Sind Tierversuche moralisch vertretbar?

  • Das ist in gewisser weise ein moralisches und philosophisches Dilemma...
    Ohne solche Experimente, an Tieren sowie an Menschen, wären wir heute NIEMALS auch nur ansatzweise auf dem medizinischen und wissenschaftlichen stand, wie wir nunmal sind.
    Man denke an Erkenntnisse in der Reizweiterleitung, Funktion von verschiedenen Nervenbahnen und hirnarealen (Stichpunkt Läsionsexperimente), Zusammenspiel des Organismus, Reaktion des Körpers auf verschiedene Einwirkungen, Wirkung von Medikamenten, operationstechniken (um zu wissen, wie man einen Arm neu annäht, musste man erstmal wissen, wies NICHT geht... Hier darf jeder selbst weiterdenken...).

    Nach heutigem stand und auch einfach persönlich finde ich diese Experimente auch mehr als verwerflich, und heutige gibt es weit andere Möglichkeiten zu experimentieren (umkehrschluss: experimentieren um neue experimentmethoden zu entwickeln) - aber leider ist es so passiert und leider oder Gotteseidank haben viele (aber nicht alle) solche Experimente große Fortschritte gebracht.

    Trotzdem: nicht der Zweck heiligt die mittel!!! Dass mich hier niemand falsch versteht, ich bin nicht pro-Tierversuche!!

    Helleschatten, im Studium bekommt man nicht nur die Ergebnisse vermittelt, sondern auch wie die Zustande kamen. Man muss wissen, wie der versuchsaufbau aussah, welche Variablen und Hypothesen mitspielen...
    Wir werden in Klausuren des Öfteren gebeten, gewisse versuchsaufbauten zu beschreiben/skizzieren. Wissen, wo wissen herkommt.

  • Zitat

    Darf ich aus reiner Neugierde an die Psychologen(innen) bzw Psychologiestudenten(innen) mal die Frage stellen, warum so etwas zum Studium der Pyschologie gehört? Warum sollte man das als Psychologe mal gesehen haben?
    Um in die Abgründe menschlicher Grausamkeit einzutauchen? Oder weil daraus irgendwelche Erkenntnisse beruhen? Und falls letzteres, würde es später im Umgang mit Patienten wirklich DEN Ausschlag geben helfen zu können oder nicht, wenn man nicht explizit weiß, woher welche Erkenntnis kommt?
    Ich wollte auch immer Psychologie studieren, hat nur leider nicht so geklappt wie es sollte, daher interessiert mich das jetzt wirklich!

    Das hier gezeigte vielleicht nicht, aber es gibt durchaus Experimente, die im Bereich der Psychologie sehr interessant sind, moralisch aber auf heftigste zu verurteilen, ich sage nur Stanford Prison Experiment und das Milgram Experiment (gibt noch mehr aber das dürften die bekanntesten sein)


    Was man bei den Anfangs zur Diskussion gestellten Experiment nicht vergessen darf, neben diesem hat der ausführende Chirurg den weg für die heute üblichen Herztransplantationen, Lungentransplantate und Bypassmethoden bereitet.
    Ich werde mich hüten etwas gut zu heißen, aber niemand käme auf die Idee Herztransplantationen zu verurteilen, weil sie mithilfe von Tierversuchen entwickelt wurden. Seien wir ehrlich, die Beurteilung ob ein Experiment "pervers" oder ein "notwendiges Übel" war, erfolgt im nachhinein immer anhand des Nutzens, dass die Ergebnisse für den Menschen im allgemeinen oder für einen im persönlichen Fall hatte.

  • Ich habe das Video vor geraumer Zeit mal gesehen... es ist wirklich schockierend, aber ich glaube aus wissenschaftlicher Sicht durchaus hilfreich. Irgend wie musste man ja mal erforschen, wie Nerven und deren Reize funktionieren.

    Trotzdem finde ich es natürlich grausam, aber ich glaube das die Tier- und auch Humanmedizin ohne manch "grausamen" Experimente heute nicht so weit fortgeschritten wäre.

  • Zitat

    Darf ich aus reiner Neugierde an die Psychologen(innen) bzw Psychologiestudenten(innen) mal die Frage stellen, warum so etwas zum Studium der Pyschologie gehört? Warum sollte man das als Psychologe mal gesehen haben?
    Um in die Abgründe menschlicher Grausamkeit einzutauchen? Oder weil daraus irgendwelche Erkenntnisse beruhen? Und falls letzteres, würde es später im Umgang mit Patienten wirklich DEN Ausschlag geben helfen zu können oder nicht, wenn man nicht explizit weiß, woher welche Erkenntnis kommt?
    Ich wollte auch immer Psychologie studieren, hat nur leider nicht so geklappt wie es sollte, daher interessiert mich das jetzt wirklich!

    Einerseits ist es natürlich aus ethischen Gründen schon wichtig zu wissen, was geht und was nicht. Deshalb müssen solche Paradebeispiele für ethisch nicht korrekte Forschung halt auch mal gezeigt werden (der Professor bat vor Präsentation des Videos, die zartbesaiteten Studenten den Raum zu verlassen). Leider muss man auch sagen, dass dieses und ähnliche Experimente bei aller Grausamkeit natürlich auch enormen Nutzen für die Transplantationsforschung hatten. Dieses Experiment geht ja schon wirklich weit in die Medizin rein, doch auch für die Psychologie ist es interessant. Natürlich hat es für die Psychologie wenig praktischen Nutzen, aber da es auch hier nicht nur um Therapie, sondern auch um einfachen Erkenntnisgewinn geht, war dieses Experiment (leider) bahnbrechend. Der Versuchsleiter wurde auch mit dem Lenin-Prize "geehrt". :verzweifelt:

  • Ok, das ist heftig. Mir wird schon allein von der Erzählung her schlecht. :verzweifelt:

    Aber ich denke und hoffe doch einmal das der Hund, bzw. der Kopf keine Schmerzen hatte, denn das Herz und die Nerven sind ja weg?!

    Das mit dem Kopf an einen anderen Hund bzw. dessen Körper annähen und das dieser neue Hund dann überlebensfähig wäre ist schon unheimlich! Auf der anderen Seite, ich denke durch solche Experiment haben Wissenschaftler auch herausgefunden wie man abgetrennte Gliedmaßen bei Menschen wieder annähen kann. Aber ich finde das rechtfertig noch lange nicht die Tierquälerei.

    Wenn man sich aber auch mal überlegt das im 2 Weltkrieg die Ärzte an Juden Experimente am offenen Herzen durchgeführt haben, dank diesen Experimenten unsere heutigen Äzte einige Leben retten, dann können einige Wissenschaftler es bestimmt auch mit ihrem Gewissen vereinbaren wenn sie ein paar Hunde verstümmeln.

    Ich stehe der Forschung zum Teil sehr skeptisch gegenüber und denke das dort einiges im Argen liegt.

  • Zitat

    Ok, das ist heftig. Mir wird schon allein von der Erzählung her schlecht. :verzweifelt:

    Aber ich denke und hoffe doch einmal das der Hund, bzw. der Kopf keine Schmerzen hatte, denn das Herz und die Nerven sind ja weg?!


    Ich dachte immer, Schmerzen entstehen im Kopf?!
    Dann müssten ja all die Nervenenden, die signalisieren, dass da nun massig was "fehlt" völlig Amok laufen im Hirn!? :xface:

  • Zitat


    Ich dachte immer, Schmerzen entstehen im Kopf?!
    Dann müssten ja all die Nervenenden, die signalisieren, dass da nun massig was "fehlt" völlig Amok laufen im Hirn!? :xface:

    ...das bisschen biologisches wissen, was ich da habe, reicht mir voll und ganz für die Erkenntnis, dass ich nicht weiter drüber nachdenken möchte!!!
    Im "bestfall" (nehme ich mal an als Laie) erleidet der Körper bzw das Gehirn einen Schock und schaltet die schmerzsignale ab....hoffentlich.

  • Wenn ich Medizin studiere, oder meinetwegen auch Psychologie und dieses "Anschauungsmaterial" ist Lehrmaterial, so ist das eine Sache. Aber die wenigsten von uns benötigen so etwas als "Lehrmaterial".

    Mich stört schon die reisserische theatralische Aufmachung dieses Threads. Ich muss mir nicht alle Greueltaten der Menschheit vor Auge führen und wenn es auch nur das geistige Auge ist.

    Bitte beachtet, dass dies rein meine eigene Meinung ist. Jeder hat seine Sicht der Dinge.

    Man sollte hier aber auch bedenken, dass jedes Alter mitlesen kann.

  • Zitat


    Ich dachte immer, Schmerzen entstehen im Kopf?!
    Dann müssten ja all die Nervenenden, die signalisieren, dass da nun massig was "fehlt" völlig Amok laufen im Hirn!? :xface:

    Schmerz entsteht im Gehirn. Wenn wir uns also den Zeh stoßen, geben die Nerven den Reiz ans Gehirn weiter, der diesen als Schmerz "übersetzt" (ganz einfach gesprochen). Deshalb wäre es logisch vorstellbar, dass der Hund am Hals (an der Stelle, an der der Kopf abgetrennt wurde) Schmerzen hatte.

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