Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Nee, alles gut, wir leben noch. :D
    Mein Kreislauf ist heute nicht mein Freund, liegt an der Gewitterluft, deshalb lieg ich so vor mich hin und hatte wenig Motivation, den Laptop anzuwerfen.

    Also, es war recht interessant, lief auch alles gesittet ab. Anwesend waren, gut an der Kleidung zu erkennen, hauptsächlich Landwirte, Jäger und ein paar Schäfer. Wir haben uns kurzfristig gefragt, ob wir grüne oder beige Jacken hätten anziehen sollen, um nicht so arg aus der Menge hervorzustechen, aber wir wurden auch so ganz freundlich aufgenommen.
    Nachdem das Feuer (mit dem Flammenwerfer :lol: ) angezündet worden war, sprachen einige Vertreter von Schäfern, diese hatten bereits Verluste zu verzeichnen, da sie sich eben an die zu Anfang propagierten 90cm Zaunhöhe gehalten hatten; ein Schäfer sprach von einem Wettrüsten mit dem Wolf, womit er ja durchaus Recht hat.
    Die Landwirte kamen zu Wort, die Naturfreunde, Bauern, Jäger und Elternvorsitzende des Waldkindergartens.
    Grundtenor war, wie ich nicht anders erwartet hatte, dass sich alle von der Anwesenheit des Wolfs unmittelbar Betroffenen von der Politik allein gelassen fühlen. Das wurde gestern Abend auch unmittelbar wieder bewiesen, der Bürgermeister von Goldenstedt, der eigentlich sein Kommen zugesagt hatte, erschien nicht. Ob er wohl Angst hatte, man könnte ihn über dem Feuer lynchen?
    Toll fand ich, dass sich von allen Beteiligten keiner pauschal dafür aussprach, die Wölfe grundsätzlich allesamt zu töten, sondern dass es hauptsächlich darum ging, bessere, weitreichendere und fairere Unterstützung von den offiziellen Stellen zu erhalten und vor allem nicht weiter ver*rscht zu werden.
    Ein Sprecher der Naturfreunde legte u.a. Gentests vor, nach denen unter den deutschen Wölfen schon längst auch Hybriden seien, was ja von den zuständigen Stellen auch noch gern bestritten wird. Die Frage, wie Hybriden im Gegensatz zu reinen Wölfen auf Menschen reagieren, wurde gestellt, es gab eine interessante Diaschau mit Luftaufnahmen unserer Region, um zu verdeutlichen, dass der Landkreis Vechta und Umgebung rein geografisch nicht wirklich für freilebende Wölfe geeignet ist mit seinen wenigen Wäldern, in denen überhaupt Wild zu finden ist, dem nahrungsarmen Moorgebiet, großflächigem Ackerbau und den vielen Schaf- und Kuhherden, die natürlich für Wölfe viel attraktiver sind als das schwerer zu erwischende Rehwild.

    Am Rande habe ich noch mitbekommen, dass es wohl im Vorfeld Drohungen von Wolfsfreunden gegen diese Veranstaltung gegeben haben soll. In der Zeitung war anscheinend eher ein negativer Grundtenor zu lesen gewesen, d.h. die Veranstaltung war in den Medien scheinbar eher anti Wolf angekündigt (Dazu kann ich nichts sagen, ich lese die OV nicht.).

    Insgesamt war es ein informativer Abend, und es war deutlich zu merken, dass keiner der Betroffenen generell gegen Wölfe eingestellt war, ebenso waren keine reinen Wolfskuschler anwesend.

    Der allgemeine Naturschutz kam auch zur Sprache, so wie @Chris2406 das ja auch erlebt: Sichere Zäune bedeuten eben auch, dass etliche schützenswerte Arten draußen bleiben müssen und ihnen früher mitgenutzte Weideflächen verloren gehen.

    Übrigens habe ich genau auf der gestrigen Veranstaltung den ersten Patterdale Terrier meines Lebens live gesehen und geknuddelt. Ein kleines, braunes Welpi, das, wenn's erwachsen ist, mal ein Jagdhund werden soll. :cuinlove:

  • In unserem kleinen Vordorf von Hannover scheinen sie eventuell auch angekommen zu sein. Laut unserem Käseblatt hier ist zeitgleich mit ein paar gemeldeten Sichtungen ein gerissenes Reh im Stadtpark gefunden worden. Unser “Stadtpark“ ist aber wirklich winzig und mitten im Zentrum unserer Stadt. Direkt daneben ist ein großer Baumarkt, ein größeres Einkaufszentrum, das Hallenbad, mehrere Sportplätze usw. Das wäre nun wirklich gar nix mehr mit scheu...
    Da direkt daneben auch unser Tierarzt und die (aber eigentlich sehr schlecht besuchte) Hundewiese sind, hoffe ich ehrlich gesagt auf einen Hund :/

  • Danke, @Sunti !

    Grundtenor war, wie ich nicht anders erwartet hatte, dass sich alle von der Anwesenheit des Wolfs unmittelbar Betroffenen von der Politik allein gelassen fühlen.

    Toll fand ich, dass sich von allen Beteiligten keiner pauschal dafür aussprach, die Wölfe grundsätzlich allesamt zu töten, sondern dass es hauptsächlich darum ging, bessere, weitreichendere und fairere Unterstützung von den offiziellen Stellen zu erhalten und vor allem nicht weiter ver*rscht zu werden.

    Wolfsfeuer gibts hier noch nicht - aber sehr ähnlich ist es auch auf reinen Herdenschutz-Veranstaltungen. Da gibt es schon auch immer so Aussagen wie "wir brauchen den Wolf nicht", aber pauschale Abschuss-Forderungen sind fast immer ein Ausdruck der Hilf- und Machtlosigkeit und der Frustration, weil effizienter Herdenschutz und das wissen die Tierhalter, eben so einfach nicht ist, wie es gern dargestellt wird.

    Am Rande habe ich noch mitbekommen, dass es wohl im Vorfeld Drohungen von Wolfsfreunden gegen diese Veranstaltung gegeben haben soll. In der Zeitung war anscheinend eher ein negativer Grundtenor zu lesen gewesen, d.h. die Veranstaltung war in den Medien scheinbar eher anti Wolf angekündigt

    Ja, es ist schade, sowas liest man leider auch in den Kommentaren zu Wolfsfeuer-Berichten z. B. auf der FB-Seite vom Freundeskreis.
    Es wäre schön, wenn die Wolfsfreunde die Intention der Wolfsmahnfeuer richtig interpretieren könnten - nämlich als ein friedliches Aufmerksam-Machen auf die großen Herdenschutzprobleme, sowie eine Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs, sowohl für Tierhalter als auch für die sonstige Landbevölkerung. Der Wolf IST nun mal ein grosses Problem für die Tierhalter, dieses Problem totzuschweigen, nicht wahrzunehmen oder gar abzustreiten, ist da einfach falsch.

    Insgesamt war es ein informativer Abend, und es war deutlich zu merken, dass keiner der Betroffenen generell gegen Wölfe eingestellt war, ebenso waren keine reinen Wolfskuschler anwesend.

    Danke für Deinen auführlichen Bericht.

    LG, Chris

  • Sammelsurium vom WE:

    Wieviel Wolf ist zumutbar?
    Der Artikel bringt viele überall auftretenden Probleme auf den Punkt.


    Zitat

    Hier im Landkreis haben wir vier offiziell bestätigte Rudel, von den 46 in ganz Deutschland. Mit den Regionen um Karow und Schopsdorf haben wir aktuell zwei Hotspots im Landkreis. Hier hat es bereits in diesem Jahr zweistellige Risszahlen gegeben. In Karow hat sich der Wolf neun Kälber geholt, in Schopsdorf sieben. Hinzu kommen noch etliche vermisste Tiere, für die die Landwirte übrigens keine Entschädigung bekommen. In Schopsdorf sind es 14 vermisste Kälber allein in diesem Jahr. Vom Land wurden zwar kurzfristig Schutznetze zur Verfügung gestellt, aber diese reichen nur für sehr kleine Areale und sind langfristig keine Lösung für das Problem. Wir wünschen uns vom Ministerium, dass die Wolfsthematik nicht verharmlost wird und die Probleme der betroffenen Tierhalter ernst genommen werden. Jeder Mensch kann doch erkennen, dass sich der Wolf nicht immer so verhält, wie es vorhergesagt wurde. Das Problem wird sich noch verschlimmern.


    Wo Wölfe rumkaspern, kommen die Wolfs-Touris auch gern hin:
    "Wird der Wolf zum Tourismus-Magneten?" - Stade - kreiszeitung-wochenblatt.de
    In Brockhimbergen haben die Wolfstouris den Leuten vor Ort auch schon das Leben schwer gemacht. Die einen wollen die Wölfis vergrämen - die anderen wollen aber doch unbedingt endlich mal nen Wolf sehen.....


    Mecklenburg-Vorpommern:
    diskussion-ueber-den-wolf-in-mv-id16805116.html

    Egal welches Bundesland - es läuft immer wieder auf dasselbe hinaus - die Tierhalter stehen mit ein paar Almosen versehen, allein im Regen, was den Wolf und den damit verbundene Aufwand für den Herdenschutz angeht:


    Zitat

    Der Schäfer aus Langsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) hat 1200 Mutterschafe und fragt sich, wie er diese langfristig vor der stetig wachsenden Wolfspopulation in Mecklenburg-Vorpommern schützen soll. „60 000 Euro, dass ist der Kostenvoranschlag für einen Schutzzaun um meine Herde“, sagt er am Freitagvormittag auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Die Rückkehr des Wolfes – Bedrohung oder Bereicherung“ zu der die Konrad-Adenauer-Stiftung und die CDU-Landtagsfraktion eingeladen haben. Ein Schäfer verdiene 5,32 Euro pro Stunde. „Wir brauchen finanzielle Unterstützung, denn solche Summen gibt die Schafhaltung nicht her“, rechnet er vor und erntet für die klaren Worte Beifall von seinen Berufskollegen. Doch die finanzielle Unterstützung fehlt, dass klingt in der Diskussionsrunde im voll besetzten Saal im Güstrower Kurhaus am Inselsee immer wieder an.


    Vermutlich Wolf im Park eines Seniorenwohnparks in Brandenburg, Henningsdorf gesichtet:
    Hennigsdorf – Wolf in der Wolfstraße gesichtet – MAZ - Märkische Allgemeine


    Zitat

    Wenn jemand vor dem Wolf wegrennt, könnte das einen Reflex beim Tier auslösen“

    Wegrennen. Im Seniorenwohnpark. Oder meint er die Pflegekräfte? :lol:


    Was darf der Wolf alles?
    Drachhausen: Was darf der Wolf alles?

    LG, Chris

  • Das ist sehr böse!

    Nein, nur Krankenschwestern-Realismus. :lol:
    Ich würde auch nicht wegrennen, sondern meinen Patienten den Rollator entreissen und ihn dem Wolf entgegenwerfen oder so. ;)

    Kein schöner Anblick - in Slowenien wurde eine QH-Stute unter der Geburt von Wölfen angefallen und lebendig angefressen. 2 Fohlen sind tot, die Stute ist z. Zt. in der Klinik:
    photo.php?fbid=1442251165796411&set=pcb.1442251489129712&type=3&theater

    Und nein, wenn ich so etwas hier einstelle, geht es mir nicht darum, den Wolf schlecht zu machen, sondern andere Pferdehalter für das Thema Herdenschutz zu sensibilisieren. Pferde gehören, so wie Rinder ja bis vor einiger Zeit auch, für die offiziellen Stellen in die Rubrik "vom Wolf nicht gefährdet". Auf diese Aussage können sich Pferdehalter genau so wenig verlassen, wie Rinderhalter.

    Herdenschutz in Spanien:
    ?type=3&theater
    Im Bericht gehts mehr um die Zäune.
    Bei den Rindern, die in Spanien auf Freiweide laufen, sind genauso HSH im Einsatz, wie bei Schafen auch.

    LG, Chris

  • Kein schöner Anblick - in Slowenien wurde eine QH-Stute unter der Geburt von Wölfen angefallen und lebendig angefressen. 2 Fohlen sind tot, die Stute ist z. Zt. in der Klinik:
    photo.php?fbid=1442251165796411&set=pcb.1442251489129712&type=3&theater

    Und nein, wenn ich so etwas hier einstelle, geht es mir nicht darum, den Wolf schlecht zu machen, sondern andere Pferdehalter für das Thema Herdenschutz zu sensibilisieren. Pferde gehören, so wie Rinder ja bis vor einiger Zeit auch, für die offiziellen Stellen in die Rubrik "vom Wolf nicht gefährdet". Auf diese Aussage können sich Pferdehalter genau so wenig verlassen, wie Rinderhalter.

    Ach komm - die sind doch selber schuld die Halter.
    Diese Antwort würden dir die meisten Pferdehalter ganz trocken geben. Sie fühlen sich davon überhaupt nicht betroffen. Alles Panikmache. :fear:

  • @Theobroma Das ist auch der Haupttenor in einer Gruppe, in die der Beitrag gestern geteilt wurde. Mich nervt diese komische Denke der Pferdebesitzer. Auf der einen Seite "Der arme Wolf, alle wollen ihm nur böses. schön dass er zurückkommt und Pferde wird er eh nieee angreifen" und wenn es dann doch Pferde betrifft, ist natürlich der Pferdebesitzer selber Schuld. niemand weiß aber, ob es dort schon öfter Angriffe von Wölfen gegeben hat.

  • Wir würden uns selber die Schuld geben, wenn ich den Zaun so lassen würde wie jetzt und die Pferde so laufen lasse wie jetzt. Wer soll auch außer uns selber die Schuld haben?
    Wenn wir aber den Zaun so gut wie es geht sicher gegen den Wolf gemacht haben usw., dann würden wir uns auch nicht die Schuld geben.

    Klar pennt die Politik und müsste Förderungen und Fördermittel freigeben. Sie müssten auch ein Konzepte zur Vergrämgung umsetzten usw. Sie müssten allen Weidetierhaltern, egal ob Landwirt, Schäfer, Pensionsbetreiber oder Hobbyhalter, unterstützen und helfen.
    Trotzdem würden wir uns die Schuld selber geben, so lange wir nicht alles gemacht haben was wir konnten.

    LG
    Sacco

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!