Der Mehrhunde-Laberthread Teil 2

  • Ja, es automatisiert sich schon sehr viel. Man hat ja im Ernstfall auch keine Zeit mehr, noch groß nachzudenken, so: 1.: Hund sichern/für Abstand sorgen!!! Erst mal völlig egal, was da auf einen zukommt, das ist erste Priorität. 2.: schnelles Scannen und einschätzen: Fremdhund angeleint? Interessiert an uns? Unter Kontrolle? Zumindest freundlich wirkend (dass ich Joey zur Not schicken könnte)? Besonderes Feindpotential? Anderer Mensch kooperativ wirkend? Fluchtmöglichkeiten? -> Reaktionen xy je nachdem abspulen. Ich glaub, Einsatzkräfte machen das auch, so lange eine Situation verinnerlichen, bis man gar nicht mehr denken muss, sondern einfach auf einen bestimmten Reiz hin automatisch eine Handlung abspult... Ich bin sehr gespannt, ob ich das nach Grisu je wieder rausbekomme...

  • So ähnlich läuft das hier auch ab. Bin im Vereinsheim, meine Hunde laufen am Vereinsheim rum, da kein Mensch zu sehen, ich höre Stimmen am Tor, Reaktion setzt sich in Gang 1. Ruf:"halt! draußen bleiben! Hudson, June, ree, Nevis HIER!" 2. wo ist die verdammte Leine für Hudson? 3. Hudson sichern! June ins down schicken, Nevis und ree in der Nähe behalten. 4. ruf "Ihr könnt reinkommen!" 5. stimmen von draußen "nee passt schon, warten hier draußen, bis die Stunde anfängt!" Ahhhhhhhh! :hust:

    Hudson in der Zeit entweder an kurzer Leine behalten, oder ihn mit June in den hinteren Bereich verräumen, weil irgendjemand kommt garantiert gleich rein und ignoriert meinen ruf und muss seine Zähne dann einzeln vom Boden einsammeln und ich Semmel wieder hinter den aussies her bzw. hinter Hudson, June lässt sich easy abrufen.

    Ich werde das wohl auch nie wieder los. Und auch nicht das "oh da kommen Menschen mit Hund. Jetzt aber schnell schauen, wohin ich am besten ausweiche!" Beim gassi.

    Lg

  • Ich glaub, Einsatzkräfte machen das auch, so lange eine Situation verinnerlichen, bis man gar nicht mehr denken muss, sondern einfach auf einen bestimmten Reiz hin automatisch eine Handlung abspult...

    Oh man ja, das kenne ich auch sehr gut. ich habe ein besseres Radar als manches u-Boot. Mit Freunden im Urlaub, Freundin sagt: "Oh guck mal, der Weg ist schön. Wollen wir da lang?" Ich wundere mich schon über so viel Blauäugigkeit, bevor sie den Satz ausgesprochen hat. Denn auf 11 uhr kommt ein Pärchen mit Labbi, auf zwei uhr ein Kleinkind auf Laufrad, und bei 3 Uhr lauert garantiert eine Horde Fahrradfahrer.

    Emil kann auch schlecht parallel mit anderen Hunden einen Waldweg lang, das pusht ihn früher oder später (bei Rüden früher, bei Hündin später). Heute kam von der Seite ein älterer Herr mit sehr freundlicher Flat-coated Hündin. Ich sage "Hallo" und biege gleich mal ab in den Parallelweg, laufe aber weiter die gleiche Richtung. 3 Minuten später treffen wir uns wieder. Er:"Ach ich dachte Sie gehen woanders lang". Ich: "Ne, der Zwerg hält das nur nicht aus so hintereinander über längere zeit." Er:"???". Tatsächlich musste ich noch zweimal vor ihm abdrehen, wir liefen dauernd parallel.

    Wirklich verstehen tut das anscheinend keiner, für mich ist es Alltag.

    Aber ich hab ja jetzt einen entspannteren Emil, vllt wird das ja irgendwann mal easy.

  • Wirklich verstehen tut das anscheinend keiner, für mich ist es Alltag.

    Die Erfahrung habe ich leider auch gemacht.

    Für viele Menschen, die einen Hund des Typs "Tutnix, will spielen" halten, ist klar: Ein Hund, der keinen Kontakt zur Fremdhunden möchte und aufgezwungenen Kontakt abstrafen würde, ist "gestört" oder "nicht normal".

    Sie kennen offenbar nur diesen Hundetyp und wissen offensichtlich auch nicht, dass es ursprünglich unter Caniden alles andere als normal ist, fremde Artgenossen begrüßen, bespielen oder kennen lernen zu wollen.

    Noch schlimmer wird es, wenn Menschen, die einen solchen unkomplizierten Hund halten (und keinerlei Erfahrung mit ernsthafteren Hundetypen haben), der Meinung sind, alle Hunde, die keinen Kontakt zu ihrem Hund wollen, seien schlecht sozialisiert - ihr Hund hingegen natürlich super.

    Inzwischen diskutiere ich da nicht mehr - ich habe da meinen Automatismus entwickelt:

    1) Vor unübersichtlichen Stellen oder bei Fremdhundesichtung werden die Hunde rangerufen und angeleint.

    2) Falls nötig rufe ich dem anderen HH freundlich und frühzeitig zu, dass kein Kontakt gewünscht ist.

    3) Kommt der Fremdhund trotzdem auf uns zu, lege ich meine Hunde ab und versuche, den Fremdhund verbal/körpersprachlich zu vertreiben.

    4) Klappt das nicht und ich muss befürchten, dass er meine Hunde erreicht und die entsprechende Reaktion auslöst, werde ich dann notfalls auch körperlich.

    Mit dem anderen HH diskutierte ich inzwischen nicht mehr, sondern mache freundlich-sachliche aber deutliche Ansagen. Alles andere hat sich leider in der Vergangenheit als Energieverschwendung erwiesen.

  • Querida ja kann anstrengend sein. Meine Hunde regen sich eben ziemlich auf über Tutnixe. Begegnungen sind ok, kurzes Schnüffeln und weiter ist kein Thema. Aber ich habe zusätzlich das Problem, dass Fiete das geborene Opfer ist und ständig angegangen wird. Komischerweise sehe nur ich das kommen. letztens, als ich wirklich sauer war nach einer Attacke eines Fremdhundes, habe ich geblökt, warum sie ihn denn nicht ranruft, da kam dann: "Der hört doch jetzt eh nicht mehr" War immerhin ehrlich, hilft meinem Hund aber nicht weiter.

    Emil kann es einfach nervlich nicht, Fiete hat schlicht Angst und Chica findet Fremdhunde grundsätzlich unnötig. Aber ja, wir sind Exoten mit solchen Vorstellungen.

  • So ähnliche Situationen, wie Ihr hier beschreibt, kenne ich auch.

    Ich habe jedoch den grossen Vorteil, dass ich im Notfall einfach beide Hunde aufsammle, eine rechts, die andere links unter dem Arm und freundlich lächelnd am fremden Hund vorbeilaufe. Smilla macht dann grosse Augen, Vicky knurrt leise (was nur ich höre), das wars dann.

    Meist sind die Leute dann fast noch beleidigt, weil sie glauben, dass ich meine Zwerge vor ihrem grossen Hund "schützen" wolle ("aber er tut doch nix!")... dabei ist es genau umgekehrt. Ich möchte verhindern, dass ihr grosser Hund von Vicky "zur Schnecke" gemacht wird. Viele grosse Hunde haben nämlich Angst vor kleinen, habe ich unterdessen gelernt.

    Wenn genügend Platz da ist, wende ich natürlich meine Ausweich- und Ablenkungs-Methoden an, welche inzwischen immer besser funktionieren. Aber manchmal muss ich in einer Überrumpelungs-Situation oder wenn noch weitere Hunde dabei sind, einfach blitzschnell reagieren, um eine Eskalation zu vermeiden.

    Meine Hunde pöbeln dann nicht vom Arm oben herab, (veraltete Aussage "Nie auf den Arm nehmen, sonst fühlen sie sich überlegen"... das stimmt nicht), sondern bleiben ruhig und gelassen sitzen.

    Das Adrenalin bleibt in überschaubarem Level, und ich habe den Eindruck, dass Vicky in solchen Situationen regelrecht erleichtert ist, dass ich alles regle, ohne dass sie sich aufregen muss.

    Sie trippelt anschliessend völlig entspannt weiter, obwohl der fremde Hund noch gar nicht weit entfernt ist.

  • Ich hab damit überhaupt kein Thema, Hunde auf den Arm zu nehmen. Gerade die ganz kleinen - da reicht eine unkoordinierte Pfote von nem großen Hund und die Rippen bohren sich in die Lunge.

    Auf dem Arm ist natürlich Entspannung und Klappe halten angesagt - aber so - hab ich kein Thema damit.

    Ich habe sogar einmal meine Mali Hündin auf den Arm genommen, als eine Horde nicht hörender Mini-Tutnixe um die Ecke geschossen kam mit dem üblichen Uschi-Rudel "die machen das unter sich aus" im Schlepptau. Ich wurde dann zwar wüst beschimpft, was mir einfällt, meinen Hund auf den Arm zu nehmen, weil das ihre ja "aggressiv" macht und das weiß doch jeder - aber damit konnte ich gut leben. Hab ich meinen armen kleinen belgischen Schäferhund vor einer Horde Mikro-Tutnixe beschützt. (Hätte ich es nicht, glaub ich nicht, dass die Tatsache dass "die machen das unter sich aus" für die Kleinen ein Nachteil geworden wäre, den Uschis noch gefallen hätte...)

  • Mal an die Leute, die auch einen Hund mit "Special Effects" wie Leinenaggressivität o. Ä. im Haushalt haben und trotzdem einen weiteren (jüngeren) Hund dazugeholt haben: hat sich eurer Zweit/Dritthund die Probleme vom Ersthund abgeguckt? Wenn ja, konntet ihr die ersten Ausläufer unterbinden?

    Nein gar nicht

  • Ich bin immer wieder einfach sehr, sehr dankbar über meine 2 völlig unkomplizierten Jungs.

    Egal ob einer vor oder hinter uns, parallel oder sonstwas, die freuen sich nur und sonst nix.

    Ist der andere angeleint oder der Besitzer möchte das nur wir anleinen kommt eben die Leine an beide, macht mir ja nix und den Jungs auch nicht.

    Der einzige Grund warum ich die Gegend im Auge behalte ist damit ich eben die beiden Freukekse frühzeitig anleinen kann wenn ich jemand sehe.

    Für mich ist das so unfassbar entspannend nach diversen unverträglichen Gassihunden und Löle fand Artgenossen ja auch richtig scheiße.

    Brauch ich nie wieder, ich hätt bitte danke immer nur noch liebe, fröhliche Tut Nixe in meinem Leben.

  • Mal an die Leute, die auch einen Hund mit "Special Effects" wie Leinenaggressivität o. Ä. im Haushalt haben und trotzdem einen weiteren (jüngeren) Hund dazugeholt haben: hat sich eurer Zweit/Dritthund die Probleme vom Ersthund abgeguckt? Wenn ja, konntet ihr die ersten Ausläufer unterbinden?

    Auch hier: Nein.

    Jedenfalls nicht das Verhalten selbst - die Aufmerksamkeit bei Fremdhunden ist vielleicht etwas stärker durch Dakotas Fremdhund-Problematik, aber Pepper ist durchweg positiv gegenüber anderen Hunden eingestellt. Auch wir haben von Anfang an viel darauf geachtet und versucht lenkend einzuwirken.

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