"Das muss man erlebt haben, um es zu verstehen!"- stark ausgeprägte Rasseeigenschaften, die ihresgleichen suchen

  • Freitag habe ich das geschrieben.


    Samstag springt Ares bei meinem Freund vom Balkon - aus dem ersten Stock. Weil halt. :lepra:

    Oh Gott. Hat er sich was (ernsthaftes) getan? :fear:


    Ich bin ganz froh, dass meine da nicht so extreme Tendenzen haben...

  • Ein netter Thread :bindafür:


    Ich weiß ja nicht, ob es an uns als erstmalige Halter liegt, aber ich finde, unser Großpudel ist teilweise fast gruselig menschlich in der Weise, wie er sich ausdrückt, und er scheint einen selbst total klar und mit Verständnis zu lesen. Ein Beispiel: Wir sind Morgenmuffel. Der Pü kommt damit klar, er gammelt dann in seinem Körbchen herum, schiebt sich hinter dem Vorhang, um entspannt liegend aus dem Fenster zu sehen... Aber wenn er merkt, dass wir wach sind, kommt er sofort und holt sich seinen Schmuser ab. Und wenn wir dann weiter liegen bleiben, dann beschwert er sich nicht direkt, dass er aufstehen möchte - er gähnt. Anfangs leise, mit der Zeit aber dezent immer lauter, je mehr er findet, es "würde jetzt endlich mal Zeit". Wenn wir dann aufstehen, kommt meistens der lauteste Gähner von allen, à la "wurde aber auch Zeit!". Er kommuniziert meist auf subtile aber klare Art - auch direktes Anstupsen oder penetrantes Starren mit großen dunklen Augen und einer gewissen Erwartungshaltung, wenn er eine Routinesache einfordert. Sowas extrem direktes wie an der Tür kratzen, wenn er raus muss, macht er gar nicht. Manchmal hab ich direkt das Gefühl, er kommuniziert mental und auf einer ganz anderen Ebene als ich direkt und eloquent mit mir und ich hör ihn einfach nicht. :ugly: Grad am Anfang war das... Puh. Kennt das noch jemand von seinem Pudel, diese Selbstverständlichkeit, mit der sie alles zu verstehen scheinen und sich mitteilen?

    Liegt nicht an euch als Ersthalter.


    Mir geht´s hier auch so - Kimi hat so viele menschliche Züge, das ist schon merkwürdig teilweise. Das alles aufzuzählen und zu beschreiben und so rüberzubringen, wie es wirklich ist, ginge gar nicht. Das ist eben etwas, das man "erlebt haben muss". Ich staune da auch immer wieder.


    Auch das Aktivitätslevel eines Pudels ist für mein Empfinden oft ein ganz anderes als das anderer Hunde. Ich musste selbst erstmal lernen, was beim Pudel "aktiv" ist und kenne viele, denen das genaus geht/ging. Viele HH finden meine Hunde anstrengend, für mich ist das ganz normales Verhalten und andere Hunde sind mir oft zu langsam (nein, natürlich gilt das nicht für alle anderen Hunde außer Pudel ;) ). Die Reaktionsgeschwindigkeit, wie schnell sie einfach etwas aufgeschnappt haben, wie schnell sie lernen und sowas, das ist schon besonders, finde ich.

  • Ich finde das nicht OT. Es ist zB beim Golden eine Eigenschaft, die stark durchdrückt. Aber aus meiner Sicht eben händelbar ist, so dass alle damit leben können. Und ich sage das als Retriever Halter.

    Genau das finde ich nicht. Verhalten Menschen gegenüber kann man gut beibringen. Bzw. lasse ich auch einfach keine Situationen zu, wo mein Retriever in eine Spirale völliger Hilflosigkeit kommt. Das liegt aber eher an seiner Unsicherheit. Er will nicht berührt werden und traut sich nicht, dies bei zu großer Nähe klar zu zeigen. Das kann ich ihm auch nicht beibringen. Fänd es toll, wenn er da einfrieren und knurren würde. Stattdessen drückt er sein Spielzeug gegen dich und würde dir am liebsten ins Gesicht beißen.


    Aber das Annähern an andere Hunde? Nö. Bei anderen Rassen verwächst sich das. Die bomben vielleicht die ersten 1-2 Jahre unhöflich andere Hunde um. Beim Retriever stehe ich daneben und breche alle zwei Sekunden Verhalten ab. Da verwächst sich nix. Auch die so freundliche zwölfjährige Labbioma muss unbedingt mit dem ganzen Körper wedelnd auf meinen knurrenden Balou zuwatscheln. Weil ihr ja niemals was passieren könnte, jeder muss sie lieb haben.
    Im Kontakt mit Hunden manage ich auch mehr. Es gibt nur Kontakt zu Hundefreundinnen und den gibt es auch erst, wenn die Hunde etwas runtergefahren sind.

  • Ja, die Spitze...Ich schrieb es irgendwo schon mal. Sie sind die Meister der Manipulation.


    Es gibt so viele Hilferufe in den gängigen Spitzgruppen - Spitz kann nicht alleine bleiben, Spitz hört nicht, Spitz frisst nicht usw. usf. Jaaaa, sie merken GANZ genau, wenn ihr Mensch unsicher ist oder es in ihren Augen nicht ernst meint. Bei der kleinsten Unsicherheit verlässt man z.B
    das Haus nie wieder ohne sie. :pfeif: Sie sind absolute Kontrollettis, wenn man sie lässt.


    Sie können auch klasse Verhaltensketten aufbauen. Fürs Kommen gibt es was Leckeres? Ok, dann bleibt man eben öfter mal stehen und hofft, dass man gerufen wird. Man wird nämlich unfassbar gerne belohnt :applaus: Spitze sind quasi Waldorfschüler, die sich sehr gerne Dinge selbst erarbeiten und ihrem Menschen dabei evtl. eine beratende Funktion zugestehen. Und wenn zuerst fertiggeschnuppert werden muss, dann ist das so und Mensch kann mal ein bisschen warten. Oder die Belohnung ist hochwertig genug, dann gehts vielleicht auch schneller.


    Mit der richtigen Motivation (Belohnung!!!) hat Spitz den will to please eines Border Collies, ohne oder bei Druck den eines Esels.


    Ach ja, und sie lieben Rituale. Und schaffen sich welche :respekt: Es gibt abends mal ein Betthupferl oder morgens ein bisschen übrig gebliebenes Ei? Eine Wiederholung und dann bleibt das so bis ans Ende von Spitzkens Leben :applaus: Dann kann man so lange nerven und mit waidwundem Blick gucken oder ständig hochspringen, bis es das Gewünschte gibt. Weil es einem ja zusteht und das immer so gemacht wird, jawoll :dafuer:


    Ich liebe sie einfach :herzen1:

  • Ich denke das Grundproblem ist auch gar nicht die stark reduzierte Aggressivität beim Retriever /Labbi, das Problem was durch diese züchterische Einmischung in normales Konfliktverhalten (was der Familienhund heutzutage aber nicht haben darf, da die Kinder ja an ihm rumzerren dürfen sollen) entsteht ist eben Stress für den Labbi/Retriever, welchen er durch dieses permanent infantile Gehabe zu kompensieren sucht. Und dann wirds auch noch als freundlich und nett angesehen, dabei ist es ein Hund der gar nicht weiß wohin mit seinem Frust. Wenn der dauerwedelnde Labbi dann doch mal zuhapst, weil eben doch irgendwo noch die Idee, wie dass geht, da ist, dann ohne große Vorwarnung und dann ist das wundern groß.


    Und ja ich halte es wie Murmelchen. Ich meide Retriever und Labbis wo es nur geht. Dass istnicht persönlich zu nehmen aber ich hab zwei Hunde mit großer Individualdistanz, die beide eher unsicher sind und aus Unsicherheit aber eben nach vorne agieren und nicht unter sich machen. Zudem sind beide vorgeschichtlich bedingt nicht so super sicher in Hundekommunikation und wenn ihre zaghaften richtigen Kommunikationsversuche jedesmal ignoriert und torpediert werden, dann hab ich am Ende unsichere Hunde, die gar nicht mehr zu kommunizieren versuchen, sondern nur noch drauf hauen wollen und das ist Murks.


    Der letzte Labbi dem sie freilaufend begegnet sind, mit den Besitzern hab ich auch grad richtig Freude. Denn meine haben gestoppt, gewarnt, ich hab gerufen aber da wars Labbi auch schon rangestürmt. Am Ende lags auf dem Rücken, hatte einen kleinen Kratzer, die Besitzerin einen blauen Fleck, weil sie zwischen gefasst hat und ich jetzt Spaß mit dem Ordnungsamt. Noch ein Grund mehr diese Hunde samt Besitzern zu meiden, denn der Hund wollte ja nur spielen, wie ich solch Bestien laufen lassen kann. Tja..

  • Das Problem liegt da weniger in der rassebedingten Distanzlosigkeit von Retrievern als in der gängigen Praxis, Hunde in Watte zu packen und sie keine negativen Erfahrungen machen zu lassen.
    Ein Retriever ist ja nicht blöd und kann durchaus lernen, sich zurückzuhalten, wenn er gelernt hat, dass er sonst einen Anschiss bekommt.


    Klar, kleine Hunde muss man manchmal ein wenig vor der Grobmotorik schützen. Ich erwarte aber auch von meinem Kleinhund, dass er diesen Hundetyp richtig einzuschätzen lernt und angesichts einer stupsenden Sabberschnauze nicht überreagiert.

  • Ein toller Thread!
    Ich finds sehr spannend so viel über Hunderassen zu erfahren, deren jeweils normales Verhalten ich bisher einfach nur komplett seltsam und/oder unsympathisch fand.
    Danke!

  • Ich meld mich auch mal mit "stark ausgeprägten Rasseeigenschaften" zu Wort =)


    Wobei, ich hatte nix Weltbewegendes im Haus, Schäferhund, Settermischling, Podenco- Mix, Schäferhund, Hovawart- Bordercollie- Mix, und heute Leo und Terriermix.


    Jede Hund hatte Eigenschaften, die ich "Wow!" fand, und welche, auf die ich lieber verzichtet hätte.


    Im Großen und Ganzen hat oft sogar ein und dieselbe Eigenschaft 2 Seiten... ich fand die Eleganz und Schnelligkeit des Podenco wunderschön, aber wenn er dann mit losgerissener Leine dem Hasen hinterhergehetzt ist, hatte ich dafür so gar kein Auge :tropf:


    Ich fand es sehr angenehm, im Sommer nachts alle Fenster offen lassen zu können, weil ich mich von meiner Schäferhündin ultra gut bewacht gefühlt habe. Dass sie mit der gleichen misstrauischen Art auch fremde Hunde und manchmal auch Leute abgecheckt hat und im Zweifel für nicht gut befunden hat, war dann die Kehrseite der Medaille...


    Meine Große heute ist ein sehr bedächtiger Hund, geht eher Stress aus dem Weg und pennt die meiste Zeit. Das macht sie zu einem prima Familienhund, sie bleibt super allein, schläft, wo man sie platziert, auch im größten Trubel immer gechillt und ruhig.
    Manchmal hat man aber auch das Gefühl, dass manches in ihrem Oberstübchen nicht ganz ankommt... es ist nicht Sturheit, auch wenn ja es dafür halten könnte... ein paar Synapsen brauchen da manchmal einfach etwas länger, bis die Verbindung steht ;)
    Damit muss man zurechtkommen, wobei, vielleicht ist sie auch ein sehr vielschichtiger Charakter, und sie macht sich nur nicht die Mühe, es zu zeigen... Wer weiss? :smile:


    Oft steht sie irgendwo und schaut sich etwas einfach nur an... da wüsste ich gern, was in ihrem Kopf vor sich geht... ich stelle mir oft vor, dass sie etwas bewertet und abwägt... oder sie schläft mit offenen Augen :lol: aber vielleicht ist ihr da Unrecht getan, und sie ist einfach nur sehr smart und weiss, wann sich Engagement lohnt und wann nicht...


    Alles in allem der rätselhaftesten Hund, den ich bisher hatte, lieb und gehorsam, sehr ruhig... wunderschöne Gänge, ein elegantes und schon allein durch die Größe und Masse aufsehenerregendes Erscheinungsbild... aber definitiv auch der Hund, der mir am meisten Dreck und Haare und Gaafer ins Haus bringt. Wenn sie hechelt, und das tut sie häufig, dann wackeln die Wände. Nicht zu reden von den Speichelseen, die sie produziert, wenn sie Hunger hat und aufs Futter wartet... :lol: und die Futtermengen... :mute:


    Der Kleine... der macht mir Lust auf kleine Terrier, so als Hund für später...
    Ein in sich ruhender und mit der Welt allgemein in Einklang durchs Leben gehender Hund... solange ich da bin wohlgemerkt... und solang ihn einer hält, wenn ein Fahrrad vorbeisaust, wie wir erst kürzlich gemerkt haben :headbash: aber immerhin abrufbar... :ugly: und solange es regelmäßig und pünktlich sein Futter gibt, nicht zu vergessen... dann ist er ein echter Löwe im Herzen, mutig und geradlinig, aber auch sehr kontrollsüchtig und extrem auf seinen Menschen bezogen. Ich hab gehört, ich hab einen ganz normalen Terrier eben.
    Trotzdem easy zu händeln und alles in allem ein super Hund. Und er macht kaum Dreck und fast keine Arbeit mit dem Fell, trimmen halt.


    Wie gesagt, keine Spezialisten (mehr) hier im Haus, denn Inselbegabte haben halt doch so ihre Baustellen im realen Leben... und auch das Leben eines HH ändert sich ja im Laufe der Zeit, so dass ein Typ Hund zu einer Zeit prima ins Leben reinpasst, und später muss es was Unkomplizierteres sein.


    Trotzdem hab ich von allen Hunden bisher was mitgenommen für mich und was gelernt, über sie oder, wahrscheinlich am meisten, über mich =) .


    Interessanter Thread übrigens, besonders von Rassen zu lesen, die ich nur aus dem Buch kenne, ist sehr aufschlussreich und interessant :gut: .

  • Oh Gott. Hat er sich was (ernsthaftes) getan? :fear:
    Ich bin ganz froh, dass meine da nicht so extreme Tendenzen haben...


    ne gar nicht. Ist danach wohl einfach durch den Garten getobt als wäre nix.. Und auch heute merkt man ihm rein gar nix an...

  • Boah ey - wie gut, dass da nichts passiert ist!


    Das erinnert irgendwie an den alten Terrier-Spruch: "Es ist die oberste Pflicht des Russell-Besitzers, die verrückten Viecher vor sich selbst zu schützen..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!