Hund bleibt beim Spazieren gehen ständig vor mir stehen

  • Hallo,


    vor drei Wochen ist mein neun Monate alter Schäferhund Border Collie Mischling Leo bei mir eingezogen. Er ist sehr auf mich bezogen und rennt mir, vorallem Zuhause, überall hinterher wenn ich den Raum wechsle. Er ist ein sehr ausgeglichener und lieber Hund. Er lernt schnell und gerne und auch das an der Leine gehen klappt schon ganz gut. Nur ein Problem gibt es da.

    Wenn wir Spazieren gehen und er an der Leine ist, läuft er ständig vor mich und bleibt stehen. Als würde er mich aufhalten wollen. Ich bin mir auch sicher, dass er das bewusst macht, da er sich dann auch immer aus dem augenwinkel schaut wie ich reagiere. Leider finde ich online nichts dazu.

    Hatte vll schonmal jemand das gleiche Problem und kann mir sagen warum mein Hund das macht und wie ich darauf reagieren sollte?

    Vielen Dank schonmal :)

  • Huhu :winken:


    Kannst du denn was zur Vorgeschichte sagen? Hatte der Hund vor dir schon einen oder mehrere Halter?


    Der Hund kontrolliert dich, nix anderes ist das. Kontrolle und Überwachung stresst, deswegen würd ich etwas Abstand davon nehmen und sagen "ausgelichen und lieb" - eventuell erscheint er nur so weil du (noch) machst was er will. Es kann sein, dass er jetzt nach den drei Wochen so langsam bei dir ankommt und nun versucht seinen Platz zu finden. Er prüft, ob er sich auf dich verlassen kann... sozusagen. Allerdings bringt die Rassemischung auch ein hohes Potenzial an Kontrollverhalten mit.


    Festzulegen wäre klare Regeln bzw. explizite Verhaltensweisen in bestimmten Situationen. Kein Nachlaufen in der Wohnung. Abstand halten auf Spaziergängen. Klare Anweisungen wann welche Aktivitäten stattfinden und enden.

  • Ich denk auch, dass er versucht dich zu kontrollieren. Auch dieses hinterher Gerenne ist schon so ein Indiz dafür.

    Wenn er vor dir stehen bleibt würd einfach durch ihn durch laufen und auch daheim mal drauf achten wo er vielleicht Privilegien hat, die ihn zu der Annahme verleiten dass er dich kontrollieren muss.

    Auch so Übungen wie ihn auf seinen Platz schicken, dass er erst nach nem Freigabesignal fressen darf, du beginnst und beendest Spiele usw. können da helfen.

  • Mein Schäferhund-Mix hat das am Anfang auch bei mir gemacht, ich hab's unkommentiert gelassen, habe einen Schritt zur Seite gemacht und bin einfach weitergegangen. Hat sich dann relativ schnell erledigt :)

    Denke auch dass es Kontrolle war bzw. in deinem Fall Kontrollierverhalten ist.


    LG :winken:

  • Danke für die Antworten :)


    Zu seiner Vorgeschichte: Er wurde in Ungarn geboren. Hat die ersten acht Wochen mit seinen Geschwistern bei seiner Mama verbracht. Dann wusste die Besitzerin nicht was sie mit den Welpen machen soll und hat sie dort dem Tierschutz übergeben. Er hat also zum Glück nichts schlimmes erlebt aber hat sein bisheriges Leben im Tierheim in Ungarn verbracht. Vor drei Wochen wurde er mir dann von dort aus mit dem Transporter gebracht.


    Dass das vor mir stehen bleiben Kontrolle ist hatte ich auch schon im Kopf, aber weil er ein eher unterwürfiger und drausen teils noch etwas ängstlicher Hund ist war ich mir nicht sicher.

    Das Hinterherlaufen habe ich eher als Anhänglichkeit betrachtet weil er ja bis vor kurzem immer alleine war. Dass mich dieser liebe schüchterne Hund in der Wohnung kontrollieren will überrascht mich tatsächlich etwas. Aber anscheinend muss ein Hund dafür nicht offensichtlich dominant erscheinen :denker:

  • Hallo,


    ich habe auch ein Schäferhundmix- Mädchen aus Ungarn.

    Sie macht das auch - ist jetzt ein Jahr da.


    Rein verhaltensmäßig kann man das sicher als Kontrolle ggf. auch Hüteverhalten interpretieren.


    Bei ihr bin ich mir sehr sicher, im Bezug auf das restliche Verhalten, dass sie dann eine kurze Auszeit zur Orientierung braucht.

    Sie muss einfach alles angucken. Sieht vielleicht auch irgendwas, was ihr komisch/ neu vorkommt.

    Auch wenn wir aus der Haustür kommen, muss erstmal ringsum geguckt werden.


    Wir bleiben dann einfach beide eine Minute stehen und gucken in der Gegend rum und dann geht's los/ weiter.

    Ich laufe einfach weiter, ohne sie wegzustoßen/ umzurennen...

    Aber diese Minute bekommt sie, wenn erforderlich.


    Ich kann mir das bei Euch nach nur 3 Wochen auch sehr gut vorstellen.

    Das ist alles noch neu und aufregend und der Hund braucht Zeit zum Orientieren und verarbeiten.

    Wie soll er Dir das sonst klar machen, als eben die Bremse reinhauen.


    Das mit dem Hinterherlaufen finde ich auch erstmal nicht dramatisch, wenn der Hund auch mal zur Ruhe kommt.


    Sollte es im Laufe der Zeit nicht verschwinden - also wenn der Hund sich Deiner sicher sein kann, alle Abläufe kennt, erst dann gegen wirken.

    Der Hund kann einfach nach 3 Wochen noch nicht sicher sein, dass Du nicht einfach wieder verschwindest oder irgendwas ganz Wichtiges passiert.


    LG

  • So pauschale Antworten sind immer schwierig, wenn man den Hund nicht kennt. Mein Schäferhund zeigt dieses Verhalten, wenn ich alleine mit ihm in Wildschwein Gebiet unterwegs bin. Da ist ihm total unwohl und er versucht mir zu zeigen, dass er gerne wieder umdrehen würde. Die erste Stufe ist dann das er mich umkreist und zurück geht und wenn das nichts bringt, dann stellt er sich vor mich und guckt demonstrativ zurück zum Auto xD


    Ich würde auch stehen bleiben, dem Hund Zeit und Raum geben sich in Ruhe alles anzugucken und dann weiter gehen.

  • Das Verhalten hat sehr wahrscheinlich überhaupt gar nichts mit Dominanz zu tun. Verabschiede dich von dem Gedanken mal ganz schnell. Ich würde es eher in die Ecke schieben, dass dein Hund verdammt unsicher ist und einfach noch kein Vertrauen in dich hat. Woher auch? Nach 3 Wochen... Der Hund ist vermutlich der Meinung, dass du nicht kompetent genug bist, also muss er regeln. Höchstwahrscheinlich ohne das wirklich zu wollen.


    Wenn du dir wirklich unsicher bist, kann ich dir nur raten, dir einen Trainer zu suchen, der zu euch nach Hause kommt und sich das Verhalten mal live anschaut. Entsprechend ausgebildete Menschen sehen einfach viel mehr als der "Otto-Normal-Hundehalter" ;) und über das Forum ist so eine Beratung immer recht schwierig. Die hilft für einen groben ersten Eindruck, aber letzten Endes kennen wir weder Dich noch deinen Hund.

  • Hi :winken:


    Ich würde aus deiner Beschreibung zwar auch eine Art der Kontrolle rauslesen, aber keine, die auf Dominanzgehabe beruht und dich einschränken soll. Ich denke, die Kontrolle resultiert aus Unsicherheit und dem starken Bedürfnis nach Führung und deiner Präsenz.

    Von daher würde ich dem Hund, der so frisch bei dir ist, jetzt auch nicht irgendwelche Privilegien entziehen, ihn mit "geh-auf-deinen-Platz-und-steh-erst-auf-wenn-ich-das-sage-Spielchen" drangsalieren. Genauso wenig würde ich draußen, wenn er sich umdreht und dich anschaut, einfach stur durch ihn durch laufen.

    Ich würde eher sagen, dass es ganz wichtig ist, auf seine "Kontrollversuche" einzugehen und ihm zu zeigen, dass diese nicht nötig sind. Das wird aber etwas dauern, weil das Vertrauen in dich erst langsam wachsen muss. Dieses Vertrauen, dieses Gefühl, dass er sich auf dich verlassen kann, wird im Idealfall einfach durch euer alltägliches Zusammenleben wachsen. :smile: Wenn er draußen stehen bleibt und sich dir in den Weg stellt, dich anguckt, würde ich einfach sagen "alles in Ordnung" & ihn weiterlotsen. Eine Idee wäre auch, dass du mal probierst, ob du ihn dazu bringen kannst, hinter dir zu laufen. Vielleicht gibt ihm das Sicherheit, weil er dann nicht an vorderster Front läuft und alles mögliche vor dir "abfangen" muss, sondern sich drauf verlassen kann, dass du alles regelst.
    Das Hinterhergerenne zuhause würde ich bis zu einem gewissen Punkt zulassen, aber schon auch mal ab und zu wie zufällig einfach kurz in ein anderes Zimmer gehen und die Tür schließen. Dass am besten merkt, dass es gar nicht notwendig ist, dauernd hinter dir her zu laufen.

  • Mit dem Begriff „Kontrolle“ tue ich mir öfter etwas schwer. Erstmal ist Dein Hund ein eigenes Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, das nach anderen Regeln funktioniert als ein Mensch. Ein Stehenbleiben würde ich erstmal ganz basal interpretieren als „Der will da nicht weiter“. Was genau ihn dazu bewegt kann unterschiedlich sein, und das bekommst Du heraus, indem entweder Du Euch erstmal etwas Zeit gibst und Deinen Hund genau beobachtest (kennst Du Dich aus mit Körpersprache?) Oder Jemanden - und damit bin ich auch beim Trainer - der Körpersprache beurteilen kann und Euer Zusammenspiel von außen sieht.


    Es gibt Tierschutzhunde, die schon drei Wochen nach Einzug „Handlungsanweisungen“ geben wollen. Es gibt Hunde, die aus Unsicherheit in unbekannten Umgebungen mit Blockade reagieren. Es gibt Hunde, die überhaupt noch nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, und irgendwas aus ihrem Grundprogramm abspulen (und da ist der Rassemix, den Du beschreibst, ja gut ausgestattet). Und weitere Möglichkeiten.


    Meine Strategie wäre erstmal, so souverän und unbeeindruckt wie möglich weiter zu gehen. Insgesamt am Vertrauen zu arbeiten und zu trainieren, dass Ruhe ins Gassigehen an der Leine kommt.

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