Seit kurzem spinnt unser Appenzeller...

  • Hallo zusammen!


    Wir haben seit Dezember 2012 einen Appenzeller Sennenhund (10 Monate/Rüde/Name: Arko). Ich liebe diesen Hund über alles. Jedoch befürchte ich dass das genau zu unserem Problem geworden ist. Seit 1 oder 2 Wochen fing er an meine Kinder und meine Frau manchmal anzuknurren wenn er irgendwo gelegen ist (am häufigsten wenn er neben mir am Boden liegt) und sie ihn gestreichelt haben. Wir haben ihn sofort geschimpft wenn er das gemacht hat und/oder haben ihn in den Flur geschickt. Bei mir macht er das jedoch nicht. Seit wir ihn haben ist er wie mein 3tes Kind für mich geworden und ich verbringe sehr viel Zeit mit ihm. Tagsüber ist er zuhause bei meiner Frau und sie geht morgens mit ihm spazieren. Am Nachmittag/Abend dann ich. Bis auf diese Aufteilung sind wir aber immer zusammen unterwegs. Da Arko sehr aktiv ist, fühle ich mich irgendwie immer verpflichtet mit ihm zu spielen oder ihn zu beschäftigen. Sprich, ich bin sein größter Spielkamerad. Er läuft mir auf Schritt und Tritt hinterher und hat sofort seinen Kopf bei mir wenn ich mich hinsetze.


    Soweit so schön... Heute ist jedoch etwas passiert, dass absolut inaktzeptabel ist und mich sehr schockiert hat.
    Nach einem langem Tag beim Grillen am Fluss lag ich kurz nach Ankunft daheim auf dem Sofasessel. Arko neben mir am Boden (ebenfalls total im Eimer wie ich). Meine Frau kam zu mir und wollte mir gute Nacht sagen. Sie beugte sich dann zu Arko und streichelte ihm über den Kopf -> Knurren
    Ich schimpfte, dann wollte meine Frau sehen ob er es bei mir auch macht, da sie es einfach nicht versteht wieso er das macht. Ich streichel ihn aus der selben Position ohne Worte wie meine Frau -> nichts...
    Wir knieten beide neben ihm. Als meine Frau mit ihrer Hand nochmals in seine Richtung ging biss er sie recht stark in die Hand, so dass sie blutete.


    Ich bin total fertig im Moment und weiß nicht was ich jetzt machen soll. Wir waren bis jetzt noch nicht in einer Hundeschule. Ich habe Angst dass er eins meiner Kinder oder einen Fremden beisst. Er ist ein ziemlicher "Aufpasser" und auch Fremden gegenüber immer sehr misstrauisch und lässt sich nur von (ihm) Bekannten anfassen. Wie kann man so ein Verhalten abtrainieren und woher kommt dieser plötzliche Verhaltensumschwung? Bin ich an diesem Verhalten schuld weil ich so viel mit ihm mache?


    Würde mich freuen wenn ihr mir ein paar Ratschläge (abseits von Hundeschule) geben könntet.


    Martin

  • Er scheint das Zepter übernommen zu haben und du musst es dir wieder zurückholen.
    Offensichtlich denkt er, dass er beschützen muss und daher musst du ihm zeigen, dass du der Mann im Haus bist.
    Du solltest ihn auch mal ignorieren, ihn auf seinen Platz schicken und solltest ihn nicht immer in den Mittelpunkt stellen.

  • Da der Hund jetzt schon mal ein Familienangehörigen gebissen hat, gibt es meiner Meinung nach nur einen Rat: Hundetrainer der zu euch nach Hause kommt und sich die Situation vor Ort anschaut. Das kann eine Hundeschule nicht.


    Die Familienmitglieder die von ihm angeknurrt werden, sollte ihn bis dahin links liegen lassen. Ich denke auch, dass dem Hund da Aufgaben zugefallen sind, die er nicht tragen kann. Es ist nichts absichtliches von euch und auch nicht vom Hund. Bloss nicht die Nerven verlieren und professionelle Hilfe holen.


    Vielleicht kann dir jemand einen guten Hundetrainer nennen.

  • Aber wieso geht er dann mich nicht an? Wenn er MICH beschützt wieso knurrt er dann wenn ich nicht dabei bin? Wie bring ich einem Hund korrekt bei dass dieses Verhalten nicht von mir/uns tolleriert wird? Was ist die "richtige Bestrafung"?

  • Ich sehe keinen Verhaltensumschwung. Er hat schon mehrfach bescheid gegeben, dass es so nicht okay ist und hat nun Klartext gesprochen. Du bist quasi sein frei vergügbares Lieblingsspielzeug, verhälst Dich so und er benimmt sich dafür völlig normal. Jeder würde sein Spielzeug bewachen, wenn es ihm wichtig ist.


    Worüber ich mich wundere... warum darf er sich vor Dich platzieren und warum tatscheln ihn alle noch an?


    Weiß ihm doch einfach einen Ruheplatz zu, an dem er keinen bewachen kann und lasst ihn dort in Ruhe.


    Wenn Du allerdings erwartest, dass aus ihm ein "Ich-liebe-die-ganze-Welt-Labbi" wird, dann wirst Du wohl enttäuscht werden müssen. Er verhält sich gegenüber fremden Leuten völlig rassetypisch.


    Übrigens wird er zukünftig noch viel deutlich Klartext reden, denn es sind gerade mal die Vorwehen. Wenn er erwachsen ist, wird er da deutlich gradliniger und souveräner auftreten... sofern ihn bis dahin nicht jemand sinnig in Bahnen gelenkt hat.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Da der Hund jetzt schon mal ein Familienangehörigen gebissen hat, gibt es meiner Meinung nach nur einen Rat: Hundetrainer der zu euch nach Hause kommt und sich die Situation vor Ort anschaut. Das kann eine Hundeschule nicht.


    Die Familienmitglieder die von ihm angeknurrt werden, sollte ihn bis dahin links liegen lassen. Ich denke auch, dass dem Hund da Aufgaben zugefallen sind, die er nicht tragen kann. Es ist nichts absichtliches von euch und auch nicht vom Hund. Bloss nicht die Nerven verlieren und professionelle Hilfe holen.


    Vielleicht kann dir jemand einen guten Hundetrainer nennen.


    Würdest du einen Maulkorb bis dahin empfehlen?


  • Mit Verhaltensumschwung meinte ich das auftretende Knurren, nicht den Biss. Ansonsten schonmal danke für den Hinweis auf mein Fehlverhalten mit dem Ruheplatz. Ich streichel ihn halt gerne wenn er so neben mir liegt. Aber wenn das dieses Verhalten verstärkt werd ich das mit dem Platz mal versuchen.

  • Hallo,


    dein Hund betrachtet dich als wichtige Ressource, die er vor anderen Familienmitgliederen verteidigt.
    Ein Hund, der schon warnt (knurrt) sollte auf keinen Fall weiter dazu genötigt werden, Streicheleinheiten ertragen zu müssen, weitere Annäherungen werden, wie schon geschehen, dann mit einem Biss quittiert.
    Wie Corinna schon schrieb, gehört der Hund nicht vor dich platziert.
    Somit übergibst du ihm erst recht die Aufgabe, dich zu verteidigen.
    Allein die Umplatzierung wird nicht genügen, um weiteres Anknurren oder sogar Bisse zu gegenüber den restlichen Familienmitgiedern zu verhindern.
    Dringend musst du an dir arbeiten, dass der Hund dich nicht mehr als Ressource betrachtet.
    Es beginnt damit, dass du dich nicht mehr zum Spielgefährten des Hundes machst, es geht weiter damit, dass du den Hund sofort aus dem Mittelpunkt deines Lebens nimmst, er nicht ständig neben dir liegt, von dir gestreichelt wird und die volle Aufmerksamkeit von dir bekommt.


    Du hast den Hund und du dich für den Hund extrem wichtig gemacht, der Rest der Familie ist für den Hund quasi Konkurrenz geworden.
    Appenzeller verhalten sich gegenüber Fremden distanziert und skeptisch.


    Woher hast du deinen Hund?


    Viele Grüße
    Themis

  • Nach deiner Schilderung betrachtet dein Hund, der mit 10 Monaten allmählich erwachsen wird, sich und dich als exclusives Paar. Andere Personen stören da nur, werden verwarnt und bei Nichtbeachtung der Warnung mit den Zähnen vertrieben.

    Zitat


    Er läuft mir auf Schritt und Tritt hinterher und hat sofort seinen Kopf bei mir wenn ich mich hinsetze.
    Martin


    Das ist nicht Anhänglichkeit, sondern in diesem Fall eher Kontrolle und Besitzsicherung.


    Ein wichtiger Ansatzpunkt wäre also, daß dein Hund nicht mehr zu deinen Füßen, sondern auf seinem eigenen Platz liegt und daß du ihn auch nicht mehr so in den Mittelpunkt stellst, so schwer das auch fällt. Denn sonst denkt er weiter "Wir zwei gegen den Rest der Welt!"


    Da er schon einmal ein Familienmitglied gebissen hat, ist ein Maulkorb sicher angebracht.


    Ich würde unbedingt eine gute Hundetrainerin hinzuziehen, die zu euch ins Haus kommt und sich die gesamte Situation anschaut. Das Internet ersetzt keinen Arztbesuch, wenn man krank ist, und auch keinen Hundetrainer, der euch alle kennenlernt und nicht nur eine Schilderung hört.


    Viel Erfolg! :smile:


    Dagmar & Cara

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