Schwer berechenbarer Hund (ehemaliger Streuner)

  • Hallo liebe Forumsteilnehmer,

    "schwer berechenbar" ist relativ, das gleich mal vorab. Wir haben seit zwei Monaten einen ehemaligen griechischen Streuner - Labrador- Pointer-Mix. Er ist ca. 2 Jahre alt und superlieb - verschmust, freundlich, anpassungsfähig, kinderlieb, mag andere Hunde.... Also der ideale Familienhund.

    Ich bin schon hundeerfahren, hatte vorher einen erwachsenen Hund aus tierquälerischer Haltung in Ungarn genommen, der sehr viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Konsequenz brauchte bis aus ihm nach ein/zwei Jahren ein "Super-Dog" wurde.

    Aber jetzt zu meinem Hermes. Als ehemaliger Streuner ist er es ja gewohnt sehr selbstbestimmt unterwegs zu sein (zu Hause kein Problem, da war er vom ersten Tag an perfekt).

    Also habe ich mit einem konsequenten Training an der Schleppleine begonnen, das er bravourös absolvierte. Er war nach ein paar Tagen zuverlässig abrufbar, bleibt an der Straße stehen bis er das Kommando bekommt, sie zu überqueren, "sitz" und "bleib" beherrscht er wunderbar und mittlerweile geht er auch bei Fuß wie ein Musterschüler und in kritischen Situationen (Jogger, andere Hund). Wenn ich mal nicht mit ihm übe, kommt er oft freiwillig und zeigt mir, dass er bei Fuß gehen möchte. Natürlich gibt es ein Leckerli dafür, aber ich habe den Eindruck, dass es ihm auch ohne Belohnung unglaublich wichtig ist, alles richtig zu machen.

    Seit einer Woche geht er auch ohne Leine. Zumeist ist er kontrollierbar wie ein ferngesteuertes Auto. Und ganz ehrlich, mir wäre es fast unheimlich so einen braven Hund zu haben...

    ...wenn da nicht manchmal, wie aus heiterem Himmel das wilde Tier mit ihm durchginge - sowohl an Schleppleine, als auch im Freilauf flippt er plötzlich (ca. einmal pro Woche) aus, was zur Folge hat, dass er wie wild losspringt und kaum mehr zu halten ist. Dieses Verhalten zeigt er nur fernab der bebauten Umgebung, weit draußen in der Natur. Vielleicht ist es auch das Wild das ihn reizt, ich weiß es nicht...

    Ohne Leine rennt er dann über ganze Felder und ich rufe hinterher. Natürlich weiß ich, dass ich nur einmal rufen dürfte (normalerweise muss ich auch nicht öfter) aber in diesen kritischen Situationen reagiert dann wenigstens irgendwann wenn ich schreie und pfeife wie blöd und plötzlich läuft freudig, wie ein Verrückter zurück zu mir. Dann ist er aber voll von Adrenalin und ich leine ihn besser an, in der Hoffnung, dass uns kein anderer Hund entgegenkommt, da er dann erneut furchtbar ausflippt und ich all meine Widerstandskraft aufbieten muss.

    So und jetzt weiß ich nicht - erwarte ich zu viel nach so kurzer Zeit? Oder gibt es etwas, das ich übersehe, mache ich etwas falsch? Oder kennt jemand einen Trick?

    Ja keine Ahnung - jedenfalls bin ich über jede Einschätzung zum Verhalten meines "großen Griechen" dankbar.

  • ...wenn da nicht manchmal, wie aus heiterem Himmel das wilde Tier mit ihm durchginge - sowohl an Schleppleine, als auch im Freilauf flippt er plötzlich (ca. einmal pro Woche) aus, was zur Folge hat, dass er wie wild losspringt und kaum mehr zu halten ist. Dieses Verhalten zeigt er nur fernab der bebauten Umgebung, weit draußen in der Natur. Vielleicht ist es auch das Wild das ihn reizt, ich weiß es nicht...

    Ich kann mir das jetzt nicht so richtig vorstellen. Was genau macht in dem Moment?
    Wild liegt natürlich nahe.

  • Oh das kenn ich von meinem Russen auch.

    Er rennt wie ein bescheuerter einen Riesenbogen...teilweise 100 Meter Radius und mehr. Er jagt nicht...er geht nicht zu anderen Hunden...fremde Menschen meidet er eh. Er rennt einfach. Und das mit einem wahsinnigen Speed. Springt...wedelt..knurrt...der helle Wahnsinn..aber er hat irren Spaß dran...

    Bei ihm denke ich es liegt an seiner Zwingerzeit ( 3qm mit 4 anderen Hunden). Er braucht das einfach.

    Inzwischen sind wir soweit dass ich ihn zurückrufen könnte...aber das mach ich nur wenn wirklich unübersichtliches Gelände oder eine Straße in der Nähe ist. Aber fast immer macht er das in freier Natur

    Ansonsten lasse ich ihn rennen.

    Vielleicht hat ja jemand eine Lösung für dieses "Problem"

  • Ja keine Ahnung - jedenfalls bin ich über jede Einschätzung zum Verhalten meines "großen Griechen" dankbar.

    Der Hund hat seit Wochen keinen Freilauf gehabt, wenn ich das richtig gelesen habe. Wer weiß, ob er vorher schon lange in einem Tierheim gehockt hat.
    Das ist einfach Lauf- und Lebensfreude bei einem jungen Hund.

  • Macht meine Hündin auch und sie ist kein TH oder TS Hund. Meine einfache Erklärung dazu: Das ist ein junger Hund, der viel gelernt hat, der sich oft zurück nehmen und zügeln muss, der leider nicht immer so darf wie er gerne möchte. Also sieht sie mich dann auf der Wiese mit diesem schelmischen Blick an und....zischt ab, rennt wie eine Irre, schlägt Haken, sie tobt sich einfach aus. Und was mache ich? Ich lasse sie einfach :smile: Ich bin der Meinung, sie muss sich so oft disziplinieren, da darf sie auch mal rumflippen. Wenn sie dann nach ein paar Minuten fertig ist, steht ein glücklich hechelnder Hund vor mir, der sich ins Gras schmeißt und einfach zufrieden ist.

    Ich sammel sie dann ein und wir trotten seelig zum Auto. Mein Fazit: Solang dein Hund das an einer Stelle tut, die für ihn und andere ungefährlich ist, gönn es ihm. Er hat in zwei Monaten so viel gelernt, da darf er sich auch mal austoben. Und nach dem ganzen Training mit Schlepp usw. ist ihm wahrscheinlich einfach mal nach toben...

  • Das machen meine auch, dass es meiner Meinung nach auch völlig normal

  • wenn er das nur macht wenn es völlig ungefährlich ist lass ihn doch,
    ich kenne das als die berühmten "5 Minuten".
    wenn er abrufbar ist oder selbst nach paar Minuten toben wieder kommt warum nicht?
    so powert er sich selbst aus.
    Immer nur bei Fuß gehen und mit uns schritt halten powert einen Hunde ja nicht so aus wie ein Sprint durch die Felder.
    Bei sowas zuzusehen find ich einfach immer amüsant

  • Ohne Leine rennt er dann über ganze Felder und ich rufe hinterher. Natürlich weiß ich, dass ich nur einmal rufen dürfte (normalerweise muss ich auch nicht öfter) aber in diesen kritischen Situationen reagiert dann wenigstens irgendwann wenn ich schreie und pfeife wie blöd und plötzlich läuft freudig, wie ein Verrückter zurück zu mir. Dann ist er aber voll von Adrenalin und ich leine ihn besser an, in der Hoffnung, dass uns kein anderer Hund entgegenkommt, da er dann erneut furchtbar ausflippt und ich all meine Widerstandskraft aufbieten muss.

    So und jetzt weiß ich nicht - erwarte ich zu viel nach so kurzer Zeit? Oder gibt es etwas, das ich übersehe, mache ich etwas falsch? Oder kennt jemand einen Trick?

    Du hast wohl seine Gene übersehen. Wenn er wirklich ein halber (oder gar mehr) Pointer ist, tut er nur, wofür er gezüchtet wurde. Das ist seine Bestimmung, seine Leidenschaft. Das ist kein durchschnittlicher, möglichst noch Hütehund-lastiger Familienhund.

    Gerade wenn er sonst nur an normal kurzer (10 m) Schleppleine läuft, und ihr keine sicheren Freilaufgebiete aufgesucht habt. Sein natürlicher Radius dürfte deutlich grösser sein, klar, dass er den dann auch ausnutzt. Klar kann man auch für so einen Hund Regeln aufstellen, aber man sollte auch seine Bedürfnisse berücksichtigen. Und die sind nicht genau das, was Standard-Hundeschulen und -bücher so als normal und ausreichend betrachten. Wenn bei deinem Hund der Pointer durchschlägt, hast du einen Spezialisten am Strick.

  • Danke schon mal für eure Antworten! Ja, ich habe selbst den Verdacht, dass ich vielleicht zu kleinlich, bzw. ängstlich bin. Wenn ich zukünftig immer öfter die Erfahrung mache, dass er sicher wieder kommt, bzw. nicht bis zu einer (zwar weit entfernten aber befahrenen) Straße läuft, werde ich bestimmt entspannter reagieren auf seine wilden Ausritte.

    Tatsächlich glaube ich, dass im Moment das Wild eine große Rolle spielt - man trifft zur Zeit außerhalb der Ortschaft überall auf Rehe, Feldhasen etc. in unserer Gegend. Da muss ich ihn ggfs. eben anleinen.

    Aber heute Nachmittag habe ich am Ortsrand eine riesige (feldgroße) Wiese gefunden, die nach drei Seiten weitgehend begrenzt ist. Da habe ich ihn toben lassen und gemerkt, dass es eigentlich richtig Spaß macht, wenn ich mich einigermaßen sicher fühle. Und gekommen ist er auch immer wieder mit großer Begeisterung.

    Ich denke, diese Wiese werden wir jetzt erst mal täglich aufsuchen - dort kann er sich auspowern, ohne dass Frauchen jedes Mal einen halben Herzinfarkt erleidet. ;-)

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