Aggressiver Hund, Rückschlag und eine schwere Entscheidung. Bitte um Hilfe!

  • Ich habe als Kind über 10 Jahre mit seinem solchen Hund gelebt und auf eine Wiederholung lege ich keinen Wert. Ich kann nur sagen, baue einen schönen Zwinger, evtl. gesicherten Auslauf und überlege genau, ob du die nächsten Jahre so mit einem Hund leben möchtest. Wir hatten zudem einen indoorzwinger, der dem Hund ermöglichte, wenigstens halbwegs am Leben teilzuhaben. Ansonsten lebten wir auf dem Land, somit waren Spaziergänge, mit Sicherungen gut möglich. Und der Hund bekam ein kontrolliertes Ventil auf dem hundeplatz, für seine Aggressionen.

    Wobei man ganz klar sagen muss, dass nur ein sehr erfahrener schutzdiensthelfer mit unserem Hund damals sich traute zu arbeiten, später nach 5-8 Jahren wurde das besser und auch weniger gute und erfahrene schutzdiensthelfer konnten mit unserer Katastrophe arbeiten.


    Ein verträglicher, normaler, lieber Familienhund wurde er erst, als er vom Krebs zerfressen war und nicht mehr die Kraft und Energie hatte, auszuflippen. Die letzten Wochen seines Lebens, könnte man dann mal mit ihm auf dem Boden sitzen und ihn streicheln, ohne Angst haben zu müssen, dass er einem den Maulkorb irgendwohin rammte, oder einen zu Boden drückte.


    Überleg dir gut, ob du die finanziellen, baulichen, nervlichen, umgebungstechnischen Möglichkeiten und den langen Atem für diesen Hund hast.

    Du wirst auf vieles verzichten müssen und viele dauerhaften Einschränkungen in Kauf nehmen und du hast eine enorme, Konstante Verantwortung für deinen gefährlichen Hund. Dir dürfen keine Fehler bei der Sicherung von Nova passieren.

    Ich appelliere da an dich, sichere diesen Hund bitte doppelt und fünffach und wenn du mit ihr rausgehst, wie ein verschnürtes Paket, dein Hund darf niemals die Chance haben, andere Menschen und Tiere zu verletzen.


    Ich bin beeindruckt wie reflektiert, sachlich und umsichtig du daran gehst. Behalte einen klaren und kühlen Kopf, Emotionen sind bei solchem Kaliber Hund, kein guter Ratgeber.

    Auch eine Abgabe wird sehr, sehr schwierig werden. Niemand reißt sich um solche Hunde. Und von privater Vermittlung würde ich in so einem Fall komplett abraten. Stell dir vor im neuen Zuhause passiert etwas schlimmes.


    Sei vorsichtig und Pass auf dich auf. Je nachdem, muss man auch über andere Schritte bei solchen Hunden nachdenken, so schlimm das ist.


    Lg

  • @Floki Odinson


    Baumann is rund 1000km weg. Aber es gibt auch in Ö Leut aus dem Gebrauchshundesektor, Schutzhundesport und Diensthundeausbildung, die mit "Kalibern" arbeiten und das direkt. Und da fährt die TE nächste Woche auch hin.

    ich hatte da an online Seminare auch nur Gedacht zu sowas wie Hundekommunikation. Das er zu weit weg ist weis ich. Und ich finde es super das sie zu einem Profi fährt.

  • Ich glaub auch, dass der Hund ne Aufgabe ist. Aber ich habe trotzdem gute Hoffnung, dass es gar nicht so „hoffnungslos“ ist, wie einige es sehen. Offensichtlich reagiert sie auf „plötzliche Aufregung“ und das kann (muss nicht, aber kann)

    ein Thema sein, dass gar nicht so kompliziert zu lösen ist.

    Ich drücke euch fest die Daumen auf jeden Fall und hoffe natürlich auf gute Hilfe und belastbare Verbesserung!

  • Kann nichts konstruktives beitragen, möchte aber kurz anmerken, dass ich es mega finde, was Du alles gemacht hast! Keine Ahnung gehabt und nachdem die Orga Dich so im Stich gelassen hat alles richtig gemacht, ich ziehe meinen imaginären Hut! :)

    Und auch wie detailliert Du den Moment rekonstruieren kannst, obwohl Du ja gerade nicht "in Alarmbereitschaft" warst, das ist bestimmt super viel wert um Trigger herauszufinden und infolgedessen bearbeiten/eliminieren zu können.

    (Damit will ich nicht sagen Du musst sie auf jeden Fall behalten, ich wollte Dir nur meine Bewunderung aussprechen :))

    Ps: mir fallen gerade zwei vielleicht total abwegige Sachen ein.. sorry falls das totaler Quatsch ist. 1. Lachen und Panik sind in der Ausdrucksform eng verwandt. Also Lachen kann auch ein Ausdruck von Panik sein und das Gesicht sieht bei Panik/Angst teilweise ähnlich aus wie wenn man lacht. 2. Könnte es sein, dass mal jemand aus Spaß neben ihr/an ihr gezündelt und dabei gelacht hat? ich weiß die Frage kann niemand beantworten, aber ich habe überlegt was sie evtl falsch assoziiert haben könnte. Vielleicht hast Du noch nie gleichzeitig geraucht und gelacht und das war das "neue"?

  • Ich wurde hier belächelt, als ich fragte, ob Händi-Telefonie ein Auslöser für Beißen sein kann. Die ist nun der dritte Fall, wo man sich fragt, was den Biss ausgelöst haben könnte. Zweimal betraf es unsere Hunde, wobei Paula, unser absoluter Superhund (leider inzwischen im Hundehimmel) absolut nicht zu Aggression neigte. Vor 20 Jahren wollte niemand einen Händi-Sendemast in seiner Nähe haben. Das ist inzwischen kein Thema mehr, obwohl die Strahlung um ein vielfaches stärker geworden ist. Hunde haben ein viel feineres Gespür als wir, deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass da was dran sein könnte.

  • Was ich mir hinsichtlich des Handys eher vorstellen könnte, ob sie vielleicht auf die Stimme der Person mit der telefoniert wurde ein Zusammenhang bestehen kann?

    Meine Hündin bspw wird recht kommentierfreudig wenn sie mitbekommt dass ich mit meiner Mutter telefoniere. Telefoniere ich mit jemand Anderem, horcht sie nur.


    Auch wenn ich es für wesentlich wahrscheinlicher halte dass eher hinsichtlich des Lachens oder der Zigarette irgendwas blöd assoziiert würde.

    Am Ende allerdings, steckt man nicht drin. Es kann alles Mögliche gewesen sein. Ein Geräusch, eine Geste, ein Geruch, Mimik, Dinge die man nichtmal bemerkt, und vielleicht einfach irgendwie anders sind.

    Es kann auch sein dass sie vielleicht bspw mir der Zigarette nie ganz cool war, und es eine Kleinigkeit gab die das Fass zum überlaufen bringen ließ..

    Ebenso kann es der Stuhl sein, der Aschenbecher, der Garten, und das Aufkommen der Idee irgendetwas davon als Ressource zu verteidigen.

    Man weiß es nicht, man kann keine Gedanken lesen und ein Hund nicht sprechen. Von daher kann man nicht sagen "Dies, Das Jenes ist bestimmt der Grund gewesen", denn wenn man sich die ganze Situation anschaut, sieht man a) nur die Sicht des Menschen, und b) kann es prinzipiell alles Mögliche gewesen sein :ka:

  • Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich möchte mich nochmal herzlichst bei allen die hier schreiben bedanken. Egal ob Tipps, Erfahrungen oder einfach nur nette Worte, es freut mich hier zu lesen ?


    Gammur oder auch andere, die sich mit dem Thema auskennen


    Du schreibst, dass euer Hund Schutzhundesport gemacht hat um ein Ventil für seine Aggression zu haben. Ich hatte das mal mit meinem Trainer besprochen, weil ich dachte, dass es etwas für sie sein könnte. Er meinte aber, dass die Gefahr zu groß wäre, dass sie das noch mehr anstachelt, da die Hunde bei diesem Sport ja voll im Trieb sind. Und da Nova ja leider nicht komplett gehemmt ist auch gegen mich zu gehen, denkt er, dass sie das ganze zu sehr aufregen würde, vor allem die Wartezeiten dazwischen bis es endlich weiter geht. Er meint, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sie dabei auch auf mich losgehen könnte. Und ich meine jetzt NICHT, dass der Sport generell sie aggressiver machen würde, bitte nicht falsch verstehen. Es geht mir wirklich nur um den Moment wo man auf dem Platz ist und der Hund voller Adrenalin ist weil sie voll Lust drauf hat.


    Wie hat das denn bei euch geklappt?


    Generelle Frage zur Beschäftigung. Aktuell mache ich mit Nova ja viel UO, alberne Tricks und ZOS (und bei dem Thema ist mir wieder eingefallen woher ich den Namen Baumann kenne, ist das der selbe der auch Bücher schreibt?).


    Bevor es zu dem Vorfall am Sonntag kam, habe ich mir ja schon einige Gedanken über zukünftige Beschäftigung mit Nova gemacht, da ich ihr gerne rassegerechte Auslastung bieten würde. Mir gefällt vor allem Mantrailing oder Obedience und ich kann mir gut vorstellen, dass Nova da auch richtig Bock drauf hätte. ABER wie realistisch ist sowas mit einem menschenunverträglichen Hund? Läuft sowas immer im Verein, mit mehreren Menschen ab? Ist das mit Maulkorb machbar? Muss der Hund Nähe von Fremden ertragen/dulden?


    Ok, mal weg von der Zukunftsmusik.


    Zu der Theorie, dass die Zigarette vielleicht etwas bei ihr getriggert hat. Ich kann es wirklich nicht sagen, leider kennt ja keiner Novas Vergangenheit, ob und welche schlechten Erfahrungen sie gemacht hat. Ich mein, rauchen generell ist natürlich super doof, aber ihr Versuch es mir abzugewöhnen, war dann doch etwas extrem :lol: (sorry, manchmal muss ich einfach unpassende Witze machen, ist irgendwie meine Art der Bewältigung). Aber wie gesagt, ich rauche jetzt seit Jahren (übrigens nur draußen, ich verpeste also nicht Haus und Hund) und Nova saß schon unzählige Male (freiwillig) in meiner Nähe dabei. Sie hat nie so gewirkt als würde sie da irgendwas dran stören und ich bin mir sicher, dass ich schon oft auch währenddessen gelacht und/oder telefoniert habe. Aber wie ihr ja schon sagt, manchmal ist es sehr sehr schwer den genauen Trigger festzustellen, aber trotzdem danke für eure Theorien und Denkansätze.



    Zu dem Vorfall mit meinem Vater. Ja, dass Umarmungen gar nicht so unüblich als Auslöser sind habe ich auch schon gelesen/gehört, aber interessant ist ja, dass Nova nicht mal im selben Raum war als die Umarmung begann. Sie konnte also absolut nicht sehen was gerade im Vorraum passierte als sie aus dem Wohnzimmer geschossen kam. Ist ja zum Glück nichts passiert und kam seitdem auch nicht mehr vor, aber hat mir halt deutlich gezeigt, dass Nova niemals Maulkorbfrei mit anderen Menschen zusammen sein wird. Klingt vielleicht komisch, aber ich kann den Gedanken, dass ich selbst verletzt werde eher hinnehmen als wenn es meinen Freunden oder meiner Familie passieren würde.


    Zum Thema geschlossene Box. Als der Trainer die Box einführte, war ich der festen Überzeugung, dass wir sie auch schließen. Er meinte aber, dass man damit nur am Symptom rumdoktorn würde und nicht die Ursache bekämpfen. Wir verhindern damit natürlich, dass Nova Menschen angreifen kann, nehmen ihr aber die Chance die Entscheidung es nicht zu tun selbst zu treffen. Er denkt, dass ein Rückzugsort super wichtig ist, aber er findet es auch wichtig, dass Nova lernt, dass sie von sich aus dort sein und auch bleiben möchte und nicht nur weil sie eh keine andere Wahl hat. Sorry falls ich das jetzt irgendwie schwer verständlich beschrieben habe. Ergibt die Erklärung Sinn?


    Der Angriff ist jetzt eine Woche her. Während ich die ersten 2 Tage kaum zur Ruhe kam und nur daran dachte, dass ich sie ins nächste Tierheim stecke oder einfach irgendwo aussetze (bitte nicht zu ernst nehmen) und die Tage danach eine Abgabe auch noch deutlich präsent war und ich in die Richtung tendierte, merke ich seit gestern, dass ich wieder ruhiger bin. Ich denke wieder mehr an die Zukunft und merke, dass ich Nova bewusster einplane. Das heißt nicht, dass ich eine endgültige Entscheidung getroffen habe, dafür ist es noch zu früh. Aber der größte Frust und die Verzweiflung ebben langsam ab und ich kann wieder klarer denken und merke auch, dass meine Emotionen nicht mehr so verrückt spielen und ich auch wieder mehr Freude am Umgang mit Hund verspüre. Das heißt nicht, dass ich jetzt leichtsinnig werde oder so, es gibt weiter 24/7 Maulkorbpflicht, vermutlich für lange Zeit. Das Vertrauen ist nach wie vor ziemlich gestört, aber der Gedanke sie komplett aus meinem Leben zu "verbannen" macht mich definitiv richtig, richtig traurig.


    Gestern war ich das erste mal seit dem Biss wieder länger mit ihr spazieren, davor hat es sich sehr stark auf kurze Gassigänge und Löserunden beschränkt, weil ich einfach nicht voll auf der Höhe war. Wir waren insgesamt 3 1/2 Stunden in der Pampa unterwegs, haben die Seele baumeln lassen, bisschen geübt und Suchspielchen eingebaut. Und als wir ne kleine Pause eingelegt haben und ich mich auf eine Bank gesetzt habe, saß sie nahe bei mir und hat ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt. Das ist jetzt nichts mega ungewöhnliches, aber es sind solche Momente wo ich daran denken muss was wir alles geschafft haben und wie gerne ich sie trotz ihrer schweren Macken doch habe.


    Den letzten Teil wollte ich nur mal erzählen, damit ich auch ein paar positive Gedanken hier einbaue. Ich weiß, von meinen Erzählungen her klingt vieles durchgehend negativ, weil ich mich natürlich an das Forum gewandt habe um eben von unseren Problemen zu berichten und mir Hilfe zu holen. Aber es gibt sie, die friedlichen Momente, wo ich einfach richtig glücklich mit ihr bin ?

  • Wie händelst du es eigentlich Nachts mit ihr? Hat sie da einen Maulkorb auf oder ist in einem anderen Raum?


    Ich mach mir da nämlich etwas Sorgen um dich, solange die Auslöser bei dem Hund nicht wirklich klar sind. Was ist, wenn du Nachts mal halb verpennt kurz zum Klo mußt?


    Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich habe es selber mit einem früheren Hund durch. Erst unklare Aggro Reaktionen bis später mich aus heiterem Himmel beißen, weil ich am Telefon gelacht habe bis hin mich Nachts auf dem Weg zum Klo wie ein Berserker attackieren. Mein Glück war nur, dass es "nur" ein 23 kg Hund war und ich es schaffte ihn zu packen und in ein Zimmer zu "werfen" und die Tür zu schließen.

    Auslöser bei meinem Hund war allerdings Gesundheitliche Ursache, was ich rein von der Schilderung bei euch nicht vermute.


    Bitte schütze dich und denke auch an solch Nächtliche Situationen, die vielleicht auftreten könnten. Und denke auch an die nächsten Wochen, wenn die Knallerei draußen losgeht zu Silvester. Sicher den Hund dann doppelt und sei vorsichtig.

  • Wie händelst du es eigentlich Nachts mit ihr? Hat sie da einen Maulkorb auf oder ist in einem anderen Raum?

    Sie trägt auch nachts einen Maulkorb. Da sie, wie du es beschrieben hast, zu Anfang in der Nacht auf mich losgehen wollte, wenn ich mal aufgestanden bin. Das kam zwar seit langer Zeit nicht mehr vor, aber aktuell vertraue ich ihr nicht genug und gehe keine Risiken ein.

    Bitte schütze dich und denke auch an solch Nächtliche Situationen, die vielleicht auftreten könnten. Und denke auch an die nächsten Wochen, wenn die Knallerei draußen losgeht zu Silvester. Sicher den Hund dann doppelt und sei vorsichtig.

    Danke, das werde ich machen! Ehrlich gesagt bereitet mir Silvester jetzt schon etwas Bammel, da ich absolut keine Idee habe wie sie mit der Knallerei, von der es hier im Dorf leider reichlich geben wird, umgeht.

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