Hat der Tierschutz einen schlechten Ruf?

  • Aber ich bin halt der Meinung, dass man nicht behaupten kann, ein Hund hätte keinen Jagdtrieb, wenn man als Pfleger im Tierheim nie ein Situation hat, in der man das überhaupt beurteilen könnte. :ka:
    Ist ja wie wenn der Hund während seiner Zeit im TH nie im Auto mitfährt und man dann einfach dem Interessenten erzählt, Autofahren wäre kein Problem.
    Ich versteh nicht, was so schwer daran gewesen wäre zu sagen, dass man das einfach nicht abschätzen kann, weil es dort eben kein Wild gibt.


    Und was die Giardien angeht: Ich hab über Wochen hinweg darauf gedrängt, dass das mal untersucht wird. Er hat richtig massiven Durchfall gehabt.
    Da finde ich nicht, dass das zu rechtfertigen ist.

    Und wenn ein TH aus - wie du sagst - organisatorischen oder Personalgründen nicht in der Lage ist, einen Hund mit dauerhaftem Dünnschiss mal dem TA vorzustellen, dann läuft in meinen Augen einfach was falsch.

    Aber jetzt ist es, wie es eben ist. :ka:

  • Zu Tierschutzorgas bzw. Tierheimen in Deutschland kann ich nicht sagen. Hier haben wir die städtischen Tierheime, bzw. Tötungsstationen. Da gehst Du hin und nimmst den Hund mit, ohne Vorkontrolle, etc. Nur bei den Listenhunden musst Du vorher ein paar Gehehmigungen einholen. Dann gibt es hier einige private Orgas (vor allem deutsche), die vermitteln kaum an Spanier und an Deutsche nur wenn sie mindestens ein Haus mit Garten haben und nicht arbeiten müssen. Eine Bekannte von mir (Spanierein) wurde von den deutschen Orgas abgewimmelt, fand keinen passenden in der Tötungsstion (90% Listenhunde, bzw. Listenmixe) und hat am Ende über FB einen Welpen aus einem Upswurf adoptiert.


    Aber was mich massiv stört ist auf die Beschreibung der Hunde bei den hiesigen Orgas. Da wird auf die Tränendrüse gedrückt ohne Rücksicht auf Verluste aber auf die Eigenschaften und/oder Probleme wird nicht eingegangen.

  • Das passiert leider, da die Hunde im Tierheim natürlich eine völlig andere Umgebung und viel höheren Stress erleben als zuhause.

    Klar. Aber warum wird dann gelogen?

    Denn wenn behauptet wird das der Hund zB total kinderlieb ist und absolut nicht jagt, man aber nur eine Kinderbegegnung und nie Wild hatte, dann ist das doch nicht wahr.

    Warum nicht einfach sagen "Wir wissen es nicht, weil wir das hier nicht hatten."

    Genau das ist doch eines der Probleme die oft bei diesem Thema aufkommen, dieses Vorgaukeln von Dingen die nicht sind. Und ehrlich, man verlässt sich doch drauf das derjenige der den Hund da im Zwinger hat zumindest die Wahrheit sagt.


    Als Interessent ist jede Lüge ein Drama, aber die Orga- oder Tierheimmitarbeiter können erzählen was sie wollen? :denker:


    Bezüglich der Giardien: Fast jeder Tierschutzhund bringt irgendwelche Parasiten oder Würmer mit, da die Mitarbeiter mit dem Putzen dort oft nicht hinterherkommen und die Hunde sich sowohl in den Zwingern als auch im Freilauf oder am Spaziergang bewegen. Dort den Kot regelmäßig zu kontrollieren ist schwierig.

    Aber wenn doch extra drauf hingewiesen wird...

    Und mal ehrlich, wenn da ein Hund seit Wochen flüssig scheißt dann sag ich das doch zumindest demjenigen dem ich den Hund mitgebe. "Hier, vermutlich ist es nur der Streß, aber der hat Durchfall. Einfach etwas aufpassen, vielleicht ein bisschen Schonkost." oder sowas.

    Ist das echt zuviel verlangt?


    Was ich davon halte das es anscheinend normal ist das Hunde ausm Tierschutz voll mit Parasiten und Würmern sind, dazu sag ich lieber nix. :mute:

  • Moin,


    unsere eigenen Erfahrungen mit TH waren nicht so gut.


    Meine Eltern haben vor gut 30 Jahren einen Hund aus dem TH geholt. Damals wurde eine "Zuchtstätte" mit massig Westies aufgelöst und die Tiere standen zur Vermittlung. Meine Eltern waren zu der Zeit eigentlich die idealen Hundehalter. Haus, Garten, Mama zuhause, Brüderchen und ich auch noch zuhause (Schüler bzw. Ausbildung), etwas hundeerfahren usw.


    Um ein Haar hätte es nicht geklappt, weil die TH-MA meinten, man könne den Hund nicht mal eine Stunde zuhause alleine lassen, um 1-2x in der Woche zum Einkaufen zu gehen.


    Letzlich hat es dann doch geklappt und der Hund hat schöne 15 Jahre bei meinen Eltern gelebt.


    Ich selber habe mir mal eine Katze aus dem TH geholt. Das liebste Tier, sehr verträglich mit anderen Katzen. Tolle Versprechungen eben.


    Nachdem mir das Tier die halbe Wohnung auseinandergenommen hat und meinen Kater so vermöbelt hat, dass er sich in der hintersten Ecke im Klo verstecken musste, folgte ein langes telefonat mit dem TH. Dabei haben die dann kleinlaut zugegeben, dass die Katze eben nicht das war, was sie mir versprochen hatten.


    Am gleichen Tag habe ich die Katze wieder zurückgebracht.


    Unseren ersten Hund wollten wir urspünglich aus einem TH holen. Beim ersten TH wurden wir glatt abgelehnt, weil wir "nur" eine Wohnung haben und keiner von uns beiden 24/7 dem Hund die Pfote halten konnten. Das der Hund mit zur Arbeit kommt, hat niemanden wirklich interessiert.


    Beim zweiten TH lief es besser - die hätten uns sofort einen Hund vermittelt. Leider war kein Hund dabei, der gepasst hätte. So sind wir dann auf einen Züchter ausgewichen.


    Was mich aber am meisten geärgert hatte, wir haben mal für ein TH in unserer Nähe Geld gespendet. Kurze Zeit später wurde der Verein aufgelöst, weil der Vorstand meinte, die Gelder für seine eigenen privaten Zwecke zu nutzen. Da haben wir uns echt verarscht gefühlt.


    Leider kein Einzelfall - Jahre davor gab es bei einem anderen Verein genau das gleiche Problem. Da spende ich lieber Futter, Decken usw., davon kann man keine tollen Wohnungen oder Autos kaufen.

  • Sicher gibt es Organisationen etc, die "schlecht"sind, genauso wie es Züchter gibt, die ebenfalls "schlecht" sind - aber mich stört immer diese Verallgemeinerungen. Nicht "der Tierschutz" ist schlecht, sondern eben die einzelnen Orgas!!


    Unsere Franzi ist aus dem Tierschutz, kam aus Italien in ein Deutsches Tierheim. Dort war sie erst etwas mehr als 1 Woche, als wir sie dort gefunden haben. Sie wurde, soweit das in dieser kurzen Zeit überhaupt möglich war, genau so beschrieben, wie sie eben ist - mit dem Hinweis, dass man sie eben erst so kurze Zeit kennt und man somit nicht alle Ecken und Kanten kennen kann. Zudem war von ihr nur bekannt, dass sie eben ihr ganzes Leben (6 Jahre) im italienischen TH gesessen hat. Wir hätten sie deshalb auch innerhalb 3 Monate zurückbringen können, wenn es nicht geklappt hätte.

    Sie war auch noch nicht fertig durchgeimpft, auch da hätten wir sie im TH lassen können, bis die letzte Impfung durchgeführt war, was wir aber nicht wollten.

    Vom TH haben wir dann bei der Abholung auch ein für sie passendes Geschirr leihweise mitnehmen können, das wir dann, als wir ihr ein passendes gekauft haben, zurückgegeben haben.

    Auch danach, als Franzi schon bei uns war, konnten wir immer im TH anrufen, wenn uns etwas unklar war, oder wir Probleme hatten und es wurde uns immer so weit es möglich war auch Auskunft gegeben.


    Wir haben einen tollen Hund bekommen, den ich in keinem Punkt anders haben möchte, als sie ist und ich würde sofort und jederzeit wieder einen Hund aus dem Tierschutz nehmen!!

  • Grad gestern wieder auf FB, TS Verein will 2 gaaaanz liebe Kangals vermitteln. Ich glaube nicht ganz 3 jährige Geschwister, so furchtbar nette Hunde dass die Nachbarn sie durch den Zaun streicheln können.

    Schrecklich dringend usw.


    Krieg ich ein komisches Gefühl im Magen.

    Mag natürlich sein dass sie in der Beratung dann näher auf die Rasseeigenschaften eingehen, so hinterlässt es bei mir aber ein komisches Gefühl, weil für mich vermittelt wird es wären quasi Labbies..

  • DER Tierschutz hat bestimmt kein schlechtes Bild, aber die individuellen Erfahrungen prägen eben das eigene Bild und damit die Meinung, die jemand äußert.


    Meine Erfahrungen sind weder gut, noch schlecht. Egal ob jetzt selbst Mitarbeiterin im TH, Hund aus nem deutschen TH, Auslandsimport oder Hund aus einer missglückten Vermittlung aus dem Ausland.


    Bei der missglückten Vermittlung wusste die Orga einfach nicht, wie schwierig der Hund wirklich ist, weil die Kommunikation mit dem erstens Besitzer klemmte.

    Beim Hund ausm TH kann man ebenfalls keine Vorwürfe machen, dass sie nicht absurdesten Trigger getestet haben und dementsprechend war es für alle eine Überraschung, dass der eigentlich liebe Kerl in den seltsamsten Situationen austickte.

    Auslandsimport: eine reale Einschätzung eines Charakters in der Umgebung einer Tötungsstation ist in meinen Augen einfach kaum zu erwarten, dementsprechend muss man mit einem Ü-Ei rechnen.

    Insgesamt alles wirklich tolle Hunde, aber eben Hunde, die die Zähne eingesetzt haben bzw. einsetzen, was halt entsprechend dem Zuhause auch hätte sehr negativ aufgefasst werden können (im Sinne von „die Orga hat nicht gesagt, dass der bissig is“).


    Das Vermittlungsverfahren in dem TH, in dem ich gearbeitet habe, das war zB in meinen Augen eher negativ zu bewerten, einfach weil die Auflagen für Interessenten, jenseits von Gut und Böse waren und schärfere Kriterien hatte, als jeder Kredit.






    Ich glaube, dahingehend hat sich das schon geändert. Vor 30 Jahren war die Meinung Tierschutz meist auf das örtliche Tierheim beschränkt, in dem die bissigen Hunde landeten. „Weil sonst gibt ja keiner seinen Hund ab“.

    Entweder man holte seinen Hund vom Züchter oder eben von Bauernhof, gefunden durch die Kleinanzeigen in der Zeitung.

    Großartig Berührung zum Auslandstierschutz hatten da wohl die wenigsten.


    Durch das Vernetztsein, die Bilderflut auf Facebook, Zergportal etc. haben die Menschen mehr Möglichkeiten einen Hund zu bekommen, aber dementsprechend auch, sich eine persönliche, individuelle Meinung zu bilden.

    Und nicht zu vergessen: der hauptsächliche Grund, sich im DF anzumelden, ist weil man Fragen oder Probleme hat. Was eben meistens dazu führt, dass ein negatives Bild entsteht.

    Der Anteil, der überhaupt keine Probleme mit seinem Tierschutzhund hat, postet die Bilder auf Instagram oder Facebook und ist einfach nur happy, was somit nicht in die Wertung einfließen kann.


    Was ich persönlich schwierig finde, wenn Menschen, die ihre persönliche Erfahrung als negativ erachten, abzuschreiben, dass die negativ ist, weil man selbst ja nur positive Erfahrungen gemacht hat und eben versuchen will, Tierschutz in ein besseres Licht zu rücken.

    Genauso wie der umgekehrte Fall - in meinen Augen - unsinnig ist.

    Persönliche Erfahrungen prägen einfach das eigene Bild.

    Ob das jetzt jemand anderer genauso empfindet, ist irrelevant, denn es ändert ja nichts an den Erfahrungen. Die sind ja nun gemacht worden.

    Und ja, ich finde, egal ob gute oder schlechte Erfahrungen - das sollte und darf man kommunizieren.

  • Und es ist glaube ich auch ein wenig davon abhängig, was der Mensch sich bei der Adoption eines Tierschutzhundes vorstellt, es gibt viele die sich darüber im klaren sind, dass ein Hund vieles im Gepäck haben kann, sich darauf einstellen und daran arbeiten, aber leider gibt es ja auch viele naive Menschen die glauben, dass der Hund ihnen ewig dankbar sein wird weil er ja von ihnen gerettet wurde und nun ein tolles Leben hat.

  • Grad gestern wieder auf FB, TS Verein will 2 gaaaanz liebe Kangals vermitteln. Ich glaube nicht ganz 3 jährige Geschwister, so furchtbar nette Hunde dass die Nachbarn sie durch den Zaun streicheln können.

    Schrecklich dringend usw.


    Krieg ich ein komisches Gefühl im Magen.

    Mag natürlich sein dass sie in der Beratung dann näher auf die Rasseeigenschaften eingehen, so hinterlässt es bei mir aber ein komisches Gefühl, weil für mich vermittelt wird es wären quasi Labbies..

    Die Anzeige wurde mir auch zigfach in der Chronik geteilt.

    Ich bin dann mal auf die Originalseite gegangen und hab ein wenig in den Kommentaren gelesen.

    Ich hoffe ehrlich, dass die Zuständigen SEHR genau hingucken, wo die Hunde hin kommen.


    Diese Lügen in manchen TS-Organisationen mag ich auch überhaupt nicht.

    Neulich die Vermittlung eines "Berner Sennen-Mischlings" gesehen, der vom Photo her ein zentralasiatischer Owtscharka war.

    Kommentare dazu unter dem FB-Post, die eindringlich gewarnt haben, wurden einfach gelöscht.

    Gesucht wurde eine tierliebe Familie mit viel Zeit zum Kuscheln, weil das bisherige Leben so lieblos war.


    Wir haben Lucy auch aus dem Tierschutz. Vieles lief gut, manches ist verbesserungsbedürftig.

    Ich persönlich würde keinen Hund mehr übernehmen, den ich vorher noch nie gesehen habe.

    Es gab eine Beschreibung der Vorbesitzer, der Hund wurde von einer Helferin abgeholt und uns dann übergeben.

    Von den zugesagten Eigenschaften stimmte: sie ist stubenrein.

    Allerdings bin ich auch mit der Erwartung an die Sache ran gegangen, dass uns da eine Menge Arbeit erwarten wird.


    Aus dem Tierheim hätten wir übrigens keinen Hund bekommen, da nur ein Verdiener und die Kinder waren mit 5 und 10 Jahren zu jung.

    Daher wurde unser erster Hund ein Berner Sennenrüde vom Züchter.

  • Geht Wildtierschutz nicht eher in Richtung Umweltschutz?
    (Sollte er zumindest in meinen Augen, also dass es da nicht um jedes Individuum, sondern um Ökosysteme geht. Das ist ja ein ganz anderer Fokus oder sollte es zumindest sein.)

    Japp und Danke fürs Erwähnen. Umweltschutz hat mit Tierschutz nichts zu tun. Die einzige Überlappung sind Auffangstationen und Päppel-Projekte, die aber aus Umweltschutz-Sicht nur bei sehr wenigen sehr bedrohten Arten relevant sind.


    Zum Thema "Tierschutz": ich finde es seltsam, da zu verallgemeinern. Es gibt gute und schlechte Vereine und es gibt passende und unpassende Lebenssituationen für die Übernahme einesTierschutz-Hundes.

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