TS-Hund - "und nach 3 Monaten packt er aus"

  • Unsere TS Hündin ist nun gut 9 Monate bei uns und hat sich durchweg positiv entwickelt.

    Wir fanden sie zwar von Beginn an super, aber da gab es doch immer noch ein paar kleine Details, die uns - ich sag mal - nicht so ganz geheuer waren und die man beim ersten Kennenlernen nicht unbedingt mitbekommt.

    Zum Beispiel hat sie ihr Essen verteidigt, besonders gegenüber den Kindern, aber auch teilweise gegenüber uns Erwachsenen. Auch hat sie geknurrt und ggf. auch geschnappt, wenn man sie zu hektisch beim Schlafen gestört hat (hier auch besonders bei den Kindern).

    An der Leine hat sie außerdem bei fremden Hunden von Anfang an gerne gepöbelt.

    Alleinebleiben war die absolute Katastrophe. Wussten wir zwar vorher, ich hatte es mir aber nicht SO schlimm vorgestellt...

    Und zu guter Letzt hat sie oft im Garten am Zaun gebellt, sobald jemand mit Hund vorbeikam.


    Alles Dinge, die beim Kennenlernen nicht aufgefallen sind, die mich aber in den ersten Wochen doch arg verunsichert haben (besonders das Verhalten ggü. den Kindern). Aaaaber: das sind alles Dinge, die man mit etwas Management gut gehandelt bekommt - die Kinder müssen eben z.B. auch lernen, Rücksicht zu nehmen.


    Mittlerweile gibt es so gut wie gar keine Probleme mehr. Wir haben trainiert, uns weiter kennengelernt und sind konsequent geblieben bei dem, was uns von ihr als "Anpassung" an unser Leben wichtig war.


    Ich denke, wenn man nicht ganz naiv an die Sache ran geht und auch bei einem bereits erwachsenen Hund nicht davon ausgeht, dass er nicht mehr trainierbar ist, dann bekommt man keine riesen negative Überraschung.

    Wir sind begeistert von dem Koffer, den unsere Hündin ausgepackt hat, nachdem sie nach rund 8 Monaten vollends bei uns angekommen ist!


    P.S.: ich hätte übrigens nicht gedacht, dass es tatsächlich so lange dauert, bis ein Hund richtig im neuen Zuhause angekommen ist. Vielleicht auch noch ein Punkt, der von vielen nicht berücksichtigt wird.

  • Baccio kam mit ca einem Jahr zu uns. Er packte nach 14 Tagen komplett seinen Koffer aus. Aus dem schüchternem mit der Welt überfordertem Junghund, der aber unkompliziert war, wurde ein Autojagendes Monster dass im Übersprung um sich biss. Später kam raus dass er in seiner ersten Familie im Rudel auf Feldern rausgelassen wurde und dann fuhr das Auto los und die Hunde hetzten hinterher.

  • Meine Hündin hat schon von Sekunde eins andere Hunde an der Leine verbellt. Ihr Köfferchen war, auch Menschen zu verbellen und aus zartem an der Leine wuffen wurde hysterisches in die Leine springen.


    Für mich bezieht sich das Köfferchen auch als Anfängerhinweis. Dass man Dinge, die man merkt, sofort angeht und nicht denkt "ach ist der aber lieb". Mit Erfahrung lässt sich der Inhalt des Köfferchens gleich sauber lenken. Aber unbedarfte Neulinge im Theme Hund und Tierschutz neigen einfach zum verhätscheln und Schüchternheit verkennen. Daher finde ich den Hinweis immer super: Sei achtsam, agiere und führe passend. Dann kommt die geknüllte Wäsche aus dem Köfferchen vielleicht doch gebügelt raus. :bindafür:

  • Köfferchen Auspacken ist für mich auch eher, dass der Hund meistens selbstbewusster und sicherer wird und sich traut alles auszuleben, was so in ihm steckt. Große Überraschungen gab es da bei meinen Hunden auch nicht, die Ersthündin war und blieb super lieb und unkompliziert, zeigte irgendwann moderaten Jagdtrieb. Der Zweithund zeigte bereits am ersten Tag all seine Probleme, an seinen Baustellen hat sich nichts verschlimmert. Kann mir vielleicht vorstellen, dass das bei Hunden, die so direkt aus dem Ausland kommen und für die das hier ein ziemlicher Kulturschock eher mal dazu neigen mit gewonnener Sicherheit noch Dinge an den Tag zu legen, die sie anfänglich nicht zeigten.

  • Wir sind begeistert von dem Koffer, den unsere Hündin ausgepackt hat, nachdem sie nach rund 8 Monaten vollends bei uns angekommen ist!


    P.S.: ich hätte übrigens nicht gedacht, dass es tatsächlich so lange dauert, bis ein Hund richtig im neuen Zuhause angekommen ist. Vielleicht auch noch ein Punkt, der von vielen nicht berücksichtigt wird.

    Tatsächlich sind aber 8 Monate oft auch nicht ausreichend, bis ein Hund wirklich vollends angekommen ist. Ich rechne da eher immer mit 1- 1,5 Jahren.

  • Doch, ich hab es durchaus so erlebt.


    Auslandshund 1 musste nach rund 2 Monaten von der Pflegestelle weg. Da war er mutig genug geworden, Ressourcenaggression zu entwickeln. Bei mir war er dann etwa 4-6 Monate "schockbrav" und ging ausschließlich bei Fuß und entfernte sich nicht. Das änderte sich allerdings ziemlich. Im Kern war er immer ein sehr netter Hund, aber seine "komplizierteren" Seiten zeigten sich nicht sofort.


    Hund 2 war von anfang an erkennbar reaktiver anderen Hunden gegenüber. Rückwärtsgerichtete Aggressiom, Leinenpöbeln und Zaunspringen, um andere Hunde anzugehen, kam mit mehr Mut.


    Hund 3 war anfangs sehr unruhig, wechselte dann zu gechillt.


    Hund 4 kam katzenverträglich und zeigte anfangs kein Jagdinteresse und war sehr menschenbezogen, allerdings mit riesen Radius. Der wurde unabhängiger, mit gleichzeitig weniger Radius, durch "Lernerfolg" nicht mehr katzenverträglich und nach etwa 5-6 Monaten zeigte sich sein Jagdtrieb sehr deutlich.


    Hund 5 hatte von Anfang an die selben Probleme, die er immer noch hat, jedoch ausgeprägter. Der wurde mit der Zeit moderater. Und weniger allein sein Ding machend.


    Manches war aber schlichtweg auch: "Da war vorher noch gar keine Zeit, das gemeinsam zu erleben." Also auch noch keine Gelegenheit zu erleben, wie Hund reagiere könnte. Je mehr gemeinsame Zeit, je mehr gemeinsame Erlebnisse - je mehr "Überraschungen" und "Hat er noch nie gemacht" können anfangs eintreten, denk ich.


    Ich hab selber immer einige Monate gebraucht, bis ich mir sicher war, einen neuen Hund recht zuverlässig "lesen zu können" und die Details seiner Körpersprache und Interaktion mit der Umwelt zu sehen.

  • Bei uns leben seit 2002 ausschließlich TS-Hunde mit eher "schlechtem" Vorleben und ich verstehe "das Köfferchen auspacken" auch als "traut sich Persönlichkeit zeigen".

    Der entscheidende Unterschied - ob einen das überrollt oder nicht - ist für mich wieviel Wissen und Erfahrung ein HH hat und einen "neuen" Hund von Anfang an richtig begleiten/lenken kann.


    Überrascht hat mich ein einziges Mal unsere Berner-Mix-Omi, als sie nach gut 3 Monaten bei uns bei Fremdkontakt meinen Mann zu schützen begann. Das war aber mit anderem/ souveränerem Führverhalten nach kurzer Zeit erledigt.

  • Als "auspacken" würde ich das auch nicht bezeichnen, das klingt hier im Forum immer wieder mal so negativ (als Warnung).

    Unsere Hündin war 6 Jahre alt, als sie vor 1 Jahr bei uns eingezogen ist und sie war ihr ganzes Leben im Tierheim (Italien) gesessen, Sie kannte somit nichts, auch das Leben in einem Haus, mit einer Familie etc war ihr völlig fremd, sie war sehr unsicher und ängstlich.

    Es hat ca 4 Monate gedauert, bis wir das Gefühl hatten, dass sie "angekommen" ist, dass sie sich hier wirklich daheim fühlt und auch uns immer mehr vertraut. Dadurch hat sie dann viele Ängste langsam abgebaut, sie wurde selbstsicherer (ohne "frech" etc zu werden).

    Auch hat es diese Zeit gebraucht, bis sie ihre "Stimme entdeckt hat", bis dahin dachten wir, dass sie gar nicht bellen kann, es kam kein Laut aus dem Hund. Da war dann die Zeit, wo sie die Stimme dann auch ausgiebig und bei jeder Gelegenheit eingesetzt hat, aber auch das hat sich nun auf ein normales Maß eingependelt.


    Ganz ehrlich, wenn ich, bevor wir Franzi adoptiert haben, bereits hier im Forum gewesen wäre und da eben immer wieder dieses "auspacken" gelesen hätte, ich weiß nicht, ob ich dann (gerade als Hundeanfänger) noch den Mut gehabt hätte, einen Hund aufzunehmen.

  • Meine Hunde kamen immer sehr unsicher, schüchtern bis hin zum klassischen Angsthund zu mir.

    Im Rückblick auch mit Entwicklungs- Störungen /Verzögerungen.


    Boris hat z. B. mit 2 Jahren 4 Wochen lang an meinen Händen geknabbert, wie ein Welpe.


    Sie haben sich dann Schritt für Schritt zum "normalen" Hund entwickelt.

    Eben mit allen unerwünschten Verhaltensvarianten - Jagdtrieb, Rüdengeprolle...


    Ich habe dann im fortgeschrittenen Alter "immer wenn was Neues kam" angefangen zu erziehen.

    Manches ging gut, manches nie.

    Manches habe ich auch bewußt gelassen, weil ich froh war, dass sie normales Verhalten und Selbstvertrauen entwickelt haben.


    Aber es war immer irgendwie zu managen und ich hatte eben nie Erwartungen, dass ein TS-Hund perfekt funktioniert.

  • Lupo war 5 Jahre alt, ich war der 3 Halter, war nahezu unerzogen. Er zeigte seine Unarten vom ersten Tag an, warum auch nicht, bisher wurde das ja nicht groß beachtet und führte oft zum Erfolg. :roll:

    Das war hier vom ersten Tag an anders. Mich störte ein Beagle auf dem Tisch, ich mochte auch seine Arie auf mein Essen nicht, sein Gebettel, das Klauen, Zerren, Knurren um die Couch zu besetzen..:rotekarte:

    Er entwickelte sich bald stetig und sehr positiv in die gewünschte Richtung.


    Er packte eher sein sehr kluges, unglaublich sanftes Wesen später aus, den arbeitswilligen Beagle, der gefallen will und alles mitmacht.


    Das überraschte die Vorbesitzer derart, dass sie ihn nach 2 Monaten zurück wollten.. Natürlich keine Chance!! :barbar:

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