• Kannst du ihn auf seine Decke schicken und er wartet da? Ich würde ihn morgens, wenn ich mich fertig mache und durch die Wohnung laufe, immer auf die Decke schicken und dann zum füttern bzw. zum raus gehen rufen. Vielleicht spult er sich dann langfristig nicht so hoch.

  • Dieses Verhalten zeigte der Hund meines Exfreundes auch.
    Wir haben Sie dann anfänglich an die Box gewöhnt und zu solchen Zeiten musste sie dort warten. Als das mit der 'Zwangsruhe' funktioniert hat, sind wir auf den regulären Hundekorb umgestiegen. Das ganze war Feinstarbeit, immer wieder den Hund zurück schicken, loben, Gewinsel noch abstellen weil das dann dazu kam. Aber irgendwann zeigten sich Erfolge, wenn auch nur ganz kleine. Heute sind wir ja nicht mehr zusammen und ich denke nicht, dass er noch weiter daran gearbeitet hat. Ihn hat das nie gestört, nur mich und ich fand es auch viel zu stressig für den Hund.

  • Ich würde ihm wohl einen nicht-strategischen Punkt zuweisen, als am besten das Körbchen, wo er die Sachen nicht im Blick hat und da muss er so lange warten, bis du bestimmst, dass es er jetzt fressen oder rausgehen darf.

  • Achtung, lang...

    Dein Hund hat einen Riesenstress, der sich retrievertypisch durch ‘Flirten’ oder ‘Fiddle about’ ausdrückt. Er versucht verzweifelt Information aus Dir heraus zu bekommen um zu Wissen, was jetzt passiert. Für Dich mag die Struktur klar sein, für den Hund, wenn er derartig extremes (und ja, ich bin mich @flying-paws ganz einig, das ist bedenklich und läuft ziemlich gradlinig auf eine Stereotypie zu, auch wenn es wie Freude aussehen mag) Verhalten an den Tag legen muss. Es ist bereits soweit ritualisiert als dass Du es ziemlich genau vorhersagen und abrufen kannst, wenn Du die richtigen Knöpfe drückst. Das Drehen ist ein Leerlauf, mit dem er versucht den Stress, der ihm zu viel ist und mit dem er keinen anderen Weg gefunden hat umzugehen, zu kompensieren. Aus diesem Grund läuft das Verhalten in Richtung Verhaltensstörung und ist nicht nur eine kleine Macke.

    Solche Hunde sind normalerweise überdurchschnittlich intelligent und agieren anstatt zu reagieren. Will heissen, dass Dein Hund aktiv versucht die Situation herbeizuführen, die er gerne hätte. Das macht diese Tiere nicht gerade einfach, weil sie häufig auch sehr sensibel im Sinne von stressanfällig sind. Damit sie einem nicht dauernd irgendwelche Verhaltensweisen und unerwünschte Verhaltensketten andrehen, brauchen sie glasklare Regeln und Struktur, man könnte auch sagen, sie brauchen sehr viel Halt. Das bedeutet, dass Du im Vornherein ganz genau wissen musst, was Deine Erwartungen an den Hund sind. Je detaillierter Du Deine Erwartungen formulieren kannst, desto einfacher und stressfreier wird es für ihn. Das bedeutet auch sehr, sehr viel Management (zumindest am Anfang, bis sich die neuen Verhaltensketten etabliert haben). Überleg Dir also, wo Du den Hund wann, wie und wie lange in einer bestimmten Situation haben willst und erziehe ihn entsprechend. Hilf ihm am Anfang mit einem Kommando und belohne ihn auch für Zwischenschritte. Je mehr sich das Verhalten festigt, desto weniger kleinschrittig musst Du belohnen. Sehr gut eignet sich dafür das geduldige Liegen auf einem ganz bestimmten Platz. Nimm dem Hund möglichst viele Entscheidungen ab, so dass er die Sicherheit bei Dir bekommt, die er braucht. Er ist überfordert mit seiner Freiheit.

    Ich finde den Ansatz, das Zimmer zu verlassen und das Futter erst einmal Futter sein zu lassen im Prinzip gut, er erfordert allerdings einiges an Zeit und Disziplin. Einfacher wäre es, wenn Du ihm ein Alternativverhalten anbietest, so dass er erst gar nicht zum Drehen kommt. Du sagst, das Verhalten würde dann noch schlimmer und das ist anfangs auch völlig logisch.

    Kleine Analogie: Du drückst eine Türklingel bei der Du weisst, Du wirst den Ton hören und dann kommt nichts. Was tust Du? Klar, Du drückst noch einmal, dann noch einmal, mal fester, mal aus einem anderen Winkel, mal sanfter... aber Du drückst wie wild um dem normalerweise läutenden Ding einen Ton abzuringen. Du zeigst das Verhalten ‘Klingel drücken’ in all seinen schönsten Repetitionen und mit viel Ausdauer bis Du damit schliesslich aufhörst und eine neue Lösung suchst, weil Du merkst, dass das nicht mehr funktioniert. Bei Deinem Hund ist es das Gleiche: ein Verhalten, das immer funktioniert hat (und das hat es bei ihm, es muss sich in irgend einer Weise gelohnt haben, sonst würde er es nicht zeigen) zeigt plötzlich nicht mehr dieselbe Wirkung. Und was tut er? Er klingelt und klingelt und klingelt... aber es liegt an Dir ob diese ‘Klingelphase’ Erfolg hat oder nicht. Als Golden Retriever wird er erfahrungsgemäss eher sehr lange und sehr ausdauernd klingeln, bis es ihm dämmern wird, dass er sich nach einem alternativen Verhalten umsehen muss... Deshalb ist der Aufbau eines 'Alternativrituals' hier sicher zielführender.

    Ignorieren bringt in diesem Fall nichts, denn solange ignorieren bedeutet, dass Du die Dose oder die Tür trotzdem früher oder später öffnest, hat er damit weiterhin Erfolg. Du ignorierst sein Verhalten nicht, sondern belohnst es unbewusst. Erfüllst Du aber niemals mehr seine Erwartung wenn er kreiselt, wird er (nach einer ‘Klingelphase’, die bei so einem gefestigten Verhalten durchaus mehrere Wochen dauern kann) damit aufhören. Der Hund ist in dieser Hinsicht also Dein bestes Feedback für die Umerziehung: solange er kreiselt, lohnt sich sein Verhalten noch. Nimmt es ab, bist Du auf dem richtigen Weg. Denk daran: Lernen ist keine geradlinige, sich stets ‘verbessernde’ Kurve, sondern schwankt stark und beinhaltet Rückfälle ins alte Muster und temporäres Vergessen des Neuen. Die Frage ist: wer hat den längeren Atem? Du oder Dein Hund?

    Lass den Hund mit seinem Verhalten möglichst nicht mehr zum Erfolg kommen – erfülle nicht seine Erwartungen. Wie @flying-paws sagt, warte nicht darauf, dass er etwas falsch macht, sondern gib ihm bevor er überhaupt zu drehen anfängt, eine Hilfestellung (lies: ein Kommando), das er ausführen darf und ihm Struktur geben wird, so dass er nicht in sein eigenes Ritual abdriften muss.

  • Ich würde den Ablauf morgens fester strukturieren damit er genau weiß was wann kommt. Immer das Gleiche tun- ist ja morgens nicht so schwer. Dann kannst auch du sein Verhalten besser kontrollieren. Zum Beispiel Bad gehen, Füttern, du Frühstück, Gassi. Bevor ich ins Bad gehen würde müsste er auf seinen Platz und da warten bis er sein Essen bekommt. Wenn ich den Frühstückstisch abräume das Gleiche bis ich ihn zum Gassi rufe. Vielen überdrehten Hunden helfen so feste Rituale ungemein und sie nehmen sie sehr gerne an weil sie sich damit auch sicherer fühlen. Kein Lebewesen hat gerne derart Stress.

  • Ich habe nämlich das Gefühl, dass er mir damit etwas zeigen will/mich animieren will und ich dachte, wenn ich das nicht beachte und ihm keine Aufmerksamkeit gebe, lässt er das sein.

    Übersprungshandlungen (wie das von Dir geschilderte) sind nicht zielgerichtet, sie sind einfach nur ein Ventil. Das heißt, der Hund will damit nichts erreichen, er fordert damit auch keine Aufmerksamkeit, er hat bloß einen Weg für sich gefunden, einen "Energie-Stau" los zu werden.

    Man würde auch nie von einem Menschen, der sich die Nägel abkaut oder alle Nase lang durch die Haare fährt, sagen, dass er das tut, um Aufmerksamkeit zu Bekommen, das sind Dinge, die derjenige selber in dem Moment gar nicht so richtig wahr nimmt.


    Mittlerweile ist meine Taktik: Hund dreht -> er muss sich auf seinen Hintern setzen und warten.

    Ich würde ihn nicht nur hinsetzen lassen, sondern ins Platz schicken.
    Vielleicht auch in optischer Entfernung.
    Der einzige Weg aus Übersprungshandlungen raus zu kommen ist, Ersatzhandlungen an zu bieten. Eben z.B. sich hin zu setzen / zu legen.

    Wenn Du das Verhalten nur ignorierst und ihn weiter machen läßt, wird es immer schlimmer werden.
    Es durch Abbruch zu unterbinden würde dazu führen, dass er kein Ventil mehr hat, um den Stress los zu werden. Der würde dann (bildlich gesprochen) im Hund bleiben und ihn früher oder später krank machen.

  • Mittlerweile ist meine Taktik: Hund dreht -> er muss sich auf seinen Hintern setzen und warten.
    Das funktioniert auch wunderbar. Man merkt, er ist immer noch angespannt/aufgeregt, aber er bleibt immerhin sitzen und wartet auf die Freigabe.

    Unsere letzte DSH hat sich immer so aufs Gassigehen gefreut, dass sie auch irgendwann angefangen hat, sich wie eine Irre zu drehen.
    Wir haben das Ganze dann auch durch "sitzen"lassen unterbunden und zwar bevor sie damit angefangen hat. Irgendwann hatte sie das so verinnerlicht, dass sie sich alleine in den Flur auf den ehemaligen "Dreh"teppich gesetzt hat und ruhig gewartet hat, bis ich angezogen war.

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