Hundeanfänger und Problemhund

  • Hallo


    Ich höre immer das rasse x nichts für Hundenafänger ist oder das ein Problemhund eher in Hände von hundeerfahrene Menschen gehört. Zuerst ist das natürlich logisch. Durch Erfahrung hat man mehr Wissen und kann adäquat auf verschiedene Situationen reagieren.


    Jetzt kenne ich aber ein paar Kombinationen ersthundehalter und problematischer Hund wo es super funktioniert hat. Auf der anderen Seite kenne ich Hundehalter die schon jahrelang Hunde hielten die an einem anderen Hundetyp/ problematischen Hund verzweifeln würden.


    Jetzt würde ich gerne fragen ob Erfahrung mit Hunden immer ein guter Indikator bei der Hundevermittlung ist ( sei es im Tierschutz oder beim Züchter).

    Wie schauen eure Erfahrungen aus? Würdet ihr bei der Vermittlung auf die Erfahrung schauen? Und wenn ja wir stark gewichtet wäre dieser Punkt?


    Würde mich freuen von eure Erfahrungen und Meinungen zu hören!


    LG Antonia

  • Jetzt kenne ich aber ein paar Kombinationen ersthundehalter und problematischer Hund wo es super funktioniert hat. Auf der anderen Seite kenne ich Hundehalter die schon jahrelang Hunde hielten die an einem anderen Hundetyp/ problematischen Hund verzweifeln würden.

    Ich glaube, das fasst es ganz gut zusammen.


    Ich kenne auch beides. Und "Hundeerfahrung" sagt für mich irgendwie wenig aus. Jemand, der 20 Jahre lang unproblematische Malteser (oder andere Kleinhunde) gehalten hat, wird trotz der Erfahrung - die ich ihm ja nicht mal absprechen will - u.U. mit einem Rottweiler nach Beißvorfällen überfordert sein.

    Auf die Erfahrung würde ich bei der Vermittlung nur achten, wenn es vergleichbare Situationen wären. Wenn also jemand vorher schon einen Hund mit ähnlichen Problemen hatte, die er gut gehändelt bekommen hat, dann würde ich dieser Erfahrung vertrauen. Kann aber immer noch schief gehen, weil ja jeder Hund einen anderen Charakter noch mit sich bringt.


    Unsere Lucy sollte ja auch "einfach" an eine tierliebe, sportliche Familie - gern auch Ersthundbesitzer - vermittelt werden. Ich denke, sie wäre der reinste Wanderpokal geworden.

    Und selbst ich (und ich denke schon, dass ich mit der Rasse erfahren bin) stoße bei ihr oft an meine Grenzen und muss neu lernen.

    Nur mit "Erfahrung" hätte ich da nichts reißen können. Das ist ein Lernprozess - für alle.

  • Problemverhalten ist ja sehr vielfältig. Nur weil jmd mit X klar kommt, heisst das nicht das er mit Y klar kommt.

    Nicht mal X bei zwei verschiedenen Hunden.


    Nur weil man z.B. Leinenpöbeln bei Hund 1 hinbekommen hat, muss das bei Hund 2 nicht auch funktionieren.


    Gerade bei Problemverhalten wer mir wichtig, dass die Leute einfach realistisch sind in ihren Vorstellung

  • Es kommt in meinen Augen

    1. darauf an, wie man Hundeerfahrung definiert. Für mich wäre das Erfahrung darin, mit Hunden zu kommunizieren und sich auf ihre Kommunikation einzulassen, sowie sich in manchen Aspekten auch auf Lernen bei Tieren zu verstehen. Nur "x Jahre einen Hund hinter sich her durch die Stadt gezogen" ist für mich keine Hundeerfahrung. Hingegen hat in meinen Augen (Achtung, fiktives Beispiel) ein guter Tiertrainer, auch wenn er bisher keinen eigenen Hund hatte, etwas was ich als "Hundeerfahrung"definieren würde.

    2. darauf an, was für ein "problematischer Hund" es ist. Bei manchen Problemen ist Hundeerfahrung sicher sinnvoll, bei anderen geht es eher um Lebensumstände, die passen müssen.


    Zusammengefasst: Ja, ich glaube dass "Hundeerfahrung" so wie ich sie definiere ein guter Indikator ist, aber eben nur ein Indikator und nicht der einzige. Und wie man ihn gewichtet, ist für mich Einzelfall-abhängig.

  • Finde das auch ganz schwierig. Tendenziell wird denke ich eher auf Hundeerfahrung geschaut.

    Allerdings war unsere bzw. eher meine erste Hündin eine extrem ängstliche Hündin aus Lanzarote (Podenco-Mix). Ich war 15 Jahre alt und habe gerade mein Praktikum beim Tierarzt gemacht, da habe ich sie kennengelernt und es war um mich geschehen. Sie war völlig panisch und ich saß eine ganze Zeit mit ihr in einem Behandlungszimmer, weil sie nicht zu den vielen Menschen und Hunden ins Wartezimmer konnte.

    Irgendwann kam sie an und hat sich in meinen Schoß gedrückt.

    Lange Rede kurzer Sinn, das haben die Tierheimmitarbeiter gesehen und gefragt ob ich nicht einen Hund suchen würde.

    2 Tage später haben meine Mutter und ich die Verträge unterschrieben und die kleine Maus adoptiert. Es war definitiv nicht einfach!

    Angst vor Menschen, Geräuschen, fremden Hunden...

    Wir hatten eine Hundetrainerin zuhause am Anfang öfter, danach in regelmäßigen großen Abständen.

    Sie hat sich wunderbar entwickelt! Natürlich musste man bei vielen Dingen einfach Rücksicht nehmen, die Angst vor fremden Männern und Motorrädern hat sie niemals verloren.

    Vor 2 Jahren habe ich sie einschläfern lassen müssen 9 Jahre hat die Maus mich begleitet und sehr viel gelehrt:herzen1::( :


    Ich glaube, dass es oft sehr positiv sein kann wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat und dadurch intuitiver nach Bauchgefühl und nicht so verkopft handelt.

    Sehr wichtig ist natürlich kompetente Hilfe zu haben, und diese auch zwischendurch in Anspruch zu nehmen.

  • Ich glaube es kommt sicher auch auf das Problem und die Lebensumstände an.


    Ansonsten spielen für mich persönliches Interesse, eine Leidenschaft sich mit neuen Sachen auseinanderzusetzen, eine gewissen Sensibiliät für Details und Bauchgefühl/Intuition und Realismus eine große Rolle.


    Es gibt Leute die sind so schlecht im Timing oder schätzen Sachverhalte so verkehrt ein und das sind Punkte, da dauert es sicher bis man ein Auge für hat,... Und bei manchen wird es auch einfach nichts. Hier schaffen es Leute, sich Probleme über Jahre selbst zu basteln, weil sie so unglaublich falsch bestätigen.


    Da sind Leute mit Erfahrung im Vorteil. Aber es gibt auch Leute, die naturgegeben oder erlernt ein Auge für "Details", Stimmungen,... haben. Wenn das noch mit einem Wissensdurst gekoppelt ist und einer realistischen Denkweise und die Lebensumstände nicht völlig dagegen sprechen, fände ich es überhaupt nicht problematisch.


    Und manche Probleme sind in einem geänderten Lebensumfeld vielleicht gar keine. Wenn der Hund nicht allein bleiben kann und massive Verlassensängste hat und es aber in dem Heim gar nicht muss. Oder der Hund der vielleicht territorial ist, das aber in einem anderen Heim vielleicht sogar gewünscht ist und sonst eben gemanaged wird und sei es ein Zimmer/Zwinger für die Zeit wo Besuch da ist.

    Ein Angsthund, der auf dem Land gar nicht von sovielen Reizen überflutet wird, wie in der Stadt,...

    Ich gehe jetzt nur von "normalen" Problemhunden aus und nicht von eigentlich nicht vermittelbaren "Spezialisten", wo jeder Handgriff schon zum eigenen Selbstschutz sitzen muss, denn das ist etwas was sicher Übung erfordert.


    ***


    Bei uns damals hat das super geklappt. Wir liebten den Hund einfach, hatten keine Hunderfahrung, aber noch bevor sie einzog haben wir einen Trainer klar gemacht. Maulkorb war für uns bei der Vorgeschichte einfach logisch. Ich habe alles zu Aggressionsverhalten förmlich verschlungen, Videos geschaut, die entsprechende Lektüre zur Körpersprache,...

    Ganz klar, mit der heutigen Erfahrung hätte man manche Sachen vielleicht anders gemacht, aber man war auch nicht so verkopft, das war auch hilfreich.

    Bei uns hat es super funktioniert und was 11 Jahre bei der Vorbesitzerin nicht möglich war, weil keiner auch nur eine Sekunde Arbeit investieren WOLLTE und es unschöne Zwischenfälle aufgrund grober Fahrlässigkeit/Dummheit/Naivität gab, hat sie sich bei uns wirklich toll entwickelt und ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt.

    Es hätte gar nicht so weit kommen müssen, hätten die Vorbesitzer auch nur ein bisschen Interesse, Leidenschaft und Willen gezeigt oder wären zumindens verantwortungsvoll mit ihr umgegangen.


    Jeder muss erst Erfahrungen sammeln, ja, aber ich glaube das eine Leidenschaft für eine Sache vieles ausgleichen kann.


    Man sieht hier soviele Neuhundehalter, die so angagiert sind, alte Hasen die die selben Fehler wie beim letzten Hund machen und weiß genau in welche Richtung es sich entwickeln wird. Und alle Facetten dazwischen.


    Ich denke wenn man sich längere Zeit mit den Leuten auseinandersetzt, in Treffen und Gesprächen und wenn man sieht wie sie mit dem Hund aggieren bekommt man schon ein gutes Gefühl dafür und davon ab, sind manche Probleme für andere vielleicht gar kein Problem.

  • Jetzt würde ich gerne fragen ob Erfahrung mit Hunden immer ein guter Indikator bei der Hundevermittlung ist ( sei es im Tierschutz oder beim Züchter).

    Wie schauen eure Erfahrungen aus? Würdet ihr bei der Vermittlung auf die Erfahrung schauen? Und wenn ja wir stark gewichtet wäre dieser Punkt?

    Wir sind auch Ersthundehalter mit absolut 0 Erfahrung in Sachen Hund - und der erste ist dann gleich ein Problemhund geworden (HSH-Mix, mehrere Beißvorfälle (von denen wir erst nach Monaten erfahren haben), wahrscheinlich psychisch nicht ganz auf der Höhe, Artgenossenaggresiv, hat ein Problem mit Menschen, geht im Zweifel auch gegen seine Menschen, körperliche Großbaustelle).


    Die Lernkurve musste steil sein, sonst wär das mit uns nicht lange gut gegangen. Ich bin trotzdem ganz froh, dass das Tierheim damals absolut nicht darauf geschaut hat, wie viel Erfahrung wir mitbringen, sondern darauf, wie wir mit dem Hund umgehen, wie er sich bei und mit uns verhält, ob die Lebensumstände zu ihm passen und vor allem auch, ob wir gewillt sind, zu lernen.

    Für mich persönlich wären diese Punkte auch viel wichtiger, als x Jahre an Erfahrung.

  • Ich glaube das steht und fällt damit, wie gut der Hund zum Halter und in die Umgebung passt.


    Ein TS-Problemhund der nix kennt ist wahrscheinlich bei Ersthaltern mit viel Fingerspitzengefühl, Zeit und auf dem Land besser aufgehoben als beim „Hundeprofi“ der inner WG in der Innenstadt lebt und den Hund überall mit hin nimmt. :ka:

  • Kommt drauf an, was man unter Problemhund versteht. Die Hunde, die ich so bezeichne, haben mAn tatsaechlich absolut nichts in den Haenden von Anfaengern zu suchen. Dafuer sind sie zu gefaehrlich. Ja, es mag einzelne Anfaenger geben, die damit umgehen koennten. Vereinzelt. Auf diese einzelne Personen kommt eine riesen Anzahl an Menschen, die das nicht koennen. Wieso als eine Gefahr eingehen?


    Aehnlich seh ich es bei gewissen Rassen und Anfaengern.


    Und nein, das heisst nicht das Erfahrung alleine reicht ;)

  • Ersthundehalter mit absolut 0 Erfahrung in Sachen Hund

    Dafür hast Du ja eine riesige Erfahrung im Bereich Tiertraining und Tierverhalten - das wäre in meinen Augen beispielsweise nicht "keine Erfahrung". Ohne wäre es bei euch bestimmt uch schwierig geworden, glaubst Du nicht?

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