Hund pinkelt Menschen an. Warum, weshalb, wieso

Wenn ich mir angucke wie interessiert eine bestimmte Stelle beschnüffelt wird, sich dann in Position gestellt wird um genau da ne Markierung zu setzen und dann... landets doch woanders weil so ziemlich jeder Hund den ich kenne irgendwie nicht richtig zielen kann.
Riecht also toll hier, Bein hoch, Pipi landet am Bein dessen der eben im Weg steht. Da würd ich meinen Hund nicht strafen, das einzige wäre ein entgeistertes "Samma?" im bekannten Tonfall der völligen Überraschung.
Beim Pinkeln weil "War stressig eben, oh, Blase voll, okay, Bein hoch" würde ich ebenso nicht strafen.
In beiden Situationen frag ich mich auch warum ich überhaupt strafen sollte? Da fällt mir kein logischer Grund zu ein.
(Arren zum Beispiel darf Schildpfosten anpinkeln. einfach weil er niemals trifft! Er stellt sich in Positur, der gehobene Fuß muss dabei den Pfahl berühren. In der Pose pinkelt er natürlich 20cm neben den Pfahl)

Es gibt aber so Situationen wo es ganz gezielt als "Das gehört mir! Und was du sagst juckt mich nicht!" gemacht wird, das sind dann diese Momente die hier auch beschrieben wurden.
Wenn der Hund da steht und offensichtlich abwartet bis er angesehen wird um dann wirklich ruhig das Bein zu heben und den Gegenstand anpinkelt.

Hamilton hat das einmal versucht. Einige kennen das vielleicht, diese herausfordernde Pose die grade Junghunde gerne mal zeigen wenn sie ein Verbot austesten? Genau so. Wir hatten vorher mal wieder eine kleine "Diskussion" darüber ob man Essen vom Couchtisch klauen darf und er zog beleidigt ab, kaute auf einem Spieli, ging zu Herrchen kuscheln, alles okay. Ich wurde ignoriert, minutenlang. Irgendwann guckte ich wie so oft wo die Hunde sind, da steht er mitten im Raum und sieht mich an, nimmt Augenkontakt auf und stolziert dann zur Wohnzimmertür, immer mit Augenkontakt. Seine ganze Haltung war "Ich bin der mit den Eiern!", an der Tür hebt erst die Nase etwas höher und dann das Bein...
Ich bin vom Stuhl hochgeschossen und hab "Wag es dir...." geknurrt ohne mich von der Stelle zu rühren, wir starren uns an und dann lässt er das Bein sinken, dreht sich schwungvoll um, schmeißt sich aufs Sofa, putzt Arren das Ohr und pennt ein.

Eine Strafe oder so kam natürlich nicht. Warum auch, die Situation war geklärt. Im ersten halben Jahr hat Hamilton jeden Tag mehrfach getestet ob meine Regeln immer gelten. Je länger das dauerte, desto schneller entspannte er nach so Situationen total.
Das mit der Tür war tatsächlich der letzte "richtige" Test von ihm, jedenfalls habe ich das alles für mich so interpretiert. Ich musste mich wohl in seinen Augen beweisen.
Danach lief vieles einfacher, selbst meinem Mann fiel auf das Hamilton sich wirklich immer mehr auf mich verließ, und auch offener wurde.

Vielleicht bedeutet es in manchen Fällen auch:
Blödmann

Zitat von KasuarFriday

Bei Katzen heißt es doch dass sie Protestpinkeln (und -koten und -kotzen). Kann es sein, dass das z. T. einfach auf Hunde übertragen wird?
Oder - noch schlimmer - dass auch Katzen damit gar nicht protestieren, sondern unabsichtlich zum Ausdruck bringen, dass sie unter Stress stehen?

Auch, wenn das speziell in Hundeforen gerne verleugnet wird: Katzen pinkeln genauso wenig "aus Protest" wie Hunde, können aber genauso (und auch mehr) unter Stress stehen.

Aber da sie nicht so gut und edel wie Hunde sind, sagt man das natürlich nicht

Zitat von KasuarFriday

Bei Katzen heißt es doch dass sie Protestpinkeln (und -koten und -kotzen). Kann es sein, dass das z. T. einfach auf Hunde übertragen wird?
Oder - noch schlimmer - dass auch Katzen damit gar nicht protestieren, sondern unabsichtlich zum Ausdruck bringen, dass sie unter Stress stehen?

Unser Kater hat auch mal eine Weile "streßgepinkelt". Hat lange gedauert, bis ich das kapiert habe. Er hat kleine Pfützen direkt in typischen Laufwegen abgesetzt, auf der Treppe z.B. und ähnlich günstige Punkte. Erst wußte ich nihct, was das überhaupt ist und dann hats ne Weile gedauert bis ich wußte wer das wohl macht (wir hatten da 3 Katzen und die Hunde).

Der hatte Harngrieß, war letztendlich auch ein paar Tage in der Klinik. Die Pinkelei war also krankheitsbedingt und die gewählten Plätze waren richtig schlau. Bloß sein Frauchen ein bißchen blöd.

Ehrlich gesagt ist es mir egal WARUM ein Hund mich anpinkelt/anpinkeln will. Ob das ein selbstbewusster Hund ist, der austestet wie in meinem Beispiel oder ein gedankenverlorener der mich mit einem Baum verwechselt(?) oder einer der das als Übersprungshandlung tut... Er darf/soll es nicht und kriegt dementsprechend ne Ansage. Menschen/Tiere müssen nicht markiert werden dafür gibt's Pflanzen... Das Beispiel mit dem wälzen als Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Unsere Wälzen sich in Gerüchen (zB Wild) wenn sie den Geruch der Beute annehmen wollen quasi als Tarnung

Zitat von Zuckerfee

Unsere Wälzen sich in Gerüchen (zB Wild) wenn sie den Geruch der Beute annehmen wollen quasi als Tarnung

Oder auch gerne als Mittel, auf sich aufmerksam zu machen in der Form: Schau mal, ich bin sooo harmlos! (Hat mein schnöseliger Rüde in seinen ersten 2 - 3 Jahren so getan

Zitat von Zuckerfee

Das Beispiel mit dem wälzen als Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Unsere Wälzen sich in Gerüchen (zB Wild) wenn sie den Geruch der Beute annehmen wollen quasi als Tarnung

Woran kannst du diese Absicht so eindeutig festmachen? Unserem Dalamatiner lag nichts ferner, als die Kühe zu erbeuten, in deren Sch*** er sich bei jeder Gelegenheit so genüsslich wälzte. Und der einzige Geruchsträger, in dem Rhian sich wälzt, ist Menschenk*cke. Fände das ziemlich erschreckend, wenn sie damit den Geruch ihrer Beute annehmen möchte...

Ich hab mal gelesen, dass wälzen auch Imponiergehabe sein kann. Im Grunde wie wir Menschen, wenn wir Parfum auflegen.
Nur, dass sich eben unser Geschmack, was gute Gerüche sind, grundlegend unterscheidet...