Warum nicht mehr Herdenschutzhunde?

  • Ich interessiere mich für Wölfe.
    Ich finde es großartig, dass sie hier leben. Ich mag mich ihnen gegenüber sinnvoll verhalten lernen, meinen Hund schützen usw.
    Ich finde all das sehr spannend.

    Mir gehts mit diesem Thread aber leider wie mit dem alten: Mich nervt der Ton.
    Meine Informationen zu sinnvollem Verhalten usw. hab ich mir daher anderswo im Netz zusammen gesammelt.
    Ich mag den Ton nicht indem (zu diesem Thema) im DF miteinander diskutiert wird und auch den nicht in dem hier über Wölfe/Tiere geschrieben wird.
    Auch diesen Thread hab ich daher nur ganz grob überflogen.

    Da ich immer wieder lese, dass es anderen ähnlich geht und dass die bestehenden Threads als tendenziös empfunden werden, denke ich könnte es doch einfach auch einen Pro-Wolf Thread geben? :dafuer:
    Es gibt ja auch zu anderen Themen Freu-Threads.
    Vielleicht ist das Thema so halt einfach zu kontrovers.
    Ich hab keine Lust mich durch Beleidigungen zu wühlen und ich mag auch in so einem Klima ungern etwas fragen...
    Vielleicht hat ja jemand hier Lust und mehr Ahnung vom Thema als ich ;) und mag so einen Thread starten?
    Ich fänds toll!

    LG!

  • Die Überschrift lautet ja "wieso nicht mehr Herdenschutzhunde".


    Dazu möchte ich sagen: in Kürze ist es einer mehr in Bayern :pfeif:


    An der sehr diffizilen Problematik (Wolfsansiedelung in immer weiteren Bereichen Deutschlands) wird das nichts ändern - aber "meine Herde" wird dann hoffentlich? oder besser sicherlich? erst mal ganz gut geschützt sein :p


    *winke BINGWU

  • Hmmm? Ich habe von meinem Hund gesprochen. Ganz einfach: Freilauf nur in meiner unmittelbaren Nähe, Abrufbarkeit (also KEINE Jagdausflüge, nicht mal ganz kurze), kann ich das nicht gewährleisten (z. B. im Dunkeln oder in unübersichtlichen und potenziell wildreichen Gelände) bleibt er an der Leine. Unbeaufsichtigt herumstreunen lasse ich meinen Hund sowieso nicht. Das sollte doch eigentlich für jeden Hundehalter in D selbstverständlich sein?

    Der Kurti, also der Wolf, der im LK Celle geschossen wurde, wurde übrigens deswegen erschossen, weil er einen - an kurzer Leine - geführten Hund angegriffen und gebissen hat....

    Zur schnellen “Eingriffstruppe“: es hat auch bei Kurti letztendlich mehrere Wochen gedauert, bis man ihn überhaupt geortet hat! Was glaubst du denn, Wölfe machen 50-70 Kilometer pro Nacht. Wie soll das denn mit einer mobilen Eingriffstruppe funktionieren? Bis die aus 30 Kilometer angereist sind, sind die Wölfe schon lange weg.

  • Zur schnellen “Eingriffstruppe“: es hat auch bei Kurti letztendlich mehrere Wochen gedauert, bis man ihn überhaupt geortet hat! Was glaubst du denn, Wölfe machen 50-70 Kilometer pro Nacht. Wie soll das denn mit einer mobilen Eingriffstruppe funktionieren? Bis die aus 30 Kilometer angereist sind, sind die Wölfe schon lange weg.

    Ich denke, wenn man die gerissenen Schafe liegen lassen und für die nächste Nacht jemanden in geeigneter Windrichtung da hin setzen würde, wäre es relativ sicher, dass der Wolf zurück kommt. Darum machen die Wölfe das ja schließlich - mehr töten als sie fressen - die kommen wieder und fressen weiter. Muss nicht klappen, ist aber die beste Chance. Eine Erlegung direkt am Riss ist auch eine gute Botschaft an eventuell vorhandene andere Rudelmitglieder. Am besten wäre natürlich, wenn sich unmittelbar nach dem Schuss noch der Schütze und/oder weitere Menschen zeigen würden. Bei der Jagd wartet man nach dem Schuss in der Regel 15 Minuten, bevor man zum erlegten Tier geht, damit verbliebene Tiere den Menschen nicht mit dem Schuss in Verbindung bringen. Hier will man ja aber das Gegenteil erreichen.

    Soweit zur Theorie, wie ich es machen würde, wenn ich es machen MÜSSTE. Ich will nicht der jemand sein, der das erledigen muss.

    Es gibt übrigens durchaus Wölfe, die nicht an Haustiere gehen. Wir haben hier in der Nähe eine besenderte Wölfin, die schon monatelang am selben Platz lebt und nie an die dortigen Schafe gegangen ist. Plötzlich gab es dann Schafsrisse. Woran lag's? Ein Rüde hat sich zur Wölfin gesellt und DER hatte eine Vorliebe für Schafe. Jetzt weiß die Wölfin natürlich auch, wie lukrativ das ist. Aber das nur mal als Beispiel, dass eine Selektion auf nichtschafsfressende Wölfe durchaus funktionieren kann.

  • Die Frage ist für mich, was wollen die Menschen?

    Was soll ich tun, wenn die zwei Wölfe, die hier aktuell sind, jede dritte Nacht Vieh reißen?

    Klar 1,20 E-Zaun aufstellen, helft ihr mir, bei 21ha? Bezahlt ihr mir den? 1,20 Meter E-Zaun mit plus/minus Funktion habe ich gerade für 100€ ein Zaun angeboten bekommen, also tatsächlich Angebotspreis, der ist sonst teurer.
    Ein Zaun beträgt 50 Meter, wenn wir mal von gerade Strecke ausgehen.

    Aber hey, dass mein BC aus dem Stand über 1,20 Meter locker drüber springen kann beruhigt mich nicht wirklich, vom Untergrabungsschutz brauchen wir gar nicht erst anfangen.

    Oder soll ich gleich den High-tech Zaun für 30 € den Meter nehmen? Bezahlt ihr mir den für 21ha?

    HSH kommen für uns auch nicht in Frage, wir bräuchten grob geschätzt nämlich 12 Stück und wo soll ich die im Winter lassen, wenn das Vieh die paar Monate im Stall ist?

    Oder soll ich den Wölfen mein Vieh überlassen?

    Was mache ich also?
    Richtig, ich hole meine Tiere rein, damit sie nicht aufgefressen werden.
    Was passiert dann?
    Ich werde als böse, böse Landwirtin und Massentierhalterin beschimpft, die ihre Tiere in "dunkle" Ställe sperrt, sie quält und nicht mehr raus lässt.

    Was soll ich also tun? Meine Landwirtschaft aufgeben?

    Ich habe nichts gegen Wölfe, ich finde diese Tiere unheimlich faszinierend.
    Ich möchte aber bitte mal praxistaugliche Lösungsvorschläge und nicht diese "alle Viehhalter wollen die Ausrottung des Wolfes" Parolen.

    Und bis es die nicht gibt, lasse ich mich gerne weiter beschimpfen und sichere meine Tiere im Stall, ist bis jetzt nämlich meine einzige Möglichkeit.

    Aber wie ich schon schrieb, es ist einfacher etwas zu schreiben, wenn man nicht selbst betroffen ist.
    Wir haben hier im übrigen auch eine Wölfin, total unauffällig, die darf hier gerne bleiben.
    Ich bezweifle nur, dass das so bleibt, wenn sie von den beiden Rüden das Vieh reißen lernt.


  • [Ich wollte den Beitrag, aus dem das Zitat stammt, zwar nicht liken, sondern nur das Zitat kopieren, aber egal.]

    IIch behaupte einfach mal, einen ganz guten Überblick über den gedeckten Tisch zu haben.

    Dann antworte doch z. B. mal auf die Fragen auf @Antonis Beitrag! Bzw. auf die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt, denn bisher haben Wölfe doch alle angeblich wolfssicheren Umzäunungen irgendwann überwunden bzw. sich an angebliche Vergrämungen gewöhnt.

    Weiter oben schrieb jemand was von der Sicherung eines Hühnerstalls gegen Raubvögelangriffe, was ja wohl kein Vergleich für Großviehweiden sein kann.

    Oder lass hören bzw. lesen, wie die Eigensicherung der Menschen aussehen soll, die Gefahr laufen, bei ihren Tieren in einen Wolfsangriff zu geraten, da ja "Schäfer Hans" nicht einfach schießen darf, immer vorausgesetzt, er könnte es überhaupt...

    Ich finde es hochgradig zynisch, Lebensgefahr nicht nur für Nutztiere, sondern auch für Tierhalter in Kauf zu nehmen.

    Dickkopfweissling: Siehst Du, auch Du hast keine praktikablen Lösungen parat, denn wie soll die "Unterstützung" aussehen? Wieso gibt es z. B. auf Eiderstedt so viele Wolfsrisse, wenn es doch angeblich "nur" dreiste Jungtiere sind, die nicht menschenschau sind?

    Warum nicht endlich mal den Tatsachen ins Auge schauen: Es gibt keinen wolfssicheren Zaun für den Außenbereich, elektronische Aufrüstung hat allenfalls Wellenbrecherfunktion, kann aber nach dem ersten Schreck problemlos überwunden werden, der "scheue Wolf" ist ein Ammenmärchen, und Eigensicherung z. B. für Wanderschäfer gibt es auch nicht.

    Für mich ist allein schon der Terminus "Wolfsschutz" eine Lachnummer.

    Caterina

  • Ich wäre auch nicht dem Wolf insgesamt als Wildtier böse....

    Aber Sprüche wie "warte nur, bis der Wolf in deinem Vorgarten steht und du deinen Hund halb aufgefressen im Garten findest" unterstellen, derjenige, dem man das wünscht, hätte eben nicht genug Ahnung zu dem Thema oder hätte sich keine Gedanken gemacht und habe nur deswegen eine andere Meinung, die er nach so einem Ereignis zwingend in "contra Wolf/großer Beutegreifer" ändern müsste.

    Das muss aber nicht so sein. Ich will ein Beispiel nennen: Ich habe meinen Seelenhund, den ich wirklich abgöttisch geliebt habe, mit nur 11 Jahren aufgrund einer durch Zecken übertragbaren Krankheit verloren (trotz regelmäßiger Zeckenprophylaxe mit SpotOns vom TA, aber in einem Gebiet mit hohem Zeckendruck schützt auch das nicht völlig zuverlässig vor Zeckenstichen). Dennoch hasse ich Zecken nicht. Das habe ich noch nie getan, ich behaupte von mir, dass ich grundsätzlich alle Tiere mag, ausdrücklich auch die Wirbellosen, Insekten, Spinnentiere und somit habe ich auch absolut nichts gegen Zecken. Sie sind eben auch da und wichtiger Teil des Ökosystems. Ich habe zuvor keine Zecken gezielt getötet (die ich von meinem Hund absammele, mit Zeckenprophylaxe töte ich natürlich schon welche und nehme das zum Wohl meines Hundes auch in Kauf), und ich tue es auch heute nicht, trotz meines Verlustes, der wirklich schlimm für mich war. Wozu auch? Ändert es etwas, ob eine Zecke lebt oder von mir getötet wird? Nein. Und ich will es nicht, es wäre mir unangenehm denn ich hasse sie nicht - trotzdem. Mag sein, dass ich damit "komisch" bin, das Töten von Zecken, Spinnen, Mücken, Fliegen etc. pp. ist ja normalerweise Usus für fast alle, auch "tierliebe" Menschen.

    Ich finde nicht, dass das ein hohler Spruch ist.

    Denn es ist immer gut von "Einzelschiksalen" und "die Schuld liegt bei jedem Viehhalter selbst" zu sprechen.

    Und ja, ich denke schon, dass viele Deutsche nicht mehr wissen, wie man mit wilden Tieren lebt.

    Im Bewusstsein der in Berlin wohnenden Stadtmenschen ist jedenfalls nocht nicht wirklich angekommen(mein subjektive Erfahrung), dass es in Brandenburg, in den Wäldern die grösste nachgewiesene Population von Wölfen in Deutschland gibt.

    Nun hast du deinen Hund verloren, obwohl du Spot on benutzt hast. Und jetzt hasst du die Zecken nicht.
    Okay....


    Mag sein, dass ich damit "komisch" bin, das Töten von Zecken, Spinnen, Mücken, Fliegen etc. pp. ist ja normalerweise Usus für fast alle, auch "tierliebe" Menschen.

    Ich töte NIE Spinnen bewusst und absichtlich. Fliegen interessieren mich nicht und als Mücken und Zeckenschutz habe ich Mittel, mit denen ich mich einsprühe.
    Es gibt mittlerweile auch Mücken die für Menschen tödliche Krankheiten übertragen.
    Ich käme nicht auf den Gedanken meine Land und mein Haus dadurch vor dieser Gefahr zu schützen, indem ich täglich 30 Mücken töte, das erledigen hier die massenhaft vorhandnen Vögel.

    Zurück zum Wolf....
    WWF_Wolf-Report.pdf

  • Ich möchte mal die Leute, die hier dafür sind, dass Nutztiere gefressen werden dürfen sehen, wenn ihr Hund an der Leine angegriffen wird.

    Wolfsschutz ist es, Tiere die an Nutztiere gehen, zu erschießen. Auch Wölfe, die in Dörfer eindringen. Rotkäppchen ist kein Märchen.

    Es geht darum, den Wölfen hier ein überleben zu ermöglichen. Das geht nur, wenn sie Angst vor dem Menschen und seinem Vieh haben.

    Ansonsten gibt es bald keine Weidetierhaltung mehr. Da leiden dann insgesamt mehr Tiere drunter, als wenn man jetzt die Tiere erschießt, die an Nutztiere gehen. Auch ein Einsatz von Gummigeschossen ist gut - damit sie ihren Kindern erzählen wie schrecklich der Mensch ist.

    Das ist Wolfsschutz.

  • Es gibt keinen 100%igen Schutz von Weidetieren, nicht mit Zäunen, nicht mit HSH, nicht mit Hirten, nicht mit vergrähmung. Außerdem sehen effektive Schutzmaßnahmen überall anders aus, in Almhaltung oder Deichhaltung unterscheiden sich die Gegebenheiten einfach immens und das selbe gilt von Hof zu Hof.
    Von daher ist es albern, von @IngoK und @Dickkopfweissling zu erwarten die Patentlösung bereit zu halten.

    Die Preiskeule als Argument ist ebenso etwas albern. Tierische Produkte sind viel zu billig. Das man davon keine "Artgerechte" Haltung leisten kann sollte jedem klar sein. Allerdings sollte das ein Argument für höhere Preise sein, von denen "artgerecht" und Herdenschutz bezahlbar ist.
    Ehrlich gesagt bin ich ziemlich gegen staatliche Unterstützung, es geht mir schon gegen den Strich, das tierische Milch subventionsbedingt deutlich billiger ist als Pflanzenmilch. Das bedeutet nämlich, daß ich eure Milch mit bezahle und als Argument gegen Pflanzenmilch der hohe Preis angeführt wird. Ebenso geht es mir gegen den Strich, daß Fleisch so derartig billig ist, daß es alltäglich ist, dieses zu essen.

    Ich bin voll bei @nepolino, daß Massentierhaltung im Stall bestraft/verboten gehört. Aus den Strafen kann man gern Weideschutz subventionieren. Aber bitte nicht erwarten, das ich jubel, wenn von meinem Geld "Nutz"Vieh Haltung subventioniert wird, ich also Steuern zahle, damit ihr billig Schnitzel essen könnt und euch über meine ach so teure Alternative lustig machen könnt.

    Das die Situation sich mit Wolf anders gestaltet als ohne ist klar, also müssen sich die Landwirte anpassen, die haben nämlich die Tiere. Ja, das ist mehr Arbeit für die Landwirte, die die Hauptlast tragen. Wer denn sonst?
    Das von politischer Seite gepennt wird ist auch klar, aber auch dafür können @IngoK und @Dickkopfweissling nichts.

    Weideviehhaltung hat es im Übrigen auch vor der Ausrottung der Wölfe gegeben und wurde auch dort, wo der Wolf nie ausgerottet wurde weiter betrieben.

    Um meine Hunde mache ich mir im Übrigen wirklich wenig Sorgen wegen Wolf und Bär, der Esel der Cati neulich auf offener Straße verprügelt hat ist da deutlich gefährlicher.
    Und ja, ich kenne sogar einen Menschen persönlich, der von einem Wolf angegriffen wurde. Seine HSH haben ihm vermutlicch das Leben gerettet.
    Trotzdem gehe ich weiter wandern. Und obwohl hier die ganze Alm-Saison vom Wolf und Bär geredet wurde, stehen die Almtiere weiter komplett ungeschützt herum. Kein Zaun, kein Hund, kein Hirten, kein Unterstand. Unsere Viehwirte haben zumindest genau gar nicht auf die Anwesenheit von Großraubtieren reagiert. Da der Almabtrieb vorbei ist, kann ich dieses Fazit für den Ritten 2018 problemlos ziehen.

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