Aggressiver Hund, Rückschlag und eine schwere Entscheidung. Bitte um Hilfe!

  • Auch wenn es hier völlig OT ist - und ich bin auch gleich wieder ruhig: Ich möchte zu ein paar der Beiträge hier noch anmerken, dass eingefangene und in den Shelter verbrachte Straßenhunde in Osteuropa nicht wieder auf die Straße entlassen werden. Die romantische Vorstellung, dass es denen pauschal besser ginge, wenn sie nur kastriert und versorgt und dann wieder in ihr angestammtes Umfeld gebracht werden würden, ist eben auch nur das: Eine romantische Vorstellung. Meine Bulgarin wäre tot, wäre sie nicht in ein deutsches Tierheim gekommen wäre, die war im Shelter kurz vorm Verhungern.

  • Das mit den Gliedmaßen war ein Witz. Ich neige zu schwarzem Humor. Aber ich weiß dass das in geschriebener Form oft nicht so ankommt.

    Vielleicht solltest Du den :ironie2: oder den :headbash: gelegentlich verwenden :D


    Schön, dass es Nova schon besser geht und sie nicht vor lauter Fasten Deinen Arm gefrühstückt hat :p


    Jino isst Morosuppe pur übrigens auch nicht, aber mit bisschen gekochtem Schwein (ist unser "Opferprotein") drin gehts dann plötzlich doch. :pfeif:

  • Deine Einstellung und deine Liebe zu Nova finde ich unglaublich sympathisch und anrührend. Dein Hund hat ein Riesenglück, bei dir gelandet zu sein!


    Wenn ich mich in deine Situation versetze: wie haben vor anderthalb Jahren eine ca 9monatige reinrassige Bordercollieündin ( aus einer Arbeitslinie ) aus dem slowenischen Tierschutz übernommen. Die gelernt hatte, wie eine Furie um ihr Leben zu kämpfen und anfänglich voller Panik und Überforderung auch uns anging und sehr "schnappig" war.

    Ich kenne das Gefühl, wenn man sich Nachts den Gang aufs Klo verkneift, weil man Angst davor hat, an dem schlafenden Hund vorbei zu schleichen...

    Aber sie hat uns nie ernsthaft verletzt und es ging stetig besser und vorwärts.

    Ich könnte es nicht ertragen, in meinem ureigensten Zuhause, meiner "Burg", so unentspannt zu leben, immer auf Habacht.

    Ich bewundere dich dafür, dass du aus Liebe zu Nova dazu bereit bist - ich hätte das nicht geschafft!

  • Ich wollte einfach mal wieder einen kleinen Zwischenbericht geben bzw. ein paar Gedanken ein wenig von der Seele schreiben.


    Der Trainerbesuch ist jetzt genau 14 Tage her, also 2 Wochen in denen hier zuhause ein wirklich strenges Regime herrscht und ich Nova sehr kontrolliert und engmaschig durch den häuslichen Alltag führe. Und ehrlich, es geht mir etwas an die Substanz. Versteht mich nicht falsch. Draußen und wenn andere Menschen involviert sind fällt mir das überhaupt nicht schwer, da ist es eine Selbstverständlichkeit geworden. Aber zuhause, wenn wir alleine sind, merke ich, dass mich manche Dinge nerven.


    Ich vermisse die (wenige) gemeinsame Sofazeit die wir hatten und manchmal fühlt sich dieses "jeden Schritt" kontrollieren ein wenig nach Schikane an. Ich weiß natürlich, dass das alles zu menschlich gedacht ist und dass für Nova die Qualitätszeit theoretisch die ist in der wir gemeinsam arbeiten und trainieren und nicht das ab und zu Kontaktliegen, dass ich so sehr genossen habe. Das Ding ist, dass der Trainer das Sofa ja nicht einmal verboten hat, ICH könnte ja entscheiden, dass sie jetzt zu mir aufs Sofa kommen darf, macht sie auch, weil sie brav ist und auf mich hört, aber sie kommt dann halt kurz rauf, dreht sich dreimal im Kreis und geht wieder runter. Und ein "kuscheln erzwingen" ist nicht was ich im Sinn habe, weil kontraproduktiv.


    Vermutlich muss ich mich da einfach nur wieder reinfuchsen und dann läuft es auch wieder, hat ja ganz am Anfang auch funktioniert, bevor Nova und ich zusammengewachsen sind. Aber genau hier liegt wahrscheinlich das Problem. Es lief monatelang ganz anders und fühlt sich jetzt wie ein massiver Rückschritt an.


    Ich habe auch meine Pro und Contra Liste erstellt und versucht so emotionslos wie möglich da ranzugehen. Die Contras überwiegen theoretisch, die Pros fallen aber menschlich für mich mehr ins Gewicht.


    Die größten Contras sind einfach die Fremdbetreuung, Reisen und Beziehungen. Bei der Fremdbetreuung will mir mein Trainer bei der Suche helfen, da er einige Kontakte hat und der spätere Zwinger wird auch Abhilfe schaffen, was ja irgendwie mit dem Reisen Hand in Hand geht. Also mal sehen wie sich das entwickelt.


    Die Beziehungen, egal ob freundschaftlich oder romantisch werden wohl immer ein Knackpunkt bleiben. Unzählige Diskussionen und die ewige Fragerei nach dem "warum nur tust du dir das an?". Oder ein möglicher, späterer Freund, dem ich erstmal erklären muss, dass er entweder Blut und Schweiß ins Training mit Nova stecken muss um sie irgendwann VIELLEICHT handeln zu können oder aber dass er strengen Regeln folgen muss und sie niemals ansehen oder ansprechen darf. Vermutlich sogar beides.


    Ich habe den Fragebogen, den ich vor Novas Ankunft ausfüllen musste gefunden. Da gab es die Frage "Was wäre für Sie ein Abgabegrund?" und meine Antwort war "Wenn der Hund aggressiv und/oder bissig wäre". Joa, hat ja gut geklappt. :hust:


    Naja, genug von mir, entschuldigt den emotionalen Brei, aber musste mal eben raus und da mir das Forum bei der Selbstreflexion bis jetzt sehr geholfen hat, wollte ich es hier niederschreiben.


    Was Positives: Morgen habe ich endlich den Tierarzttermin, dann können hoffentlich Schmerzen ausgeschlossen werden, drückt mir die Daumen!

  • Hi Lara,


    ich kann Dich vollkommen verstehen. Es ist heftig, sich seinem eigenen Hund gegenüber derart disziplinieren, Zuwendung und Nähe rationieren und die eigenen spontanen Affekte immer (immer!) durch den Hundetrainer-/Erziehungsfilter laufen lassen zu müssen. Einmal mehr, wenn das Ergebnis dieser auf unbestimmte Zeit angelegten Dauer-Selbstkontrolle völlig offen ist. Das macht mürbe. Ob der Austausch hier im Forum, die tiefe Anerkennung, die Du in jedem Beitrag dieses Threads bekommst und mit der Du Dich in dieser verzwickten Lage sicher auch weiterhin "versorgen" kannst; ob Kontakte mit anderen ähnlich betroffenen Hundehaltern - und die wirklich guten Tage, die Du mit Nova erlebst - das alles kompensieren können, heute, morgen, in fünf Wochen, in acht Monaten ... weiß ich nicht. Da wirst Du Dich selbst am besten kennen.


    Ich würde mir diese Fragen Deiner Liste vorlegen. Immer wieder. Und mir zugestehen, dass die Antworten sich ändern können. Mal tagesformabhängig - vielleicht an irgendeinem Punkt aber auch endgültig.

  • Ich kann verstehen, dass dir das an die Substanz geht. :streichel: Training, was erarbeiten macht auch Freude klar aber für mich ist es auch wichtig, eben ganz unbedarft sich zusammen einkuscheln zu können, sich albern übers Bett zu rollen.. dass ist für mich etwas essentielles in der Hundehaltung, dass man sich gegenseitig absolut vertraut. Meine Hunde sind auch teilweise ein bisschen eigen mit fremden Menschen, manches muss/musste man immer etwas managen aber nie in dem Ausmaß wie bei euch und ich darf alles mit Ihnen machen- bei der Omi zuletzt Tumor ohne Narkose entfernt, ich hab sie getröstet, Doc hat sich beeilt, sie war tapfer... Da hast du wirklich meinen Respekt. Ich überlege auch schon, seit ich hier immer wieder still mitlese, wie ich wohl entschieden würde..


    Rein objektiv, wahrscheinlich würde ich sie abgeben. Ich könnte es wahrscheinlich händeln, ich steck auch gern zurück aber ich möchte eben doch auch etwas Unbedarftheit im alltäglichen Miteinander. Keine Ahnung wie besser schreiben..


    Subjektiv.. man ist mit Gefühlen involviert, Plätze für solche Hunde sind nicht häufig da.. ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Es würde mir auch verdammt schwer fallen, da zu entscheiden. Fühl dich einmal fest umärmelt oder so.. :streichel:

  • Das klingt jetzt sehr, sehr abgedroschen weil die Probleme, die mein Hund und ich miteinander haben nicht ansatzweise mit denen von Nova und dir vergleichbar sind. Schreiben mag ich es trotzdem mal.


    Mir hilft es im Alltag mit Hund sehr ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben. Das mache ich ohnehin für mich selbst. Mich jeden Abend hinzusetzen und drei positive Momente aufzuschreiben, die der Hund und ich gemeinsam hatten, bringt mich dazu den Fokus auf unsere positive gemeinsame Zeit zu legen. Auch wenn der Tag eigentlich komplett kacke war, irgendwas schönes finde ich mit etwas (mehr) Nachdenken immer.


    Wie gut das allerdings bei einem Hund wie Nova, die den Alltag ja sehr einschränkt, funktioniert weiß ich nicht ?

  • @Schnappschildkroete

    das ist eine tolle Idee! :) Je nachdem wie niedrig man ansetzt findet man immer wenigstens eine positive Sache.


    @Nothingheretosee

    Das ist jetzt für euch beide wieder eine Umgewöhnung wahrscheinlich, vielleicht kommt sie bald wieder kontaktliegen und muss sich nur auch erstmal wieder an die neuen alten Strukturen gewöhnen?

    Kannst Du Dich auf den Boden setzen oder ist das ungünstig, weil Du dann so weit unten bist? Sonst wäre das vielleicht eine Möglichkeit - hab schon öfter hier gelesen, dass manche Hunde lieber auf dem Boden kuscheln/kontaktliegen und wenn sie merkt, dass das ganz nett ist kommt sie vllt wieder mit auf die Couch?

    Auch von mir ein Drücker für Dich und ich drücke die Daumen für den Arzttermin. :)

  • @Schnappschildkroete


    Vielen Dank für diese Idee, das finde ich ganz toll und werde ich so umsetzen!

    @Nothingheretosee

    Das ist jetzt für euch beide wieder eine Umgewöhnung wahrscheinlich, vielleicht kommt sie bald wieder kontaktliegen und muss sich nur auch erstmal wieder an die neuen alten Strukturen gewöhnen?

    Kannst Du Dich auf den Boden setzen oder ist das ungünstig, weil Du dann so weit unten bist? Sonst wäre das vielleicht eine Möglichkeit - hab schon öfter hier gelesen, dass manche Hunde lieber auf dem Boden kuscheln/kontaktliegen und wenn sie merkt, dass das ganz nett ist kommt sie vllt wieder mit auf die Couch?

    Auch von mir ein Drücker für Dich und ich drücke die Daumen für den Arzttermin. :)

    Naja, das Problem ist nicht, dass sie nicht möchte, sondern dass sie selbst entscheiden will WANN sie möchte und das darf ich nicht zulassen.


    Sie kommt öfter an und will sich zu mir legen, aber ich muss das immer unterbinden, weil sie selbst keine Entscheidungen treffen darf, da der Grat zwischen kuscheln und kontrollieren bei ihr eng ist. Und genau das fällt mir so schwer, dieses "Nein, du darfst jetzt nicht zu mir, erst wenn ich es erlaube und quasi anfordere".

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