Ehemalige Straßenhunde und ihr Ich

  • Chris, dankeschön. Wie immer ein sehr toller Beitrag von dir. :gut:

    Wir versuchen ja auch bei Null anzufangen. Momentan ist uns wichtig, dass Tasia sich erst einmal in den Alltag einlebt. War sie anfangs noch sehr ängstlich in der Wohnung und wollte so schnell wie möglich wieder raus, fühlt sie sich jetzt schon sehr wohl in der Wohnung, obgleich sie immer noch lieber draußen ist...

    Muss dir auch Recht geben, was die Sache mit der Vermittlung von TH-Hunden usw. angeht. Die Beschreibung des Hundes müsste wirklich nur auf die Zeit im Tierschutz begrenzt werden.
    Tasia ist der beste Beweis. Wenn ich schon nach 4 Wochen jetzt zum TH gehe und ihnen sage, dass Tasia mittlerweile auch Menschen versucht, anzugreifen, dass würden die mir nicht sogleich glauben. Ist sie doch vor 4 Wochen noch problemlos an anderen Menschen vorbei gelaufen. Kinder konnten sie ohne irgendwelche Anzeichen von "Agressivität" ausführen.

    Wir müssen halt da ansetzen, dass sie sich bei uns sicher fühlen kann und es überhaupt keine Notwendigkeit besteht, Radfahrer oder Fußgänger anzupöbeln...


    Ich möchte halt mit diesem Thread nur mal gesammelte Meinungen lesen, wie sich die Straßenhunde bei anderen HH entwickelt haben. :smile:

  • Zitat


    @ Ati
    wenn man sich alte Thread von mir durchliest, weiß man, wie sehr ich gezweifelt habe
    aber ich find es wichtig, einfach dran zu bleiben

    der Hund, den ich kennen lernte ist kaum zu vergleichen mit dem Hund, den ich heute habe
    nur die Liebe zu Kira ist zum Glück so geblieben wie am Anfang :)

    Das hast du sehr schön geschrieben. :gut:

    Vielleicht kannst du mir ja ein paar passende Links hier noch einstellen. :roll:

  • Mattes kam mit geschätzten 18 Monaten ins Tierheim, ließ sich anfangs weder anfassen noch anleinen. Das legte sich relativ schnell, nach wenigen Tagen konnte man ihn spazieren führen, streicheln wurde zwar nicht eingefordert (er war zu schüchtern) aber genossen.
    Er kam dann zu uns, wollte nicht durch die Haustür (hab ihn dann reingetragen, einmal drin wars gut - GsD ging er durch die Gartentür), fraß nicht wenn man in der Nähe war, erschreckte bei schnellen Bewegungen, machte im Freilauf was er wollte, war stur und hatte vor Fremden Angst.
    Ein paar Stunden bei einer Trainerin festigten viele Dinge, Andere wurden gelernt.
    Mittlerweile, ein Jahr später, rennt der Zwerg bei Fremden nicht mehr weg, sondern begrüßt sie - Männer mit Abstand, kuschelt für sein Leben gerne, frisst das Futter genüsslich, auch wenn man ihn dabei streichelt und hört gut auf Kommandos. Jagdtrieb ist da, hab ich aber in unserem Wald kein Problem mit. Manchmal ist er immernoch stur, ich bin aber ich bin sturer :D

  • Aber nicht jeder Hund wandelt sich nach einigen Wochen, wie man eben an z.B. Kaya sieht (und auch an Sunny)..
    Natürlich entwickeln sich auch diese Hunde noch, aber nicht weil sie nun angekommen sind, sondern weil sie älter werden und eine ganz normale Entwicklung durchmachen..

  • hm, ich suche gerade Dinge, wo ich mich verrückt gemacht habe, anstatt einfach den Kopf einzuschalten und aufs Bauchgefühl zu hören ;)

    die ersten Tage mit Luna
    https://www.dogforum.de/viewtopic.php?…er=asc&&start=0

    :hust:
    https://www.dogforum.de/ftopic57326.html
    https://www.dogforum.de/ftopic57377.html

    nach 4 Wochen
    https://www.dogforum.de/ftopic57976.html


    was nettes zu Aussagen aus dem Tierschutz, passt auch irgendwie hier zum Thema ;)
    https://www.dogforum.de/ftopic59490.html

    die Macht der 2
    https://www.dogforum.de/ftopic59627.html

    und das waren nur die Threads der ersten 2 Monate

    da folgte noch viel mehr :lol:

    ich hätte damals nie gedacht, wie anstrengend es werden kann

  • Hallo Ati!
    Harpo ist jetzt drei Jahre alt und kam vor 14 Monaten zu uns von Gran Canaria und hat dort vermutlich auch seine ersten Lebensjahre auf der Straße verbracht. Verändert hat er sich nach der ersten Woche eigentlich nicht, sondern er hat alle Probleme gleich von Anfang an gezeigt :D

    Das waren wie bei dir das Verbellen mit "Nach-Vorne-Gehen" von normalen Fußgängern (nebst Kindern, stehenden Menschen, ihn anstarrenden Menschen, telefonierenden Menschen) lauten Autos/Lkws, komischen Gegenständen, Fahrrädern, Joggern und - das Sahnehäubchen als Leinenaggresion - anderen Hunden. :hust:

    Jetzt nach knapp über einem Jahr, haben wir eigentlich alles im Griff, wobei das Vorbeigehen an anderen Hunden noch mit Aufregung verbunden ist, wir aber doch ohne Aggressionen vorbei kommen.
    Neuerdings wurde ich sogar mehrfach angesprochen, wie gut erzogen unser Hündchen doch ist und dann geht mir immer das Herz auf, so stolz bin ich dann auf meinen kleinen Hundemann! :liebhab:

    Vielleicht hilft es dir ja, wenn ich aufschreibe, wie wir vorgegangen sind:
    Wir haben mit Handfütterung begonnen und sind beim Angehen von Passanten sozusagen zweigleisig verfahren:
    Einmal haben wir das Verhalten abgebrochen und dann verbal gelobt (kein Leckerli!) oder
    wir haben ihn kurz vorher (also schnell bei fixierenden steifen Hund) auf uns aufmerksam gemacht und dann bei Blickkontakt mit uns gelobt und auf Höhe mit dem "Gruselobjekt" Leckerchen gegeben.
    Schnell hat Harpo dann angefangen, sich selbst zu "regulieren", also kam etwas/jemand komisches auf ihn zu, suchte er von sich aus den Blickkontakt.
    Geholfen hat auch ein "Ist okay" zu verdeutlichen, indem wir gruselige Gegenstände zusammen erkundet und auch mit Leckerli und einem fröhlich lockeren "Ist okay" angefasst und erkundet haben.

    Im Nachhinein haben wir auch Fehler gemacht, die ich jetzt gerne ändern könnte. Gerne wäre ich noch geduldiger gewesen; wir haben ihn auch oft überfordert, er war viel zu schnell viel zu vielen stressigen Situationen ausgesetzt und hat zu wenig Ruhe bekommen, aus Angst sein Problemverhalten resultiere aus Unterforderung.

    Aber ich bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet! Mit Geduld, Spucke und festen Grenzen für Tasia wird das schnell besser werden und langsam - so schnell, dass man es selbst manchmal gar nicht so merkt - habt ihr einen wunderbar umweltsicheren Hund! :D

    LG,
    Maria und Harpo^^

  • Hallo,

    unseren Gremly haben wir jetzt seit 3 1/2 Monaten. Er ist 8 Jahre alt und lebte wohl sehr lange Zeit, evtl sein ganzes Leben in Barcelona auf der Straße. Gremly ist ein kleiner Pekinesen/Langhaardackel-Mix, er denkt aber er ist der größte Hund der Welt. :D

    Am Anfang war alles Klasse, die erste Woche klappte alles so gut, dass ich dachte, dass das ja ganz easy ist. Ich muss dazu sagen, dass er mein erster Hund ist.

    Ja, aber dann nach einer Woche ging es los. Er machte, was er wollte, ob es nun sein Geschäft in der Wohnung war, oder gegen uns gegangen ist, in den verschiedensten Situationen wollte er der Chef sein.
    Okay, ich habe ihm auch alles erlaubt, denn der arme Hund von der Straße hat ja jetzt ein schönes zuhause verdient :roll:

    Okay, dann habe ich mir hier im Forum viele Tipps durchgelesen, habe viel mit Schnitzel gesprochen, die mir wirklich ganz ganz viele tolle Tips gab.

    Wir fingen dann erst einmal an, ihm zu zeigen, dass ich und meine Tochter der Chef sind, bei mir hat er es inzwischen gerafft, bei meiner 7 jährigen noch nicht, da arbeiten wir aber weiter dran.

    Was von Anfang an toll war, ist, dass im Treppenhaus sein konnte, was wolle, es war ihm egal, er hat nicht gebellt, gar nix. Nur, wenn der große unausgelastete Riesenhund von oben durchgeht, dreht Gremly regelrecht durch und würde am liebsten durch den Türschlitz schlüpfen.

    Da stellten wir dann fest, dass er wohl ein Problem mit Hunden hat die größer als er sind. Egal wie groß, ob 30 cm oder 75 die werden Gnadenlos angegangen, und er scheut auch vor keinem Kampf mit ihnen. Seit wir das wissen, gehen wir den größeren aus dem Weg, denn wir haben zusammen mit HuSchu und HT sehr viel versucht, doch es geht nicht so schnell aus ihm raus. Denn wir vermuten, dass er sich in Spanien eben gegen große Durchsetzen musste, und wenn man das Jahrelang tun muss, kann man das nicht so einfach abstellen.
    Auch da arbeiten wir weiter dran.

    So im großen und ganzen muss ich sagen, ist Gremly sehr sehr Selbstständig, er hat eine gute Bindung inzwischen zu mir, nur wenn er etwas nicht will, will er es nicht. Wie gesagt, man kann innerhalb von paar Monaten nicht verlangen, dass alles Super ist ;)

    Wo er ganz arg böse wird, wenn er es an den Müll schafft :schockiert:
    Oh mein Gott, da wird er wirklich zum Raubtier. Da geht er, wenn man ihn dort wegholen will, sofort in Angriffsstellung und ihm ist es dann auch egal, ob ich das bin oder jemand anderes, gegen denjenigen wird geschnappt, er möchte niemanden verletzen, weil er als Warnung vor einem in die Luft schnappt, jedoch ist das ganze natürlich nicht toll, wenn man die Situation dann nicht schnell klärt, dann kann man schon mal Zahnabdrücke im Fuß haben. So geschehen bei meiner Tochter.

    Bis auf die paar *Problemchen* fühlt er sich aber doch sehr wohl bei uns, lässt sich supergerne Streicheln und Kraulen und ist gewiss froh ein trockenes schönes zuhause zu haben.

    Man kann nicht Grundsätzlich sagen, dass Straßenhunde den und den Characterzug haben, sicher sind sie meistens durch ihre Erlebnisse vorbelastet, aber ich denke mit viel Liebe, Geduld und Verständnis für die Vergangenheit des Hundes, kann man sehr viel erreichen.

    Wir beide geben auf jeden Fall nicht auf und arbeiten weiterhin mit unserem Gremly, wäre ja auch langweilig sonst ;)

    Gruß
    Sandra

  • Unsere Buffy kam mit ca. 5 Monaten aus Bulgarien zu uns. Die Frau aus der Orga erzählte, das die Mutter auf der Straße erschlagen wurde und die Welpen Wochen später eingefangen und über die Orga nach Deutschland kamen. Da saß das Häufchen Elend, zitternd und schaute mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen an. Klar ich musste sie nehmen! :roll:

    Zur dieser Zeit war unser Rowdy auch gleichaltrig, unkompliziert und liebte Jeden und Alles.
    Buffy war dürr, völlig vernarbt und kannte nichts. Sie hatte panische Angst vor Hände und Füße, was auch heute noch zu Unbehagen führt.

    Sie hatte panische Angst vor der Großstadt, Treppen, Wohnung, Fliesen, Haushaltsgeräte, vor Menschen, also einfach alles. Die ersten Wochen oder gar Monate hatte sie den Schwanz oft unter dem Bauch geklemmt.

    Wir sind sehr unbedarft und locker heran gegangen. Wir fuhren vom ersten Tag mit den Hunden ins Auslaufgebiet und sie lief ohne Leine. Sie klebte uns förmlich an den Fersen, ließ Hundebegegnungen nur bedingt zu oder schrie entsetzt auf, um dann bei uns wieder Schutz zu suchen. Menschen ließ sie überhaupt nicht heran, tauchte unter Hände ab oder sprang panisch bei hektischen Bewegungen zur Seite.

    Sie brauchte viel Zeit und Rowdy war in dieser Zeit eine große Stütze für sie. Er war auch fast der einzige Spielkamerad in dieser Zeit.

    Erst mit ca. 3 Jahren legten sich viele Ängste, sie wurde selbstbewusster und locker im Umgang mit anderen Hunden und der Umwelt.

    Heute sind beide 8 Jahre alt und sie ist ein super, taffes Mädel geworden. Sie ist weder aggressiv noch hat sie sonstige Auffälligkeiten, einfach nur ruhig, sehr sensibel, sozial und immer darauf bedacht allen Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen. Sie ist die souveräne Leithündin in dem kleinen Rudel, dem ja nun auch Fussel angehört. Sie jagt gerne Vögel und Eichhörnchen wenn sie dürfte. Menschen werden sehr sorgfältig ausgesucht und den Anderen ausgewichen. Auch braucht sie heute noch einige eingespielte Rituale um nicht panisch zu werden, z.B. wenn ich Staubsauge.

    Sie wird trotz der tollen Erfolgen nie einem Menschen zu 100% vertrauen, leider auch uns nicht, doch wir sind mit 98 - 99% super glücklich.

    Wenn wir im Urlaub sind beobachten wir Buffy zu gerne, da kommt der Naturhund durch.
    Sie tritt dann mit einer Ruhe und Ausdauer das Dünengras, in der Nähe des Hauses, nieder und legt sich dann kaum sichtbar ab. Dort kann sie Stunden verweilen, reckt ab und an die Nase in den Wind und wandert dann von einem Dünenzimmer in das Andere. Das sind dann so stille Glücksmomente für uns, da ist Buffy mit der Natur eins. :smile:

    Sie ist meine „Herzhündin“! :herzen1:

  • Was für wunderschöne Erfahrungsberichte. :gut:
    Vielen lieben Dank dafür!!! ;)

    Es ist schön zu lesen, wie sich eure Hunde im Laufe der Zeit so entwickelt haben. :smile:

    Ich sehe der gemeinsamen Zeit mit Tasia auch optimistisch entgegen. Sie ist eine sehr liebe und auch einfühlsame Hündin. Als es mir vergangene Woche wegen einer Zahn-OP nicht so gut ging, war sie immer an meiner Seite und stubste mich ab und zu auch mal an. Das war ein wunderschönes Gefühl.

    Naja und die Problemchen bekommen wir auch noch in den Griff. Wir müssen da halt nur konsequent dran arbeiten. :D

  • Hallo Ati,

    ich denke, dass sie noch nicht richtig ihren Charakter zeigt, da wird wahrscheinlich, gerade nach der Läufigkeit, noch was kommen.
    Es gibt Hunde, die brauchen nicht lange, um sich einzugewöhnen, andere zeigen erst nach einem halben Jahr ihr wahres Gesicht.
    Kein Auslandshund, aber eben ein Second-Hand-Hund war ja Gipsy. Als sie zu mir kam, war sie bereits in der 5.ten Hand.
    In der Pflegestelle zeigte sie sich erst ziemlich nett mit den anderen Hunden. Dabei hieß es von der Vorbesitzerin, dass sie nicht mit anderen Hunden klar kommt.
    Tja, ein paar Monate später war es dann auch so, dass sie fast jeden Hund angegangen ist. Vor kurzem gab es erst wieder eine Beißerei, obwohl sie bereits fast ein Jahr dort ist.

    Ich denke, Du wirst noch einiges über sie lernen und hoffe, dass Du einen guten Trainer an Deiner Seite hast.

    Gruß
    Bibi

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