Die Gefahr einen Hund zu vermenschlichen

  • Liebes Forum,

    geht es euch auch so? Manchmal glaube ich wirklich mein Hund versteht jedes Wort.
    Jajaja ich weiss, dass das nicht möglich ist, trotzdem habe ich oft das Gefühl. Ich sage ich etwas, ganz ruhig und leise und er reagiert entsprechend.
    Heute habe ich mir einen Hut gekauft, die Sonne scheint und so ein bisschen Schutz schadet ja nie. Ich schwöre! er hat mich ausgelacht.
    Echt, ich würde sowas nie woanders erwähnen, meine Freunde und Familie würden mich für verrückt erklären, aber hier....vielleicht gibt es ja Hundehalter, die manchmal das gleiche Gefühl beschleicht.

    LG Verena

  • Mein Hund sagt manchmal "Arschloch" zu mir. Ganz deutlich. Am Hauseingang setzt er sich hin und fragt: "Muss ich duschen? Wenn ja, laufe ich ab jetzt keinen Meter mehr."
    Hunde sind auch nur Menschen.

  • Mir sind Leute lieber, die ihren Hund vermenschlichen, statt die, die dem Hund jede Gefühlsregung, Trauer, wut, Freude und auch eine Portion Humor absprechen, aber dafür glauben, der Hund hätte nur "Testen", "Rangordung" und "Dominanz" im Sinn. Gerade dieses Dominanzding ist die totale Vermenschlichung - dauernde Statuskämpfe und Konkurrenz sind Primatenverhalten, kein Canidenverhalten.

    Solange man halbwegs die Kirche im Dorf lässt... Hunde verstehen uns mit Sicherheit besser, als wir sie!

  • Zitat

    Mein Hund sagt manchmal "Arschloch" zu mir. Ganz deutlich. Am Hauseingang setzt er sich hin und fragt: "Muss ich duschen? Wenn ja, laufe ich ab jetzt keinen Meter mehr."
    Hunde sind auch nur Menschen.

    :lachtot: :gut:

    Hier ist eher ein abschätziger Blick und ein "Bist du bekloppt? DAS mache ich nicht. Kannste alleine machen."

    Ich bin nur froh, das er nicht wirklich sprechen kann. Das Genörgel könnte ich nicht ertagen :D

  • Zitat

    Mir sind Leute lieber, die ihren Hund vermenschlichen, statt die, die dem Hund jede Gefühlsregung, Trauer, wut, Freude und auch eine Portion Humor absprechen, aber dafür glauben, der Hund hätte nur "Testen", "Rangordung" und "Dominanz" im Sinn. Gerade dieses Dominanzding ist die totale Vermenschlichung - dauernde Statuskämpfe und Konkurrenz sind Primatenverhalten, kein Canidenverhalten.

    Solange man halbwegs die Kirche im Dorf lässt... Hunde verstehen uns mit Sicherheit besser, als wir sie!

    :gut: Seh ich genauso.

    Bei meinem älteren Rüden habe ich manchmal auch das Gefühl, dass er viel mehr versteht als man ihm so zutraut. Gut, der lebt auch schon seit fast zehn Jahren mit mir zusammen, da ist ein bisschen Gedankenlesen wahrscheinlich unausweichlich. ;)

  • Mir ist heute beim Gassi aufgefallen, wie viel ich mit Matti spreche und wie "verständig" er reagiert. Ich sage "Warte mal!" und er trödelt auf der Stelle rum, bis ich rangekommen bin, ich sage "Geh mal 'nueber und lass das Hundi in Ruhe!"- er wechselt die Seite und würdigt den anderen Hund keines Blickes mehr. Lauter solche Alltäglichkeiten, die mir gar nicht so bewußt sind. Nix beigebracht von mir, sondern gelernt von ihm, indem er mich beobachtete und Worte mit Handlungen selbständig verknüpfte. Das kennt wohl jeder von seinem Hund, aber hin und wieder wird mir bewußt, wie eng die Symbiose zwischen 2 Spezies sein muß, um dieses gegenseitige Verstehen zu erreichen. Ich frage mich, ob wir ohne ein bißchen Vermenschlichung auch dahin gekommen wären.

  • Ich spreche meiner Hündin keineswegs Emotionen und Einfühlungsvermögen ab, jedoch bin ich nicht bereit zu glauben, dass sie über echtes Sprachverständnis verfügt.

    Eine Freundin von mir nennt sowohl ihren Hund, als auch ihren Partner "Schatz". Einmal stand sie auf dem Balkon und sagte "Schatz, kannst du mir bitte helfen, die Wäsche aufzuhängen?" (gemeint war der Partner). Daraufhin kam der Hund auf den Balkon, nahm Kontakt zu ihr auf und schnupperte an dem Wäschekorb. Sie war danach der felsenfesten Überzeugung, der Hund habe auf ihre Bitte um Hilfe reagiert und das finde ich doch ziemlich... belämmert, um es klar zu sagen. Der Hund reagiert vielleicht auf das "Schatz", weil er es als seinen Beinamen kennengelernt hat, aber er versteht wohl kaum, was sie danach gesagt hat und dass er ihr mit der Wäsche helfen wollte, gehört für mich ins Reich der verrückten Wunschvorstellungen.

    Meine Hündin hört auch auf "Warte mal" und "Komm hier rüber" und sowas. Ich bin mir aber sicher, dass sie nicht den Inhalt dieser Anweisungen begreift, sondern schlichtweg ziemlich gut darin ist, meine Körpersprache und Stimmlage zu interpretieren. Sie heißt Lotta, reagiert aber genauso auch auf "Motte", "Trulla", "Püppi" etc., einfach weil sie eine Ansprache am Wortklang erkennt. Ich glaube, dass sie nichtmal weiß, was ein Name ist und schlussendlich einfach nur auf das Markerwort "Lotta" reagiert, weil sie es durch dauernde Verwendung mit sich selbst verknüpft hat.

  • Wieso sollten Hunde keine Worte verstehen? Natürlich können sie das, je nach Talent, Lehrzeit (oder auch Rasse) unterschiedlich viele, aber nachgewiesen können sie es. Wahrscheinlich fehlt ihnen das Verständnis für Zeitwörter, aber aus dem Satz "Gleich kommt Oma." versteht Gimli "Oma kommt" und freut sich eckig, weil Oma Frolic - Leckerli mitbringt.
    Also, einem Hund das Verstehen einzelner Wörter abzusprechen finde ich reichlich absurd. Das hat mit Vermenschlichung überhaupt nichts zu tun. Verstehen und selbst sprechen zu können sind zweierlei Schuhe.

  • Also ich vermenschliche meinen Hund. Definitiv.
    Ich bekomm von Männe auch oft genug ironische Kommentare dafür, ist mir egal. Statt "sitz" sag ich manchmal zu Momo: "Manno, setz dich doch mal endlich hin" oder statt "bleib" sag ich genervt "Himmel, renn mir nicht ständig hinterher" und er reagiert. Ich glaub nicht, daß er es wörtlich versteht aber er macht es. Vielleicht liegts auch nur am Tonfall, er merkt ja, wenn ich ihn anbratz, wenn er mich nervt.
    Ich bin auch nicht sauer, wenn mir jemand sagt, daß ich ihn etwas vermenschliche, viel schlimmer ist es, wenn man sagt, er wäre ein Kinderersatz. Das ist er definitiv nicht (hab genug Kinder und Enkel).
    Warum soll ich nicht merken, wenn er traurig ist, Schmerzen hat, mich doof findet oder auslacht? Ist doch o.k. Das gehört zu einer Beziehung dazu. Solange es nicht übertrieben wird oder ausartet, wieso denn nicht? Mir tut es auch gut, wir fühlen uns beide wohl dabei. Andere geht es nix an.

  • Zitat

    , jedoch bin ich nicht bereit zu glauben, dass sie über echtes Sprachverständnis verfügt.

    Zum einen reduzierst du damit Sprache auf das gesprochene Wort. Körpersprache ist auch Sprache und auch
    aus der menschlichen Kommunikation nicht wegzudenken.

    Zum anderen können Hunde (und andere Tiere) die Bedeutung von Worten durchaus verstehen. Siehe
    Spielzeugunterscheidung, wo der Hund die Namen der Spielzeuge erlernt. Oder auch der Hund, der gelernt
    hat was die Worte Sitz-Platz-Steh bedeuten und diese auch ausführt wenn er seinen Menschen nicht sieht.

    Ansonsten trifft es das sehr gut:

    Zitat

    Mir sind Leute lieber, die ihren Hund vermenschlichen, statt die, die dem Hund jede Gefühlsregung, Trauer, wut, Freude und auch eine Portion Humor absprechen, aber dafür glauben, der Hund hätte nur "Testen", "Rangordung" und "Dominanz" im Sinn. Gerade dieses Dominanzding ist die totale Vermenschlichung - dauernde Statuskämpfe und Konkurrenz sind Primatenverhalten, kein Canidenverhalten.

    Solange man halbwegs die Kirche im Dorf lässt... Hunde verstehen uns mit Sicherheit besser, als wir sie!

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