dich noch ein Rat: tief durchatmen, dumme Blicke und Kommentare auf der Straße ignorieren und Tee trinken. Und Schokolade essen. Gönn dir Nervennahrung, gönn dir Dinge, die dir gut tun und dir helfen, zu entspannen.

    Nicht nur der Hund hat Stress, sondern auch du. Und da ist es sowas von okay, wenn du dir auch Auszeiten gönnst, um Kraft zu tanken. Vielleicht könnt ihr das ja auch gemeinsam tun? Dino kuschelt für sein Leben gerne und an doofen oder nach besonders stressigen Tagen verbringen wir den halben Tag nur aufm Sofa. Entweder kuschelt er sich an und wir gucken zusammen fern, oder er liegt irgendwo eingerollt auf dem Sofa und genießt einfach, dass wir mal nix machen.


    Wenn du uns sagen möchtest, woher du kommst, können wir dir auch einen Trainer empfehlen.

    Und wenn du zufälligerweise aus dem Raum Berlin kommst, dann können wir uns gerne mal treffen (gerne auch ohne einen meiner Hunde) und ich geb dir ein paar Tipps zum Thema Menschen- und Hundebegegnungen. =)


    Edit: ah, Raum Passau - da solltest du hier aber auch ein paar coole, fachkundige Leute finden, die dir gerne Tipps geben.

  • Einige Hunde kommen mit diesem "mal hallo sagen" nicht klar. An so einer kurzen Leine haben sie kaum die Möglichkeit auszuweichen oder zu kommunizieren. Dazu läuft man ja dann meistens frontal auf den anderen Hund zu, was quasi eine Bedrohung darstellt.

    Freut sie sich wirklich, oder fiddelt sie villeicht?

    Fiddeln sieht für viele aus wie Freude, die Rute wedelt, der Hund hüpft rum - dabei ist das eine Übersprungshandlung die aus Stress entsteht.

    Villeicht findet ihr ja ein, zwei souveräne Hunde, mit denen ihr regelmäßig spazieren könnt? Das wäre super.

    Habt ihr einen Garten oder ein eingezäuntes Gebiet wo sie auch mal unangeleint laufen kann?

    Oder zumindest eine Schleppleine, damit sie auch mal mehr Freiraum hat =)

    Das mir den rausfahren wo nichts los ist, ist schon mal sehr gut :gut:

  • Du hast bereits tolle Tipps erhalten und deshalb halte ich mich jetzt zurück , bis auf eine Sache


    Sie kommt mit meinem Freund z.B. überhaupt nicht klar. Wenn er zu Besuch ist, oder wir zu Besuch bei ihm sind verkriecht sie sich nur und wenn er sich nähert knurrt sie.

    Dein Freund soll sie ganz in Ruhe lassen, gar nicht beachten, denn wenn er versucht, sich der Hündin zu nähern, wird sie das als Bedrohung deuten und deshalb knurrt sie. Sie sagt Deinem Freund lediglich "lass mich in Ruhe" und deshalb darf sie für das Knurren auch nicht bestraft werden. Sieh es als Warnung.


    Faro, mein Border, ist aus einer Tötungsstation und bestand nur aus Angst, als er bei uns einzog. Mit gaaaaaanz viel Geduld und Liebe ist er zu dem besten Hund geworden, den wir je hatten. Fremden Menschen geht er nach wie vor aus demWeg, aber unsere Freunde sind auch seine Freunde und mehr möchten wir gar nicht

  • Karpatenköter


    Danke fürs Rufen. Achtung: Das wird jetzt ein längerer Text. Ich versuch mal zu strukturieren :smile: Und erstmal grüßt hier eine Bangbüx Lilly ihre unbekannte frühere Nachbarin und Namensvetterin :winken:


    Zur Herkunft:


    Du hast eine jetzt 10 Monate alte Hündin. Die ersten 5 Monate hat sie in unbekannten Lebensumständen in ganz anderer Umgebung als hier verbracht, die nächsten in einem Shelter. Wo sie als einer von vielen Hunden unauffällig in einer Gruppe mitlaufen und sich den bereits vorhandenen Strukturen anpassen konnte. Also kaum eigene Anpassungsleistungen erbringen musste. Das ist gar nicht ungewöhnlich, dass sich vorhandene Defizite da nicht so deutlich gezeigt haben und jetzt erst offenkundig werden. Gerade die Unsicheren und Bangbüxen sind Meister darin, sich in der Menge zu verstecken.


    Letztlich hast Du aber ein Überraschungspaket, von dem Du nicht weißt, was an Ressourcen der Hund mitbringt und was er schlicht nicht kann. Und einen Hund - ob nun ein Deprivationsschaden vorhanden ist oder nicht - der nicht für die Umgebung hier und das Dasein als Einzelhund sozialisiert ist und auch nur über einen begrenzten Erfahrungsschatz verfügt, der ihm helfen könnte, sich zurecht zu finden.


    Was heißt das für jetzt:


    Das solltest Du Dir bewusst machen: Dieser Hund hat nicht die Vorerfahrungen gemacht, die die meisten gängigen Erziehungsratgeber und so mancher Trainer voraussetzen . Ergo sind allgemeine Erziehungsratgeber auch nur bedingt nützlich - Du musst ganz individuell gucken, was bei Deinem Hund funktioniert und was nicht. Was sie kann, und was sie auch an basalsten Grundlagen erst lernen muss. Geh davon aus, dass sie ganz viel um sich herum überhaupt nicht versteht und es Dein Job ist, ihr nach und nach die Welt zu erklären und ihr zu vermitteln, was Du von ihr möchtest. Und sie bis dahin zu schützen und nicht zu vielen Reizen und Neuerungen auf einmal zu konfrontieren.


    Und das ist aber genau das, was im Draußen passiert, für sie: Ein Reiz-Overflow. Alles neu, alle aufregend und potenziell bedrohlich. So, wie Du das schilderst, steht sie draußen sofort bis zum Anschlag unter Adrenalin. Das ist anstrengend. Und hat eine blöde Folge:


    Stress und Angst blockiert die Lernzentren. Heißt: Wenn Deine Hündin unter völligem Stress an der Leine zieht, dann kann sie in dem Moment nichts Lernen. Rein vom Metabolismus her. Es ist völlig umsonst, wenn Du sie dann korrigierst, ihr Kommandos gibst, stehen bleibst, mit Leckerchen lockst etc. Du könntest alternativ auch auf einem Bein stehen, mit einer Hand und 3 Bällen jonglieren und „La Cucaracha“ pfeifen - der Effekt, was an Botschaft beim Hund kommt, wäre der Gleiche: Verstärkung von Stress.


    Frage 1: Wie sicherst Du sie? Ich würde für den Anfang ein gut sitzendes bequemes und sicheres! Geschirr kaufen, und ein gutes breites gepolstertes Halsband. Doppelsicherung an Geschirr und Halsband, mit dem Zug auf dem Geschirr. Kurze immer gleiche Wege gehen, damit sie da eine Sicherheit und Routine entwickelt. Und das Ziehen erstmal aussitzen. So lange, bis Du merkst, dass sie ansprechbar ist. Und in diesen Momenten sofort für jede Hinwendung zu Dir belohnen. Frage 2: Gibt es schon etwas, womit Du sie auch Draußen belohnen kannst, also ist sie ansprechbar und empfänglich für ein sanftes verbales Lob, auch wenn sie (verständlicherweise) unter Stress kein Leckerchen nimmt?


    Fremde Menschen egal welchen Geschlechts haben mMn vorerst mal nichts an Deinem Hund verloren. Bis sie gelernt hat, dass sie Deiner Führung vertrauen kann und ihr in Deiner Anwesenheit auch nichts passiert, würde ich dem so weit wie möglich aus dem Weg gehen. Du kannst später mal mit ihr aus sicherer Entfernung „Männer gucken“ üben. Aber jetzt müsst Ihr erstmal zu einer gescheiten Kommunikation miteinander und Verständnis füreinander kommen. Der Rest der Menschheit hat Zeit :smile: Frage 3: Habt Ihr Wege, wo Ihr erstmal recht ablenkungsfrei einfach kurze Löserunden gehn könnt und wo sie lernen kann, dich draußen zu entspannen?


    Wenn Ihr beim Anblick anderer Hunde das Hirn rausknallt, würde ich auch das erstmal etwas begrenzen. Frage 4: Habt Ihr Bekannte mit souveränen Hunden, mit denen Ihr zusammen gehen könnt? Auch hier eher kurze Runden, dass es nicht überfordert. Hundeschule ist viel, viel zu früh.


    Magst Du mal kurz beschreiben, wie Euer Alltag und Eure gemeinsame Beschäftigung aussieht, Drinnen wie Draußen?

  • Hallo!

    Wir haben Hailey vor einem Jahr aus dem Tierheim geholt und hatten anfangs auch sehr große Probleme.

    Hailey hatte draußen extreme Angst vor allem. Wir sind immer nur ganz kurz raus gegangen und immer dieselbe Strecke. Anfangs konnten wir nicht einmal eine Straße überqueren oder zwischen Autos durchgehen. In unser Auto ist sie erst nach mehreren Monaten Training freiwillig eingestiegen.

    Bei jeder Hundebegegnung ist sie wie eine verrückte in die Leine gesprungen und hat extrem zu bellen begonnen.

    Wir hatten dann eine sehr tolle Trainerin, die mich sehr motiviert hat genauso weiter zu machen, ihr Zeit zu geben. Sie hat mur erklärt, dass jeder Tierschutzhund 3-6 Monate Zeit braucht um an zu kommen. Bei unsicheren Hunden kann es noch länger dauern.

    Wir haben versucht ihr die Zeit zu geben und wir haben einiges in unseren Abläufen geändert um ihr Sicherheit zu vermitteln.

    Und es funktioniert.

    Wir sind gerade auf Urlaub auf einem Hundefreundlichen Campingplatz, das heißt jeder hier hat einen Hund mit und es klappt sehr gut. Sie bellt hier überhaupt keine anderen Hunde an, sie kommt auch draußen super zur Ruhe und sie hat sich seit 2 Wochen nicht mehr im Auto übergeben.

    Sie ist aber natürlich immer noch "anders", ich muss bei Hundebegegnungen extrem aufpassen, damit sie Platz für sich hat, weil sie sehr unsicher und schnell überfordert ist. Außerdem braucht die nach aufregenden Tagen genug Zeit sich zu erholen.

    Trotzdem haben wir gerade in den letzten 2 Wochen gemerkt wieviel sie in dem Jahr gelernt hat.


    Gib euch Zeit! Es wird sicher besser, aber es kann dauern. Versuche viel Regelmäßigkeit in euren Alltag zu bringen, das gibt unsicheren Hunden Sicherheit.


    Liebe Grüße

  • Ja, wir begrüßen andere Hunde an der Leine, aber nur wenn die Besitzer sagen dass es ok ist. Sie freut sich immer total.

    Würde ich grundsätzlich nicht machen.

    Du verstärkst damit nur die ganze Aufregung rund um Hundesichtungen nur noch - egal, ob das nun "Freude" ist oder was anderes. Du willst keine Aufregung an der Leine, oder?


    Zeig ihr, dass du sie schützen kannst, abschirmen - ob vor Hunden oder Menschen. Das braucht sie viel mehr als das "Hallo sagen" mit fremden Hunden.


    Versuch es mal mit einer längeren Leine, damit sie mehr Platz hat um mal zu schnuppern und sich ein bisschen freier zu bewegen. Es fordert dem Hund viel Konzentration ab, ordentlich an der kurzen Leine zu gehen, und die Bewegungseinschränkung ist stressig. Das schafft sie vermutlich einfach nicht.


    Kann sie irgendwo (umzäunt) auch mal ohne Leine laufen?

  • Woran machst du aus, dass sie sich bei fremden Hunden freut?


    Meine Maus ist auch eine Rumänin. Wir haben ein halbes Jahr Einzeltraining gebraucht, bis sie an der Leine nicht mehr bei Hundesicht austickt. Es gab viele Spaziergänge mit Trainer und ihren souveränen, erwachsenen Hunden. Die zeigten ihr gekonnt, wie cool man draußen unterwegs sein kann, ohne Auszurasten. Nach einem 3/4 Jahr hatte ich das Gefühl, der Hund ist angekommen. Jedes weitere halbe Jahr gab immer wieder neue Schritte, die positiv waren. Das sind wirklich so Zeitschritte. Du siehst an meinen Zeitangaben aber auch, dass 6 Wochen garnichts sind.


    Das Alter + Auslandshund finde ich aber auch extrem knackig und gewagt als Anfänger... schwieriger geht es eigentlich kaum. Junghund (Pupertät und Dummbrot im Kopf) + Kulturschock vom Ausland in dein Leben. Das ist komplettes Hirnchaos.

  • Der Hund klingt gestresst - und Kontakte zu fremden Hunden stressen noch mal.


    ABER. Oft kennen gerade Direktimport-Hunde gar nichts - nur andere Hunde.


    Gibt es in eurer Familie/Freundeskreis/bei Bekannten oder Nachbarn einen RUHIGEN (!) etwas älteren, souveränen Hund?


    Das könnte ihr, glaube ich, richtig gut tun.


    Aber noch mal: Es geht darum, dass sie sich entspanntes Verhalten abschaut - nicht darum, dass sie die Möglichkeit hat ganz "wild zu spielen".

  • Ach ja, so alternativ für einen Gruppenkurs: Für allgemeine Einführungen ins Thema Hundeverhalten und Lernen (keine Erziehungsratgeber) gibts Einiges an Literatur. Bestimmt auch DVDs, aber da bin ich nicht firm, da müssten Andere Tipps geben. Hättest Du Interesse an Empfehlungen? Es gibt mittlerweile auch ein bisschen was bei Skoobe oder Kindle Unlimited um erstmal reinzuschnuppern, bevor man da viel Geld investiert. Das ist bei einem gescheiten Trainer besser angelegt.


    Für Letzteren - wenn hier aus dem Forum keine Tipps kommen - würde ich mal im regionalen Tierschutz nachhorchen, mit wem die so zusammenarbeiten. Kann schon sein (muss aber nicht), dass die etwas grummelig aufs Thema Direktimport reagieren. Aber meistens wird doch gerne unterstützt.

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