Das E-Bike ist ja nun da, aber ich will doch noch mal etwas sagen:
Wäre es vielleicht besser gewesen du hättest dich weniger auf den Hund versteift, sondern mehr auf deinen Vater?
In deinen Beiträgen kommt immer "Der Hund, der Hund, der Hund! Und ja, fürn Vater wärs ja auch besser. Und der Hund braucht!"
Ich glaube der Hund braucht garnicht soviel. Der hat Fressen, kommt mal raus und hat seine Person. Gut, er ist zu dick. Aber auch das kann sich geben sobald dein Vater einen Weg mehr raus findet.
Dein Vater ist es, der braucht. Und der braucht sehr viel, denn er ist in einer absoluten Ausnahmesituation. Eine Therapie mag hilfreich sein, aber Trauer läuft bei jedem anders. Und wenn man 30, 40 Jahre oder mehr jeden Morgen aufgewacht ist und der geliebte Mensch lag neben einem und nun nicht mehr... Dieser Mensch wird nie wieder dasein... Da fehlt soviel an Routine, an Geborgenheit, an den festen Ritualen die man als Paar im Lauf der Zeit entwickelt. Um sowas verarbeiten zu können braucht man mehr Zeit als 1 Jahr.
Dein Bruder sagt halt "Nö" und gut ist. Du aber sagst selten wirklich "Nö.", sondern du machst, unter anderem weil es deine Verantwortung ist. Und daran klammert sich dein Vater. Du bist die Person die da ist. Die einzige die noch wirklich da ist.
Und seine ganze Ambivalenz, die völlig normal ist nach so einem Trauerfall, die bekommst eben du ab.
Da scheint zwischen euch sehr viel im Argen zu liegen.
Das du dich nicht zerreißen kannst und auch garnicht sollst ist klar. Du hast eine Familie, eine Arbeit, du musst dein Leben haben.
Aber ich würde deinen Bruder ganz derbe ins Gespräch nehmen, es ist auch sein Vater.
Ansonsten wäre es ja vielleicht auch eine Option das dein Vater euch regelmäßig besucht. Wäre vielleicht auch schön für deine Kleine, so ein "Opa-Tag" in der Woche.
Wäre doch ganz gut für alle. du schnappst dir die 3 Hunde und lässt draußen mal alles abfallen, Opa spielt mit der Kleinen und so entwickeln beide ne gute Beziehung und Opa kriegt endlich mal wieder mehr Leben.
So ähnlich habe ich es mit meiner Großmutter gemacht, nach dem Tode von meinem Opa. Sie war so gefangen im Schock, in der Trauer, der Wut und Fassungslosígkeit... Sie hat begonnen stark zu trinken, ist nur durchs Haus gewandert, das war eine furchtbare Zeit. Ich musste um sie "helikoptern" damit sie weder sich was tut noch das Haus niederbrennt oder ähnliches.
Mein Sohn war damals Baby und der wurde ihr Anker. Ich hab oft so getan als hätte ich keine Ahnung. "Oma, wie mache ich am besten das und das?", "Ach Oma, sag mal, du hast früher für mich Saft gekocht, kannst du das noch? Wär doch toll für den Zwerg." und so weiter.
Schritt für Schritt kam dann die Frau wieder zurück die sie eigentlich ist.
Aber auch jetzt noch, nach 13 Jahren ohne meinen Opa, hat sie es noch nicht verwunden. Der Krebs kam zu plötzlich, war zu aggressiv und mitanzusehen wie ihr geliebter Mann förmlich aufgefressen wurde hat ihre Seele für immer gezeichnet.
Sie nimmt aber schon lange wieder teil am Leben, soviel sie eben mag. Ihr Urenkel ist ihr ganzer Stolz und wir sind alle froh das wir sie noch haben.
Ich wünsche euch alles Gute und mein Beileid für diesen furchtbaren Verlust.