Erwachsene Hunde spielen nicht mit Welpen
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Ich denk mal, Hunde "spielen" grundsätzlich nicht miteinander. Sind ja keine Kinder. Das, was für uns als "spielen" aussieht, hat für Hundi ganz sicher einen anderen Hintergrund.
kommt auf die definition von "spielen" an.
jedes spiel hat einen hintergrund - auch beim menschenkind.
nimm kinder, die "fangen" spielen. auch das ist - wenn man es so sehen will - nix anderes wie ein kräftemessen, ein ausprobieren "wer ist schneller".
nimm zwei erwachsene menschen, die mensch-ärgere-dich-nicht spielen - auch das ist im prinzip eine art "kräftemessen"...
beim kind ist ein "spiel" immer auch ein lernen und ein erfahren - also auch ein proben für den "ernstfall".
kinder haben z.b. beim ballspielen sicher nicht im hinterkopf: "ich schule jetzt meine fein-und grobmotorik, schule mein auge, trainiere meine beine und meine reaktionsfähigkeit und meine sozialen kompetenzen erweitere ich auch gleich noch mit"...ne, die spielen einfach deshalb ball, weils ihnen in dem moment spass macht. trotzdem "lernen" bzw "üben" sie dabei - aber eben spielerisch. auch bei kindern kann ein lustiges spiel ganz schnell umschlagen wenns denn zu "wild" wird - bis das kind (hoffentlich) irgendwann gelernt hat, dass es auch beim spielen regeln gibt, die man besser einhält.
und um den bogen wieder zurück zu bekommen zum eigentlichen thema: ich kenne viele erwachsene die einen riesen spass haben, mit kindern zu spielen. und genauso viele kenne ich, die von kindern eher genervt sind.
genauso ists wohl auch bei unseren hunden: meine maja konnte mit allem, was "welpe" oder "junghund" war, absolut nix anfangen - die sagte sofort deutlichst, dass man ihr von der pelle bleiben sollte.
sam, 4 jahre alt, hat nach wie vor mit welpen oder junghunden überhaupt kein problem und lässt sich da auch immer gern animieren - ob das nun ein rennspiel ist oder ob ein übermütiger welpe ihn mal kräftig in die rute zwickt - da isser sehr geduldig. wirds ihm zu bunt, dann bleibt er fair aber erklärt auch mal deutlich, dass das zuviel ist.
joey ist eh noch selber ein jungrocker, der lässt sich sowieso von "hinz und kunz" zum spielen auffordern.
unser dackeltier mit seinen jetzt 11 jahren ist auch noch so ein spielkind geblieben und hat überhaupt keine berührungsängste - egal ob welpe oder gleichalter artgenosse - der "spielt" auch mit jedem.
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Natürlich spielen Hunde auch als Erwachsene. Das ist ein Nebenprodukt des Domestikationsprozesses, der eine dauerhafte "Verkindlichung" des Hundes mit sich brachte. Wölfe spielen fast nur in den ersten zwei Lebensjahren, danach kaum noch. Im Prinzip sind aber unsere Hunde lebenslang Wolfswelpen bzw maximal Jungwölfe. Sie zeigen lebenslang viele kindliche Verhaltensweisen und so eben auch Spielverhalten.
Das heisst nicht, dass der eine oder andere doch etwas reifer wird als der Durchschnittshund und eher wenig oder gar nicht spielt. Oder eben nur mit bestimmten Hunden, deren Spielweise zu ihrer gut passt. Genauso wie es vorkommt, dass auch manche alte Wölfe gelegentlich noch die Spiellust packt.
Aber im statistischen Mittel hat auch der adulte Hund eine hohe Spielbereitschaft und eine viel höhere als der adulte Wolf.
Ein weiterer Trend ist, dass ganz allgemein ein in sozialen Gruppen organisiertes Säugetier generell umso weniger spielt, je höher sein (echter oder eingebildeter) Rang in der Hierarchie ist und zudem eher mit Artgenossen, die in der hierarchie weiter entfertn von ihm liegen als mit solchen, die ihm nahestehen.
Ob das mehr mit Artgenossen oder Menschen ausgelebt wird ist abhängig von der jeweiligen Historie des Hundes. Manche sind halt unsicher mit Artgenossen, andere nicht.
Hinzu kommt auch noch der gegenseitige Bekanntheitsgrad. Mit einer zufälligen Strassenbekanntschaft wird natürlich seltener gespielt als mit einem alten Kumpel, den man als zur eigenen Sozialgemeinschaft zugehörig betrachtet.
Eigentlich ist die zufällige Strassenbekanntschaft sogar gar kein Spielpartner. Auch ein Jungwolf würde sich schliesslich hüten ein Mitglied eines fremden Rudels zum Spiel aufzufordern.
Aber unsere Hunde sind eben auch schon lange keine Wölfe mehr.
Spielen ist im übrigen jede Art von Interaktion bei der Handlungen ausgeführt werden, ohne dass das natürliche Ende im Hauptblickpunkt steht oder überhaupt erreicht wird. Hetzen ohne Beute zu reissen, Kämpfen ohne Gewinner, Wälzen ohne starken Geruchsreiz, grundloses Springen etc pp.
Spiele leitern sich normalerwiese aus wichtigen natürlichen Verhaltensweisen ab, die dabei gewissermassen nebenbei und in harmlosen, nicht überlebswichtigen Situationen effektiv trainiert werden. Je wichtiger eine Verhaltensweise für das tägliche überleben ist, umso häufiger wird sie als Kompionenteim Spielverhalten auftauchen. Bei Hunden dreht sich daher eben oft vieles um die Jagd oder um angezüchtetes Spezialverhalten. Damit der spielerische Aspekt des Verhaltens auch vom Partner verstanden wird, gibt es viele angeborene Verhaltensweisen, die in Spiel eindeutig als solches kennzeichnen. Das Vorne tief- und hinten hiochmachen, das Spielgesicht, Spielknurren, Spielbellen, geruchliche Signale etc pp...Ohne gegenseitiges Verständnis solcher Spielsignale eskaliert Spiel leicht zu sozialen Konflikten.
Als Mensch erkennt man Spielverhalten bei Hunden neben den soeben genannten auch für uns erlernbaren Signalen daran, dass viele jugendliche Verhaltensweisen gezeigt werden, dass die Hunde aktiv Eskalationen vermeiden, oft die Rollen getauscht werden (mal ist der eine der Jäger und der andere der verfolgte, dann wiede rumgekehrt) und dass viele Bewegungsabläufe übertrieben, oft affektiert wirkend ausgeführt werden.
Da Hundespiele wie gesagt so oft aus dem Jagdverhalten oder Rangordnungklärungsverhalten abgeleitet sind, ist das Risiko von Eskalation immer gegeben. Das Risiko wächst dabei, umso länger das Spiel ununterbrochen andauert und umso weniger sich die Hunde persönlich kennen.
Gut sozialisierte Hunde spielen mit Fremden Hunden entweder gar nicht oder nur kurz und mit stark übertriebenen welpenhaften Bewegungen. Sie machen gewissermassen den Spielcharakter überdeutlich, um nicht missverstanden zu werden. Mit "guten Kumpels" können die selben Hunde so wüst spielen, dass das ganze auf den Betrachter schon eher ernst wirkt, ohne dass etwas eskaliert. Aber man kennt sich gegenseitig gut genug, um genau zu wissen, wo die Grenzen des anderen liegen.
Da wie gesagt ein adulter Hund eigentlich mit Fremden nicht spielt (ein "Nichtrudelmitglied" war in der Haushundwerdung über Jahrtausende, eigentlich bis vor wenigen Jahrzehnten noch eher eine potentielle Bedrohung als ein potentieller Spielpartner) , kommt für viele der Eindruck auf, erwachsene Hunde würden gar nicht spielen bzw nur mit dem Besitzer. Hätte so ein Hund aber häufige Kontakte mit einem Artgenossen, fast jeder würde mit diesem guten Bekannten bald auch zu spielen beginnen.
Viele Hunde haben heutzutage aber nur sehr flüchtige Begegnungen mit Artgenossen und kaum eine Chance, welche als zu ihrer sozialen Gruppe zugehörig zu betrachten.
Schlecht sozialisierten oder generell in Sozialkontakten unerfahrenen Hunden fehlt auch im Spiel oft das nötige Feingefühl und sie neigen dazu, es im Spiel mit neuen Bekannten zu übertreiben. Das schlägt dann leicht in Ernst um.
Asl Halter sollte man deshalb sehr auf potentielle frühe Warnzeichen für eine Eskalation achten, wenn man seine Hunde mit anderen, vor allen nicht sehr gut bekannten Hunden spielen lässt. Zu nennen wären zB:
Häufiges frontales aneinander hochspringen, häufiges erstarren, Dauerbürste, Pfote oder Kinn dauernd auf den Rücken des Partners legen. Kein Rollentausch beim Hetzen, nur einer quiekt regelmäßig...aber ich komme vom hundertsten ins tausendste. Bevor ich endgültig off topic abdrifte , mache ich hier lieber mal SchlussViele Grüße
Ingo
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Ich bin der Auffassung, dass Hunde selten spielen. Das sehe ich auch bei meine Beiden. Beim rennen geht es nicht darum den anderen zu jagen, sondern schneller zu sein als der andere. Ebenso jagen sie nicht zusammen einen Ball hinterher, es geht hier darum wer ihn zuerst bekommt. Natürlich gibt es auch Momente wo sie spielen, meist ist es aber ein Kräftemessen.
Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung so ziemlich alleine da stehe - aber ich habe auch oft genug mitbekommen wie Hunde spielen - und die HH nicht mitbekommen wie ihr eigener Hund gerade gemobbt wird.
Genauso ist es!
So allein bist du nichtGruß
Sonja -
whow, Ingo,
dem ist kaum was hinzuzufügen, kommt mir sehr bekannt vor, hast du grad Feddersen-Petersen gelesen oder wie?
Grüßle
Silvia -
Nö, habe ich nicht. Die Dame sagt mir zwar was, aber gelesen habe ich sie noch nicht.
Sollte ich vielleicht mal.Viele Grüße
Ingo
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meine kröte spielt generell sehr gern mit spielfreudigen hunden.
am liebsten aber mit welpen. das könnte die stundenlang machen.ich denk mir manchmal das sie so das nachholt was sie eben verloren hat, weil ihr ja die welpen zu früh abgenommen wurden.
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Super Beitrag Ingo - dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen!
Ich bin immer wieder erstaunt, dass es HH gibt, die jedes Spielverhalten negieren - ich wüsste keinen seriösen Verhaltensforscher, der dies tut.
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Ich denk mal, Hunde "spielen" grundsätzlich nicht miteinander. Sind ja keine Kinder. Das, was für uns als "spielen" aussieht, hat für Hundi ganz sicher einen anderen Hintergrund.
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Klasse Ingo
Dem ist wirklich nichts mehr hinzu zu fügen
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Nachtrag:
Bei meinen Hunden kommt es auch extrem auf den Welpen/Junghund an.
Mal 4 Bsp.:
- Meine Nachbarn haben nen Staff der meinen Hunden schon als Welpe auf den Zeiger ging. Als Junghund hat er nen heftigen Einlauf bekommen und bis heute (er ist jetzt glaub 2) koennen ihn meine Hunde nicht ausstehn (und Pepper schafft es - wenn ich sie lasse - das er unter sich pinkelt).
- Der Vizsla darf hier (von den Hunden aus) vom ersten Augenblick an (da war er noch ein Welpe) genau eins.. Atmen. Wehe er versucht mehr zu tunDa ist vorallem Lee die treibende Kraft. An Peppers Futter sollte er auch nur gehen, wenn er sterben will.
Das alles ist - wie gesagt - vom ersten Moment an so. (Er darf hier natuerlich auch mehr machen, weil ich das so bestimme)
- Und dann das Mali-Kind :liebhab: Die kam hier rein, Juri hatte Herzchen in den Augen und die Maedels haben sie sofort komplett akzeptiert. Sie durfte sofort Sachen, die nicht mal Juri von Anfang an durfte.
- Pepper und ich haben neulich nen ganz schuechternen Welpen beim TA getroffen. Den hat Pepper dann adoptiert und sogar ein bissel mit ihm gespieltLee ist auch bei der groessten Abneigung sehr, sehr fair den Zwergen gegenueber. Sie ist recht geduldig, setzt dann aber auch sehr deutlich Grenzen.
Juri traut sich nicht gleich Grenzen aufzuzeigen und Pepper muss ich da immer beobachten. Die flippt sehr gerne aus -
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