In 95% der Fälle sag ich meinem Hund im Ansatz, was ich von ihm will, und nicht, was ich nicht von ihm will. Dh setzt der Hund zB an aufs Sofa zu springen, ich möchte es aber nicht, sage ich "Geh auf deinen Platz" und zeige drauf, anstatt "Nein!" zu sagen. Und das auf den Platz gehen wurde zuvor zig mal geübt und positiv verknüpft.
Ich finde, es macht überhaupt keinen Sinn, stark körperlich oder immer lauter mit einem Hund zu sprechen. Dann wird das nur so ein Gegeneinander-Drücken.
Und ich finde es einem Hund einfach nur super unfair, ihn in eine Situation rein rennen zu lassen und dann, wenn er ganz drin ist und (endlich) das unerwünschte Verhalten zeigt, ihn auch noch zu bestrafen und ihm obenauf nicht einmal zu sagen, was er sonst tun soll. Bringt nichts, hat keinen Lernerfolg, am Ende fühlen sich beide schlecht und der Hund weiß weder vor noch zurück.
Dazu habe ich die Erfahrung gemacht, je gröber man mit dem Hund umgeht, desto weniger reagiert er darauf im Laufe der Zeit. Gerade bei solchen Hunden wie deinem Rotti-Mix. Das wird dann nur so ein Gegeneinander-schieben.
Ich versuche fast immer nett mit meinen Hunden zu sprechen und ihnen zu zeigen, welches Verhalten ich will und was sie tun sollen, wenn sie beginnen ein unerwünschtes Verhalten zu zeigen.
Manchmal geht's nicht anders als zu motzen, da fasse ich mir an die eigene Nase, wenn ich den Zeitpunkt verpasst habe, und haue mir mental links und rechts eine und gelobe Besserung, das nächste mal früher aufzupassen.
Muss ich wirklich klare Abbrüche machen (was bei uns halt selten vorkommt, weil meine Hunde fast nie so tief ins unerwünschte Verhalten kippen), versuche ich körperlich Präsenz zu zeigen (sich aufbauen, vorbeugen) und eine strenge Stimme zu haben. Deswegen wirkt das vergleichsweise stark. Wenn ich mal lospolter, dann hat es einen Grund.
Jetzt kann man mir vorwerfen, dass ich kleine sehr weiche Hunde habe. Aber mit den jungen Gebrauchshunden vom Hundeplatz, wo ich an den Basics mit trainieren darf, werden die umgesetzten Tipps auch quasi sofort umgesetzt. Da gibt es ganz schnelle Erfolge, nur kriegen es die alteingesessenen nicht immer umgesetzt.
Gehorchen muss Spaß machen, sonst tut es der Hund nicht.
Es wurde versäumt, dem Hund von Anfang an beizubringen, dass Zusammenarbeit und Gehorsam sich lohnen und Spaß bringen können, der Hundeführer "Fels in der Brandung" und absolute Sicherheit bedeutet.
Somit besteht für den Hund die Welt aus Dingen im Außen, die spannend und spaßig sind oder ihn verunsichern - der Hundehalter hängt als hinderlicher Klotz (überspitzt gesagt) am anderen Ende der Leine, deckelt, gängelt, wird als störend empfunden.
Die Zauberwörter wären hier: Alternativverhalten aufbauen/anbieten, Arbeitsfreude und Selbstbewusstsein stärken und dem Hund beibringen: Gehorsam ist das, bei dem er über Umwege ans Triebziel/den Spaß oder die Entspannung kommt. Hat der Hund diese Dinge verinnerlicht, lösen sich viele Probleme von ganz allein.
Danke, genau das meine ich. Und das sehe ich jede Woche beim Junghundaufbau...
Bisher wurde er von 3 verschiedenen Trainern als sehr selbstständig aber unsicher eingestuft (Rottweiler und Dackel).
Wie soll denn selbstständig, aber unsicher zusammen gehen?