Zweithund sinnvoll, oder besser doch nicht?

  • ich finde deine Überlegungen bereits sehr reflektiert.


    Wichtig wäre mir wirklich abschätzen zu können, welche Baustelle Franzi hat und wie ihr daran arbeiten werdet. Und ob ihr bereit seid, vielleicht lange Zeit getrennt mit den Hunden spazieren zu gehen. Einfach weil das passieren kann. Je nach dem was der andere Hund noch mitbringt.


    Ist denn Hundegesellschaft im Allgemeinen für Franzi etwas positives oder grundsätzlich eher stressig?


    Am Ende muss ein Zweithund aus eurer ureigenen Überzeugung angeschafft werden.


    Auch mit dem „Restrisiko“ dass der erste Hund das nur suboptimal findet und man das dann managen muss.

  • Da Franzi eben unsicher ist und sich im Zweifelsfall sehr zurücknehmen und zurückziehen würde, machen wir uns schon Gedanken darüber was wäre, wenn sich der „neue“ Hund dann im Laufe der Zeit als eher fordernd/dominant entwickelt. Würde sich dann Franzi absolut zurücknehmen und sich eben nicht mehr so wohl fühlen, wie es jetzt der Fall ist? Das ist bei allem eigentlich unsere größte Sorge (oder ist das zu menschlich gedacht?).

    Ja, Eure Hündin würde sich stark zurücknehmen/ in sich zurückziehen, sofern Ihr den Dingen einfach freien Lauf lassen würdet. Das würde ich Euch allerdings nicht raten und denke auch nicht, dass Du das tun würdest. ;)


    Im schlimmsten Fall, also bei zwei Hunden, die sehr unterschiedlich sind und bei denen Du erzieherisch eingreifst/ regelst, hast Du dann eben zwei Hunde, die nebeneinander herleben. Das ist bei meinen beiden so. Grobmotoriker und Feingeist. :D Sie kuscheln nicht zusammen, sie spielen selten zusammen und sind nicht das klassische beste- Freunde- Team. Das ändert sich nur, wenn einer von beiden krank ist, in (vermeintlicher) Gefahr ist oder nach dem Aufwachen nicht auffindbar ist, weil er unter irgendeiner Decke liegt. :D


    Trotzdem möchte ich nicht mehr ohne Zweithund sein. Ich denke auch, dass oberste Priorität haben sollte, dass der Mensch einen Zweithund haben will. Alles andere findet sich.

  • Ich glaube, wenn man sich Zeit lässt den Topf zum Deckel zu suchen, ist es eine Bereicherung.

    Ich bin Pflegestelle und muss sagen, dass mein Hund Bolle bisher von allen irgendwas gelernt hat, egal wie seltsam die waren. Er ist an allen gewachsen.
    Bolle (rumänischer Tierschutz) ist nicht schüchtern aber Hundesprache hat ihm niemand richtig beigebracht. Aber souverän oder selbstbewusst ist er auch nicht.
    Als die erste Pflegehündin dazu kam, hat er direkt einen Sack Drohungen kassiert und auch mal auf die Mappe bekommen. Und nach kurzer Zeit: ein Herz und eine Seele, ich bereue immer noch, diese Pflegehündin abgegeben zu haben. Sie haben gespielt, sie haben immer zusammen gelegen, sich geputzt - es war großartig. (Ich blöde Kuh hab aber an ihren Marotten gezweifelt und dachte, dass es eben nicht perfekt zu uns passt)
    Nun, 5 Pflegehunde später weiß ich, die beiden hätten sich sehr bereichert und glücklich gemacht. Von allen folgenden Pflegis konnte er etwas lernen, aber enge Freundschaften sind nicht mehr entstanden - dafür unfassbar viel Mehrarbeit.

    Deshalb nimm dir die Zeit, wenn der TS-Verein es ermöglicht, möglichst viele Treffen - vielleicht ein Probewohnen über ein paar Tage - einzuplanen. Es kann wirklich super und bereichernd für die Hunde sein.

    Mein aktueller Pflegi hatte auch mal Bewerberinnen. Deren Ersthund war allerdings nicht wie Franzi 'ein wenig unsicher', sondern wirklich sehr, sehr ängstlich. Trotz mehrmaligem Treffen und der Gewissheit, dass die beiden schon klarkommen würden, war auch ersichtlich, dass sie eben auch keinen Vorteil daraus ziehen würden, zusammen zu leben. Also haben wir's gelassen. Die Leute hatten gute Antennen für ihren Hund, ich für meinen Pflegi und du für deine Franzi. Und wenn die Antennen da sind und kein Druck besteht, findet man schon irgendwann den Richtigen. Oder eben nicht - aber dann hat man auch nichts verloren!

  • Erst mal nochmal herzlichen Dank an Euch alle!!!


    In Euren Beiträgen kam doch einiges, das ich vorher gar nicht so auf dem Schirm hatte und worüber ich doch noch ernsthaft nachdenken muss und werde.

    - Hundegesellschaft ist für Franzi durchaus sehr positiv, wenn sie den anderen Hund kennengelernt hat und diesen auch mag. Zb gehen wir immer wieder mal mit ihrem noch verbliebenen Hundefreund aus der Nachbarschaft Gassi und sie freut sich dann immer riesig, wenn der anschließend auch mit zu uns in den Garten/Haus kommt. Sie scheint ihm da tatsächlich alles zu "zeigen" und er darf auch problemlos überall hin (also kein verteidigen des eigenen Reviers etc).


    - Fremde Hunde sind dann allerdings eine der Baustellen, die Franzi hat, wie schon geschrieben deutlich verstärkt seit der Beissattacke im Herbst. Da kann sie schon mal heftig kläffend mit hochgestelltem Kamm in die Leine gehen, oder, wenn sie im Freilauf ist, dann läuft sie manchmal in Panik davon, wenn der andere Hund ihr gefährlich erscheint. Es ist nicht bei allen Hunden so (und ich weiß ja nicht, was für Signale der andere Hund für Franzi sendet). Das trainieren wir jetzt wieder wie am Anfang mit "Schau", was inzwischen manchmal wieder klappt, aber meistens leider nicht.


    - Getrennt Gassi gehen, das würde gar nicht gehen, denn Franzi kann (noch) nicht alleine bleiben, da bricht für die die Welt zusammen. Wir üben das in gaaaaanz kleinen Schritten, aber das wird noch sehr lange dauern (wenn es denn überhaupt nochmal irgendwann funktionieren wird). Da ich aber idR mit ihr alleine bin (mein Sohn hilft mir da zwar sehr, aber er ist berufstätig und somit meistens nicht verfügbar), würde ein getrenntes Gassigehen nicht funktionieren.


    Ich würde ihr natürlich nie einfach so einen Hund vor die Nase setzen nach dem Motto "nun macht mal".

    Eigentlich haben wir auch schon einen im Blick, den wir gerne kennenlernen würden und der - zumindest erst mal nach Meinung der Tierschutzstelle - gut zu Franzi passen würde. Mal schauen, ob wir da dann doch mal hinfahren, und schauen ob da die Chemie zwischen allen passen würde. Und dann werden wir weiter überlegen und uns letztlich entscheiden - ob dafür oder dagegen, das wird sich dann zeigen.

  • Getrennt Gassi gehen

    Wieso sollte man getrennt Gassi gehen? Hunter ist jetzt drei Jahre da und die Male wo ich getrennt Gassi gegangen bin, kann ich an zwei Händen abzählen. Vielleicht einmal im halben Jahr... Und dann war es meist der Umstände geschuldet. Da war einer von beiden Hunden noch oder schon in der Betreuung, z.B. Weil ich gerade vom Urlaub oder Trainingslager zurück kam oder auf dem Sprung dorthin war.


    Klar, ein Hund kann mal krank sein. Oder man hat einen Welpen der noch nicht so große Strecken machen darf. Aber dann muss sich halt der jeweils andere Hund anpassen oder man findet andere Lösungen.


    Als Hunter Welpe war, wurde er während Newtons großer Runde einfach immer wieder im Rucksack getragen. Bzw. ganz am Anfang gab es für Newton dann halt auch nur die kleinen Welpen-Runden. Ging auch. Für Newton war das mit dem Welpi ja auch eine Umstellung und das macht auch erstmal müde.


    Genauso als Newton frisch operiert war. Da stirbt Hunter sicher nicht von, wenn er mal nur auf die nächste Wiese kann um das Bein zu heben... Zumal ich dann noch eine kleine Runde mit ihm war bevor ich Newton abgeholt habe.

  • Also ohne jetzt jemals einen Zweithund gehabt zu haben, kann ich mir sehr gut vorstellen, in bestimmten Situationen getrennt Gassi zu gehen z.B. wenn einer der beiden eine bestimmte Baustelle hat, an der ich in Ruhe arbeiten will. Grad auch, weil man manche Dinge sicher auch nicht vorab weiß. Was, wenn beide sich draußen gegenseitig bei irgendwas negativ verstärken? Da würde ich intuitiv separat arbeiten, zumindest am Anfang. Aber das ist jetzt auch nur „gefühlt“, weil Erfahrungen hab ich da absolut keine.

  • - Getrennt Gassi gehen, das würde gar nicht gehen, denn Franzi kann (noch) nicht alleine bleiben, da bricht für die die Welt zusammen. Wir üben das in gaaaaanz kleinen Schritten, aber das wird noch sehr lange dauern (wenn es denn überhaupt nochmal irgendwann funktionieren wird).


    Fremde Hunde sind dann allerdings eine der Baustellen, die Franzi hat, wie schon geschrieben deutlich verstärkt seit der Beissattacke im Herbst. Da kann sie schon mal heftig kläffend mit hochgestelltem Kamm in die Leine gehen, oder, wenn sie im Freilauf ist, dann läuft sie manchmal in Panik davon


    Dann muss ich aus meiner Sicht sagen: nein, Finger weg vom Zweithund (momentan)



    Man stellt sich das ja immer gerne sehr romantisch vor.

    ABER … dein Hund hat eine sehr grosse Baustelle. Wie willst du weiterhin daran arbeiten, wenn du noch einen zweiten Hund dabei hast?

    Setz bloss nicht voraus , dass der zweite Hund Franzis Baustellen „heilt“. Es kann (!) sein, dass ein zweiter Hund ihr hilft. Muss aber nicht sein. Kann genau so gut passieren, dass du nach kurzer Zeit 2 Hunde mit Fremdhunde-Problem an der Leine hast.

    Die schauen sich gegenseitig nicht nur die guten Sachen ab. ;-)


    Oder einer mit Jagdthematik und Franzi mit Hundethema. Dann bist du gut beschäftigt.


    Darum ist es so wichtig, im Notfall über längere Zeit - also Monate - auch getrennt spazieren gehen zu können um ganz gezielt mit jedem Hund an seinen Themen zu arbeiten, Sollte das nötig sein.


    Und Franzi hat es verdient, dass man sich ganz gezielt um sie kümmert, damit ihre Probleme eines Tages weg oder nur noch sehr klein sind. Damit sie stressfrei durch den Alltag kommt.


    Man sagt, die Hauptbaustellen sollten gegessen sein, bevor man einen weiteren Hund dazu nimmt. Natürlich richten sich viele nicht danach. Aber man muss immer gut überlegen, was man sich aufhalsen will und kann.


    Ich würde ganz gezielt an Franzis Baustellen arbeiten und in einem Jahr nochmals Bilanz ziehen. Das ist meine ganz persönliche Sicht auf die Dinge, aber vielleicht für dich noch einen Input zum überdenken.

    Wünsche dir einen sonnigen Tag 👋

  • Das finde ich allerdings auch. Solange der Ersthund größere Baustellen hat, würde ich auch vom Zweithund absehen. Nicht unbedingt, weil der Zweithund sich das vom Ersthund "abgucken" könnte, sondern weil es dann einfach vom Handling im Alltag anstrengend wird.


    Bei Hunter ist das Alleine bleiben auch kritisch. Ich stelle mir jetzt mal vor, Newton hätte da schon Probleme gehabt... Das wäre der absolute Super-Gau gewesen.


    Noch zum getrennt Gassi gehen: Ich sprach jetzt von Gassi gehen, wie gesagt. Dass die Hunde getrennt gearbeitet/trainiert werden, ist für mich selbstverständlich. Aber das ist eben so mit zwei Hunden und damit gibt es in der Regel auch kein Problem, wenn die Hunde es gewohnt sind.

  • Aber das ist eben so mit zwei Hunden und damit gibt es in der Regel auch kein Problem, wenn die Hunde es gewohnt sind.

    Du hast aber gelesen, dass der Ersthund nicht alleine bleibt? Da hilft die Einstellung "das ist eben so" auch nicht. Ist es ja eben gerade nicht, und gewohnt ist es der Hund logischerweise auch nicht.


    Es gibt eine Menge Gründe, warum man nur mit einem Hund weggeht, ob das Gassi, Training, Tierarzt, unterschiedliches Alter, Bedürfnisse, Gesundheit oder sonst was ist.


    Ich würde mit einem Zweithund auch warten, bis der Ersthund mit dem Alleinebleiben und mit Hundebegnungen klar kommt.

    Es muss ja nicht alles perfekt sein, aber solange es noch grundsätzliche Probleme gibt, würde ich mich lieber darauf konzentrieren.


    Der Zweite Hund wird seine eigenen Eigenheiten mitbringen, unter Umständen schaukeln sich die beiden gegenseitig hoch bei Hundebegnungen, aber einzeln rausgehen und üben bzw. einfach mal entspannen geht nicht - würde ich mir nicht unbedingt antun.


    Wäre es jetzt der größte Wunsch von dir, wäre es was anderes, aber dem Ersthund zuliebe?


    Was aber gut sein könnte, wäre ein regelmässiger, cooler Gassi-Kumpel. Vielleicht findet ihr da wieder jemanden.

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