Hallo zusammen!
Ich bin neu bei euch und sehr an euren Meinungen und Erfahrungswerten interessiert. Wir suchen uns zwar demnächst auch einen Hundetrainer, aber vielleicht kennt der Eine oder Andere so eine ähnliche Situation bereits und hat einen Rat für uns.
Wir haben seit gut 3 Wochen den kleinen "Taco" bei uns. Ein Mischling, ca. 2 Jahre alt, 8 kg und gehört von der Größe her zur Kategorie "Wadenkneifer".
Er stammt ursprünglich aus Rumänien und hatte dort leider keine gute Zeit. Wir haben ihn aus einem Tierheim adoptiert mit dem Ziel, dem Wuschel ein schönes neues Zuhause zu bieten.
Nunja. Leider weiß "Taco" noch nichts davon.
Er ist zurückhaltend, sehr schreckhaft, unruhig, nervös, gestresst und vermutlich auch irgendwie gelangweilt. Laute Geräusche, ruckartige Bewegungen - Taco zuckt. Mittlerweile hat er in den 3 Wochen bei uns bereits einige Fortschritte gemacht. Autos, Fahrräder, vorbeilaufende Menschen sind derweil kein Problem mehr. Auch anderen Hunden, die ein paar Köpfe größer sind als er, steht er tapfer gegenüber und lässt sich geduldig untersuchen und beschnüffeln.
Er hat in seinem bisherigen Leben so gut wie nichts (positives) kennengelernt. Er mag keine Spielzeuge, geschweige denn überhaupt mit irgendwem spielen (Hundebekanntschaften eingeschlossen). Mit uns kuscheln ebenfalls noch nicht, wobei er unsere Gesellschaft sucht und nicht gerne in einem Raum alleine ist.
Daheim tappelt er unruhig durch die Wohnung als hätte er eine Zwangsneurose ständig den gleichen Weg auf und ab gehen zu müssen. Bis wir ihm dann auf seinen Platz schicken und in seiner Nähe bleiben, dann erst kommt er zur Ruhe - zumindest bis einer von uns wieder aufsteht.
Meine Vermutung ist, dass er neben seiner unruhigen Persönlichkeit auch schlichtweg sehr gelangweilt ist. Er weiß einfach nicht was er hier in der Wohnung machen soll. Draußen ist er leidenschaftlich gerne und ein ganz anderer Hund. Er läuft, scharrt mit seinen Hinterbeinchen im Sand herum, sodass die Körner nur so fliegen und das förmlich mit einem Lächeln im Gesicht. Wir können stundenlang mit ihm draußen sein, aber sobald wir dann nach Hause wollen (weil seine Menschen im Gegensatz zu ihm auch mal knülle werden), fiept er und macht einen unglücklichen Eindruck. Die Rute hängt runter, er bleibt stehen und wir müssen mittels Leine etwas nachhelfen, dass er sich ins Haus hinein bewegt.
Und das, obwohl die Wohnung gut 80m² groß ist und über eine große Dachterrasse verfügt, sodass er auch mal draußen in der Sonne liegen kann. Was er allerdings nicht von selbst macht. Er geht nur raus, wenn wir mit dabei sind. Und wenn wir reingehen, nunja. Ihr könnt es euch denken.
Mittlerweile können wir ihn im Wald auch mal stellenweise ohne Leine laufen, sodass er rennen und sich richtig auspowern kann. Er ist auch ein Schnüffelweltmeister und untersucht so ziemlich jeden Strauch und jeden Grashalm um seine Note dort ebenfalls zu hinterlassen. Daher haben wir daheim schon einen großen Karton mit viel Papier beschafft, in welchem wir Leckerlies verstecken, um ihm auf diese Weise zum Spielen zu animieren bzw. ihn überhaupt mal zu beschäftigen. Das klappt soweit auch schon sehr gut. Leider ist es auch schon die einzige Beschäftigung auf die er sich einlässt. Denn Kauspielzeuge, Stöckchen, einen Spielball, Stofftiere, oder mal im Wasser rumtollen - näh. Damit weiß er nichts anzufangen und findet es doof (wobei er den Stoffhasen selten schon mal als Kopfablage benutzt hat).
Das Hauptproblem ist einfach, ich wüsste gerne wie ich es ihm daheim angenehmer machen könnte. Wir gehen 3 - 5 mal mit ihm raus, u.a. auch in einen Hundepark (findet er super).
Daheim allerdings tingelt er uns die ganze Zeit hinterher und beobachtet uns. Vermutlich aus Langeweile, denn es beschäftigt ihn dann für ein paar Minuten zu sehen was wir so treiben. Ansonsten legt er sich nur zur Ruhe in sein Bettchen, wenn wir auf dem Sofa sitzen (Das Bett steht direkt daneben). Gekrault werden findet er nicht so prima und erduldet es nur ohne zu genießen, dabei senkt er oftmals den Kopf oder leckt sich beschwichtigend mehrfach mit der Zunge über die Schnute. Er will einerseits bei uns sein, aber auch nicht zu nah wiederum.
Wenn wir ins Schlafzimmer gehen, läuft er eine zeit lang fiepend vor der Tür auf und ab bis auch er sich dann endlich zurückzieht.
Er gehorcht besser, wenn eine von uns mit ihm alleine ist. Denn sobald wir beide daheim sind und uns in getrennten Zimmern aufhalten, hört er gar nicht mehr geschweige denn bleibt mal entspannt auf seiner Decke sitzen. Der Hund befindet sich dann im Autopiloten und ist zu sehr damit beschäftigt zwischen den Räumen hin und her zu watscheln um zu schauen, was sowohl Frauchen A als auch Frauchen B machen.
Ich wünsche mir einfach, dass er daheim entspannter wird. Die Wohnung als sein Zuhause annimmt und lernt sich zu beschäftigen oder sich halt auch von uns beschäftigen lässt.
Wir quatschen ihn nicht groß voll, schaffen daheim ausreichend Ruhemöglichkeiten für ihn und lassen ihm seinen Freiraum. Wir sind jedoch präsent, er ist nie völlig alleine in der Wohnung. Ich übe Kommandos mit ihm, kraul ihm zur Belobigung die Brust damit er selbstbewusster wird und nicht immer sein Köpfchen unterwürfig senkt. Auslauf und Kontakt zu anderen Hunden hat er ebenfalls zu genüge.
Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass er bei uns nicht glücklich ist. Ihm fehlt etwas und wir sind noch nicht dahinter gestiegen, was wir für ihn verbessern können.
Wie schaffe ich es dem Hund sein neues Zuhause schmackhafter zu machen, wenn er sich für nichts interessiert oder neugierig begeistern lässt? Denn selbst aus dem Suchkarton mit den Leckerlies zupft er sich seine Beute eher zurückhaltend heraus. Habt ihr Ratschläge für mich oder ist es einfach nur eine Frage der Zeit?
Viele Grüße und sorry für den Roman,
Franzi