Der "gefährliche" Hund Teil 2

  • So simpel sind die Daten auch nicht. Das Zitat "Bezogen auf die verhältnismäßig geringe Population dieser Rasse ist die Anzahl der Beißvorfälle immer noch überproportional hoch" bezieht sich auf den Bullterrier (entschuldigt die Erbsenzählerei, bin ich nur gerade beim Lesen drüber gekommen). Gerechnet über die letzten 10 Jahre sind Pitbulls am auffälligsten. Pitbulls haben aber in den Berichtsjahren 20 und 21 genau Null Beißvorfälle an Menschen verursacht.

    Rottweiler sind in etwa so auffällig wie die SoKas, aber keiner von den SoKa-Terriern ist so gefährlich wie der Tosa Inu und der Mastin Espanol am Menschen, dafür hängt der Dogo Canario alle bei den Bissen an anderen Tieren ab.

    Die Durchschnitte über zehn Jahre passen nicht unbedingt zu den Einzelmessungen der letzten Jahre. (Was statistisch natürlich so sein kann, mir geht's darum, dass ich nicht auf Pitbulls zeigen kann und sagen: "Die haben seit 10 Jahren regelmäßig die meisten Menschen attackiert, jetzt will ich Pits verbieten.")

    Ich hab auch mal rumgesucht und keine Statistik gefunden, die ich eindeutig in irgendeine Richtung fand. Ich hab allerdings dabei gelernt, dass in den USA "unkastriert" als Risikofaktor für Aggression gegen Menschen gehandelt wird.

  • Das Problem bei diesen „kleinen“ Statistiken ist halt auch, dass bereits ein einzelner Ausreißer das gesamte Ergebnis verzerren kann und sie daher nicht wirklich aussagekräftig sind. Die Datenlage ist insgesamt zu unübersichtlich.

    Ich hab versucht, wenigstens weitere Infos zu den 17 Todesfällen in Deutschland aus den Jahren 2018 bis inkl. 2021 zu finden, in Hinblick auf Rassezugehörigkeit. Da gabs den Fall Chico und den getöteten Säugling in Bad König (nicht Huskymischling, dieser Vorfall war früher, sondern ein Mischling, bei dem Staffanteil vermutet, aber nicht belegt wurde). Bei kurzer oberflächlicher Suche lässt sich zu den 14 anderen Verstorbenen nichts finden, die mediale Präsenz der beiden genannten Fälle ist ziemlich überwältigend.

    Für die USA gibt es einiges Datenmaterial, das auf eine überdeutliche Auffälligkeit des Pit Bulls hindeutet, aber dessen qualitative Güte ich nicht nachvollziehen kann, die aber dem Anschein nach auch dort umstritten ist. Und bei dem unklar ist, ob und inwieweit es sich auf hiesige Verhältnisse übertragen lässt. Für Gesetzesgebung hier wäre aber deutlich relevanter, das eigene Datenmaterial sauber zu sammeln und auszuwerten.

  • Für die USA sieht es nach einigen Quellen irgendwie so aus, als wären Pit Bulls und Rottweiler zwei Drittel des Problems (= Menschentötungen und Beißvorfälle) wobei ich gerne wüsste, ob dabei auch Einbrecher erfasst sind, die in Abwesenheit des Hundehalters auf den Rottweiler treffen. - Müsste eigentlich, und das ist wiederum eine Situation, wo ich viel Verständnis für den Hund hätte.

    Und auf der pro-Pitbull-Seite findet man dann eine Statistik wie diese hier https://www.pitbullinfo.org/dog-bite-statistics.html nach der man Angst vor Huskies und Malamutes bekommt und die Pits ziemlich gut aussehen im Vergleich. Da müsste man auch erstmal länglich recherchieren, wessen Quelldaten zu Populationsgrößen verlässlicher sind. (Diese Zeit möchte ich nicht investieren, mein Fazit ist nur "das ist alles überraschend uneindeutig".)

  • dragonwog

    Danke, ich brauche keine unverstandenen Schätzchen - egal welcher Rasse.

    Du könntest erklären, warum du nicht findest dass die Genetik/Zucht das Aggressionsverhalten beeinflussen kann. Anstatt persönlich zu werden, wenn dich meine Aussage stört.

    Jeder Hund kann beißen. Jeder (größere) Hund kann gefährlich beißen. Gibt aber auch unterschiedliche Gründe. Labradore werden oft als Familienhunde gehalten und auch gerne von Ersthundehaltern (wie ich), denen die Erfahrung fehlt. Da denkt man der liebe Hund tut sowie nichts, kann die Körpersprache nicht lesen und das Kleinkind wird gebissen, weil es am Schwanz zieht.

    Ist für mich was anderes, als wenn ein (gut geführter) Hund plötzlich im Jagdrausch austickt und einen Menschen tötet oder schwer verletzt.

    Das eine wäre durch gute Führung und Achtsamkeit vermeidbar gewesen.

    Und ja, irgendwie tue ich mir schwer das einem gut geführten Labrador zuzutrauen, dass er sowas macht.

  • Entschuldigung, ich meinte oben in der Statistik tatsächlich Bullterrier und nicht AmStaff.

    Die soll auch nicht als Beweis für eine Rasseliste dienen und beachtet viele Faktoren (Haltung, Aufzucht) gar nicht, zeigt aber ganz gut, dass reines Vorfälle zählen nichts bringt, sondern im Verhältnis zur Anzahl der Hunde gesehen werden muss.

    Gab es eigentlich eine Begründung, warum der DSH nicht mit auf die Liste gekommen ist? Selbst prozentual gesehen ist diese Rasse ja schon sehr weit vorne in der Beißstatistik. Bevor mir das jetzt jemand unterstellt: nein, ich will keinen Antrag stellen, damit diese Hunde dort auch aufgeführt werden. Mir erschließt sich nur nicht, warum z.B. der Rotti drauf steht und der DSH eben nicht. Lobby?

  • Der DSH zählte nie zu der Kampfhunde-Entscheidung (AZ s.u.) und unterliegt somit keiner Verpflichtung einer Datenerhebung. Wenn der Rottweiler in der Entscheidung mit erfasst wurde/ist, zählen Informationen dazu, das hat nichts mit Lobby zu tun.

    Zitat

    Vor dem Hintergrund der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (Kampfhunde- Entscheidung) vom 16. März 2004 (AZ: 1 BvR 1778/01) besteht für den Gesetzgeber auch weiterhin die Verpflichtung, die an Rassekategorien anknüpfenden gesetzgeberi- schen Maßnahmen zu überprüfen und hierbei insbesondere das Beißverhalten von Hunden zu beobachten und zu bewerten. Die für den Vollzug des LHundG NRW zu- ständigen Kommunen sind deshalb weiterhin verpflichtet, kalenderjährlich bestimmte Informationen über die vom LHundG NRW betroffenen Hunde zu erfassen und zu be- richten.

  • Ist für mich was anderes, als wenn ein (gut geführter) Hund plötzlich im Jagdrausch austickt und einen Menschen tötet oder schwer verletzt.

    Das eine wäre durch gute Führung und Achtsamkeit vermeidbar gewesen.

    Das es Jagdrausch war ist doch aber gar nicht sicher und wird es wohl auch nie sein.

    Und dein 2. Satz beisst sich mit dem was in Klammern steht..

  • So sehr beißt sich der Satz auch wieder nicht.

    Auch ein gewissenhafter Hundeführer kann kurzzeitig unachtsam sein, wie sich ein kurzer Moment dann auswirkt, steht auf einem anderen Blatt!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!