Stresssymptome oder Überinterpretation unsererseits?

  • Die Schlafsituation klingt wirr und undurchschaubar. Darf er nun oder nicht? Wenn nicht, warum ist die Tür auf? Darf er nur auf dem bestimmten Platz liegen (wie soll er da entspannen?)? Ich könnte mir vorstellen, dass der Hund davon verunsichert ist. Ich finde allein schlafen für einen Hund unnatürlich. Würde ihn mit ins Schlafzimmer nehmen. Er soll doch ein Familienmitglied sein.

  • Macht doch das Schlafzimmer tagsüber für den Hund tabu und nachts darf er mit rein, wenn ihr eben nicht wollt, dass er da immer rein und raus spaziert. Aber ein Hund, der eigentlich dafür gemacht ist mit Artgenossen zusammen zu leben und ein sichtliches Problem damit hat alleine zu schlafen, würde ich einfach mit ins Schlafzimmer nehmen.


    Und bis der Hund so wirklich bei euch angekommen ist, würde ich mal mit mindestens einem Jahr rechnen. Dass er euch die ganze Zeit hinterher läuft ist nicht ungewöhnlich am Anfang. Dauerhaft würde ich das aber auch versuchen zu verhindern, weil er dann wirklich nicht ausreichend zur Ruhe kommt, aber da seit ihr ja schon dran.


    Zum Thema Kastration, ich bin auch kein Fan davon alles einfach so zu kastrieren in der Hoffnung, das Verhalten ändert sich. Vorallem wenn der Hund kein ungewöhnliches Verhalten zeigt, was nicht durch Erziehung und durchs Erwachsen werden in den Griff zu kriegen ist. Das ist ein massiver Eingriff in den Hormonhaushalt, der neben manch positiven Auswirkungen auch einige wirklich negative mit sich bringen kann. Ich bin nicht völlig gegen das Kastrieren, aber bei euch sehe ich keinen Grund, der eine Kastration wirklich notwendig macht. Wenn du dich wirklich mal ausgiebig mit allen Vor-- und Nachteilen ein Kastration beschäftigen willst, dann kann ich dieses Buch hier empfehlen:

  • Macht doch das Schlafzimmer tagsüber für den Hund tabu und nachts darf er mit rein, wenn ihr eben nicht wollt, dass er da immer rein und raus spaziert. Aber ein Hund, der eigentlich dafür gemacht ist mit Artgenossen zusammen zu leben und ein sichtliches Problem damit hat alleine zu schlafen, würde ich einfach mit ins Schlafzimmer nehmen.

    Genau so ist es bei mir auch. Meine Zwerge schlafen sogar mit im Bett. Das mag natürlich nicht jeder, aber mit im Schlafzimmer schlafen wollen die meisten Hunde.

    Meine würden sich auch tagsüber unter die Bettdecke wühlen und das Bett sähe immer ungemacht aus. Weil ich das auch nicht möchte, mache ich tagsüber das Schlafzimmer zu und wenn beim Lüften oder Umziehen doch mal offen ist, wissen sie auch, dass tagsüber das Bett auch tabu ist. Hunde können sowas durchaus lernen.

  • Mal ganz ab von diesem konkreten Fall, kann den jemand von positiven Erfahrungen im Zusammenhang mit einer Kastration berichten? Die üblichen Pros und Cons findet man ja relativ schnell, ich bin nur ehrlich gesagt fast etwas überrascht, hier nur ein auf eine Seite zu treffen.

    Ich kann nur von meinen negativen Erfahrungen mit einer Kastration berichten und bin dadurch auch zum Kastrationsgegner geworden, sofern es keinen wichtigen medizinischen Grund dafür gibt.


    Wir mussten unseren gut zehnjährigen Terrier aufgrund eines Hodentumors kastrieren lassen. Also aus wichtigem Grund und somit auch nicht verhandelbar.

    Einige Monate nach der Operation hatten wir einen Hund, der absolut fressgeil geworden war. Plötzlich wurden Mülleimer und auch die Papierkörbe in den Kinderzimmern ausgeräumt und nach Essbarem durchsucht. Dazu hat er auch die ein oder andere artistische Meisterleistung absolviert. Draußen mussten wir ständig darauf achten, dass er nicht den Kot von anderen Hunden oder irgendwelchen Unrat futtert. Das eigentlich bombensicher sitzende "Aus" wurde täglich mehrfach zum großen Showdown. Ein entspannter Spaziergang mit vor- und zurücklaufendem schnüffelndem Hund war nicht mehr möglich, sobald man Fressbares in der Tasche hatte. Dann ist er nur noch in schönstem "Fuß" gelaufen, um endlich eine Belohnung zu bekommen. Er hat sich null und gar nicht mehr für andere Hunde interessiert, aber ist an deren Besitzern geklebt, wenn diese Leckerlies dabei hatten. Hinzu kam, dass wir nun sehr auf Gewicht, Muskulatur und Bindegewebe achten mussten.


    Man kann nun vehementes bei Fuß laufen und absolutes Desinteresse an Artgenossen als erstrebenswert betrachten und das wird von vielen Hundebesitzern auch genauso gesehen. Die Interpretation, der Hund sei nun entspannter, weil ihn Pipistellen etc. nicht mehr interessieren, kann ich jedoch absolut nicht teilen. Mein Rüde war nahezu zehn Jahre lang ein großer Verehrer der Damenwelt. Aber er stand auch im größten Liebesrausch niemals so unter Stress, wie den, den ihm die kastrationsbedingte Futtergier in seinen letzten beiden Lebensjahren beschert hat. All die typischen Hundedinge, die er zuvor so gerne gemacht hatte, mussten hinter der Suche und dem Betteln nach Fressbarem zurückstehen. Da mögen nun die Meinungen auseinander gehen, aber für mich persönlich ist es kein schönes und erfülltes Hundeleben, wenn sich alles Denken und Handeln nur um das nächste Lecker dreht.


    Hinzufügen möchte ich, dass wir gemeinsam mit unseren Tierärzten sehr darauf geachtet haben, dass er satt wird. Neben angepasstem Futter bekam er regelmäßig Äpfel, Karotten und andere kalorienarme Snacks. Sowohl von der Menge als auch vom Nährstoff- und Kaloriengehalt war er gut ernährt und hätte definitiv satt sein müssen.

  • Hallo GlasgowFC :winken:

    Mit Huskies habe ich nicht viel Erfahrung (da es in meinem Umkreis nur einen gibt. Ist ein netter Hund, der allerdings aufgrund des hohen Jagdtriebes nicht abgeleint werden kann) aber du hast ja schon viele Tipps zu deinen Problemen bekommen ;)


    Was das Thema Kastration betriff, kann ich dich glaub ich ganz gut verstehen... Ich hatte auch immer im Kopf, dass es deutlich entspannter für den Hund und auch für den Besitzer ist, wenn er kastriert ist.

    Nachdem ich meine Hündin einschläfern lassen musste, kam einige Zeit später wieder der Wunsch nach einem Hund, Geschlecht egal, sollte aber einer aus dem Tierschutz oder ein anderer Notfall sein.

    Als ich die Anzeige meines jetzigen Rüden gesehen hab wurde ich auch davon abgeschreckt dass er unkastriert ist (auf andere ihn betreffende Punkte gehe ich jetzt hier mal nicht ein).

    Aber auch als/mit intakter/m Rüde kann man ein ganz tolles Leben als Hund und Mensch haben.

    Natürlich muss man aufpassen, aber das tut man als Kastraten-Besitzer auch. Ich kenne einige Kastraten die mindestens genauso an einer läufigen Hündin interessiert sind, wie meiner.

    Und nachdem ich mich damit beschäftigt hatte fielen mir auch immer mehr Hundebesitzer mit intakten Rüden auf, von denen absolut keiner die Absicht hat Hunde zu züchten.

    Also mach dir darüber bitte nicht so viele Gedanken, eine Kastration ist nur in wenigen Fällen wirklich sinnvoll!


    LG :winken:

  • Das hektische und erregte Verhalten im Haus und draußen ist nicht verwunderlich, denn der Hund hat ja gerade einen (erneuten) Besitzerwechsel hinter sich. Die Eingewöhnung dauert sehr viel länger als nur ein paar Wochen. Das unterschätzt man oft bei Hunden, die sich insgesamt dem Menschen zugewandt zeigen und zB schon von Anfang an einige Kommandos beherrschen. Trotzdem ist der Hund vorläufig noch in einem gewissen Dauerstress. Den ein junger, gesunder Husky sicher eher in Jagen und Toben auflösen wird als durch Rückzug.

    Dazu kommt, daß ein Rüde von 18 Monaten natürlich im schönsten Hormonrausch ist, das fährt sich mit zunehmender Reife aber auch wieder zurück.


    Eine Kastration kann bei bestimmten Problemlagen hilfreich sein, aber euch sehe ich das überhaupt nicht. Euer Hund braucht Geduld, Zeit und Erziehung - und das bekommt er ja bei euch.

    Neben anderen möglichen Nebenwirkungen kann sich auch Jagdverhalten durch Kastration verstärken: Der Hund hat dann ja weniger Interesse an sozialer Interaktion mit Artgenossen, also Energie frei zum Jagen.


    Dagmar & Cara

  • Meine Hündinnen sind kastriert, aber ich kann dir nix positives beipflichten und würde es heut auch nicht nochmal machen. Die Terrierdame war schon immer sehr unsicher und z. T. ängstlich mit Menschen, auch mit ihrer Umwelt und Reizen. Ich denke, ohne Kastration hätten wir das vielleicht sogar noch ein wenig besser in den Griff bekommen.


    Die Große stresst sich viel und pusht sich hoch bzw. ist schnell überfordert mit allem möglichen. War auch schon immer so, ist weder schlimmer noch besser geworden nach der Kastration. Alles Management und Erziehung. Wobei meine Mädels auch nicht wegen eventuellen Verhaltensänderungen kastriert worden sind, sondern weil meine Mutter damals drauf bestanden hat.....

  • Erstmal vielen, vielen Dank an alle für die reichlichen und super Antworten! Nachdem ich so viele Geschichten mit absolut nachvollziehbaren Bedenken und Erfahrungswerten gelesen habe, ist meine Meinung zu dem Thema auch eine andere. Wir werden ihn definitiv "ganz" lassen und mal schauen, wie sich die Situation zu einem reiferen Zeitpunkt darstellt. Reifer in dem Sinne, dass sein vor kurzem stattgefundener Umzug keine Rolle mehr spielt, als dass er uns und wir ihn kennen und natürlich auch und vorrangig seine persönliche Entwicklung. Ganz sicher ist auf jeden Fall, dass niemand ihm in seine körperliche und geistige Entwicklung reinpfuschen will. Da lasse ich mich lieber noch ein wenig weiter durch die Gegend ziehen und arbeite gemeinsam mit ihm an einer verhaltensorientierten Lösung/Besserung.


    Ansonsten möchte ich noch sagen, dass man sicher gerade zu Beginn in der Hoffnung und damit verbundenem Druck, alles richtig zu machen, auch den ein oder anderen ungewollten Fehler begeht. Die Basis die er mitbringt, bzw. das was er davon bis jetzt preisgegeben hat, ist sicherlich hervorragend für die Wechsel die er bereits erlebt hat. Was das Thema Schlafplatz betrifft, geht es nicht darum, ihm das Schlafen bei uns kategorisch zu verbieten, sondern ihm seinen eigenen Platz schmackhaft zu machen. Sofern gelingt das auch gut, täglich zieht er sich dort bei Bedarf mehr zurück, verschleppt seine Spielzeuge oder was zum Kauen dorthin und/oder schläft. Allein darum ging es, dass er seinen Rückzugsort hat und den nicht zwangsläufig und ausschließlich mit uns verbindet. Denn dann passiert es eben (wieder), dass er uns bis auf die Toilette folgt (wenn man die Tür offen ließe) und er einfach nicht zur Ruhe kommt, da er sich ständig an uns orientiert. Das war uns in seiner individuellen Situation (anstrengender Umzug, wesentlich mehr Eindrücke durch mehr Auslauf, Muskelaufbau etc.) wichtiger. Sofern er sich anderweitig abpackt, spielt, oder Körperkontakt sucht, bekommt er die Aufmerksamkeit und damit langfristig auch die Verbindung und das Vertrauen, das er verdient und braucht.

    Für das Bett selber ist er einfach zu groß ehrlich gesagt :D Ich verstehe, dass das Thema Schlafplatz ein sensibles sein mag, allerdings erachten wir es beide für gesünder, wenn er auch ohne uns gut schlafen kann. Ich denke nicht, dass das ungewöhnlich ist, schließlich schlafen meine Kinder ja auch nicht ewig in meinem Bett oder im selben Raum - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Wie gesagt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. :)

  • Ansonsten möchte ich noch sagen, dass man sicher gerade zu Beginn in der Hoffnung und damit verbundenem Druck, alles richtig zu machen, auch den ein oder anderen ungewollten Fehler begeht. Die Basis die er mitbringt, bzw. das was er davon bis jetzt preisgegeben hat, ist sicherlich hervorragend für die Wechsel die er bereits erlebt hat. Was das Thema Schlafplatz betrifft, geht es nicht darum, ihm das Schlafen bei uns kategorisch zu verbieten, sondern ihm seinen eigenen Platz schmackhaft zu machen. Sofern gelingt das auch gut, täglich zieht er sich dort bei Bedarf mehr zurück, verschleppt seine Spielzeuge oder was zum Kauen dorthin und/oder schläft. Allein darum ging es, dass er seinen Rückzugsort hat und den nicht zwangsläufig und ausschließlich mit uns verbindet. Denn dann passiert es eben (wieder), dass er uns bis auf die Toilette folgt (wenn man die Tür offen ließe) und er einfach nicht zur Ruhe kommt, da er sich ständig an uns orientiert. Das war uns in seiner individuellen Situation (anstrengender Umzug, wesentlich mehr Eindrücke durch mehr Auslauf, Muskelaufbau etc.) wichtiger. Sofern er sich anderweitig abpackt, spielt, oder Körperkontakt sucht, bekommt er die Aufmerksamkeit und damit langfristig auch die Verbindung und das Vertrauen, das er verdient und braucht.

    Für das Bett selber ist er einfach zu groß ehrlich gesagt :D Ich verstehe, dass das Thema Schlafplatz ein sensibles sein mag, allerdings erachten wir es beide für gesünder, wenn er auch ohne uns gut schlafen kann. Ich denke nicht, dass das ungewöhnlich ist, schließlich schlafen meine Kinder ja auch nicht ewig in meinem Bett oder im selben Raum - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Wie gesagt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. :)

    Wollte nur noch einwerfen, dass auch mehrere Ruhezonen gehen. :smile: Wir haben ihr "Tagbettchen", im Wohnzimmer. Dort knuspert sie Snacks und schläft, ohne angetatscht zu werden. Und es gibt das "Nachtbettchen", hier schläft sie während Nachtruhe ist. Am Tag nutzt sie das überhaupt nicht. Aber es gibt nichts Schöneres, als wach zu werden, rüberzuschauen und der Hund liegt auf dem Rücken wie eine dicke Robbe und schnarcht noch. :D Hier wird auch nicht im Bett geschlafen, mich nervt das. Ich kann mich dann nicht rühren wie ich will, weil ich den Hund beim Rumdrehen nicht wecken möchte.

  • Ich finde es auch nicht schlimm, dass du den Hund nicht im Bett haben willst. Ich hätte auch keine Lust auf einen haarigen Husky auf meinem Kopfkissen, um ehrlich zu sein. (Meinem Pudel ist es auch nur deshalb erlaubt, weil er nicht haart.) Aber ich würde ihm trotzdem erlauben, meinetwegen unter oder neben dem Bett zu schlafen, damit bricht man sich wirklich keinen Zacken aus der Krone. Mein Hund liebt das auch. Der Vergleich zu Kindern hinkt ein bisschen, Kinder willst du zur Selbständigkeit erziehen, den Hund willst du möglichst unselbständig halten, das macht die Sache einfacher für alle Beteiligten. Zumindest ich schätze meinen Rüden, dessen Problemlösungsstrategie in den meisten Fällen "FRAUCHEN; HILFÄÄÄH!!" lautet sehr, das ist deutlich angenehmer, als wenn die Reaktion "Frauchen geh da weg - der Typ da drüben hat dich schief angeschaut, ich mach ihn erstmal platt" ist. Klar, ein Husky wird immer bis zu einem gewissen Grad eigenständiger sein, als mein Pudel, aber man muss diese Tendenz ja nicht noch zusätzlich verstärken, indem man dem Hund beibringt, er müsste gefälligst selbst mit sich und seinen Problemen klarkommen.
    Ansonsten: Entspann dich mal. Es gibt keinen perfekten Hundehalter. Du wirst Fehler machen, das garantiere ich dir, aber so schlimm ist das meistens nicht. Vielleicht dauert etwas eine Woche länger, bis es gelernt ist, vielleicht hast du irgendwo mal einen Rückschritt zu verzeichnen, weil du wo falsch abgebogen bist, aber ihr habt doch Zeit.

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