organspende bei haustieren

  • Zitat

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Tiere sehr schnell merken, was ihnen gut tut und dafür auch unangenehme Dinge in Kauf nehmen. So hatte eine Nachbarin einmal einen total verrotzten Kater. Dem lief der Schnodder nur so aus der Nase.

    Ich stellte eine Tasse mit heißem Wasser auf den Fußboden, tröpfelte etwas Chinaöl hinein und ließ den Kater inhallieren (zugegeben zwangsweise). Am nächsten Tag die gleichen Vorbereitungen, nur kam Katerchen freiwillig an und inhallierte ohne fremdes Zutun. Er muss wohl gelernt haben, dass es hilft und er nicht sinnlos malträtiert werden sollte.

    Hallo,
    für mich ist das eher ein Beispiel für die "Hier- und Jetzt"-These - der Kater hat SOFORT gemerkt, dass ihm das Inhalieren gut tut - mal angenommen, Inhalieren würde grundsätzlich erst 6 Wochen später Wirkung zeigen, hätte der Kerle mit Sicherheit nicht brav dagesessen und die Nase übers China-Öl gehalten..(außer er gehört zu den Vertretern, die Duftöle lieben, aber das ist dann ein NOCH anderes Feld...)

    Ich zähle mich nun in keinster Weise zu den Menschen, die Tieren jegliches Denken oder Emotionen absprechen - aber dennoch lassen viele kleine und große Erlebnisse darauf schliessen, dass sich solche Dinge im Tier-Reich auf einer gänzlich anderen Ebene abspielen, als bei uns Menschen.

    Für unsere halbwilden Hofkatzen ist z. B. jeder noch so kleine TA-Besuch ein Riesen-Streß (wirklicher Streß, der sich auch körperlich abzeichnet). Bei solchen Tieren z. B. tun wir, wenn sie krank sein sollten, was wir können, überschreiten dabei aber gewisse Grenzen nicht. Das heißt, alles was an tierärztlichen Maßnahmen über eine Betreuung in einen separaten Zimmer bei uns auf dem Hof hinausgehen würde - wie etwa ein mehrtägiger Aufenthalt in einer Klinik-Box, mit völlig fremden Menschen und Zwangsmaßnahmen, die diesen Katzen absolut fremd sind und ie ihnen vital bedrohlich vorkommen müssen, wären für uns ein absolutes No-Go. Der wesentlich zutraulichere, zugelaufene Hofkater ist da schon wesentlich "belastbarer" - für ihn ist die Fahrt zum TA "lästig und doof", aber er macht alles ohne allzu großen Streß mit. Da würden wir schon weiter gehen in der Behandlung, aber auch dennoch gewisse Grenzen der zumutbaren "Dauer bis es besser werden kann" nicht überschreiten.

    Keinem meiner Tiere würde ich die notwendigen medizinischen Behandlungen als Organ-Empfänger zumuten - MIR geht das in dem nötigen Zeitrahmen zu weit. Und MIR sind die für das Tier notwendigen Belastungen in diesem Fall einfach zu groß. Selbst, wenn ich große Abstriche mache, indem ich von meinen beruflichen Erfahrungen aus der Humanmedizin einiges abziehe, was sich nicht 1 : 1 auf die Besonderheiten der Tiere und auf die Besonderheiten der Tiermedizin übertragen läßt.

    Wenn ich im im Eingangspost zitierten Text lese, dass solch eine Organtransplantation bei einer 18 jährigen Katze durchgeführt wurde, fällt es mir sehr, sehr schwer wirklich an die "reine" Tierliebe zu glauben...nur das Beste für das Tier? Nicht doch vielleicht das mangelnde Loslassen können?

    Gerade die verbliebene Natürlichkeit im Werden, Leben und auch Sterben ist das, was mich an Tieren so fasziniert.....

    LG, Chris

  • Hallo,

    man hat ein nierenkrankes Tier, geht in irgendein Tierheim, sucht sich einen Organspender aus, übernimmt das andere Tier und lässt beide Tiere operieren.
    Wenn alleine die Organspende der Grunde dafür ist, ein zweites Tier aus einem Tierheim aufzunehmen, dann finde ich das schon sehr grenzwertig. Mit diesem Gedanken habe ich schon ein Problem.

    Mal ganz abgesehen davon, dass sich damit eine prima Plattform für Tierhandel auftut, den man dann auch noch aktiv unterstützt.

    Des Weiteren:

    Zitat

    Keinem meiner Tiere würde ich die notwendigen medizinischen Behandlungen als Organ-Empfänger zumuten - MIR geht das in dem nötigen Zeitrahmen zu weit. Und MIR sind die für das Tier notwendigen Belastungen in diesem Fall einfach zu groß.


    Das kann ich nur unterschreiben.

    Viele Grüße aus HH
    Silke

  • Ich habe mir die Beiträge durchgelesen und finde die Diskussion sehr Interssant.

    Es ist zum einen natürlich toll, dass die Human und Vetmedizin weiter heranschreitet. Auf welche Kosten das natürlich geht, ist denke ich auch jedem klar.
    Vielleicht ist es in 20 Jahren ganz normal, dass Tieren Organe transplantiert werden, aber zum derzeitigen Standpunkt kommt das, für mich, nicht in Frage.

    Zum einen, weil mir das wohl meines Tieres am Herzen liegt. Klar könnte man sagen, nach einer Transplantation geht es ihm vielleicht, (vielleicht!) besser. Wer weiß das aber? Weiß ich, ob er die schwierige OP überhaupt überlebt? Weiß ich ob das Spendertier überhaupt überlebt? Weiß ich wie das Leben nach der OP für beide Parteien aussieht?
    Ich bin der Meinung, dass ich meinem Tier nicht noch mehr an Versuchen (wohlgemerkt in der Größenordnung) zumuten muss, wie eigentlich sinnvoll ist. Sollte ich bei einer so schwerwiegenden Sache nicht einfach dankbar sein, dass ich so viele Jahre einen treuen Begleiter zur seite hatte und ihn in würde gehen lassen? Ihn nicht noch mehr Schmerzen zumute in der Hoffnung, es könnte nach der OP mit vielen Medis besser gehen? Weiß ich, wie danach seine Lebensqualität ist?
    Ich würde es meinem nicht zumuten.

    Außerdem könnte ich es nicht über Herz bringen, ein gesundes Tier, wissentlich, Schmerzen zuzufügen, nur damit meiner eine kleine Chance hat. Ich stelle damit das Leben meines Tieres über das des anderen. Und das finde ich nicht richtig.

    Menschen müssen sich quälen, aber bei Tieren finde ich, dass er irgendwo aufhören sollte und auch muss.
    Natürlich würde auch ich ettliches tun, damit es meinem Hund (egal welche Krankheit er hat) besser geht. Aber auch da finde ich (bitte nicht falsch verstehen), sollte man abwägen, ob man diese und jene und diese Behandlung noch manchen sollte, weil man vielleicht auch aus eigenem Egoissmuss handelt, oder einfach irgendwann sagt "es ist Schluss" und sein Tier gehen lässt.

  • ich hätte mit dem ethischen aspekt an sich nicht so probleme (ich find es schlimmer, dass tiere sterben müssen, damit mein hund was zu essen hat), eher mit dem, was an schmerzen mit der op verbunden ist. daher würde es für micht nicht in frage kommen.

    (als bei meiner hündin ganz am anfang mal die frage im raum stand, ob ich ihr (noch ganz jung) eine herz op zumute oder sie einfach umfallen lasse, wenn es soweit ist, hätte ich mich eher für zweiteres entschieden. (und auch jetzt würde ich nicht mal eine kastration übers herz bringen) eben aus dem aspekt, dass ich einem tier nicht erklären kann, warum ich es allein lasse, warum es schmerzen haben wird, warum es hinterher nicht laufen darf... somit ist für mich eigentlich alles, was nicht mit medikamenten oder ganz einfachen eingriffen verbunden ist, tabu)

  • Zitat

    Edit: Man kann Kindern sehr wohl erklären, dass eine Op nötig ist und auch, dass Schmerzen vll. vorkommen können. Das Verständnis von Kindern für komplexe Sachverhalte wird oft unterschätzt. Man muss Kindern die Sachverhalte ihrem alter entsprechend erklären, dann fkt. das auch.

    klar, wenn du von gesunden kindern ausgehst, die älter als 2-jahre sind. ein säugling versteht das nicht. und ein kind, dass, (wie ein kind, das mein freund betreut,) geistig behindert ist, kaum zusammenhänge herstellen kann und schon häufig operiert werden musste und auch weiterhin noch oft werden muss... ein dementer opa versteht das auch nicht. ein paranoider oder schizophrener patient unter umständen auch nicht. ich denke, man kann einfach nicht prinzipiell davon ausgehen, dass ein mensch solche maßnahmen versteht und deshalb verarbeiten kann und ein tier nicht.

    mir ist ja schon klar, dass eure argumente richtig und wichtig sind. das tier leidet und versteht nicht wieso. warum mutet man ihm dann so langwierige behandlungen zu? nicht gut. völlig d'accord.
    aber da hängt eben ein rattenschwanz dran.
    der demente opi versteht das auch nicht mehr, trotzdem wird er vielleicht langfristig schmerzhafte behandlungen in kauf nehmen müssen. vielleicht auch nicht gut... das kommt auf die beweggründe an.
    das behinderte kind mit schwerster intelligenzminderung muss sich langwierigen operationen und nachsorgen unterziehen, weil es z.b. ganz vage herzkrank ist. nicht gut? die beweggründe sind vielleicht die gleichen, wie bei dem dementen opa, jemand will wahlweise opa oder kind nicht gehen lassen und entscheidet sich für die prozedur...
    im letzten fall würde wohl niemand sagen, "das sollte man dann nicht behandeln" auch wenn man von bestimmungen und gesetzen und normen mal absieht.

    (klar, jetzt passt für viele wieder 'mensch geht vor tier', das ist eine ansicht, das für mich so nicht passt, nicht stimmig ist. deshalb würde ich gerne weiter über die möglichkeit der reflexion von schmerzen und der damit verbundenen zumutbarkeit sprechen...)

  • leider hat man in der Humanmedizin nicht die Wahl, die man bei einem Vet hat.

    In der Human werden einem, schon von gesetztes wegen, viel mehr Steine in den Weg gelegt. (Aktive und passive Sterbehilfe ist in D nun mal "offiziel" verboten und darauf läuft ein nicht-behandeln-einer(schweren)-Krankheit hinaus)
    Von daher finde ich es auch nicht wirklich vergleichbar.
    Das sind, für mich, zwei Unterschiedliche Gebiete.

  • Wie beim Menschen, gibt es auch bei den Tieren sone und solche. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit führen zu Angst, gute zu Vertrauen. Auch im Zusammenhang mit den tierischen Halbgöttern in Weiß :smile: . Die Lebenserfahrung, dass ein Loch im Knie "vergessen ist bis zur Heirat", macht auch jedes Tier. Wäre ja auch dumm, wenn sich der Althund genauso anstellen würde wie der Welpe.

    Wir fügen Tieren oft Schmerzen zu, um ihnen zu helfen. Man denke nur an das Zeckenziehen. Während ein sehr junges Tier ein Mordstheater anstellt, setzt der Lerneffekt doch recht bald ein und das ältere Tier ist ganz froh, die Plagegeister wieder los zu werden. Selbst das Bürsten muss bei aller Vorsicht nicht immer völlig schmerzfrei sein und doch lieben es die Tiere.

    Auch der verletzte Hengst wird trotz des einen oder andern Ziepens den Verbandwechsel an sich als förderlich ansehen und ruhig stehen bleiben. Nach meiner Beobachtung sogar ruhiger als sonst, wenn es nur um die Hufreinigung geht.

    Die Überlegung, was sinnvoll und zumutbar ist, muss natürlich angestellt werden. Es ist sicher nicht sinnvoll einer 12 Jahre alten Dogge, die ihr Leben schon hinter sich hat, ein Organ zu transplantieren. Bei einer 2 Jahre alten Katze stellt sich die Lage schon anders dar, denn die hat ihr ganzes Leben noch vor sich. Wenn das Leben für das Tier nach der OP angenehmer und lebenswerter ist als vorher, ist das ein anderes Ding als wenn die Einschränkungen nachher ebenso massiv sind wie vorher.

    Auf drei Beinen z.B. kann ein Hund noch lange und mit relativ geringen Beeinträchtigungen leben. Deshalb ist hier ja auch die Amputation das Mittel der Wahl und nicht der Gnadenschuss, den ein Pferd in der Regel erhalten würde.

    Ich denke, dass es auch bei der Organtransplation auf den Einzelfall und die jeweiligen Begleitumstände ankommt und ein pauschales Für oder Wider kaum möglich ist.

  • die eingangsfrage ist wirklich sehr interessant, und aus emotionaler sicht ist man im grenzfall wahrscheinlich zu vielem bereit, vor allem, wenn einem TA verspricht: einfache sache, gute erfahrungen, kein problem usw. - kostet nur ein bisschen was, wieviel genau können wir erst danach sagen ... haben sie irgendwelche sicherheiten oder können sie bitte diese verpfändungserklärung vorher unterschreiben ;) :D

    transplantationsmedizin ist keine laienmedizin, auch wenn nierentransplanattionen jetzt nicht so schwierig sind wie leber- oder herztransplantationen. aber die nachsorge erfordert ein bisschen mehr kenntnisse, als die nachsorge nach der tiermedizinischen standard-OP: die kastrations-OP.

    mir hat sehr gut gefallen, was Chris geschrieben hat. in jedem punkt stimme ich ihm zu.
    was mich beruhigt ist, dass die kosten für OP und nachsorge so extrem hoch sind (immunsuppressiva !!!!! ), dass ich sicher bin, dass diese therapieoption in der tiermedizin keinen eingang finden wird. höchstens vereinzelt, wenn tiere das pech haben in einem reichen haushalt zu leben, und ihnen aus falsch verstandener tierliebe diese OP nicht erspart bleibt.

    die lebensqualität transplantierter patienten ist in sehr vielen fällen unterdurchschnittlich. nicht wenige patienten, die mit transplantat leben, würden das nicht unbedingt nochmal machen, wenn sie vieles vorher gewußt hätten, aber wenn man verzweifelt ist ... . dennoch: komplikationen, abstoßreaktionen, infektionen, tumore usw. .. viele krankenhausaufenthalte, eingeschränkte freiheitsgrade, das ist die realtät.

    die aussage, dass tiere mit transplantaten scheinbar besser zurecht kommen ... na ja, das will ich erst mal in einer sehr gut gemonitorten langjährig andauernden studie bewiesen sehen.

    ferner sehe ich es nicht so, dass die tiermedizin so weit ist, dass für transplantierte tiere die notwendige nachsorge mit hoher versorgungsqualität sicher gestellt werden kann. die TÄe sind meist schon damit überfordert, die regulären herausforderungen in der tiermedizin zu bewältigen ... und da schielt man auf die transplantationmedizin????
    gibt es in der tiermed nicht noch genug andere gipfel auf dem weg zur Spitzenmedizin zu erklimmen ... und zwar erfolgreich??
    mir fallen hier ein: die entwicklung von therapieoptionen für onkologische erkrankungen oder chronische autoimmunerkrankungen. dann gibt es vor allem auch noch potentiale in der optimierung der schmerztherapie und ganz sicher in der anästhesiologie ... die meisten TA-narkosen sind immer noch , sagen wir irritierend :schockiert: (ein tubus macht noch keine gute narkose ;) )

    generell muss man sich fragen, ob sowohl in der human- als auch tiermed, transplantationsmedizin wirklich eine option ist, die man mit hochdruck ausweiten möchte ... glücklicherweise sind spenderorgane selten.
    denn: nicht alles, was leben verlängert, führt zu einem lebenswerten leben.
    was mittlerweile in der medizin alles praktiziert wird, darf man ruhig auch mal kritisch betrachten.

    der tod ist grausam, der gedanke meine hunde zu verlieren, treibt mich oft in heulanfälle, und der gedanke ist jetzt schon unerträglich. dennoch, es gibt wirklich grenzen. in würde sterben lassen, das ist auch ein zeichen von großer liebe.

    LG

  • Zitat

    Man denke nur an das Zeckenziehen. Während ein sehr junges Tier ein Mordstheater anstellt, setzt der Lerneffekt doch recht bald ein und das ältere Tier ist ganz froh, die Plagegeister wieder los zu werden.

    Weiß der Hund, dass er eine Zecke hat? :???:
    Hält er nicht still, weil er eh muss oder weil er eine Art Angststarre einnimmt?

  • Zitat

    Wenn ich mir überlege, was manchmal ein Menschenleben "wert" ist (siehe z.B. Gelder, die bei Entführungen fließen), würde ich diese Entscheidung nicht an der Geldfrage festmachen wollen, weil es immernoch um ein Lebewesen geht und ich mich schwer damit tue zu sagen "Ist ja NUR ein Tier."

    Womit ich aber ein arges Problem habe, ist die Tatsache, dass gesunden, lebenden Tieren diese Nieren entnommen werden. Jeder Mensch kann für sich frei entscheiden, ob er nach seinem Tod Organspender wird. Erst recht kann er für sich selbst entscheiden, ob und wem er eine Niere spendet. Und abgesehen von mafiösen Machenschaften im Organhandel kann niemand für einen anderen entscheiden, dass er gefälligst eine Niere abzugeben habe, weil es ja jemanden gibt, der diese braucht, weil er totkrank ist. Hat man da das Recht, als Mensch für das Tier zu entscheiden? Ich halte das nicht für vertretbar.

    LG, Henrike

    :gut: :gut: :gut: Henrike!

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