Grenzen setzen ohne Meideverhalten

  • Zitat

    Wenn man aber drohend stürmt und Hund unterbricht dann sein Vorhaben, dann hat man doch klassisches Meideverhalten... :???:


    LG
    das Schnauzermädel


    Nein, weil ich verunsichere den Hund nur, er hält inne und ich kann agieren.


    Ich versetze ihn weder in Panik noch füge ich ihm Schmerz zu.


    Birgit

  • Meiden = Schmerzen und/oder Panik?


    Juri und Lee meiden beide Pepper's Futternapf solange da Futter drin ist bzw. Pepper frisst oder ich es nicht erlaube. Pepper (und ich) haben aber weder Juri noch Lee Schmerzen zugefügt oder in Panik versetzt um ein meiden des Napfes zu erreichen.. :???:

  • Das hat ja auch nichts mit Generallösungen für alle Situationen zu tun.


    Das eine - das ist das Brötchen z.B. - das ist normale Erziehung.


    Das andere - z.B. reagiert aggressiv auf Passanten/andere Hunde etc. - ist ein (Problem-)Verhalten, für das ich einerseits Manangement betreiben muss, solange Hund noch nicht so weit ist, und an dem ich arbeiten muss, damit das Problemverhalten nicht mehr auftaucht.


    Und auch im letzten Fall gibt es keine Generallösung - es hängt immer sowohl vom individuellen Hund wie auch von der Ursache des Problems ab, wie ich da dran gehe.


    Allerdings ist mein Erfahrungswert, dass ich gerade bei solchen genannten Problemen mit Ratz-Fatz-Arbeit und mal eben Meideverhalten allenfalls ein Symptom unterdrücke, aber das Problem für den Hund nicht löse.


    Auch hier gilt wieder: Geduld, Übersicht und Arbeit.


    LG
    cazcarra


  • Aber soweit ich das verstanden habe, geht doch neben der konkreten Arbeit an einem konkreten Problemverhalten einher, dass ich auch in den anderen Bereichen mit dem Hund arbeite, um das Gesamtpaket ins Gleichgewicht zu rücken... Und das eben mit Geduld, Übersicht und Arbeit...
    So zumindest mach ich es...Was bringt es mir, wenn ich nur das Symptom hinbekommen habe, der Rest aber nicht stimmt?

  • Zitat

    Nein, weil ich verunsichere den Hund nur, er hält inne und ich kann agieren.


    Ich versetze ihn weder in Panik noch füge ich ihm Schmerz zu.


    Birgit


    Ich dachte, wir hätten geklärt, dass weder Schmerz noch Panik notwendig sind, um Meideverhalten zu erzeugen.... Verunsicherung oder Irritation reichen zusammen mit Geduld und Konsequenz völlig.


  • Davon geh ich mal aus, ja. Aber selbst dann: die - ich nenn's mal - Tugenden der Hundeerziehung schliessen ja nicht aus, dass doch in bestimmten Fällen eben auch ein Meideverhalten dabei ist, oder ein Schlüsselerlebnis, ein Schock, ähnlich der Sache mit dem Stromzaun. Oder ist das in jedem Fall komplett auszuschliessen?


    Zumindest löst der Stromzaun das Problem für ein ganzes Hundeleben - sicher.

  • Ich denke die Sache mit der Gewöhnung ist echt etwas, das von vielen unterschätzt wird, weil gerade die Gewöhnung oft ein wenig länger dauert...


    Beispiel am Hund: Hund soll liegen bleiben, steht aber auf. Ich kann ihn nun bedrängen oder ihn anscheißen, ihm sozusagen schon Angst machen, damit er liegen bleibt, zurück geht, gar nicht erst aufsteht.
    Ich kann ihn belohnen, solange er liegen bleibt.
    Ich kann ihn auch kommentarlos immer wieder zurück bringen... Die Gewöhnung wird dann auch mit der Zeit dafür sorgen, daß er gar nicht mehr erst aufsteht, weil er ja eh keinen Erfolg damit hat und immer wieder zurück muß und dann erneut aufsteht. Bleibt er von sich aus liegen, löse ich auf und er spart sich jede Menge Energie... (so grob jetzt, bitte nicht wieder zerpflücken, natürlich dauert das je nach Hund und Motivation fürs Aufstehen länger ;) )


    Beispiel beim Mensch: Ich habe als Kind gelernt, daß man Türen, Tore die man öffnen mußte, um hindurch zu gehen, hinter sich wieder schließt. Das habe ich einfach gelernt, indem meine Eltern (oder wer auch immer) einfach jedesmal gesagt haben: mach die Tür wieder hinter Dir zu. Die Gewohnheit tat ein übriges, daß das für mich ein total normales Verhalten ist...
    Wir haben in der Firma nun oft Azubis oder Praktikanten, die solch banale Dinge anscheinend nie gelernt haben. Die lernen das meist auch durch Meidemotivation (Anschiß vom Chef, wenn Tür nicht geschlossen wird). Oder auch durch Motivation (ein nettes Danke der netten Sekretärin, wenn auf nette Bitte oder sogar von alleine die Tür geschlossen wurde...).... Alles 3 funktioniert...
    Ich denke allerdings auch, daß die Gewöhnung am tiefsten sitzt. So schließe ich wirklich egal wo jede Tür, die ich aufmachen mußte, auch wieder hinter mir.
    Die Azubis und Praktikanten schließen nur bei uns die Türen... Oder sogar auch nur, wenn der Chef anwesend ist. (oder die nette Sekretärin)


    Und so ist das denke ich eben auch tatsächlich in vielen Alltagsdingen, wenn ich eben von Anfang an auf bestimmte Dinge achte... ich denke sogar, daß man das meiste an Erziehung und oder Alltag durch Gewöhnung erreichen kann und unbewußt auch tut...
    Auch Grenzen aufzeigen, indem man Dinge verhindert und es dann zur Gewohnheit für den Hund wird... Ganz ohne Meidemotivation und auch oft ganz ohne Motivation.


    Noch ein persönliches Beispiel: ich habe ein Zimmer, das lange als Gerümpelzimmer genutzt wurde, es war aber noch keine Tür installiert. Es stand ein niedriges Regal im Türrahmen, damit die Hunde dort nicht rein können. Bluey wuchs mit dieser Begrenzung auf, war nie in diesem Raum. Als dann das Regal irgendwann weg war, der Raum renoviert wurde, kam er erstmal nicht rein. Erst als ich ihn dann reinrief und drinnen auch Interaktion statt gefunden hatte, betrat er selbständig den Raum. Das Regal, das im Türrahmen gestanden hatte, war übrigens so niedrig, daß die Hunde jederzeit problemlos hinein gekommen wären.. Sie taten das nie, weil sie als Welpe die Erfahrung gemacht hatten: Bringt keinen Erfolg (waren ja noch zu klein). Das blieb so abgespeichert: An diesem Regal habe ich keinen Erfolg, da komme ich nicht rein.


    Und ich denke da liegt dann auch der Unterschied: Hindere ich den Hund immer wieder an bestimmten Dingen, fängt er die auch an zu meiden, aber eben nicht, weil er Angst hat (vor Schmerz, Sanktion sonstigen), sondern weil die Gewöhnung "werde dabei immer gestört, habe dabei keinen Erfolg" einsetzt.

  • Zitat

    Wenn man aber drohend stürmt und Hund unterbricht dann sein Vorhaben, dann hat man doch klassisches Meideverhalten... :???:


    LG
    das Schnauzermädel


    Genau so!


    Man kann sich natürlich schönreden, drohende Körpersprache, Erschrecken durch Händeklatschen oder ein lautes Hey (oft sogar unbewusst als Strafandrohung konditioniert), würde kein Meideverhalten auslösen.
    Dann macht man allerdings genau denselben Fehler, wie die "Anderen", nämlich Kommunizieren mit Strafen verwechseln.



    Ich denke, dass (fast) alle sich doch darüber einig sind, dass Erziehung nicht auf Meideverhalten basieren sollte, und dass immer erst die Frage nach der Ursache eines Problems gestellt werden muss, bevor man sich an die "Lösung" macht, und dass man erst recht nicht jedes Problem mit dem Ziehen und Durchsetzen einer Grenze zu lösen vermag.


    Aber jegliches Meideverhalten des Hundes komplett zu vermeiden ;) , dafür bedarf es meiner Meinung nach eines unverhältnismäßigen Managements, nicht nur aufwändig für uns Halter, sondern auch für den Hund.


    LG, Caro



  • Zitat

    Wenn man aber drohend stürmt und Hund unterbricht dann sein Vorhaben, dann hat man doch klassisches Meideverhalten... grübel


    LG
    das Schnauzermädel



    Ich zitiere mich mal selber.


    Natürlich ist das Meideverhalten. Aber nicht aufgebaut durch einen Schreck oder vielleicht sogar Schmerz.



    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Zitat


    Zumindest löst der Stromzaun das Problem für ein ganzes Hundeleben - sicher.[/quote]


    Das stimmt so definitiv nicht... Ich kenne einige Hunde, die immer wieder dagegen rennen, weil:


    Sie den Stromschlag mit dem jeweiligen Ort verknüpft haben, mit dem Pferd oder der Kuh dahinter verknüpft haben oder oder...


    Bluey hat mal an nen Stromzaunpfahl gepinkelt und dabei eine geschossen gekriegt. Der hat erstmal den danebenstehenden Jabba angemotzt.
    Ein anderer bekannter Hund hat seitdem Angst vor Pferden.
    Und die meisten mir bekannten Hunde meiden die bestimmte Stelle, aber nicht den Zaun an sich...


    Das ist ja das (in meinen Augen) allergrößte Problem an der Sache mit der Meidemotivation und Strafe und alldem: Wer will nun sicherstellen, was der Hund jeweils verknüpft..


    Als Jabba ein Baby war, hatte er mal eine sehr freundliche Begegnung mit einem Border collie. Der war total nett zu Jabba, aber in dieser Situation hat Jabba sich irgendwo im Gras die Pfote gepiekst und hat das mit dem Border verknüpft. Jabba schrie wie am Spieß, rannte weg, versteckte sich und war nicht mehr in die Nähe des Borders zu bewegen....

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