Unsicherer Hund und Kleinkind

  • Wenn Du den Hund immer neben Dir parkst bei Anwesenheit fremder Menschen und belohnst, kann es sein, dass Du übst, dass Dein Hund sich drüber aufregen soll, weil er denkt, er soll Dich bewachen ...

  • Ich würde ihr da auch ein "du hast jetzt Sendepause" - Verhalten beibringen und sie nicht immer bei mir behalten - das ist ja für sie nur Stress.

    Als mein Kind noch ein ganz frisches Neugeborenes war hat uns das sehr geholfen, da die Hunde nie Kinder gesehen hatten und vor Allem einer völlig am Rad drehte wegen dem neuen, komischen "Etwas" was wir da hatten, das auch noch komische Geräusche machte.

    Das Verhalten hatte ich bei dem Hund aus ganz anderen Gründen schon vorher etabliert.Es ist kein Platz, ein Platz (zumindest bei uns) heißt ja dass man den Hund in einer gewissen Erwartungshaltung hält (nächstes Kommando, Auflösung, Belohnung). Ein "Sendepause" (bei mir ist "(geh) ab" oder einfach körpersprachlich weg deuten) heißt hier soviel wie mir egal was du eigentlich tust aber geh weg aus meinem Dunstkreis und beschäftige dich selber. Meist haut sich Hund dann irgendwo hin und schläft. Ohne Erwartungen, weil danach weder Belohnung noch Auflösung oder sonstwas kommt.


    Meiner Beobachtung nach ist das für sehr viele Hunde viel stressiger wenn man sie immer mitten in den Trubel reinsteckt. Auch wenn sie im Platz liegen bleiben, entspannt ist das selten, meist sind sie doch auf der Hut.

  • Meiner Beobachtung nach ist das für sehr viele Hunde viel stressiger wenn man sie immer mitten in den Trubel reinsteckt. Auch wenn sie im Platz liegen bleiben, entspannt ist das selten, meist sind sie doch auf der Hut.

    Da gebe ich dir Recht, in diesem Dilemma stecke ich ja gerade.


    Wie hast du denn das "Sendepause" etabliert? einfach wegschicken ohne Belohnung und Beachtung?

    Geh ab quasi?

  • Belohnt ihr die Hunde dann noch oder werden sie schlicht ignoriert wenn ihr sie unter/neben/zwischen euch ablegt?

    Er wird dann weitestgehend ignoriert und schläft auch die meiste Zeit. Belohnung würde ihn zu sehr pushen. Je nach Situation sag ich auch gar nix, wenn ich mich hinsetze, und lasse ihn selbst entscheiden, ob er steht, sitzt oder liegt. Wenn seine Erregungslage hoch ist, muss er ins "Platz" und dort bleiben, bis ich es aufhebe.


    Zu Hause ist es übrigens mit Kindern ganz anders. Nach dem ersten Trubel wenn die Gäste kommen, verzieht er sich unangeleint irgendwohin, wo er mich noch sehen kann, und liegt dann da. Er ist zufrieden, solange kein Kind zu ihm hinrennt und ihn begrabscht, was ich unseren Gästen bzw. deren Kindern natürlich vorher beigebracht habe.


    Dass er angeleint bei mir bleiben muss, ist zb, wenn wir bei Kinderfesten eingeladen sind, die den ganzen Tag dauern und wo wirklich viel Geschrei und Trubel ist und vielleicht noch der Familienhund oder Gasthunde herumrennen.

    Da klinke ich mich tatsächlich weitgehend aus und kümmere mich in erster Linie um meinen Hund. Das mache ich aber wiederum je nach Gefühl, es gibt Tage, da ist er die Ruhe in Person, und es gibt Tage, da braucht er mich zum Regulieren. Er ist schon so zu mir gekommen, ich habe das Gefühl, er braucht manchmal jemanden, der ihn aus hohen Erregungslagen herausholt, weil er dann schlecht selbst rausfindet. Vielleicht ist das so ein Terrierding? :denker: Ist ja mein erster Terrier...


    Ach so, ich sitze natürlich absichtlich immer eher am Rand, oder so, dass der Hund abgeschirmt sitzt. Man muss es ihm ja nun nicht schwerer machen, als es für ihn eh schon ist. Mitten drin wäre für den Kleinen auch too much.

  • Danke für deine ausführliche Beschreibung :)


    Das mit der Sitzplatzwahl am Rande mache ich auch so, gerne mit Wand hinter mir dann kann schon mal kein Kind von hinten an den Hund ran.


    Das mit der Erregung rausholen kenne ich, generell ist es so dass sie eben wenn sie selbst entscheiden muss unsicher ist und einfach Anleitung braucht, dann wird sich geschüttelt wenn die Situationen vorbei sind und es geht wieder.

    VieIleicht hab ich da tatsächlich durch die Belohnung unbewusst die Erwartungshaltung zu hoch gehalten und muss da gegen arbeiten.


    Das mit zuhause sich zurückziehen ist ja genau da wo ich auch noch hinmöchte. Gestern war natürlich besonders schlimm, da mein Neffe schon länger nicht mehr bei mir zuhause war (treffen uns sonst meist woanders) und dadurch natürlich alles besonders spannend war und erkundet werden wollte. Da muss ich warscheinlich nächstes mal noch stärker eingreifen damit der Hund einen Raum für sich halt wo er nicht rumwuselt, damit er die Möglichkeit hat sich dort zurück zu ziehen

  • Ich habe da im Grunde zwei Sachen gemacht.

    (der Aufbau ist vermutlich nicht für jedermann, ich hab ihn damals mit meiner Trainerin so gemacht und bei meinem Hund hat es geholfen eine Grund-Entspanntheit rein zu bringen)


    Einerseits mich mit dem Hund an kurzer Leine wo hin gestellt/gesetzt und so lange verharrt bis der Hund von selber ruhig (mit Kopf am Boden) gelegen war. Das hab ich in der Wohnung angefangen und am Ende auch am Feld, am Gassiweg, Bushaltestellen oder in der Innenstadt gemacht. Es gab nie eine Ansprache, Kommando oder Korrektur, ich war teils ewig rum gesessen und hab gewartet dass er sich selber runter fährt. "Belohnung" war ruhiges Auflösen der Situation und weiter gehen. Nix pushendes. Nach einer Weile in der wir das machten legte er sich sofort ab sobald wir wo rumsaßen. Das hat mir geholfen da eine gewisse Ruhe in den (zu der Zeit komplett überdrehten Hund) rein zu bringen und die Erwartungshaltung runter zu schrauben.

    Das zweite war dass er gelernt hat körpersprachlich auf einen Punkt weg von mir geschickt zu werden (Bett, Decke, egal was - lag bei mir auch mal da, mal dort, aber eben nicht direkt in meiner Nähe). Er hatte eine Hausleine dran und wenn er aufstand habe ich ihn immer wieder zurück geführt. Sonst ignoriert. Ziel war dass er sich auf diesen Platz hin legt und schläft. Ansprache zwischendurch oder Belohnung gab es da auch keine.


    Die zwei Sachen habe ich zu einem "geh ab" kombiniert bei dem keine Erwartungshaltung auf eine Belohnung bleibt. Das war nämlich das Problem was ich hatte, er kannte ein "leg dich hin" aber er wartete dann immer angespannt was als nächstes kommt.


    Wie gesagt, das war der Weg der bei meinem Hund damals geholfen hat. Das ist jetzt bald 4 Jahre her und seit dem haben wir solche Probleme nicht mehr. Auch auf überfüllten Campingplätzen, mit Nachbarn mit kläffenden Hunden oder in Lokalen legt er sich einfach hin und pennt bis man ihn aktiv anspricht. "geh ab" nutzen wir nurmehr sehr selten wenns mal ne ganz neue aufregende Situation gibt, ein wuselnder Gasthund, Besuch, das Neugeborene auf meinem Arm oder so, sonst ist er im Alltag entspannt und zieht sich selber zurück wenns ihm zu viel wird.

  • Ich bin schon wieder erstaunt, dass man derzeit dieses Problem haben kann. Erstaunt, und andererseits auch wütend. Millionen Menschen bangen gerade um ihre tatsächliche oder berufliche Existenz, Menschen schränken sich privat massiv ein, um andere zu schützen und leiden drunter, dass sie nicht arbeiten/zur Schule dürfen....


    Du willst deinen Hund vor dem Kleinkind schützen? Dann lasst doch einfach mal ein paar Monate superduper Familientreffen sein.

  • Oh vielen Dank ich muss sagen das klingt nach einen für mich sehr ansprechenden Ansatz!


    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass bei meiner Hündin umzusetzen.

    Hier zuhause klappt das nämlich schon recht gut, z.B. im Moment ich im Homeoffice sie bekommt keine Beachtung weil Sendepause wenn ich arbeite, dann legt sie sich von selbst ab und pennt. Mal unter dem Tisch, gerade hinter mir auf dem Teppich oder auch in ihren Körbchen. da erwartet sie auch nichts weil es da nix gibt. Das muss ich jetzt quasi ausweiten.

    Generell mehr Ruhe täte ihr gut von daher gefällt mir dein Ansatz sehr :smile:


    Wird sicher spannend, ich seh mich auch schon Stunden in der Gegend rumstehen aber gut, wenns ihr und mir hilft machen wir das !


    Das mit der Decke an wechselnden Plätzen möchte ich gerne auch probieren, im Nachgang, nicht alles aufeinmal. Haben wir so nämlich nicht wirklich bisher in unserem Alltag.

    Und letztes Jahr beim Camping war das nämlich so ein Ding wo ich das gut gebrauchen hätte können, da bin ich dann teilweise aufs Auto ausgewichen damit sie dort zur Ruhe kommt.

  • Ich bin schon wieder erstaunt, dass man derzeit dieses Problem haben kann. Erstaunt, und andererseits auch wütend. Millionen Menschen bangen gerade um ihre tatsächliche oder berufliche Existenz, Menschen schränken sich privat massiv ein, um andere zu schützen und leiden drunter, dass sie nicht arbeiten/zur Schule dürfen....


    Du willst deinen Hund vor dem Kleinkind schützen? Dann lasst doch einfach mal ein paar Monate superduper Familientreffen sein.

    Sorry wie unpassend jetzt hier mit der Corona-Keule um die Ecke zu kommen.

    Aber gerne, obwohl du nicht gefragt hast, was du gerne hättest tun können erkläre ich dir, dass ich mich mit der Mutter + Kind getroffen habe.

    Ist das erlaubt? Ja.

    Tun wir das? Ja.

    Warum? Weil ich nicht will, dass ein Kleinkind soziale Defizite hat, da er in einer wichtigen Entwicklungsphase nämlich den ersten Jahren seines Lebens nun seit einem Jahr vollständig isoliert wird. Daher treffen wir uns nach gängigen gültigen Regeln immer mit den gleichen Personen und ja da ist auch mein Hund dabei.


    Und wenn du anstatt mich vorzuverurteilen einfach gefragt hättest, hätte ich dir auch gerne gesagt dass dieses Problem ja nicht plötzlich jetzt heute aufgetaucht ist und auch nicht innerhalb eines Tages verschwinden wird. wie wir wissen, ist Hundeerziehung ja ein stetiger Prozess also kann ich doch jetzt anfangen daran zu arbeiten, damit wenn ich mich wieder mit mehr Personen treffen kann, mein Hund dann entspannt ist.


    Danke für ein überaus hilfreichen Beitrag btw :bindafür:

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