Echte Wölfe und blöde Fragen
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mittendrin -
27. Juli 2013 um 09:58 -
Geschlossen
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Dass die Bestandsregulierung durch die Jagd nicht in dem Sinne funktioniert, als dass man eine niedrigere Wilddichte erreicht mag ja stimmen. Bei Wildschweinen gibt es auch tatsächlich die Theorie, dass wenn man das falsche Tier aus der Rotte schießt, es zu einer erhöhten Vermehrung kommt, weil die Leitbache den Zyklus der jüngeren Bachen kontrolliert. Das kann man aber zum Beispiel für Hirsche und Rehe nicht einfach so übernehmen. Und mit absoluter Sicherheit ist die Jagd nicht schuld an zunehmenden Beständen bei Reh und Hirsch. Das würde ja bedeuten, dass die Bestände zurück gingen oder gleich blieben, würde man damit aufhören. Und das behauptet nicht mal der Herr vom Wildtierschutz, was ja schon was heißen will.
Ich muss zugeben, dass ich bei diesen Jagdgegner-Seiten häufig etwas die Krise kriege, weil dort viel mit Emotionen gearbeitet wird und wissenschaftliche Erkenntnisse nur sehr gefiltert weiter gegeben werden. Es werden vermeintliche Fakten möglichst wissenschaftlich dargestellt, während andere Fakten nicht erwähnt werden. Otto Normal ist dann schnell überzeugt, das Jagd komplett unnötig ist. Beispielsweise steht dort mit keinem Wort, dass es in der letzten Zeit vermehrt sehr gute Mastjahre gab, was unter anderem am gesteigerten CO2-Gehalt in der Luft und am Waldsterben liegt (Bäume produzieren meist besonders viele Samen, wenn sie nicht gesund sind, um in die kommende Generation). Die Produktivität in der Landwirtschaft ist im gleichen Zeitrum deutlich gestiegen. Auch da finden die Tiere mehr Nahrung als noch in den 80ern. Dazu kommen die immer milderen Winter, was besonders für das Überleben der Frischlinge eine entscheidende Rolle spielt, die durch mehr Nahrung gleichzeitig auch noch früher geschlechtsreif werden. Aber all das wird dort mit keinem Wort erwähnt.
Und leider ist für mich das Wort "Tierschutz" inzwischen echt schon negativ belegt, weil es meist etwas völlig anderes ist als "Naturschutz". Im Tierschutz zählt oft nur das Individuum - eben alles, was Augen hat. Das Ökosystem hat leider keine Augen.
Wer regelmäßig durch den Wald geht, der möge mal darauf achten: Wenn man so kleine Umzäunungen sieht, in denen junge Bäume nicht in Reih und Glied stehen, dann handelt es sich oft um sogenannte Weiserflächen. Da baut der Forst einen Zaun mitten in den Wald, so dass da keine Tiere mehr rein können. UInd dann wird über Jahre beobachtet, wie sich die Vegetation im Zaun im Vergleich zu der Fläche daneben entwickelt. Und das ist echt in vielen Revieren krass: Daneben gibt es überhaupt keine "Naturverjüngung", also null junge Bäume, die überhaupt groß werden.
Warum erzähle ich das? Weil es hier in der Nähe vor zig Jahren einen Wechsel in der Leitung eines großen Forstamtes gab. In den betroffenen Revieren war der Wildbestand so hoch, dass es quasi gar keine Naturverjüngung mehr gab. Der neue Chef hat auf den Putz gehauen und die Abschusszahlen hochgeschraubt. Wenn man jetzt Fotos vom Wald heute im Vergleich zu vor 20 Jahren sieht, gehen einem die Augen über. Damals waren das nur alte Bäume, darunter wuchs absolut nix. Heute gibt es wieder die klassischen "Etagen". Das ist für mich das beste Beispiel, dass Jagd als Regulationsfaktor funktioniert. Das muss nur System haben.
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Hi,
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Wundervoll erklärt, Etagen braucht der Wald und die Lebewesen, die in ihm wohnen und das sind so unendlich viel mehr als Wildschwein&Reh..
Wie war das noch, mit der Gansplage in einem Teil der Schweiz, die nicht bejagt werden durften, um zum Schluss einen Teil zu fangen und zu vergasen?! Weil sich der Bestand eben genau nicht selbst reguliert hat?
Oder an manchen Orten vom Aussterben bedrohte Füchse, weil eben nicht bejagt, bis Krankheiten den Bestand in die roten Zahlen gebracht hat?!
SO kann das dann auch aussehen. Sehr nett für die Tiere... Verhungern, Räude, Staupe, Tollwut und co...
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Bei uns haben Füchse nicht mal Schonzeit. Die dürfen hier wirklich aus Jux und dollerrei geschossen werden.
Ich weiß das der Graf, dem gehört ein riesiges Jagdgebiet auf der anderen Hügelseite, sehr gerne auf Füchse schießen lässt, bzw selber schießt, während der Jagdzeit alles abballert, was ihm vor die Flinte kommt, jede Woche Treib- und Drückjagden veranstaltet und auch eine Prämie auf jedes erlegte weibliche Tier ausgesetzt hat.
Da muss ich sagen, Wald hin oder her, das ist schon echt krass und ich finde es sehr übertrieben.
Ich weiß allerdings auch, das die örtlichen Jäger alle sehr schlecht über den reden und die, die wirklich einfach nur töten wollen, zu dem gehen und in seinem Revier schießen.Es muss einfach ein gesundes Mittelmaß sein.
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Man kann es doch eigentlich auf einen Satz runterbrechen:
So lange der Mensch in ihr lebt, kann sich die Natur nicht selbst regulieren. -
da hast du vollkommen recht
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Warum erzähle ich das? Weil es hier in der Nähe vor zig Jahren einen Wechsel in der Leitung eines großen Forstamtes gab. In den betroffenen Revieren war der Wildbestand so hoch, dass es quasi gar keine Naturverjüngung mehr gab. Der neue Chef hat auf den Putz gehauen und die Abschusszahlen hochgeschraubt. Wenn man jetzt Fotos vom Wald heute im Vergleich zu vor 20 Jahren sieht, gehen einem die Augen über. Damals waren das nur alte Bäume, darunter wuchs absolut nix. Heute gibt es wieder die klassischen "Etagen". Das ist für mich das beste Beispiel, dass Jagd als Regulationsfaktor funktioniert. Das muss nur System haben.
Danke, auch für diesen Absatz.
Kennst Du das Buch von Peter Wohlleben "Das geheime Leben der Bäume"?
Noch nie hat mir jemand näher gebracht, wie Wald "funktioniert".
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Ich muss zugeben, dass ich bei diesen Jagdgegner-Seiten häufig etwas die Krise kriege, weil dort viel mit Emotionen gearbeitet wird und wissenschaftliche Erkenntnisse nur sehr gefiltert weiter gegeben werden. Es werden vermeintliche Fakten möglichst wissenschaftlich dargestellt, während andere Fakten nicht erwähnt werden. Otto Normal ist dann schnell überzeugt, das Jagd komplett unnötig ist.
Natürlich muß man bei solchen Seiten mißtrauisch sein. Das gilt für alle Seiten im Internet, die - egal, worum es geht - entweder nur pro oder contra sind.
Und ich denke nicht, daß Jagd unnötig ist. Ohne große Raubtiere brauchen wir die Jagd.
Also bitte meinen Post oben nicht falsch verstehen!
Es ist eben eine Gratwanderung, was muß und was vielleicht nicht muß.
Und wenn die Wildschweine schon in die Gärten kommen, wie hier in der Gegend, dann muß natürlich was getan werden.
Das mit dem selbst regulieren in der Natur ist zugegeben grausam für die betroffenen Tiere, aber es ist Natur. Ich fand es auch alles andere als toll, als vorm Haus ein Waschbär mit Staupe-Anfall herumirrte, oder als ich den Fuchs im Wasser fand, der nicht mehr merkte, daß sein Kopf unter Wasser war. Die taten mir auch leid. Also bitte nicht falsch verstehen! Die Natur ist grausam. -
So hatte ich das auch nicht verstanden, keine Sorge. Ich bezog mich weniger auf dein Posting als auf die verlinkte Seite, wo eben mal wieder genau so vorgegangen wurde, wie auf vielen Jagdgegner-Seiten: Alle passenden Fakten als Wahrheit verkaufen und die unpassenden weg lassen. Da geht's dann schon mal mit mir durch.
Ist bei den Wolfsromantikern ja das gleiche. Ich bin auch total pro Wolf, aber bitte realistisch und nicht die Ruf-Klatsch-reguliert-sich-von selbst-Romantik-Version. Natur ist, wie du auch schon schriebst, alles andere als romantisch.
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Mit abschießen der Wildschweine machen sie die Plage noch größer, da sich dann die überlebenden Tiere um so mehr vermehren und hinterher mehr Wildschweine da sind als vorher. Dasselbe gilt auch für Rehe, Waschbären, Füchse...
Ohja, den Aufschrei will ich hören wenn man die Wildschweine einfach mal machen lässt bis die natur das regelt.
Und vor allem das Entsetzen wenn die ersten sterbenden/toten Viecher mitten auf dem schönen Spazierweg rumliegen und elendig verrecken.
Bis dahin haben sie dann allerdings 2/3 der Felder in der Umgebung komplett zerstört, sind in jedem Innenstadtpark und die Schäden im Verkehr werden explosionsartig in die Höhe geschnellt sein.Und ganz bestimmt mag jeder so einem kuscheliges 150 Kilo Teilchen begegnen, das dank Schweinepest mit Nasenbluten und Krämpfen im eigenen Vorgarten vor sich hin stirbt.
Die Natur ist nicht nett. Das war sie nie und wird sie nie sein. Wir Menschen haben uns ausgebreitet, uns als "Herr über alles" aufgeschwungen.
Und damit sind wir auch dafür verantwortlich das Tiere, die sich wegen unserer Lebensweise so stark vermehren, möglichst ohne Leid in Schach gehalten werden.
Denn wir sind es doch die in erster Linie schuld daran sind. -
@Sus.scrofa wie groß sind denn Weiserflächen normalerweise? Wir haben in einem Trainingsgebiet eine eingezäunte Fläche (ca 30*30 m) und uns schon länger gefragt was das ist.
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