Trotz Vollzeit-Job einen Hund adoptieren?

  • Seit meinem ersten Beitrag hier sind einige Monate vergangen, und es hat sich inzwischen einiges getan. Bin Ende August zu meinem Partner gezogen und habe seit September wieder eine Arbeitsstelle. Mein Wunsch nach einem Hund ist immer noch groß, aber die Tierheime hier sind ebenso geschlossen wie die in meiner alten Heimat. Dafür lebe ich jetzt nicht mehr in der Stadt, sondern in einem Haus auf dem Land mit großem Garten und viel Platz. Viele Menschen hier in der Nachbarschaft haben Hunde.


    Ich würde lieber heute als morgen einen Hund adoptieren, bin aber vorsichtig. Mir ist es sehr wichtig, dass ich dem Tier gerecht werden kann. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit meinem Vollzeit-Job wirklich kann. Ich bin Montag bis Donnerstag von 6 bis 17 Uhr und Freitag von 6 bis 13 Uhr außer Haus. Mein Partner arbeitet durchgehend im Home Office. Im Gegensatz zu mir hat er schon Erfahrung mit Hunden. Als Teenager hatte er 4 oder 5 Jahre lang einen Hund. Damals hat er bei seinem Vater gelebt.


    Er hätte nichts gegen einen Hund im Haus und würde sich auch um ihn kümmern, aber weil es in erster Linie mein Wunsch ist, findet er, dass ich den Großteil der Arbeit übernehmen sollte. Die Mutter meines Partners, die im gleichen Haus lebt wie wir, hat für Hunde bzw. Tiere allgemein leider nichts übrig. Den Hund ins Büro mitzunehmen, ist für mich wohl keine Option. Ich arbeite in einer Behörde, die Leute bei uns sehr extrem geräuschempfindlich und superschnell eingeschnappt. Die Kollegin, mit der ich mir das Büro teile, regt sich schon auf, wenn ich mal kurz (beruflich) telefonieren oder ein Blatt Papier kopieren/ausdrucken will, während sie eine E-Mail liest.


    Denkt ihr es gibt trotzdem eine Möglichkeit, in meiner Situation einen Hund aufzunehmen und ihm gerecht zu werden? Ich möchte wirklich nur dann ein Tier adoptieren, wenn ich mir sicher sein kann, dass es von mir bekommt, was es braucht.

  • Theoretisch ist es schon möglich, wenn dein Partner mit am Strang zieht und den Hund auch möchte - denn der wird ne ganze Weile sicher nicht einfach so nebenher laufen sondern gut was an Arbeit in Sachen Erziehung etc. abverlangen (und einen Großteil der Zeit ist der Hund ja in der Obhut deines Partners) Die Frage ist auch, was du bzw. dein Partner an Zeit investieren möchte. Ein Hund möchte ausgelastet werden. Da heißt es noch nach der Arbeit eine Stunde o.a. durch die Dunkelheit bzw. die Mittagspause opfern damit der Hund auf seine Kosten kommt.

    Was man nicht unterschätzen darf, ist natürlich auch, dass der Hund sich natürlich vor allem an die Person bindet, die die meiste Zeit mit ihm verbringt - zumindest habe ich die Erfahrung bei meinem eigenen Hund und im Bekanntenkreis gemacht. Bei meinem ersten Hund war es nämlich so. Ich Vollzeit beschäftigt, meine Mutter mit dem Hund zuhause. Für mein Havanesermädchen Sookie ist und bleibt meine Mutter The One And Only/ die Hauptbezugsperson. Das merke ich vor allem seit mein Sheltie Lily eingezogen ist (Sookie ist mittlerweile komplett bei meiner Mutter) und ich sie mit auf die Arbeit nehmen kann bzw. im Home Office arbeite. Die Bindung ist eine ganz andere. Muss nicht, kann aber sein.

  • Wenn Dein Partner nicht voll hinter dem Projekt Hund steht, sehe ich keinen bei Dir um ehrlich zu sein.


    Du bist 4 Tage die Woche 11 Stunden nicht da, wie soll das denn funktionieren, wenn Du den Großteil der Arbeit machen sollst? Er müsste ja zumindest eine größere Runde mit dem Hund gehen und ihn auch erziehen, füttern, kuscheln usw.


    Klar kannst Du am Wochenende in die Hundeschule gehen und abends noch was tricksen, aber den Hauptteil der "Wachzeit" ist Dein Partner die Bezugsperson. Und wenn der den Hund eigentlich nicht so richtig will, finde ich das dem Hund gegenüber unfair.


    Ob das so sein wird oder ob Dein Partner dann nicht doch Freude am Hund entwickelt und sich gern mit ihm beschäftigt, musst Du einschätzen.

  • Ich denke eher, dass sich der Hund an den bindet, der einfach die qualitativ hochwertigste Zeit mit dem Hund verbringt.


    Als meine eine Hündin Junghund war, war sie den ganzen Arbeitstag und auch teils über Nacht bei meinen Eltern, trotzdem war es nie außer Frage für den Hund, dass ich ihr Frauchen bin und dass sie immer lieber zu mir will.


    Rein von der Anzahl der Stunden sind inzwischen mein Mann und ich nahezu gleich viele Stunden mit den Hunden zusammen - trotzdem bin ich die Bezugsperson, weil ich sie coolen Sachen mit ihnen mache.


    Wenn der Partner den Hund allerdings nur mehr oder weniger toleriert beziehungsweise okay findet, fände ich es in eurer Situation nicht passend für ein Hund, da du selber so lange außer Haus bist.

  • Wäre es für dich eine Option die Stundenzahl zu verringern? Ich weiß aus eigener Erfahrung, was der Herzenswunsch Hund bedeutet. Manchmal ist man glücklicher, wenn man seine Prioritäten anders/neu sortiert.

  • Hast du wirklich nach 11std außer Haus noch Lust und Kraft um Zeit in den Hund zu investieren? Egal welches Wetter noch 1-2std mit ihm raus zu gehen? Genauso morgens vor der Arbeit mit dem Hund eine Runde zu laufen?


    Denn wenn du die Hauptarbeit erledigen sollst bleibt all das an dir hängen - zusätzlich was man sonst noch so für Termine hat (einkaufen, Haushalt, andere Hobbys, Freunde usw).


    Ein Hund kann es lernen dass tagsüber Ruhe ist und es nur jemand zum kurzen Spaziergang am Mittag zum Lösen gibt. Aber er muss dann trotzdem mindestens einmal täglich eine große Runde drehen können.

    Je nach Rasse braucht der Hund auch noch andere Auslastung - Hundeplatz, Hundesport, Nasenarbeit, uvm das käme dann eventuell noch an Zeit dazu.

  • Ich habe jetzt nicht herausgelesen, ob du einen Welpen oder einen erwachsenen Hund haben möchtest, aber je nach Hund kann gerade zu Beginn einen Haufen Arbeit auf deinen Freund zukommen. Das sollte ihm bewusst sein. Gerade bei einem Welpen wird sogar der Großteil der Arbeit an ihm hängen bleiben. Bei uns ist es auch so, dass mein Freund im Home Office ist und ich im Büro und obwohl ich nach der Arbeit immer die große Runde gegangen bin, hat trotzdem die ersten Monate mein Freund den Löwenanteil über gehabt. Gerade beim ersten Hund fehlt halt auch die Routine, dann kann das manchmal ganz schön anstrengend sein, vorallem, wenn dann auch der Schlafmangel dazukommt, weil Welpis Blase noch keine ganze Nacht durchhält - und eigentlich sollte man ja arbeiten. Wir wollten aber beide einen Hund und das war uns auch klar, dass das am Anfang so laufen wird.

    Aber auch beim erwachsenen Hund wird dein Freund einen Beitrag leisten müssen, wenn er von 06:00 bis 17:00 Uhr mit ihm alleine ist. Auch, wenn du morgens vor der Arbeit und dann abends nach der Arbeit mit dem Hund rausgehst und er natürlich auch lernen kann, dass er in dieser Zeit dann Sendepause hat, fällt er in der Zeit ja nicht ins Koma :D Das heißt, zumindest zum Lösen rausgehen und bissl soziale Zuwendung sollte dein Freund schon für den Zuwachs einplanen.


    Ansonsten sehe ich persönlich jetzt kein Problem darin, wenn das Programm dann morgens und abends stattfindet. Der Tag ist ja nicht um 17 Uhr zu Ende, da bleiben ja noch ein paar Stündchen übrig :smile: Im Winter gehst du dann halt nur im Dunkeln spazieren, aber wenn dich und den Hund das nicht stört :ka:


    Für unseren Hund sind mein Freund und ich übrigens beide gleichwertige Bezugspersonen. Wir unternehmen aber auch sehr viel gemeinsam, gehen auch gemeinsam ins Hundetraining usw.

  • Ich bin aktuell der immer-zu-Hause-Teil. Und es ist nicht einfach je nach Job die Gassirunde jetzt im Herbst/Winter mit Vollzeitjob zu gehen. Will dein Partner das? Hast du die Möglichkeit die große Runde morgens oder abends im Dunkeln zu gehen?

    Wie viel Zeit bleibt für Haushalt, Familie, Partnerschaft, Hobbies, wenn du nach 11 Stunden noch Zeit mit dem Hund einplanen musst, weil du den ganzen Tag nicht da warst?

    Was machst du, wenn dei Partner mal krank ist oder auf Dienstreise/Weiterbilden/ was weiß ich muss? Hast du eine Möglichkeit, den Hund unterzubringen? Denn 11+ Stunden schafft der nicht alleine.

    Bist du bereit, deine Urlaube nach dem Hund zu richten oder eine teure Pension oder Hundesitter zu zahlen?

    Wer übernimmt die Arbeiten, falls ihr einen Welpen bekommz? Das heißt tagsüber im Schnitt alle 2 Stunden für 5-15 Minuten raus und ab und an kurz mit dem Knirps schmusen oder spielen, erziehen und füttern - und das für mehrere Monaten. Bei uns wurde es so mit 6/7 Monaten spürbar weniger Betreuung tagsüber.

    Kannst du die Betreuung sicherstellen, falls ihr euch trennt? Wer nimmt den Hund dann mit?


    Das sind alles Fragen, die du dir stellen solltest. Du musst nicht hier antworten und auch nicht auf alles eine Antwort haben. Aber die Fragen würde ich mir stellen, bevor ein Hund einzieht, der die nächsten 5-15 Jahre (oder länger) Teil deines Lebens ist.

  • Also du bist von 6 bis 17 Uhr außer Haus, d.h. du stehst dann um 4.30 Uhr auf um mit dem Hund die erste Runde zu gehen, kommst dann um 17 Uhr heim, Abendessen und dann nochmal eine Stunde mit dem Hund raus... Joah, da ist der Tag rum.


    Ich meine, musst du wissen... Betreut wäre der Hund ja offenbar...


    Also für mich wär das nix. Bei mir ist Hundezeit 5-6 Uhr und dann wieder ca. 14-16 Uhr. Ich finde das ideal.

  • Solche Fragestellungen tauchen ja öfter hier im Forum auf und ich wiederum frage mich dann immer: Warum fragt sie/er überhaupt - die Antwort liegt doch auf der Hand.

    Und, ums kurz zu machen - Meine Antwort ist: Nein.

    Denn: Dein Hund, deine Verantwortung = deine Zeit. Und die hast du einfach nicht.


    Es gibt auch eine längere Antwort auf diese Fragen, denn es steckt natürlich mehr dahinter.

    Es ist ein Wunsch nach gemeinsamer Zeit, nach Verbundenheit mit einem Wesen, nach Natur, Ursprünglichkeit, Echtheit, nach wortlosem Verstehen, Treue. Es ist schön, sich kümmern zu können. Es gibt wirklich viele gute Gründe (und private Bewegründe, die man nicht diskutieren muss), einen Hund haben zu wollen. Das versteht hier wahrscheinlich jeder.

    Aber ich bleibe dabei und habe für mich selbst auch so entschieden: wenn ich keine Zeit für einen Hund habe, dann habe ich keinen Hund. Selbst wenn du viel vor und nach der Arbeit mit dem Hund machst, bis du einfach den Tag über nicht da. Punkt. Im übrigen ist auch Home Office Arbeit und wenn dein Partner eigentlich keinen Hund (für sich) will finde ich es extrem unfair, ihm einen aufs Auge zu drücken. Und wenn du vor und nach der Arbeit hauptsächlich mit dem Hund beschäftigt bist, findet dein Partner das okay? Wenn du nämlich in Vollstress gerätst, weil alle was von dir wollen - Hund, Mann, Arbeitgeber, Haushalt, Garten, Schwiegermama, etc. -, aber keiner dich so recht unterstützt, wird's echt schwer...

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