Bemerkenswerte Sätze - Teil VIII

  • ein akuter Schock war.

    Das erinnert mich an eine kurze Szene in der kurzen Serie "Charité intensiv", auf ARD, glaub ich.


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    Die Pflegerin/ Krankenschwester dort rief einen Angehörigen an, weil sichtbar war, dass es in der nächsten halben Stunde zu Ende geht mit einem Patienten.

    Der Angehörige war aber gerade unpässlich und diskutierte herum, dass er abends kommen könne zum verabschieden.

    Die Schwester: "Nicht heute Abend. Jetzt." - Der Angehörige kam nicht, und so standen die beiden Schwestern am Bett des Sterbenden und hielten seine Hand und streichelten sie. Weil, wie sie sagten, niemand allein sterben müsse.

    Wer weiß, wie der Angehörige nun im Nachhinein darüber denkt. Ich möchte nicht tauschen.

    Wir sind inzwischen nicht mehr gewohnt, als Otto Normalbürger mit dem Tod und Sterben umzugehen. Anders kann ich es mir nicht erklären.

    Es gibt aber auch, dummer Gedankengang, ich weiß, weil absolut nicht vergleichbar, aber dennoch,

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    es gibt auch immer wieder Hundehalter, die ihren Hund beim Einschläfern nicht begleiten möchten, weil sie nicht dabei sein wollen und diese Bilder nicht im Kopf haben wollen.

    Dabei denke ich, ist das der letzte Liebesdienst, den man einem Lebewesen erbringen kann, wenn es diese Welt verlässt, das nicht allein tun zu müssen.

    Und ich ziehe meinen Hut vor Menschen, die die Stärke aufbringen, das beruflich oder ehrenamtlich immer und immer wieder zu tun und für andere in diesen Momenten da zu sein.

  • Danke McChris , ich wollte die ganze Zeit schon was dazu schreiben, aber irgendwie konnt ichs nicht in Worte fassen.

    Tatsache ist einfach, Ausnahmesituationen (vor allem Trauer) werden von Menschen sehr individuell bewältigt. Das habe ich nun schon ein paarmal beobachten dürfen. Manche scharen ihre Lieben um sich, andere sperren die Welt aus. Ich habe aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen, und gelernt: Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Es gibt in diesen Fällen einfach nichts, was "normal" oder "unnormal" ist, oder "moralisch" und "moralisch verwerflich".

    Klar schaut man im ersten Moment vielleicht erstmal doof, wenn jemand unerwartet reagiert, aber oft steckt etwas vollkommen menschliches dahinter.

  • Naja, aber hier war es eben doch kein Anruf mitten in der Nacht.

    Da ging es darum das die Schwestern wissen wollten was sie tun sollen wenn es soweit kommt.

    Und ja, wenn ich meinen Mann, Kind, Hund... ins Krankenhaus bringe weil es schon kritisch ist, dann ist da ja nun kein "Ich werde nachts um 3 geweckt von einem völlig überraschenden Anruf". :ka:

    Vielleicht seh ich das so anders weil ich schlicht den Tod nicht so problematisch sehe. Ich hab da keine Angst vor. Wär auch ziemlich blöd mit meiner Krankheitsgeschichte.

    Käme also nachts um 3 wirklich ein völlig überraschender Anruf, weil der Mann nen Autounfall hatte oder sonstwas, würd ich alle Hebel in Bewegung setzen um zu ihm zu kommen. Und wenn es ein Taxi ist.

    Weil ich auf keinen Fall will das jemand den ich liebe alleine stirbt. Weil ich da sein will. In guten wie in schlechten Zeiten.

    (Corona ist ja nun eine totale Ausnahme)

    Bei Löle konnte ich nicht dabei sein. Da wurden wir heimgeschickt weil die Ärzte dachten der Hund packt das. Und als der Anruf kam, ich glaub um 1 Uhr nachts, war das überraschend! Wir alle gingen ja davon aus das wir sie am nächsten Tag wieder abholen würden, mit passenden Medikamenten halt.

    Wir wären trotzdem direkt losgefahren, aber soviel Zeit blieb ihr nicht mehr.

    Das war für mich viel schlimmer als dabeizusein, das zu Hause sitzen und wissen das mein Hund da nun stirbt und ich nicht da bin.

  • Wir haben im letzten Jahr 7 Angehörige verloren. Bei einem durfte ich trotz Corona das Sterben begleiten. Ich persönlich kann nicht nachvollziehen dass man seine geliebten Angehörigen alleine sterben lässt. Es belastet mich immernoch dass man bei den anderen wegen verstärkter Hygiene (was bringt die dem toten?) nicht anwesend sein durfte.

    Dafür bin ich seit letztem Jahr recht unleidlich geworden wenn andere mir erzählen wollen wie schwer so ein Abschied doch ist.

    Eine Person ist nachts gestorben, da gabs am nächsten Tag erst Infos. Die anderen tagsüber meist noch in der selben Stunde.

  • Awww.... Wir sind grad beim Gassi und uns ist ein Typ entgegengekommen .. schien verdammt betrunken zu sein.. aber er hat uns freundlich angesprochen und gefragt, ob er meinen Hund was fragen darf... da ich das so ungewöhnlich fand, hab ich es ihm erlaubt (von seiner Stimme ging keinerlei Aggressionspotential aus). Er hat sie dann irgendwas gefragt (aber wirklich sie, ich hab gar nicht erst versucht, zuzuhören xD ).

    Dann fand ich es so traurig für ihn, dass Blinky nicht wusste was der da wollte und mich stattdessen angeguckt hat und es ihr glaub n bisschen komisch war, dass sie so gar nicht blickte was der da jetzt von ihr will. Dann bin ich auf die Idee gekommen: Ha! Ich hab doch mit Blinky flüstern geübt, aber noch nie so richtig und schon gar nicht draußen angewendet. Ich musste sie zwar offensichtlich mit nem Leckerli ködern, aber ich dachte, vllt freut ihn ja die Geste. Hab ihm dann gesagt, dass Blinky leider gar nicht weiterhelfen kann, weil sie die Person und den Hund nicht kennt (hab ja keine Ahnung, was er sie gefragt hat, nur ganz grob dass es irgendwas mit einem anderen Jack Russel Mischling zu tun haben soll :pfeif: :lol: ). Der Arme war total enttäuscht, hat sich aber ganz lieb bei uns (bzw bei Blinky) bedankt :herzen1: awww. Das fand ich jetzt irgendwie echt süß, obwohl ich eigentlich gar nichts von Betrunkenen halte :ops:

  • Vielleicht seh ich das so anders weil ich schlicht den Tod nicht so problematisch sehe.

    Oder weil Du noch nie in einer solchen Situation gewesen bist.

    Teilweise negieren Angehörige eine tödliche Erkrankung eines nahen Menschen über einen langen Zeitraum und ignorieren sämtliche Informationen, um sich vor einem kompletten psychischen Zusammenbruch zu schützen.

    Und teilweise gibt es wirkliche **** unter den Angehörigen. Der kleinste Teil von ihnen sind wirklich emotionale Krüppel, die null Empathie haben. Der andere Teil hat häufig ganz eigene Gründe, die ebenso traurig wie schwerwiegend sind und nicht öffentlich breit getreten werden.

    Es ist immer leicht zu sagen, was man selbst in einer Extremsituation tun würde. Und wenn man dann wirklich in eine kommt, läuft es doch ganz anders, als man gedacht hat.

  • Danke, McChris !

    Eine Bekannte von mir wollte vor einigen Jahren am 23.12. gemeinsam mit ihren beiden Kindern im Teenie-Alter den Papa aus dem Krankenhaus abholen. Als sie gerade zur Haustür raus sind, klingelte das Telefon und sie ging zurück und nahm ab. Auf die unvermittelte Todesnachricht antwortete sie wohl: „Nein! Nein, sagen Sie ihm, dass er das nicht machen kann. Die Kinder haben von ihrem Taschengeld so ein schönes Weihnachtsgeschenk für ihn gekauft.“

    Diese Sätze wurden ihr erst im Nachhinein bewusst und sie leidet heute noch darunter.

  • Oder weil Du noch nie in einer solchen Situation gewesen bist.

    Da muss ich dich enttäuschen, ich war schon in so einer Situation. Darum weiß ich das auch so genau was ich tun würde, weil ich exakt das schon getan habe.

    Und überraschende Anrufe mitten in der Nacht bei denen das Krankenhaus dran war hatte ich schon mehrfach. Das ist dann richtig scheiße bei Alleinerziehenden wenn die Mutter bei Freunden war und auf dem Heimweg kollabiert ist, wenn du dann mit 11 Jahren nachts das Krankenhaus am Apparat hast.....

    Da wußte ich wirklich nicht was ich tun sollte, danach hatte ich immer einen Zettel in meinem Kinderportmonee mit meiner Telefonnummer und Adresse und der Telefonnummer meiner Großeltern (die über 200 Kilometer entfernt wohnten), damit ich bei Notfällen mich oder meine Mutter betreffend immer direkt sagen konnte welche Nummer das Krankenhaus anrufen muss.

  • Oder weil Du noch nie in einer solchen Situation gewesen bist.

    Da muss ich dich enttäuschen, ich war schon in so einer Situation. Darum weiß ich das auch so genau was ich tun würde, weil ich exakt das schon getan habe.

    Und überraschende Anrufe mitten in der Nacht bei denen das Krankenhaus dran war hatte ich schon mehrfach. Das ist dann richtig scheiße bei Alleinerziehenden wenn die Mutter bei Freunden war und auf dem Heimweg kollabiert ist, wenn du dann mit 11 Jahren nachts das Krankenhaus am Apparat hast.....

    Da wußte ich wirklich nicht was ich tun sollte, danach hatte ich immer einen Zettel in meinem Kinderportmonee mit meiner Telefonnummer und Adresse und der Telefonnummer meiner Großeltern (die über 200 Kilometer entfernt wohnten), damit ich bei Notfällen mich oder meine Mutter betreffend immer direkt sagen konnte welche Nummer das Krankenhaus anrufen muss.

    :streichel:

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