Qualzuchten III

  • Im Nachbardorf gibt es einen "Retro-Mops", der aussieht wie ein lustiger Mix aus dem Süden, ein süsses, halbhohes (ca. 40 cm), langbeiniges, fawn-weisses Hundchen mit einem normalen langnasigen Mix-Gesicht, von "Mops" keine Spur.

    Die Leute haben sich unterdessen abgefunden mit ihrem "Retro-Mops", der absolut nicht aussieht wie ein Mops.

    Ich glaube aber, sie sollten lieber froh sein, dass sie jetzt einfach einen gesunden, quitschfidelen Mix haben. Ich finde das Hundchen sehr ansprechend und schön, ich war völlig platt, dass der "TS-Hund aus dem Süden", wie ich glaubte, ein Retro-Mops sein soll.

  • da stellt sich mir die Frage auf : wie kontrolliert man beim Ausdauertest ob der Hund wirklich die ganzen km läuft und nicht oben mit fährt?).

    Keine Ahnung, ob das immer so läuft - aber damals, als ich das mit Pünktchen zwei mal mitgemacht habe, lief das so: Die Strecke ging über Feldwege, und hinter der Gruppe mit den Hunden fuhren Helfer mit einem Kleinbus hinterher. Einmal als Kontrolle, vor allem um sicher zu stellen dass alle noch so weit ok sind, und um im Zweifel gestürzte Menschen oder erschöpfte Hunde einsammeln zu können. (Oder eben die Zwerge, für die quasi mitten auf der Strecke für die Großen schon Schluss ist. Was mein Pünktchen mit ziemlich empörtem Protest quittiert hat :roll:)

  • Wieso ist es denn einfacher anzunehmen das die Leute alle böse sind und sich nicht informieren wollen anstatt schlichtes Unwissen anzunehmen?

    Du gehst von einer völlig falschen Annahme aus. Selektive Wahrnehmung (unbewusst) und das Filtern von Informationen (bewusst) ist ein natürlich Prozess im Menschen, das gilt eben auch dafür, dass man bevorzugt das liest, was man lesen möchte und was man davon glauben möchte (wie das Wort: "Glauben" schon aussagt). Das Attribut "böse" passt einfach nicht, viel eher würde es "normal" treffen.

    Was mich dagegen stört, ist einer grösseren Bevölkerungsgruppe Dummheit und Bildungsferne zu unterstellen.

    Ähm... Also so Sätze wie "Die wollen das nicht lesen!" und weiteres sind also absolut garnicht negativ?

    Vielleicht bin ich da einfach anders gestrickt, aber mir kommt das durchaus sehr negativ vor.

    Wo hab ich eigentlich von Bildungsferne geschrieben?

    Und ich habe "Unwissenheit" geschrieben, das etwas anderes ist als Dummheit. Du hingegen hast da so Sätze wie "So elitäres Wissen wie die Erde ist keine Scheibe", das natürlich auch absolut nicht negativ ist, nicht wahr?

    Auf einer weiteren: "Er neigt zu Fehlstellungen der Kniescheiben, Atemproblemen durch einen sogenannten Trachealkollaps sowie Herzerkrankungen. Darum ist es von Bedeutung, nur dort Welpen zu kaufen, wo der Züchter großen Wert auf Gesundheitsvorsorge legt..."

    So. Das weiss man also schon. Jetzt kann Mensch entscheiden, recherchiere ich hier weiter, oder möchte ich es dabei belassen. Recherchiert man nicht weiter, gibt man sich damit zufrieden. Eine Entscheidung, kein Zufall und habe ich noch nie was von gehört, passt hier auch nicht. Man möchte das glauben oder man möchte es nicht glauben.

    Beispiel (ohne Dich angreifen zu wollen, denn mitnichten Pflicht und mitnichten "böse")

    Du möchtest ja auch glauben, dass Deine Sicht auf die Dinge die richtige ist, auf der Basis Deiner persönlichen Erfahrungen. Die Erfahrungen anderer zählen für Dich eher nicht und Du bist auch nicht bereit, ein paar Fachbücher zu wälzen und Deine These zu prüfen. Das tust Du nicht, weil Du Deiner Erfahrung glaubst und nicht glauben kannst, was andere wahrnehmen :ka:

    Wie ich ausführlich schrieb waren das 6 verschiedene Seiten für diese Rasse. Auf grad mal 2en davon wird angedeutet das es Krankheiten geben könnte, was aber ja durch Kauf bei einem guten Züchter schon behoben werden kann.

    Also, warum sollte der Mensch da noch weiter suchen? Das ganze klingt doch halt total super und nach überhaupt garkeinem Problem. Warum nach einem Problem suchen das doch angeblich so garnicht richtig existiert?

    Und grade weil ich, wie jeder normale Durchschnittsmensch, nicht permanent mein eigenes Wissen und meine Erfahrungen auf den Prüfstand stelle sage ich eben das die Leute das alles nicht aus böser Absicht tun. Denn das ist es doch was hier im Thread so klingt: Die wollen das alle nicht! Die bösen Leute wollen das nicht wissen! Suchen absichtlich nicht danach!

    Beispiel: Dein Auto macht ganz selten mal komische Geräusche. Du bringst es zur Werkstatt, die sagen "Achja, das ist ein Wagen der Firma XY, Baujahr drölfzig, das ist ein bekannter Fehler. Das passiert wenn XY auftritt, geht von alleine wieder weg und ist absolut nicht problematisch. Nur halt etwas störend, aber machen kann man da nix."

    So. Nun gibts 2 Möglichkeiten, du glaubst ihnen das, weil sie eben die Fachpersonen sind. Oder du gehst zu einer anderen Werkstatt.

    Die sagt dir dasselbe.

    Du suchst in einem Autoforum. Auch da steht exakt das gleiche, es ist nur störend.

    Wie lange suchst du weiter? Ganz ehrlich.

    So ist es eben auch bei der Suche nach einem Hund. 6 Seiten das der super klasse ist, 2 davon sagen das man bei nem guten Züchter kaufen soll, dann ist alles tutti.

    Warum soll man das nicht glauben?

    Weil... Ja, weil wir hier es besser wissen?

    Aber warum wissen wir es besser?

    3 Möglichkeiten:

    Total hundeverrückt und somit viel tiefer in der Materie drinne als jeder normale Mensch.

    Erfahrungen mit Krankheiten beim eigenen Hund oder beim Hund von Freunden/Familie/im Bekanntenkreis.

    Einfach nur neugierig und gerne genaueres Wissen haben wollen.

    (Möglich ist auch eine Mischung aus 2 oder allen 3en)


    Edit: Und Du tust, was man dann so tut:

    Weil ihr so toll googlen könnt?

    ad personam, wie Deine Schwiegereltern.

    Nein. Das bezog sich darauf das hier mehrfach gesagt wurde man würde ja alle Infos so super einfach finden.

    Das stimmt eben nicht. Man findet sie nur super einfach wenn man bestimmte Suchworte benutzt. Das tut man wenn man eine Suchmaschine gut benutzen kann. Das war tatsächlich nicht so sarkastisch gemeint wie es wohl rüberkommt. Dachte das liest man im Kontext anders, da ich bewußt beschrieben habe wie viele Leute eben suchen und am Schluss das ja nochmal betone, das es eben mit gute, Suchverhalten anders aussieht.

    Mal aus Eigeninteresse: Hast du bei dir im Umfeld niemanden der halt nicht so gut googlen kann? Hier bei uns bin ich die qualifizierte Suchmaschine, weil ich mit Suchwörten besser umgehen kann als die anderen, die also ihre Suche lieber mir überlassen weil ich schneller und effizienter die notwendigen Infos finde.

    Immerhin gibt es ja die diversen Anleitungen zum "Richtig googlen" nicht deswegen weil das alle so gut können.

    Und was das mit den Hunden meiner Schwiegereltern angeht: Nein, das war nicht weil mein Wissen nicht zum Gesamtkonzept passte oder so. Hätte das irgendjemand anders gesagt hätte man da mehr drauf gehört.

    Hier war es wirklich schlicht das leider allzubekannte Problem wenn der Sohn eine nicht genehme Freundin mit nach Hause bringt.

    (Ist in Teilen auch jetzt, 25 Jahre später, immer noch so. Sie mag mich einfach nicht, aber so ist sie halt. Immerhin hat die Zeit gezeigt das es viel einfacher ist mir das Suchen von Dingen zu überlassen, ich bin quasi zu ihrem persönlichen Wikipedia geworden, nur zuverlässiger.)

  • Puggle habe ich noch nie gehört

    Vielleicht nur in der Schweiz so genannt? (Pug ist Mops auf englisch + Beagle) Keine Ahnung... auf mich wirken sie wie kleine Molosser.

    Aber wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie das gesundheitlich und verhaltensmässig aussieht.

    Puggle

    Deswegen ja meine Erzählung, Mops+Beagle war hier mal eine richtige Modewelle, auch wenn man sie nicht Puggle dann nannte. Der einzige Vorteil von Großstadt und Leben an der Hundewieseneinflugsschneiße ist, das man sich eine Menge verschiedener Hunde anschauen kann.

    Ich fand die zum Großteil deutlich besser als normale Möpse, maximal 1/3 mit deutlich hörbaren Atemgeräuschen und gut die Hälfte hatte ein normales Gangbild, wie es im Detail aussieht wissen nur die Besitzer. Erschreckend das man sich über so eine Quote freut. Viel trauriger, für jeden Besitzer stand fest, nie wieder Bops, weil nicht hundewiesentauglich, jagdtrieb, beißt, auf Mopstreffen unerwünscht, zu aktiv, ...

    Bisher fand ich den Versuch von Gesundzüchten immer gut, nach diesen Aussagen. Ich befürchte ein Mops ist nur ein Mops, wenn er eine Qualzucht ist und sonst will die breite Masse ihn nicht und mit einzelnen Idealisten wird das nichts.

  • Ich würde Medienkompetenz auch nicht unbedingt am Bildungsgrad festmachen.

    In meinem Bekanntenkreis gibt es genug Akademiker welche Qualzuchten oder eben die völlig falsche Rasse halten. Die haben sogar gelernt sich „richtig“ zu informieren und Quellen zu hinterfragen - passiert bei so emotionalen Themen wie dem Haustierkauf trotzdem nicht.

    Das hat nichts mit fehlender Bildung zu tun. Das sind gebildete, erfolgreiche Menschen.

    Ich denke ja eher dass das was damit zu tun hat, dass die Recherche eben nicht rein sachlich und „weit weg“ ist sondern viel Emotion, „haben wollen“ und auch einfach unterschätzen des Themas da mit rein spielt („so komplex und schwer ist das schon nicht!“). Und dann kommt auch wieder dieses „Kauf beim seriösen Züchter“ ins Spiel was dann beruhigt und einen auf der sicheren Seite wähnt.

  • Das Problem mit den F1 Hybriden ist, dass man reinrassige Elterteile braucht.

    Um ein Puggel zu erzeugen braucht man Mops und Beagle.

    Das heißt ein Welpen-Elternteil leidet weiter sein Leben lang. Es läuft zwar nicht umbedingt um die Ecke im Park rum da laufen ja die gesünderen Puggelnachkommen rum, aber es existiert...

    Sind die elter wie z.B. Beim Labradoodel Labbi und Pudel ist das ziemlich egal, das man um Labradoodel zu erzeugen Labbis und Pudel braucht, denn die rassen für sich sind ja so in Iberer Existenz genauso akzeptabel wie der doodel.

    Aber bei Bulli oder Mops F1 Hybriden muss es immer weiter Bullis und Möpse geben....

  • Das ist ja noch mal ein ganz eigenes Problem. Ich bin immer davon ausgegangen, das das eigentliche Zuchtziel ein "besserer" Mops sei und man nicht ewig in der F1 Generation hängen bleiben will. Es soll ja gar keine neue "Rasse" sein, man mixt ja aus Verzweiflung und nicht aus Überzeugung.

    (Die Vermehrer vs Züchter Diskussion lasse ich mal außen vor, der Großteil kommt eh von irgenwo).

    Für mich ist ja das traurige, das die Qualzuchtproblematik offensichtlich irgendwie bekannt ist. Die Menschen durchaus gewillt sind, darauf einzugehen und Alternativen anzugehen. Das Vermehrermixe nicht forenkonform sind, ist da mal Nebensache. Das dann aber offensichtlich alles nicht das Wahre ist und man zurück zu reiner Qualzucht geht.

    Das ist für mich das wirklich Schlimme, man war bereit Probleme zu sehen und entwickelt sich dann wieder zurück.

    Und da muss man irgendwie versuchen eine gute, im Sinne von akzeptierter, Lösung zu finden. Die, die keinerlei Problembewusstsein haben erreicht man eh nicht, aber bei den Vielen, ist doch gaar nicht soo schlimm Menschen hat man noch Chancen. Entweder durch bessere Aufklärung, die auch im Herzen ankommt oder durch bessere Hunde.

    Ich sehe da bisher keine Lösung, sehe aber auch aus rein idealistischen Gründen ein Verbot kritisch.

  • Mein Pflegepferd muss bald aufgrund von Atemnot erlöst werden, da die Medikamente kaum noch anschlagen (er ist jenseits der 30 was für ein Großpferd echt gut ist und seine Krankheit lies sich lange mit optimierter Haltung verbessern)... Nun sind COPD und Plattnasen natürlich zwei von Grund auf verschiedene Dinge aber es lässt mich doch immer wieder daran denken, dass wir so viele Hunde züchten, die ständig um Luft ringen. Beim Pferd sehen wir Atemnot (zum Glück) als unhaltbaren Zustand an, beim Hund fehlt vielen immer noch das Bewusstsein dafür.

  • Ich würde Medienkompetenz auch nicht unbedingt am Bildungsgrad festmachen.

    In meinem Bekanntenkreis gibt es genug Akademiker welche Qualzuchten oder eben die völlig falsche Rasse halten. Die haben sogar gelernt sich „richtig“ zu informieren und Quellen zu hinterfragen - passiert bei so emotionalen Themen wie dem Haustierkauf trotzdem nicht.

    Das hat nichts mit fehlender Bildung zu tun. Das sind gebildete, erfolgreiche Menschen.

    Ich denke ja eher dass das was damit zu tun hat, dass die Recherche eben nicht rein sachlich und „weit weg“ ist sondern viel Emotion, „haben wollen“ und auch einfach unterschätzen des Themas da mit rein spielt („so komplex und schwer ist das schon nicht!“). Und dann kommt auch wieder dieses „Kauf beim seriösen Züchter“ ins Spiel was dann beruhigt und einen auf der sicheren Seite wähnt.

    :gott:

    Das kann ich so nur unterschreiben. Darauf deutet auch die Studie hin, die hier schon so oft verlinkt wurde und sich mit dem Thema beschäftigt, warum die Menschen solche Hunde kaufen. Das sind einfach Emotionen in Verbindung mit der Prioritätensetzung. Und man darf darüber sprechen und es auch schlecht finden, dass es so ist. Denn es endet in Leid und in Dramen.

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