Artgerechte Hundehaltung - ein Ding der Unmöglichkeit?

  • Der Hund ist durch Zucht geschaffen worden als Begleiter für Menschen.
    Das Leben unserer Hunde als Familienmitglieder bei uns im Haus, mit lückenloser Versorgung und gegenseitiger wie auch menschlicher Zuwendung, mit Toben in Garten und Hundewald und vielen Aktivitäten, die ihnen offensichtlich Freude machen, scheint mir deshalb artgerecht.
    Diese Art ist eben anders und hat andere Bedürfnisse als sonstige Arten.

    sea u in denmark

  • Ich finde, dass ein Hund, der ein ganz normaler Hundeleben führt mit Familie, spazieren und Sozialkontakten Artgerecht gehalten wird. Solange er kein Spezialist ist.

    Immerhin haben wir Hunde ja dafür erfunden, im und am Haus zu leben, und zu helfen undunseren Müll zu verwerten.

    Also ich denke wenn Bewegung, Sozialverhalten, ein wenig geistige Auslastung und abwechslungsreiches Futter vorhanden sind ist das Artgerecht.

    Nicht artgerecht ist,

    Frolic oder Mmn. Auchdem Hund sein Lwben lang nur ein Futter oder nur Trockenfutter zu geben. Ich gehe da von einem gesunden Hund ohne Allergien aus. Da finde ich gehoert schon auch Abwechslung rein, sind immerhin Allesfresser.

    Den Hund ewig nur in den Garten lassen. Ein hund will sich bewegen, andere Hunde zumindest sehen, was erleben. Auch hier sicher Ausnahmen aber...

    Reine Zwingerhaltung. Brauch ich nicht erklaeren, ne? Kein Tier gehoert eingesperrt, auch nicht mit Artgenossen.

    Mmn. Ist es auch nicht Artgerecht wenn Leute mal überspitzt gesagt jeden Tach zum Agi Platz rennen. Die Gelenke und auch der Hund selber baruchen auch mal Ruhe. In der Natur würde kein Hund staendig mit vollspeed über Stock und Stein brettern. Klar, einige Hunde machens gern. Aber "brauchen" tut das kein Hund. Andere Sportarten sind zwar oft weniger gelenkschaedigend aber ich finde auch da muss man dem Hund ausgleich goennen.

    Arbeiten sollen sie ruhig, aber nicht staendig und unter Druck.

    Soviel zu meiner Meinung :D

  • "Artgerecht" bedeutet ganz oft:
    "Ich weiß wie es geht, du aber nicht.
    Es impliziert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und ist somit wunderbar social media tauglich.

    LG, Friederike

  • Ich verstehe nicht genau, weshalb das Wort artgerecht hier so negativ belegt zu sein scheint.

    Artgerecht heisst erst einmal, dass die Haltung den Bedürfnissen der 'Art' innerhalb der biologischen Systematik entspricht. Es bedeutet, dass man auf die angeborenen Verhaltensweisen einer Art Rücksicht nimmt. Der Hund gehört zur Familie der Hunde (Canidae), zu der auch die Art der Wölfe (Canis lupus) gehört. Meist wird der Haushund (Canis lupus familiaris) ebenfalls zum Canis lupus gezählt, gilt aber - genau wie der Dingo - als eine Unterart.

    Artgerecht bedeutet also nun nichts mehr, als dass man die absoluten Grundbedürfnisse abdeckt, welche alle diese Tiere mehr oder weniger teilen. Wir sprechen hier über viel allgemeinere Dinge, als z.B. die Bedürfnisse spezifischer Rassen. Zu diesen Grundbedürfnissen gehören z.B.

    - die Möglichkeit zur regelmässigen Wasser- und Nahrungsaufnahme eines Typs, das der Art entspricht

    Hunde sind z.B. keine Vegetarier, insofern darf dazu sicher diskutiert werden, ob eine vegetarische Ernährung des Hundes überhaupt artgerecht ist. Und wie es zu gewichten ist, wenn sie zwar nicht artgerecht, aber sinnvoll für die Umwelt ist und den Hund trotzdem mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt.

    - die Suche nach Nahrung und die Grösse des in seiner Nische eingenommenen Raums (was wir in der Hundehaltung gemeinhin als 'Jagd' und 'Auslauf' bezeichnen)

    Hier gehören z.B. Fragen nach Häufigkeit und Länge von Spaziergängen hin. Ist es artgerecht, wenn sich ein Hund sein Leben lang nur an einer 5 Meter langen Leine bewegen darf? Was, wenn er aber dafür im Haus lebt und sich dort frei bewegen kann? Hier diskutieren wir auch über Boxengrössen ('Darf ein Hund regelmässig über mehrere Stunden in einer Autobox sitzen?' 'Wie gross muss die Box sein, in der ich einen Hund transportiere?' 'Wie gross muss ein Zwinger sein, in dem ich einen Hund längerfristig halten will?') und aber auch Verhaltensweisen: ist es nicht artgerecht, wenn ich meinem Hund verbiete, zu jagen?

    - die Möglichkeit zur Entwicklung von regelmässigen und stabilen sozialen Beziehungen

    Ist z.B. ein Hund nur im Rudel artgerecht zu halten? Darf man einen Hund alleine im Zwinger halten? Darf man den Hund alleine in einer Wohnung zurücklassen, wenn man arbeiten geht? Muss mein Hund mit anderen Hunden interagieren können und Artgenossen treffen?

    Mit der Frage, was für den Hund (canis lupus familiaris) artgerecht ist, setzt sich im Übrigen auch das Gesetz auseinander und beantwortet viele dieser Fragen mittels Mindestvorgaben. Interessent ist hier, dass der Gesetzgeber durchaus zwischen Wolf und Hund unterscheidet, obwohl die biologische Systematik das (oft) nicht tut.

    Insofern: ja, natürlich kann man einen Hund artgerecht halten. Ob es allerdings für jedes individuelle Exemplar stets die beste Haltungsform ist, sei dahingestellt.


  • Grund für die Diskussion, die ich sehr spannend finde, war dieser Thread: Wurde zu sehr OT

    U.a war die Behauptung „ein Hund der ausschließlich an der Leine geführt werden muss, lebt nicht artgerecht“ manchen sauer aufgestoßen.

    Da wird es konkret und damit kompliziert ...

    Einerseits kann ich behaupten und begründen, dass das artgemäße Bedürfnis nach Bewegung auch an einer Leine erfüllt werden kann. Andererseits sehe ich natürlich auch, dass die Bewegung an der Leine sich immer von freier Bewegung unterscheidet. Selbst dann wenn die freie Bewegung nur 5m von mir weg führt und die Leine 5m lang ist, mein Hund bewegt sich ohne Leine anders.

    Aber heißt das, dass die Einschränkung der natürlichen, freien Bewegung grundsätzlich nicht tiergerecht ist? Wenn die Antwort "ja" ist, dann ist angemessene Hundehaltung tatsächlich nicht möglich. Denn wenn die eingeschränkte Bewegung an der Leine als "grundsätzlich nicht hundegerecht" gelten muss, dann müssen auch alle anderen Einschränkungen auf diesen Prüfstand.

    Welchen lahmen Ersatz biete ich z.B. meinem Hund für das geniale Erlebnis "Kaninchenjagd"? Das ist doch niemals dasselbe, das ist nicht mal ansatzweise vergleichbar. (Ich habe meiner ersten Hündin mal unfreiwillig zu diesem ultimativen Glückerlebnis verholfen und ich habe im Anschluss daran alles getan, um eine Wiederholung zu verhindern.)

    Wenn ich das zuende denke, dann ist art- oder tiergerechte Haltung tatsächlich nicht möglich. Denn das Leben von Mensch und Tier in unserer Gesellschaft ist immer mit Einschränkungen verbunden. Anders ist das Leben nicht möglich. Und ich bin ziemlich sicher, dass viele Hunde das absolute (Kaninchen-)Jagdverbot als extreme Einschränkung empfinden, dagegen ist ein 2m-Leinenradius in kaninchenfreier Umgebung sehr wahrscheinlich eine für den Hund recht harmlose Begrenzung.

    Trotzdem bin auch ich der Meinung, dass ein Hund auch mal "die Beine strecken" soll und für mich ist eins der wichtigsten Erziehungsziele, dass ich den Hund umweltkompatibel ohne Leine laufen lassen kann. Wenn das gar nicht geht, dann suche ich nach Ersatz und Alternativen, wissend, dass das eben nur "Ersatz" ist. Aber wenn der Hund aus irgendwelchen Gründen nicht ableinbar ist, ist dann dieses Verbot grundsätzlich anders zu bewerten als z.B. das Kaninchenjagd-Verbot? Und wenn ja, ist diese andere Bewertung aus einem konkreten Bedürfnis des Hundes begründbar? Ist also das Bedürfnis des Hundes nach leinenloser Bewegung objektiv größer bzw. wichtiger als das Bedürfnis nach Kaninchenhatz?

  • Naja, warum züchtet oder Kauft man sich einen Hund welcher meint, er müsse mit vollem magen bei 32 grad im Schatten den Hof/revier/Halter verlassen um Kaninchen jagen zu gehen, wenn dieses verhalten nicht erwünscht ist ?

    Bei einer lückenlosen versorgungskette könnte man fast schon sagen, dass dieser Hund bräsig gezüchtet worden ist oder nie gelernt hat, mit seinen ressourcen Hauszuhalten.

    jetzt nichts persönliches, mal ganz allgemein gesehen.

  • In der Natur erleben Raubtiere auch eine ganze Menge von Einschränkungen. Wölfe oder verwilderte Hunde müssen sich an die Teils sehr rauhen Regeln eines Rudels halten, und umweltbedingt viele Entbehrungen ertragen. Jederzeit zum Vergnügen jagen zu gehen, ist da auch nicht drin, und die Freuden der Fortpflanzung sind den stärksten vorbehalten.
    Die eigene Triebhaftigkeit ist bei sozial lebenden Tieren immer sozialen regeln unterworfen.

    Sie müssen auch in der Regel einen recht frühen und sehr jämmerlichen Tod sterben, da Schwäche und Krankheit z.B. zu mangelndem Jagderfolg oder zu einem erhöhten Verletzungsrisiko durch wehrhafte Beutetiere führen.

    Da ein Hund sein Lebensglück nicht aus Überlegungen zur Sinnhaftigkeit zieht, sondern nur im Hier und jetzt lebt, ist durchaus fraglich, ob ein Hund, dessen Jagdtrieb mit Stöckchen fangen und langen Spaziergängen substituiert wird, der bei Krankheit versorgt wird statt aus dem Rudel verstoßen, und der weder ernsten Hunger noch Kälte erleiden muss, nicht besser dran ist, als einer unter "natürlichen" (also menschenfernen) Bedingungen.
    Ein Hund, der enthusiastisch Bälle apportiert und sich zuhause an seinem vollen Napf erfreuen kann, empfindet vermutlich nicht weniger Glücksgefühle, als einer, der selbsterlegte Beute fressen kann.

    Ich vermute, dass die meisten Hunde, wenn sie das überblicken könnten, durchaus zugunsten des Zusammenlebens mit Menschen entscheiden würden ;-)

  • Ich finde, das Wort "artgerecht" ist keine Worthülse, wird nur leider meist als solche gebraucht, weil kaum einer wirklich weiß, was für einen Hund artgerecht ist und da kommen dann die verrücktesten Aussagen wie "Muss Barf fressen, sonst ist es nicht artgerecht" oder "braucht einen Garten, sonst ist es nicht artgerecht".

    Aber das ist ja leider oft so - es gibt schon klar definierte und besetzte Begriffe, nur die genaue Bedeutung kennt kaum einer und jeder nutzt es für sich wie er will.

  • Ich für mich bin der Meinung, dass Peggy Artgerecht gehalten wird. Sie hat einen schönen Garten
    Sie kommt immer überall mit
    Sie bekommt das Futter was sie gerne frißt und gut verträgt.
    Über dieses Thema könnte man wohl ewig Diskutieren weil es nun mal für jeden etwas anderes bedeutet.

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