Beiträge von AnnetteV

    Die Sache ist die: Rütter sieht seine Aufgabe darin, diesen Hund für diese Leute führbar zu machen. Es geht eben gerade nicht darum, diesen Hund - ich spreche jetzt vom Schnauzer - noch höher zu pushen, ihn zu fördern und sein ganzes Potential auszuschöpfen. Ziel ist es hier viel eher, ihm und seinen Besitzern unter den gegebenen Umständen ein zufriedeneres Leben zu ermöglichen.


    Futterbeutel und all das, was wir langweilig und vorhersehbar finden mögen, ist nicht unbedingt nur das, was Rütter kann und kennt, sondern eher das, was auch wenig sachkundige Leute relativ schnell und dauerhaft anwenden können um die vorhandenen Probleme zu lösen. Diese Leute sind keine Vollprofis in Kynologie und Lerntheorie - das werden und müssen sie auch nicht sein. Rütter bildet hier keine zukünftigen Hundesportler oder Erziehungsexperten aus, sondern hilft ganz gewöhnlichen Haltern, den Alltag mit ihren Hunden zu bestreiten.


    Der Fall mit dem Schnauzer ist daher sehr typisch: diese Leute brauchen glasklare Richtlinien, wie sie mit dem Hund umzugehen haben, damit er in ihrer Welt funktioniert. Wir reden hier von Anweisungen in schwarz und weiss. Ich nenne das ja gern 'Konsequenz für Anfänger': Dinge sind entweder immer oder eben nie erlaubt. Grauschattierungen überfordern in derartigen Konstellationen Mensch und Hund.


    Konkret: Wenn ich diesem Hund jetzt auch noch beibringe, zu ziehen, ist das wieder ein Aspekt, der ihn für diese Leute potentiell unkontrollierbar macht. Also ist die dazugehörige Regel ganz einfach: der Hund darf grundsätzlich nicht ziehen, egal ob man joggt oder spaziert.


    Sicher, eine wenig populäre Vorgehensweise im Dogforum - wir könnten's ja alle viel besser - es ist aber sehr repräsentativ dafür, wie es beim Grossteil der Hundehalter läuft. Das kann man gut oder schlecht finden, ändert aber nichts an den Tatsachen.

    Ok, dann denke ich weis wovon du sprichst.
    Dann schadet es aber auch nicht zu erwähnen, das diese Analyse nur auf recht wenigen Hunden aufbaut. Die meisten davon aus USA und Finnland.

    Natürlich kann man das

    To be entered into this study, the breed database had to include at least 10,000 individuals over >10 effective generations


    als 'recht wenige Hunde' bezeichnen, aber ich denke, eher wenige werden das ernsthaft tun.


    Wer sich selber schlau machen will: Klick! und Klick!

    Über wieviele Generationen?

    Wir sprechen hier von DNA-Analysen und nicht von Pedigree-Lektüren. Auch letztere wären allerdings nicht sonderlich erbaulich, ergeben diese doch einen, wie die DNA-Analysen ja zeigen, leider zu 'optimistischen' Wert von ungefähr 20%. (An dieser Stelle erinnern wir uns kurz daran, dass eine Vollgeschwisterverpaarung einen Inzuchtkoeffizienten von 25% hervorbringt.)


    Inzuchtkoeffizienten per Stammbaum über eine meist relativ willkürlich gewählte Anzahl von Generationen hinweg zu bestimmen (z.B. 5, 7 oder 10) kann man - aus Zeitvertreib oder Spielerei vielleicht - machen. Die so erhaltene Zahl sagt aber wenig bis gar nichts über den tatsächlichen Inzuchtgrad einer Population (und denjenigen eines bestimmten Wurfes) aus.

    Da der Hund sein Geschäft auch in der Box verrichtet, muss eine andere Strategie her. Mit der 'traditionellen' Methode der Raumbegrenzung wirst Du hier nicht weiter kommen.


    Bei so einem Hund wäre die einfachste Lösung tatsächlich, wenn er ein körperliches Problem hätte und schlicht nicht einhalten kann. Durch angemessene tierärztliche Versorgung liesse sich die Unsauberkeit auch relativ schnell in den Griff kriegen. Also lass den Hund unbedingt gründlich dahingehend untersuchen.


    Schwieriger wird es, wenn der Hund wirklich niemals gelernt hat, einzuhalten. Seine - eigentlich natürliche - Reinlichkeit wäre ihm sozusagen abtrainiert worden. Diese wiederherzustellen ist um ein Vielfaches schwieriger, als einem gesunden, vernünftig aufgezogenen Welpen Stubenreinheit beizubringen.


    Ich sehe ehrlich gesagt kaum eine Chance, den Hund vernünftig zu trainieren - sowohl was das Alleinebleiben als auch was die Stubenreinheit angeht - wenn Du täglich 9 Stunden ausser Haus bist. Pinkelt oder kotet der Hund 30 Minuten nachdem Du die Wohnung morgens verlassen hast, kannst Du, wenn Du 8h30min später endlich zurückkehrst, trainingsmässig tun oder lassen was Du willst. Der Hund wird unmöglich eine Verbindung zwischen seiner Handlung und dem, was Du so viel Zeit später tust, herstellen können (ein Mensch, wenn er keine Erklärung für seine Bestrafung oder sein Lob erhält, übrigens auch nicht).


    Auch ich halte es für fragwürdig, Hunde täglich und ohne Absicht auf baldige Veränderung 9 Stunden lang alleine zu lassen. Daran ändert auch ein grösserer Auslauf nichts. Mir ist klar, dass es Hunde gibt, denen das tatsächlich nichts ausmacht und für die eine Fremdbetreuung eine viel grössere Stressquelle ist, als das Alleinebleiben. Aber gerade bei einem Hund mit Deiner Problematik dünkt es mich ziemlich aussichtslos, diese unter den gegebenen Umständen trainieren zu wollen.


    Die Kastration ist noch einmal ein anderes Thema. Was diese aber ganz sicher nicht löst, ist das Stubenreinheitsthema. Im Gegenteil. Bei Hündinnen hat man dabei sowieso die Wahl zwischen Pest und Cholera: man darf davon ausgehen, dass ungefähr 25% aller unkastrierten Hündinnen in ihrem Leben eine Gebärmuttervereiterung entwickeln. Zwischen 10%-30% der Hündinnen leiden dafür nach einer Kastration unter Urininkontinenz (je grösser der Hund, desto höher die Chance). Bei einem Hund, der sowieso schon (ungeklärte) Probleme bei der Stubenreinheit macht, ist eine Kastration vielleicht nicht das Mittel der Wahl, diese zu lösen.

    Hallo Bullyfreak,


    Sechs Wochen sind noch keine besonders lange Zeit. Bevor ich irgend etwas trainiere, würde auch ich den Hund einem Tierarzt vorstellen. Erst dann geht es ans Training.


    Macht Dein Hund denn auch sein Geschäft in der Hundebox? Kommt er darin zur Ruhe? Vielleicht findet sich ja hier ein Schlüssel fürs weitere Training.


    Ich ziehe flexibel verstellbare Kinderlaufgitter (in der Art: Klick!) Hundeboxen vor: der Hund hat mehr Bewegungsfreiheit und je nach Trainingsstand des Hundes kann das Laufgitter vergrössert und schliesslich können je nach Raumgrösse zwei oder drei Elemente auch nur noch zur Raumtrennung dienen.


    Anfangen würde ich damit, Deinem Hund einen schmackhaft gefüllten Kong ins Gitter zu legen, so dass er gerne dort hinein möchte und sich eine Weile damit beschäftigen will. Alleinbleibe-Training beginne ich grundsätzlich damit, wenn ich auch anwesend, aber nicht verfügbar bin. Will heissen, dass ich mich in einem anderen Raum aufhalte und andere Dinge tue. Ich bin weder physisch noch mental beim Hund. Wenn mein Hund das kann, baue ich das Training aus und verlasse auch mal die Wohnung. Alles völlig selbstverständlich, ohne Aufregung.


    Probier ruhig aus, ob es Deiner Hündin hilft, wenn die anderen beiden Hunde mit ihr im selben Raum oder dem abgesperrten Bereich sind.

    Lieber Robby85,


    Du siehst, Du hast Dich hier in ein Forum verirrt, in dem die Idealvorstellung von Hundehaltung etwas anders aussieht, als Dir vorschwebt und als Du sie vielleicht kennst. Dass Dich weder der Ton, noch manche Unterstellungen oder gewisse, weniger realistische, Vorschläge abschrecken, ehrt Dich. Deine Posts wirken sachlich und reflektiert und ich finde es toll, dass Du Dich informierst, bevor Du einfach irgendeinen Hund kaufst.


    Als Tierhalter ist Dir sicher bereits bewusst, dass es keine Garantien dafür gibt, wie ein Tier sich entwickelt. Du kannst also einen Hund kaufen, dessen Eltern die besten Wachhunde der Welt sind, Dein Welpe kann möglicherweise aber trotzdem einen ungehemmten Jagdtrieb entwickeln und sich stundenlang vom Hof entfernen. Er könnte wenig wählerisch darin sein, welche Leute er als Gefahr einstuft und praktisch jeden Tag und Nacht vom Hof fernhalten wollen oder er könnte, ganz im Gegenteil, für seine Aufgabe viel zu wenig Misstrauen mitbringen und jeden jederzeit freundlich begrüssen. Ausserdem können Hunde vergiftet oder verletzt werden und erhebliche Kosten verursachen, wenn sie jemanden - berechtigter- oder unberechtigterweise - verletzen.


    Einige Rassen wurden ja bereits genannt: die grossen Sennenhunde (Grosser Schweizer und Berner) wurden als Hofhunde gezüchtet und gelten als Hoftreu. Das Problem hier ist aber bei diesen beiden Rassen ihre Gesundheit: viele sterben sehr früh an Krebs und leiden oder sterben an anderen, häufig erblichen Krankheiten. Pyrenäenberghunde sind Herdenschutzhunde, wobei diese durchaus auch als Hof- und Wachhunde eingesetzt werden, bzw. wurden. Ich würde mir allerdings einen Hund ohne grosse körperliche Übertreibungen suchen - also keine Mastiffs, Bullmastiffs, Mastinos, etc., sondern ein Tier, das schon von von seinem Körperbau und seiner Fellstruktur her kein Problem mit dem Draussensein und kalten Temperaturen hat.


    Abgesehen davon, dass Dobermänner ebenfalls aufgrund (viel zu starker) Inzucht ein riesiges Problem mit der Gesundheit und darüberhinaus nicht das richtige Fellkleid für Deine angedachte Aufgabe haben, werden auch sie, genau wie die Schäferhunde heute nicht als selbstständige, alleine arbeitende Rassen gezüchtet. Sie arbeiten mittlerweile in Bereichen, in denen sie permanent die Ansprache des Menschen befolgen und sich stets an ihm orientieren sollen. Du aber suchst keinen Hund, der mit Dir zusammenarbeitet und sich permanent bei Dir rückversichert, also keinen, der besonders 'trainierbar' ist und dieses Training auch braucht. Du möchtest einen möglichst selbstständig agierenden, standorttreuen Hund. Da bist Du bei den Herdenschutzhunden gar nicht so falsch. Allerdings muss es auch da nichts besonders Exotisches sein. Es gibt genug europäische Rassen dieses Typs.


    Vielleicht schaust Du Dich tatsächlich einmal bei einigen Tierheimen in der Umgebung um: viele Leute können einem solchen Hund nicht das bieten, was er wirklich braucht. Allerdings würde ich Dir empfehlen, Dich bereits im Vorfeld mit einer relativ dicken Haut auszustatten: einen Vorgeschmack dazu, wie Leute reagieren können, wenn eine Idee nicht ihrer Vorstellung entspricht, hast Du hier ja bereits erhalten. Manche Leute in Tierschutzvereinen könnten ähnlich reagieren.


    Und wenn wir schon beim Tierschutz sind: ich sehe an Deiner vorgeschlagenen Haltung nichts, was tierschutzrelevant wäre. Nein, sie entspricht sicher nicht der forumsinternen Idee, dass man sich 14 Stunden mit dem Hund im Bett zu räkeln, die nächsten 6 Stunden mit dem Hund draussen zu spazieren und die letzten paar Stunden des Tages bei irgendeinem Training zu verbringen hat. Ich würde Dir allerdings, wie von Dir bereits angedacht, sehr dazu raten, zwei Hunde aufzunehmen. So können sich die beiden auch im Zwinger Gesellschaft leisten und sich bei ihrer Aufgabe gegenseitig unterstützen.


    Und an all diejenigen, die hier Gänse vorschlagen: ein Gänsehalter, der tatsächlich an seinen Tieren hängt, gut daran, diese nachts in einem raubtiersicheren Stall unterzubringen. Das alte Kinderlied, 'Fuchs, Du hast die Gans gestohlen...' kommt ja nicht von ungefähr. Vom sich immer weiter ausbreitenden Wolf oder wildernden Hunden ganz zu schweigen... Ausserdem besitzt der Threadschreiber ja bereits Gänse, welche die angedachte Aufgabe nicht erfüllen können.


    Vielleicht schaust Du Dich auch einmal im Thread von @Chris2406 um. Sie hält Kangals zum Schutz ihrer Herde.


    Der ISDS sieht das etwas anders:


    "Today we refer to working sheepdogs or British sheepdogs and an ISDS Border Collie has no breed standard. The U.K. is very much the 'kennel of the world' as far as the working sheepdog is concerned." (Klick!)


    Ich selber habe in England die Erfahrung gemacht, dass die Bezeichnung Working Sheepdog unter Schäfern bevorzugt und als eine Art 'Qualitätslabel' gesehen wird. Vielen Schäfern ist es nämlich ziemlich egal, wie ihr Hund aussieht. Hauptsache, er arbeitet so, dass man ihn im Feld gebrauchen kann.


    Als 'Border Collies' werden eher abschätzig die Hunde im Showring bezeichnet. Deswegen beschreibt der ISDS auf seiner Webseite eben eher einen bestimmten Hundetyp, der aber in einer klar definierten Art und Weise am Vieh arbeitet.


    Man findet viele verschiedene Namen, wie 'Working Collie' oder 'Working Border Collie', wobei man sich, wie gesagt, unter Schäfern doch eher vom 'Border Collie' abgrenzt, seit der Kennel Club diesen für sich als Showhund entdeckt hat.

    Ich übe das genau so. Und zwar von Tag 1. Egal, ob der Hund 8 Wochen oder 12 Jahre alt ist: Klick!


    Hier ist besonders gut zu sehen, wie kurz die Belohnungsintervalle am Anfang sein müssen, damit das Aufstehen erst gar nicht belohnender wird, als das Liegenbleiben.


    Und egal, wie witzig sich der Hund anstellt um trotzdem meine Aufmerksamkeit zu bekommen, es ist natürlich völlig kontraproduktiv, den Hund dann noch in irgendeiner Form zu belohnen. Zudem ist es bereits ein klarer Hinweis dafür, dass ich mit der Bestätigung zu lange gewartet habe, wenn der Hund schon wieder von alleine kreativ wird und selbstständig zu handeln beginnt. Die Idee ist bei dieser Übung ja eben nicht, dass der Hund ausprobiert und 'mitmacht', sondern dass er sich entspannt und völlige Klarheit herrscht, was von ihm verlangt wird. Der Modus 'Ausprobieren und mitmachen' widerspricht dem 'Entspann Dich einfach' Modus vollständig. Gehe ich so vor, bringe ich den Hund in einen Zustand des ständigen Konflikts.


    Mich dünkt diese Vorgehensweise dem zu trainierenden Hund gegenüber nicht ganz fair - schliesslich gebe ich dann Signale, die sich völlig widersprechen. Wie soll der Hund da jemals wirklich lernen, in die Ruhe zu kommen? Ich gebe ihm durch mein 'Training' ja erst gar nicht die Chance dazu, bzw. übe eigentlich etwas völlig anderes, als ich behaupte, zu üben.