Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich glaube ja, wenn erst Pferde gerissen werden, dann setzen sich Menschen dafür ein, dass Wölfe geschossen werden. Weil da viel mehr Emotionen und Geld dran hängen.

    Na ja, die richtig "edlen" und teuren Pferde stehen ja immer schön gesichert in Boxen und haben höchstens mal Freilauf unter Aufsicht (die könnten sich ja verletzen).

  • So ein paar Risse gehören halt dazu. Ich finde das traurig, dass Menschen so über Nutztiere und andere Menschen denken (denen es ja "nur" ums Geld geht - dass da Existenzen dranhängen, mei Pech gehabt).

    Ja, es gibt da in Sachen Wolf eindeutig eine 2-Klassen-Gesellschaft in Sachen "Opfer".
    Ich finde das vor allem deshalb schade, weil die Gemeinschaft der Tierhalter-Verbände, wenn endlich mal alle zusammen halten würden, sehr viel mehr erreichen könnte, als wenn man da einzeln rumprockelt.


    Die Pferdehalter fühlen sich momentan noch relativ sicher - aber Butter bei die Fische, so ging es vielen Rinderhaltern bis vor einiger Zeit auch noch. Seit die Rinder-Risse zunehmen, rücken Rinder- und Schafhalter in Sachen Herdenschutz-Interesssen deutlich näher zusammen. Obwohl da auch Welten zwischen sind.


    Wenn mir der Erste erklärt, dass es "Natur" ist, wenn meine Tiere gerissen werden, baue ich alle Zäune ab und lasse meine Rinder samt Mc`s frei - dann können wir weiter über "Natur" sprechen.


    Seit Jahrhunderten auf Umgänglichkeit selektierte Nutztiere auf eingezäunter Fläche sind keine Natur. Sondern Lebewesen, die als gesamtgesellschaftliche Aufgabe vor den Wölfen geschützt werden müssen. Und an dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe sollten alle Tierhalter gemeinsam arbeiten. Und nicht gegeneinander.


    LG, Chris

  • Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich als Pferdehalter nicht wirklich sicher fühle. Schon lange nicht mehr. Wer an Rinder geht und denen die Kälber "klaut", also dass derjenige Hemmungen vorm wesentlich weniger wehrhaften Pferd hat.. Wunschglaube.
    Ich hab mein Pferd immer noch recht sicher gewähnt, da sie nachts auf einem Paddock auf dem eingezäunten Hof steht. Nur ca 100m vom Haus weg. Nun überlege ich schon, ob wir den Zaun (Wildschutzzaun, eigentlich gedacht um die Hunde drin zu behalten) und vor allem das Tor zur Koppelwelt (rund 1,50 aus Holz) nochmal extra sichern sollten und wenn ja wie...


    In Offenstallhaltung mit 20-30Hektar Weiden dran (nicht unüblich hier bei uns) würde ich mein Pferd nicht mehr haben wollen obwohl meine kleine Maus dabei am glücklichsten wäre.. :( : da fängt es schon an, dass man die Sicherheit der Tiere übers Tierwohl stellt... und nur weil niemand willens ist den Wölfen klar zu machen, dass Siedlungen und Nutztiere tabu sind?


    In der Nacht, wo es meine Bekannten getroffen hat, war ja noch ein zweiter Betrieb betroffen. Da waren sie in der Folgenacht wieder. 14 Schafe ca tot.

  • Die Bundesländer sagen, dass der Herdenschutz auf Rinderflächen in Sachen Förderungen zu teuer ist.
    Und lassen die Grossviehhalter damit vollkommen im Stich.


    Wieder 2 Kälber gerissen:
    Wolf reißt zwei Kälbchen


    Für das Cuxland gibt es eine Hochrechnung, dass, wenn man im Umfeld der bekannten Risse im 50km-Radius die Flächen wolfssicher einzäunen wollte, dafür 180.000 Hektar eingezäunt werden müssten - die Kosten dafür gehen in den
    € 20.000.000-Bereich. Dass das von den Tierhaltern nicht allein getragen werden kann, muss doch wohl klar sein. Und dass es ohne effektiven Herdenschutz nicht geht, ebenso.


    Und wie schwierig dieser Herdenschutz oft ist, kann man hier mal nachlesen:
    grenzen_des_herdenschutzes_insbesondere_in_kuestennaehe.pdf
    Der Text bezieht sich hauptsächlich auf Küsten und Co - aber auch die Mittelgebirgslagen haben ihre ganz besonderen Probleme - am Hang ist ein 90-cm-Netz, wenn man oberhalb steht, halt nur noch kniehoch. Die oft steinigen Böden und später Schneefall im Frühjahr und früher Schneefall im Herbst machen es nicht leichter.



    Nun überlege ich schon, ob wir den Zaun (Wildschutzzaun, eigentlich gedacht um die Hunde drin zu behalten) und vor allem das Tor zur Koppelwelt (rund 1,50 aus Holz) nochmal extra sichern sollten und wenn ja wie...


    E-Zaun vorbauen, oben drüber 2 Reihen im Plus-Minus-System, damit die Erdung da ist, und Verwandtschaft von den Mc`s. An bestehende Holztore kann man je nach Maß Doppelstabmatten oder Estrichmatten festschrauben und auch da mit Abstandsisolatoren noch E-Zaun-Sicherung mit Torgriffen installieren.


    Ich bau ja auch am Winter-Nacht-Hochsicherheitstrakt.


    LG, Chris

  • Ja so in die Richtung habe ich auch überlegt. Mal sehen ob ich meine Vermieter überzeugen kann. Hier glauben die Pferdehalter eben auch noch, dass sie sicher sind, dass Pferde verschont bleiben. Zu meinen Bekannten sagte der Wolfsberater, dass die Wölfe an Sportpferde nicht dran gehen. Pferdestall ist ja direkt neben dem Schafstall. Also muss ich wohl Sportpferd auf mein Pony schreiben. :???:


    Auf den Marschwiesen in Norddeutschland möchte ich keine Herden sichern müssen. Definitiv nicht. Ich kann jeden verstehen, der angesichts der Herausforderung Tiere schützen und dafür die letzten Gewinne verbraten (Landwirt muss ja von nichts leben) und null Freizeit mehr haben oder Verluste in Kauf nehmen, da Zaun und ggf Hunde teurer als der Wert der gerissenen Tiere oder aufgeben und sich einen ruhigen 8-16.30 Job suchen, sich für die letzte Variante entscheidet. Weil Variante zwei können nur wenige abgebrühte und Variante eins, da geht man irgendwann dran kaputt.

  • Das muss man sich anschauen - Wolf auf einer Rinderweide, der Landwirt brüllt sich die Seele aus dem Leib und den Wolf interessiert es nicht die Bohne. Lass da ein Kalb am Zaun liegen, da liegen sie gern, das hat der sich schneller gepackt, als man vom Trecker ist und durch den Zaun gezogen.
    ?type=2&theater


    Wenn ich so etwas sehe, wird mir echt ganz anders. :lepra:
    Wir haben nun auch die Weidesasion begonnen, am Montag gehen die ersten Tiere ins Moor.
    Im Moor haben wir reine extensiv Flächen, auf zwei davon stehen von Frühjahr bis spät Herbst unsere ganzen Jungtiere.
    12 ha verteilt auf zwei Flächen.
    Wie soll man die Wolfssicher einzäunen?


    Das Projekt von dir @Chris2406 finde ich echt super mit den HSH, aber wie ist so etwas, für uns als normaler Landwirt, der seinen Tieren Weidegang ermöglichen möchte, machbar?
    Wenn ich meine Schafe noch mit zähle, haben wir auf 5 Flächen Tiere von Frühjahr bis Herbst laufen, einige Flächen sind so groß und mit einer Stückzahl an Tieren versehen, da braucht man mind. 2 HSH, die dort aufpassen....
    Und was mache ich im Winter mit den ganzen Hunden (zumal wir so viele Hunde gar nicht halten können) wenn die Tiere aufgestallt sind und hier mehrmals die Woche der Besamer, Vertreter, Schrotlieferranten etc. übern Hof laufen?


    Wir haben auch schon darüber gesprochen und ganz ehrlich, sollte sich der Wolf hier auch wieder ansiedeln, dann wird es uns nicht mehr möglich sein, unseren Tieren Weidegang zu ermöglichen :ka:


    Der letzte Wolfsberater hier bei uns, der es ins Gespräch gebracht hat, den Wolf wieder ins Jagdrecht mit aufzunehmen, der hat sein Amt im übrigen ganz schnell niedergelegt, nach dem nicht nur er, sondern auch seine Kinder Morddrohungen bekommen haben und er besser Nachts kein Auge mehr zu machen sollte, sollte er es schaffen, dass der Wolf wieder ins Jagdrecht aufgenommen wird.
    Erschreckend so etwas...

  • aber wie ist so etwas, für uns als normaler Landwirt, der seinen Tieren Weidegang ermöglichen möchte, machbar?

    Wenn grundsätzlich die Möglichkeit und die Bereitschaft besteht, evtl. auch nur für einige Tiergruppen (Jungrinder, Mutterkühe mit Kälbern, besonders gefährdete Flächen) dann nur, indem eine volle Kostenübernahme für Anschaffung und Unterhalt der Hunde vom Land zugesichert wird.


    An normalen Hofverkehr gewöhnen sich die Hunde - hier kommen ja auch regelmäßig Tierarzt, Hufschmied und Co.


    Es gibt mittlerweile schon einige Rinderhalter, die auf HSH setzen, durch das Projekt bedingt, habe ich schon zahlreiche Telefongespräche deshalb geführt und auch Besucher gehabt - aber es ist eben auch absolut nachvollziehbar keine Lösung für alle durch die Bank. Es ist auch keine "mal eben schnell" und keine bequeme Lösung. Aber dort, wo es in Frage kommt, muss von oben unterstützt werden. Anders ist das nicht zu leisten von den Tierhaltern.


    Die Hunde haben einige Nebeneffekte, die man mit bedenken sollte:
    Die Rinder bleiben ruhiger, wenn was ist. Sprich, die Ausbruchsgefahr reduziert sich. Die Stress-Folgen reduzieren sich. Die machen ja für von Rissen betroffenen Betriebe mit einen unkalkulierbaren Teil der Folgeschäden aus.
    Die Zäune können beim Einsatz der Hunde moderater bleiben - bei manchen Rinderhaltern in Risikolagen würden die bereits vorhandenen Zäune beim Einsatz von Hunden bereits ausreichen.


    Ganz ohne irgendwas an Herdenschutz bleibt die Weidehaltung von Rindern auf der Strecke. Da helfen auch Entschädigungen für Risse nichts, wenn die Herden verstört sind, Mutterkühe stressbedingt verkalben oder nicht aufnehmen, die Gewichtszunahmen auf der Strecke bleiben, die betreuenden Personen durch die nervösen Rinder gefährdet sind. Das kommt in der Rinderhaltung ja noch als wesentlicher Aspekt dazu.


    Es ist ein verdammt schwieriges Themenfeld. Ja.


    LG, Chris

  • Reichen z.B. 2 HSH, wenn ein Rudel Wölfe kommt oder braucht man da mehr HSH? Oder richtet sich die Anzahl der HSH nur nach der größe der Herde?


    Lg
    Sacco

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!