Wo fängt Vermenschlichung an, bzw. Was ist Vermenschlichung?

  • Ich möchte mal eine Lanze brechen für das Thema "Hund als Kind- oder Partnerersatz".


    Das wird nämlich immer als das Negativargument schlechthin angeführt und ich finde da kann man differenzierter dran gehen. Der alte Nachbar, der mit seinem weißen Wuschel unterwegs ist, hätte einen wichtigen Partner weniger und wäre allein in seiner Wohnung, wenn er den Hund nicht hätte. Ebenso finde ich es absolut legitim, keine Kinder zu wollen und als Nebeneffekt die gewonnene Zeit und die Ressourcen in Hunde zu investieren.


    In beiden Fällen wird der Hund nicht zwingend nicht mehr in all seinen Bedürfnissen als Hund anerkannt.

  • Für mich ist Vermenschlichung nichts schlechtes, solange die Bedürfnisse des Hundes gestillt werden.


    Und ja, ich denke das mein Hund gewisse Handlungsketten und Gedankengänge hat, wieso auch nicht? Ist dies nur uns Menschen vorbehalten?


    Mag meine Einbildung sein, oder auch Zufall weil es gerade passt, aber manchmal schaue ich den Zwerg an und er hat so einen Ausdruck das man wirklich sagen kann "boah alte, mach voran" oder "nö, ich will aber jetzt da lang, ob du willst oder nicht".


    Ich spreche mit meinem hund teilweise in ganzen Sätzen und mit piepsstimme und nenne ihn futzemann und frag ihn was er denn heute lieber essen will und noch so vieles andere mehr.


    Und ja, man hat mir schon gesagt das der zwerg ja irgendwie ein kindersatz für mich ist, weil ich ihm schicke Sachen kaufe.


    Und auch die Aussage finde ich nicht schlimm und stimmt auch irgendwie.


    Und ich finde das alles nicht schlimm. Ich finde solange er seine artgerechte Beschäftigung, Pflege und Futter bekommt wie es für ihn nötig ist, ist es egal ob man manche Sachen "vermenschlicht" werden, solange es halt keine bleibenden Schäden am hund hervorbringt

  • Ich versuche mal, mein "Problem" mit dem Vermenschlichen in Worte zu fassen.

    Ich verstehe die Argumente, dass es auch was Gutes hat, Tieren Gefühle und Bedürfnisse zuzugestehen.

    Aber das ist für mich nicht vermenschlichen. Ein Tier hat Gefühle und Bedürfnisse, weil es ein fühlendes Lebewesen ist. Nicht, weil es "wie ein Mensch" ist. Sondern weil es wie ein Tier ist.

    Ich gestehe Tieren also keine Menschlichkeit zu, sondern "Tierlichkeit" sozusagen. Das Tier-Sein an sich kommt mit Bedürfnissen und Gefühlen, die man berücksichtigen muss. Vermenschlichen ist für mich immer am Tier vorbei, weil sie eben keine Menschen sind, sondern Tiere. Ich sehe das aber nicht als Abwertung, also nicht "die sind nur Tiere", sondern ganz wertfrei.


    Vermenschlichen heißt für mich, alles mögliche menschliche in ein Tier zu interpretieren. Also auch zB Beweggründe, die ein Tier nicht haben kann. Oder wiederum andere tierische Bedürfnisse nicht zu sehen, weil man die menschlichen Bedürfnisse ins Tier reindenkt.


    Ich habe das Gefühl, das ist Geschwafel :headbash: aber vielleicht kann ja trotzdem jemand den Gedankengang verstehen.

  • Verflixtes Abgrenzungsgefuddel. *lach* Schwierig, aber ja, je nach Ausprägung würde darunter für mich auch eine Pudel-"Frisur" fallen. Das Rumschnippeln am Fell eines Hundes ergibt für mich dann Sinn, wenn er wetter- oder züchtungsmurksbedingt von einer Veränderung zweifellos (genug) profitiert.


    Zum "Wo wird's für Dich echt schlimm?" versuche ich später was zu schreiben, hier ist jetzt Abendessen. :smile:

    Ich sag ja, schweres Thema ?

    Weil im Endeffekt ist es ja auch so, dass jemand, der seinen Pudel alle drei Monate auf 3mm runter ratzt, das so macht, weil es dem Menschen gefällt. Nicht weil der Hund sagt "oh, 3mm find ich aber schön".

    Dann kennst du meinen aber nicht xD. Nein ich hab die Länge gewählt weil sich Einstein damit wohl fühlt. Fände eine andere Länge sicher auch ganz hübsch. Aber das ist eigentlich OT

    Ich möchte mal eine Lanze brechen für das Thema "Hund als Kind- oder Partnerersatz".


    Das wird nämlich immer als das Negativargument schlechthin angeführt und ich finde da kann man differenzierter dran gehen. Der alte Nachbar, der mit seinem weißen Wuschel unterwegs ist, hätte einen wichtigen Partner weniger und wäre allein in seiner Wohnung, wenn er den Hund nicht hätte. Ebenso finde ich es absolut legitim, keine Kinder zu wollen und als Nebeneffekt die gewonnene Zeit und die Ressourcen in Hunde zu investieren.


    In beiden Fällen wird der Hund nicht zwingend nicht mehr in all seinen Bedürfnissen als Hund anerkannt.


    Ich finde auch nicht, dass Kind oder Partnerersatz etwas schlechtes sein muss. Solange der Hund nicht abgeschoben wird, wenn dann mal ein Kind oder ein Partner kommt. :ka:


    Ich verstehe daher nicht, wieso es dem Hund schlecht gehen sollte. Ein Hund stillt nun mal das Bedürfniss nach Gesellschaft und des Versorgens.

  • Für mich ist der Begriff leider eher negativ besetzt.

    Vermenschlichung bedeutet für mich, ein Tier in einer Situation wie einen Menschen zu behandeln mit der Konsequenz, dass es dem Tier schadet.


    Beispiele:


    Der Hund gehorcht nicht, also ist er böse oder stur oder will uns ärgern. Entsprechend wird er beschimpft oder bestraft.


    Der Hund wird fett gefüttert, weil er immer so traurig guckt bzw. immer Hunger hat. Dabei wird dann nicht beachtet, dass die meisten Hunde sich in der Natur ihr Futter erjagen müssten und daher gar nicht immer fressen konnten.


    Vermenschlichung ist die Qualzüchtung, da man Hunde speziell mit ausgeprägten Kindchenschema züchtet, weil wir die süß finden, egal ob der Hund dann schlechter atmen kann oder ihm die Augen aus dem Kopf fallen.



    Sicherlich gibt es auch positive Aspekte der Vermenschlichung wie Oleniv sehr schön beschrieben hat.

  • Ich verstehe dich :smile: Vermenschlichung ist abstrakt einfach einem Tier menschliche Denk- und Handlungsweisen zu unterstellen. Das sehen wir denke ich gleich. Die Frage ist, was man als "menschlich" ansieht und wie man diese Eigenschaften auslegt. In den 80igern hat man sicherlich mehr vermenschlicht als heute. Einfach, weil Tieren viel weniger zugestanden wurde an "menschlichen" Bedürfnissen, bzw. "tierliche" Bedürfnisse als rein menschlich angesehen wurden und man Tiere noch viel sachlicher betrachtet hat.


    Aber das Beispiel mit dem pinken Geschirr finde ich gut. Das ist wirklich einfach eine Vermenschlichung, zu glauben, dass der Rüde sich schämen würde und einem leid tut. Alleine schon, weil Hunde keine Augentiere, sondern Nasentiere sind.

  • Und weil sie pink schlicht und ergreifend nicht sehen können ☝?

  • Mich treibt oft die Frage rum, warum wir Nutztiere völlig entmenschlichen (und ihnen dadurch Grausames antun), Haustiere dafür über alle Maße vermenschlichen (und ihnen damit auch Schlimmes antun).

    Puh, das geht mir auch so. Dieses seltsame Messen mit zweierlei Maßstab.

    Auch Hitler hat seine Schäferhunde geliebt. Dennoch ließ er Menschen umbringen

    Ich möchte mal eine Lanze brechen für das Thema "Hund als Kind- oder Partnerersatz".


    Das wird nämlich immer als das Negativargument schlechthin angeführt und ich finde da kann man differenzierter dran gehen. Der alte Nachbar, der mit seinem weißen Wuschel unterwegs ist, hätte einen wichtigen Partner weniger und wäre allein in seiner Wohnung, wenn er den Hund nicht hätte. Ebenso finde ich es absolut legitim, keine Kinder zu wollen und als Nebeneffekt die gewonnene Zeit und die Ressourcen in Hunde zu investieren.


    In beiden Fällen wird der Hund nicht zwingend nicht mehr in all seinen Bedürfnissen als Hund anerkannt.

    Meine Hunde sind schon irgendwie Kindersatz. Warum auch nicht. Meine Kinder sind aus dem Haus und mein Mann sitzt den ganzen Tag am Rechner, oder hört Musik. Schön für ihn, reicht mir aber nicht. Ich würde vor Langeweile sterben ohne meine Hunde|).

    Das letzte Kind hat Fell und das finde ich in keiner Weise irgendwie verwerflich. Solange mir eben klar ist, dass es hunde sind und eben keine Kinder.

    Und ja, ich rede auch in ganzen Sätzen mit ihnen, erwarte aber auch nicht, dass sie mich verstehen :D.

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