Stresssymptome oder Überinterpretation unsererseits?

  • Machen manche Rüden, manche nicht. Und von denen die es machen, gibt's auch unkastrierte. Ich würde keinen Mehrwert in der Katration sehen, zumindest nicht annähernd zum jetzigen Zeitpunkt.


    Mein Vorgehen ab sofort wäre Ruhe, Sicherheit, Zuneigung. Zuhause bei euch schlafen lassen, wenn er möchte. Und das alleine bleiben vorerst überbrücken, bis er richtig bei euch angekommen ist. Du sagst ja, das geht, ist doch schon mal super. Dazu die Möglichkeit, sich in reizarmer Umgebung zwischendurch mal anständig 'auszulaufen', einfach spielen und Spaß haben oder ihn vielleicht auch mal am Rad mitnehmen (Natürlich nicht bei 30 Grad oder mitten durch den belebten Stadtpark). Wechselnde Hundekontakte vermeiden, lieber 1, 2 souverände und nette Hunde, die er anständig kennenlernen und regelmäßig treffen kann. Natürlich welche, die mit der Größe und seinem Charakter zurecht kommen. Und dann schaut erst mal, wie sich alles entwickelt.

  • Mir fallen da zwei Dinge auf:


    Der Hund soll allein (mit Tür zu) im Wohnzimmer schlafen.

    Der Hund soll ohne Leine frei laufen.


    Wie kommt man da auf einen Husky? Die sind ungern allein und können oft nie abgeleint werden (hoher Jagdtrieb + eigenständiges Handeln).


    Euer Hund ist außerdem erst 18 Monate alt. Das jagdliche Interesse steigt meist noch gravierend im Alter an (2-3 Jahre). Kastration dürfte da das geringste Problem beim Freilauf sein.


    Zur Kastration: Unsichere Hunde sollten prinzipiell nicht kastriert werden. Das fördert Unsicherheit gern noch. Besonders Rüden haben das Problem, dass andere Rüden sie nicht mehr für voll nehmen, da sie geruchlich einfach "entmannt" sind.


    Ich bekam meine Hündin auch mit 1,5 Jahren. Als Straßenhund war sie bis dahin auch nie wirklich wo angekommen. Straße, Privates Tierheim, Pflegestelle und dann ich. Vielleicht sogar noch eine Familie vor dem Straßenleben. Wer weiß. Sie reagiert wie euer Hund. Immer alles beobachten, nachlaufen (rote Augen haben und zu wenig schlafen...) und allein sein ist ganz doof. Sie brauchte ein 3/4 Jahr, bis ich wirklich sagen konnte "sie ist angekommen und weiß, sie gehört zu mir". Nur um das Verhältnis zu euren 2 Wochen etwas aufzuzeigen.


    Fazit zur Frage: Ja, der Hund hat Stress. Es dauert, bis Routinen verankert sind, Vertrauen aufgebaut ist und die Umgebung abgesteckt wurde. Da rattert es eine Weile im Hundeköpfchen, jeder Grashalm wird gedanklich aufgesaugt. Also entspanntes Eingewöhnen, keine zu großen Touren und neue Dinge nur wöchentlich erleben. Genug Pausen bieten. Vertraut eurem Gespür, was gut tut und was nicht. :winken:

  • Er bekommt Prepusol und es wird auch langsam besser.


    Ich denke wir werden es in Zukunft vielleicht andersherum gestalten und ihn uns abends folgen lassen wenn er möchte. Sofern ihm dann sein Bett als bequemer auffällt und er gehen möchte, kann er das in seinem Tempo tun.

    Ansonsten sind die Punkte die du angesprochen hast, ChatSauvagee, das was wir versuchen umzusetzen. Die Runden sind möglichst die gleichen und wenn ich einen anderen Hund vor ihm kommen sehe, versuche ich meist den Kontakt zu vermeiden wenn es geht.



    DarFay:

    Unter Post #5 hatte ich geschrieben, dass die Tür offen bleibt und von Freilauf war eigentlich gar nicht die Rede. Ich habe jedenfalls sagen wollen, dass es schön wäre, ihn bei Zeiten mit anderen Hunden ohne Leine in einem entsprechenden Gebiet spielen zu lassen.


    Derzeit bringen wir ihn abends bevor es dunkel wird zu einem eingezäunten Kunstrasenplatz in dem er Vollgas geben und sprinten, rennen und spielen kann wie er will. Das wird auch sicher unabhängig von Kastration/ Nicht-Kastration so bleiben :)

  • Was das Thema Kastration... wir ihn auch gerne ohne Bedenken die Möglichkeit geben wollen würden, mit anderen Hunden ohne Leine und Aufsicht zu spielen. Momentan nähert er sich da seeehr wild an und verschreckt die meisten eher, speziell physisch kleine Hunde, als dass er sich Freunde macht. Manchmal ist dann die Antwort auch entsprechend und hier fanden wir bislang, dass es für ihn vielleicht einen größeren Mehrwert hat, sich diese sehr stressenden Situationen zu ersparen

    Sein generelles Spielverhalten wird eine Kastra nicht ändern.

    Die meisten Huskys (oder wie bei mir Huskymixe) sind massiv körperlich im Spiel, da knallt man aufeinander, hängt im Halsfell des anderen, bombt den Kumpel mal eben um...

    Wenn meine Beiden spielen sind es (LAUTE) Abrissbirnen.

    Mit Nordischen funktioniert es normalerweise auf Anhieb, andere Rassen schrecken gerne zurück wenn da 25 Kilo auf sie zufliegen für einen herzhaften Bodycheck. Fremdhunde mit Erfahrung mit Nordischen reagieren besser.

    Bei kleineren Hunden kann es sogar in Beutetrieb kippen. Selten, ja, aber gibt es leider, so nett Nordische aussehen, sie sind in der Regel Jagdsäue und bis auf seltene Ausnahmen auch nicht ableinbar. Aber ihr habt ja die Möglichkeit des abgezäunten Bereichs :)

  • Nein nein, bitte nicht falsch verstehen: niemand möchte sein Spielverhalten oder seinen Charakter verändern. Im Gegenteil, für das was er in seinem jungen Leben schon alles mitgemacht haben muss, ist er ein absoluter Segen und total sanft im Spiel mit uns beispielsweise. Daher tut es mir nur eben leid, wenn er dann selber so vollkommen seinem Trieb unterliegt und sich wie gesagt mit dem Geschirr selbst von den Beinen holt.


    Mal ganz ab von diesem konkreten Fall, kann den jemand von positiven Erfahrungen im Zusammenhang mit einer Kastration berichten? Die üblichen Pros und Cons findet man ja relativ schnell, ich bin nur ehrlich gesagt fast etwas überrascht, hier nur ein auf eine Seite zu treffen.


    Mortizia: Darf ich dich mal fragen, wie deine beiden im Umgang mit dir oder anderen Familienmitgliedern drauf sind? Ist das Gähnen etwas, was schon durchaus regelmäßig vorkommt oder ist das individuell noch unter seiner Eingewöhnung zu verbuchen?

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    Mortizia: Darf ich dich mal fragen, wie deine beiden im Umgang mit dir oder anderen Familienmitgliedern drauf sind? Ist das Gähnen etwas, was schon durchaus regelmäßig vorkommt oder ist das individuell noch unter seiner Eingewöhnung zu verbuchen?

    Meine Erfahrung: Gähnen ist gerne ein Erregungsausdruck, zB Anleinen=es geht los, wohin auch immer, Reaktion: jappsen, Gähn, freuen, das aber unmittelbar ist und dann auch sofort wieder aufhört.

    Besuch ist ein aufwühlendes Ereignis und wird auch mal mit Gähnen begleitet, deutlich mehr vom Rüden als von der Hündin, sie ist aber auch die Ruhigere, Sicherere.

    In der Familie fühlen sich beide sicher und geborgen, das merkt man schon am Verhalten finde ich. Anfangs musste Hund zB immer in der Nähe vom Menschen schlafen, ihn im Auge behalten. Heute liegen beide manchmal 3 Räume weiter, aber das war ein Prozess der sich entwickelt hat. Meine beiden sind nicht sehr verkuschelt, eher mal ein kurzer Schnauzenkontakt gegen die Hand im vorbeigehen oder gegen das Bein drücken und hochsehen sind ihre Art, Nähe zu zeigen. Aber generell immer höflich, nett und eher sanft.

    Ausser Damon will Pfötchen geben für einen Keks...dann gibts Kratzer, Schrammen und es fliegen schonmal Brillen...er ist da etwas übermotiviert (und gähnt auch wenn er warten muss^^)


    Dein Rüde ist noch längst nicht angekommen, vieles verunsichert ihn noch - da spricht für mich das vermehrte Gähnen auch für - er scheint sich Mühe zu geben Euch alles recht zu machen.

    Ich würde ihm Zeit geben, Rituale sind hier bei meinen sehr gern gesehen und haben meinem Rüden, der Einjährig und sehr unsicher eingezogen war, damals auch geholfen seinen Platz zu finden und sich wohl zu fühlen.


    Ein Pro zur Kastra..ich kann nur sagen, unser Rüde war (leider) schon kastriert als er mit 10 Monaten einzog. Er hat lange gebraucht für seine geistige Entwicklung, muss knapp gehalten werden damit er trotz Sport und Co nicht zunimmt und versucht unsre Hündin in den Stehtagen trotzdem massiv zu besteigen und wir trennen, damit es keine Verletzungen dabei gibt.

    Er ist sehr souverän mit Rüden, auch unkastrierten, muss sich da aber oft sehr seiner Haut wehren, wenn diese ihn nicht ernst nehmen, da wirkt er für mich manchmal frustriert.


    Generell sehe ich eine Kastration nicht als Teufelszeug, aber ich würde dem Hund deutlich Zeit geben sich zu entwickeln, ausser es muss medizinisch Begründet früher sein.

  • Noch ein Wort zum Vorhautkatarrh, den bekommen auch kastrierte Rüden leider öfter. Habe ich bei meinen gesehen und auch in der Nachbarschaft

  • Bei Hunden die gerne bei einem sein wollen und gerne nach laufen in der Wohnung, finde ich es wichtig dem Hund beizubringen dass man bescheid sagt wenn er mitkommen darf.

    Bin ich zum Beispiel kurz in die Küche gehe aber gleich wieder zurück im Wohnzimmer bin dann sage ich einfach gar nix und mach das kurz.

    wenn ich jetzt aber weiß dass ich zum Beispiel mehrere Stunden im Büro sein werde, dann biete ich den Hunden einfach an mit zu kommen dass sie Bescheid wissen dass ich länger weg bin und sie mitkommen dürfen.


    deshalb würde ich in eurem Fall abends auch den Hund auffordern mit zu kommen und ihn nicht einfach auf seine Entscheidung kommen lassen. Zeigst du ihm im Schlafzimmer seinen Deckel lässt die Tür offen und dann kann er immer noch entscheiden ob er geht oder nicht.

  • Ich war bei 2 Kastrationen dabei. Natürlich hat Kastration auch Vorteile, wenn der Hund gesundheitlich Beeinträchtigt ist.


    Hund A - Australian Shepherd, war noch nicht mal erwachsen als er kastriert wurde, hat (im Nachhinein gesehen) normales Pubertäres Verhalten gezeigt. Es war unser erster Hund. Wir dachten, dass wäre in Ordnung. Uns hat da kein nettes Forum darauf hingewiesen, dass das keine Verhaltensprobleme verbessert. Der Hund wird durch die Kastra nicht zum Engel. Stattdessen verschlimmern sich einfach viele Dinge. Er hat jetzt als 7 jähriger Aussie immer noch die Welpenwolle und hat ebenso viel zu viele Pfunde auf den Hüften trotz wenig Futter. Mit anderen Hunden kommt er gar nicht klar. Es hat sich an seinem Verhalten einfach 0 geändert.


    Hund B - französische Bulldogge, erwachsen, 10m Spaziergang dauern über eine Stunde, weil er jede Pipi auflecken musste, anfing zu sabbern, wieder zuhause jammerte, dass er wieder raus will,... Da war die Kastra bzw. der Hormonchip ein Segen. Auf einmal war er ein normaler Hund, mit dem man spazieren gehen kann.


    Den Unterschied zu erkennen, ob es normales Hundeverhalten oder krankhaftes ist, ist schwer, wenn man noch kein richtig krankhaften Hund gesehen hat.

    Wir wären froh gewesen, wenn wir damals ein Forum gehabt hätten, dass uns das gesagt hätte.

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