Qualzuchten II

  • Ich stelle jeden meiner Hunde mal aus, das tut mir nicht weh. Es gibt auch sehr vernünftige Richter, die im Sportlager unterwegs sind und auf Funktionalität achten, einen zu kurzen Nasenrücken z.B. rügen.

    Vor etwa 20 Jahren hat mich ein alter Zuchtrichter, der ehemalige VDH-Präsident Kurt Gendrung, für das Problem Übertyp beim Boxer sensibilisiert. Er hat auf einer CACIB meinen Hund für seinen Kopf kritisiert, den vorher andere Richter gerade gelobt hatten. Erst wollte ich es nicht wahrhaben, dann habe ich alte Literatur ausgewertet und mußte ihm recht geben. Dafür muß man aber bereit sein, die eigene Beleidigtheit runterzuschlucken und versuchen, objektiv zu denken. Im Moment der Kritik ist mir das auch nicht leichtgefallen.

    Viele Aussteller tun bei einer kritischen Bemerkung so, als wolle ihnen der Richter aus persönlichen Gründen eine reinwürgen, und benehmen sich dann nicht gerade sportlich. Bei diesem unfähigen, ungerechten Richter, wird dann rumgetönt, stelle ich nicht mehr aus! Dieser Richter wird dann eben immer seltener eingeladen, weil die Ausstellungsorganisatoren natürlich auf viele Meldungen angewiesen sind, um die Kosten zu decken.

    Mich interessieren eher viele unterschiedliche Ansätze und Gesichtspunkte, die man durchaus beim Besuch von Ausstellungen erfahren kann, ob beim eigenen Hund oder durch Beobachten anderer Hunde.

    Einen Titel habe ich für einen meiner Hunde wirklich mal mit großer Freude errungen, das war der Veteranen-Champion für meinen Quarus. Die Richter haben alle gesagt, er ist mit gut 9 Jahren noch so frisch, trainiert und muskulös, daß er in die Gebrauchshundklasse gehören würde, und darüber habe ich mich für meinen alten Kämpen gefreut.

  • DAs kannst Du absolut nicht so verallgemeinern!
    Es GIBT sicherlich Züchter, die nach Pokalen ihren Deckpartner aussuchen, das sind meist die, deren Hunde dann unter den "Ausstellercliquen" bleiben, weil ein "Normal-HH mit dem wohltönenden Wort Champion-Verpaarung gar nicht viel anfangen kann und es die allermeisten Leute auch nicht interessiert.

    Die meisten Züchter wählen nach ganz anderen Kriterien (Wesen, Gesundheitswerte, Exterieur (gleicht der Rüde kleine Fehler der eigenen Hündin aus?...) usw.)

    Diese Züchter gibt es, ist meiner Erfahrung nach aber nicht die Mehrheit!

  • Er kann z.B. Wesensschwächen haben.Oder die Gesundheitswerte passen nicht....

    Die Ausstellerei sind NUR Schönheitswettbewerbe, sonst nix!

    der Hund bekam die zzl nicht mit der Begründung "Ohrenhaltung, Hinterhandstellubg, Rutenhaltung und Pfotenform"
    Wesenstest und HDauswertung passen.
    Also echt ne schräge Sache.

  • Diese Züchter gibt es, ist meiner Erfahrung nach aber nicht die Mehrheit!

    Wenn man sich mal anschaut, wie viele Züchter es in einer Rasse gibt und wie hoch die Nennungszahlen auf den großen Ausstellungen sind, vor allem, wenn man dann noch schaut, wie viele dieser Aussteller mit mehreren Hunden anreisen, und wie viele Züchter auch noch regelmäßig auf Ausstellungen fahren,kommt man eigentlich ziemlich schnell dahinter, dass es jede Menge Züchter geben muß, die nicht ausstellen bzw. auf jeden Fall nicht regelmäßig.

    Showlinien irgendwelcher Rassen mal außen vor gelassen, wie die Bezeichnung schon beinhaltet, geht es dabei schon eher darum, Schönheitswettbewerbe zu gewinnen.
    Aber in der Regel gibt es dann ja parallel noch die "Arbeitslinien", die auf Ausstellungen keinen Blumentopf gewinnen würden, aber nichts desto trotz wertvolle Gene weitergeben.

  • Aber in der Regel gibt es dann ja parallel noch die "Arbeitslinien", die auf Ausstellungen keinen Blumentopf gewinnen würden, aber nichts desto trotz wertvolle Gene weitergeben.

    Die gibt es sicherlich. Aber dann doch mehr bei Züchtern der sogenannten Gebrauchshunderassen aber nicht bei Möpsen.


  • DAS hier macht mich sprachlos:

    Ein Hund kann der Beste der Rasse sein, aber nicht gut genug, sich fortzupflanzen?
    Wie absurd geht es denn noch?

    Finde ich gar nicht absurd, im Gegenteil.
    Eine Ausstellung bewertet nur das standardgemäße Äußere des Hundes. Das kann absolut perfekt sein, ist aber nur eins von mindestens 3 Kriterien bei der Zuchtauswahl. Wenn sich herausstellt, dass der Hund eine gesundheitliche Baustelle hat, die ihn von der Zucht ausschließen oder wenn der Hund im Wesen völlig aus der Art schlägt, dann kann er trotzdem durch die ZZL fallen.

    Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass bei dieser Rasse eben nicht ausschließlich nach optischen Kriterien gezüchtet wird. gut so!

    (Andersrum käme es wohl keinem absurd vor, oder? wenn ein kurzhaariger, stehohriger, schwarz-weißer Hund absolut perfekt apportiert, wasser- und geländefest ist und ein satte Portion will-to-please hat und außerdem auch rundum gesund ist, dann ist das noch lange kein zuchttauglicher Retriever.)


    Ausstellungen (und deren Ergebnisse) dienen NICHT der Zucht.

    Die Ausstellerei sind NUR Schönheitswettbewerbe, sonst nix!

    Das stimmt nur zum Teil. Ausstellungen sind im Zusammenhang mit der modernen Zucht nach einheitlichem (überwiegend) optischem Standard entstanden und dienten von Anfang an genau dem Ziel, diese optischen Standards in der Zucht zu manifestieren. Es ist richtig, dass die Ausstellerei für die vernünftigeren Züchter eher Nebensache ist, aber auch die vernünftigen Züchter habe ich schon zu oft sagen hören: ein xyz muss auch aussehen wie ein xyz, sonst ist das alles nix. Das was die Ausstellungen ausmacht ist die Basis der Rassehundezucht der letzten gut 100 Jahre: es geht darum, Hunde im Aussehen so einheitlich wie nur irgend möglich zu machen.

    Das heißt nicht, dass es für alle Züchter aller Rassen das einzige Ziel ist. Aber bei allen FCI-anerkannten Rassen ist der Text des Rassestandard zu 90% eine Beschreibung der Optik und genau diese Optik ist es, die auf Ausstellungen (egal ob es die Welthundeausstellung oder eine eine kleine Clubshow ist) beurteilt wird. Die anderen Kriterien kommen dann noch oben drauf.

    Ich bin der Meinung, dass ganz vieles was hier im Thread diskutiert wird, seinen Ursprung in genau dieser Basis der modernen Zucht hat. Ein Mops mit Nase sieht eben nicht aus wie ein Mops, da kann er noch so toll sein. Züchter, Käufer und auch wir alle sind auf die optischen Merkmale des Hundes eingeschossen. Es reicht nicht, dass ein Hund sich benimmt wie ein Schäferhund, er muss auch so aussehen um "echt" zu sein. Es reicht nicht, dass ein Hund alle Eigenschaften hat, die ein Jagdhund haben muss, wenn er nicht das richtige Aussehen hat, dann ist er raus.

    Man kann natürlich argumentieren, dass nach über 100 Jahren Standardgemäßer Zucht die optische Variabilität eh nicht mehr so riesig ist, dass ein Hund aus Jagdhund-Eltern völlig anders aussehen würde. Aber das ändert nichts daran, dass das Aussehen immer noch das wichtigste (weil erste und am leichtesten zu bewertende) Kriterium für die Zucht ist.

  • Das die Rüden oft Titel haben ist aber auch der Sache geschuldet, das man mit einem Deckrüden viel Werbung laufen sollte.
    Bei einer Hündin reicht das Minimum, aber wenn du mit nem Rüden nicht gesehen wirst dann verschwindet er meist im Nirvana.

    Ich denke auch, das es vielleicht auch so ist, das grad Neulinge und auch die Überergeizige sich schnell abschrecken lassen, wenn der eigene Hund eben "keine Blumentöpfe" gewinnt.
    Ein SG ist für viele Leute ja schon ein Weltuntergang. Als ich einer Bekannten erzählte, das wir auf der ersten Ausstellung ein SG2 bekamen und sie das ihrer Mutter (alte Ausstellerin einer anderen Rasse) das erzählte, meinte die wohl "Naja, so toll ist das nun auch wieder nicht."
    Mir wurde auch schon gesagt (als ich die SGs halt sammelte) das es sich nicht lohnt weiterzumachen. Der Hund ist halt kein Ausstellungshund. Einige Andere allerdings haben mich bestärkt und letztendlich hab ich allein aus Trotz weitergemacht.
    Anbei fehlt uns noch eine Anwartschaft zum Titel. Ich lass das Ausstellen grad echt etwas schleifen :hust:

    Würden mehr Non-Blumentopfhunde vermehrt im Ausstellungsring auftauchen könnte das sicher auch schon einiges bewegen.

  • Interessant, Danke für die Erklärungen, so genau wusste ich das nicht.


    DAS hier macht mich sprachlos:

    Ein Hund kann der Beste der Rasse sein, aber nicht gut genug, sich fortzupflanzen?Wie absurd geht es denn noch?


    Da Lob ich mir den SV...
    V und VA gibt's nur ab der Gebrauchshundklasse.
    Keine Spitzenwertung ohne Leistung.

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