Das Problem ist nicht Langeweile, sondern Überforderung

  • Hallo ihr Lieben!

    Heute habe auch ich es bestätigt bekommen: Meine Hunde sind überfordert, stehen unter Strom - weil ich sie zu viel beschäftige. Und dabei ist das Ganze bei uns noch relativ harmlos - wir machen bisher noch nicht mal Hundesport.

    Wenn man sich ein bisschen umhört, geht es mittlerweile vielen Hundehaltern so - viele haben wahre Adrenalin-Junkis zuhause, weil wir Hundehalter scheinbar ständig Angst haben, unsere Hunde zu unterfordern oder gar zu langweilen. Manche Hunde haben heutzutage eine Stundenplan, den die meisten Menschen noch nicht einmal bewältigen könnten. Vermutlich gibt es heutzutage zumindest in westlichen Gesellschaften mehr über- als unterforderte Hunde.

    Doch woher kommt das Ganze? Sind es die Ansprüche einer Leistungsgesellschaft, die sich allmählich auch auf unsere Hunde übertragen? Ist die allgemeine Langeweile und Vereinsamung unser Gesellschaft, die einigen von uns keine anderen Möglichkeiten lässt, als uns durch und mit unseren Hunden zu beschäftigen, zu profilieren? Ist es die allgemeine Wandlung des Bildes vom "Partner Hund", der eben immer mehr vermenschlicht wird? Oder einfach das steigende Angebot und die Verfügbarkeit der gesamten Palette der Hundesportarten?

    Mich würden eure Gedanken hierzu sehr interessieren :)

  • ich denke das kommt daher, dass der hund nicht mehr gebrauchsobjekt ist und eben so oder so seine eigene aufgabe hat, also warum zusätzlich beschäftigen?! sondern heutzutage hobby!

    und mit seinem hobby beschäftigt man sich ja gemeinhin ausführlich ;)

    ich persönlich habe nie das gefühl meine hunde seien überfordert, da wir kein festes program haben wie andere HH, aber genaus dies war auch ein grund unter vielen, für meine hunderassen, denn ein DSH möchte nunmal beschäftigt werden, so oder so, ich habe davon gleich abstand genommen, andere lassen sich drauf ein und sind dann eben im "eifer des gefechts" oft ZU engagiert, ganz nach dem motto: "wir müssen das schaffen! der hund braucht das!!!"

  • Es liegt vielleicht auch mehr daran, dass viele Hundehalter ihre Hunde nicht richtig lesen können. Gutes, frühes Training ist an sich nichts verwerfliches, man muss es nur richtig dosieren können und für seinen Hund eine gute Mitte finden.

  • Ich glaube das hat viele gründe.
    Zum einen wurde der hund vom gebrauchsgegenstand immer mehr zum Familienmitglied, zum partner ersatz.
    In einer welt wo beziehungen immer schnell und kurzlebiger werden und bei manch einem auch der Kinderersatz.

    Dann hat es bestimmt unterschiedliche ursachen.
    Zum einen die vermenschlichung, welcher mensch langweilt sich schon gerne.
    Ich glaube das einige auch ein schlechtes Gewissen ihrem Hund gegenüber haben. Weil er sich langweilt oder weil er ihnen leid tut weil er auf seiner decke liegt.
    Manch einer ist vielleicht auch übermotiviert oder es ist seine vorstellung von einer artgerechten Hundehaltung.
    Die industrie spielt vielleicht auch eine rolle die ja schneller als man schauen kann neue spielzeuge und noch bessere ideen vermarkten,

    Damit will ich niemanden etwas unterstellen.

    Man kann bestimmt auch hundesport machen ohne einen adrenalin junkie zu haben.
    Aber auch die vielen verschieden Sportarten können so mach einen Hundehalter zum übermut anspornen.

  • Zitat


    Man kann bestimmt auch hundesport machen ohne einen adrenalin junkie zu haben.
    Aber auch die vielen verschieden Sportarten können so mach einen Hundehalter zum übermut anspornen.

    jupp, denn z.b. windhunderennsport findet eh nur am wochenende statt, wirkliches training gibt's innerhalb der woche gar nicht, außer mal am fahrrad fahren um kondition aufzubauen usw. aber nicht wie z.b. bei anderen sportarten, wo jeden tag geübt wird, damit am nächsten wochenende auch ja alles klappt. das geht halt nicht bei unserer sportart, entweder der hund läuft gut und schnell, oder er tut es nicht, man kann zwar etwas kondition aufbauen, an kleineren problemen arbeiten wie das starten aus dem startkasten usw. aber man hat nicht dieses zwang "das und das muss ich bis zum nächsten mal lernen!"

    ich denke schon, dass das eine rolle spielt :???:

  • Ich habe hier so einen Adrenalinjunkie zu hause.
    Für mich ist es sauschwer zu unterscheiden ob er über- oder unterfordert ist.
    Er hört niemals auf wenn man ihn nicht stoppt. Wenn er mit einem anderen Boxer spielt, ist immer einer von beiden wieder am Auffordern.
    Ich habe fast 1 Jahr gebraucht um lesen zu können wann er genug hat was das SPielen angeht.
    Wobei wir jetzt Agi machen, das scheint ihn zu schaffen. ;)

  • Schau dir doch die Kinder an ... da ist es doch genau das selbe ... Gitarrenunterricht, Turnen, Schwimmen, Nachhilfe, etc. pp ... kaum Zeit mit Freunden zu spielen, weil der private Stundenplan wichtiger ist ... Mama und Papa kutschieren sie von einem zum nächsten Termin.

    Mir ist es wichtig, dass mein Hund ausgeglichen ist und ich genieße es, wenn er stundenlang sinnlos vor sich hindöst ... ich bin selber nicht so Actiongeladen :D vielleicht liegt es daran. Am Tag gibt es 2-3 Stunden Gassi + Action und das war es ... paßt es mal nen Tag nicht, ist auch nix los .. kann er auch mit umgehen.

    Ich denke aber, dass es so manch einer einfach viel zu gut meint oder selber so eine Actionmurmel ist, den Hund immer dabei haben will, dass er gar nicht merkt, dass ihn das zuviel überfordert. Aus bösem Willen macht das wohl niemand ... nur ich denke es ist tatsächlich so, dass viele ihre Hunde gar nicht lesen können und nicht sehen, wenn sie überfordert sind.

    Wir hatten auch Phasen, wo wir gemerkt haben, dass es zuviel ist ... wenn iwr nach Hause kamen und er kam erstmal ne halbe Stunde bis Stunde überhaupt nicht zur Ruhe ... dann haben wir weniger gemacht und alles war gut.

  • Zitat

    jupp, denn z.b. windhunderennsport findet eh nur am wochenende statt, wirkliches training gibt's innerhalb der woche gar nicht, außer mal am fahrrad fahren um kondition aufzubauen usw. aber nicht wie z.b. bei anderen sportarten, wo jeden tag geübt wird, damit am nächsten wochenende auch ja alles klappt. das geht halt nicht bei unserer sportart, entweder der hund läuft gut und schnell, oder er tut es nicht, man kann zwar etwas kondition aufbauen, an kleineren problemen arbeiten wie das starten aus dem startkasten usw. aber man hat nicht dieses zwang "das und das muss ich bis zum nächsten mal lernen!"

    ich denke schon, dass das eine rolle spielt :???:

    ich hab mich im zweiten satz eher darauf bezogen das es durch aus auch halter gibt die 2-3 hundesportarten nach gehen will oder vielleicht das auch tun und das das dann durchaus zu einer überforderung des hundes kommen kann. Und das wäre vor einigen jahren noch nicht so möglich gewesen da es weniger sportarten gibt.

    Ich glaube auch das das internet seinen teil dazu beigetragen hat. den wo bekommt man so schnell so viele ideen, eindrücke und auch einen überblick wie hier ( im internet).

  • Ich bin dankabr für dein erfahrungsbericht und werde mich mal nach nem Trainer umsehen der uns einfach mal als Team bewertet.
    Mein denken heute, ich überfordere meinen Hund nicht ..eher das Gegenteil...aber das ist mein denken und kann auf andere anders wirken.

    Ich halte persönlich auch nichts vom vielen Hundesportangebot...möchte das mein Hund glücklich ist und Hund bleiben darf...daran arbeite ich jeden Tag.
    Aber ich sehe uns nur aus meiner Perspektive und die kann ganz schön verzerrt sein...ich weiß es nicht....du hast mich zum nachdenken angeregt, auch wenn ich auf wenig Streß achte und faulenzertage einrichte in der Woche...ob es das richtige ist kann mir jemand sagen der uns beobachtet.

    Vielleicht Filme ich mal einige Stunden unserer Interaktionen und werte es mal für mich aus...webcam machts möglich...wie man merkt...bin am denken und abwägen.

    Gruß Gwen

  • Zitat

    Am Tag gibt es 2-3 Stunden Gassi + Action und das war es ... paßt es mal nen Tag nicht, ist auch nix los .. kann er auch mit umgehen.


    Wobei ich 2-3 Stunden schon viel finde. Aber das hängt wahrscheinlich auch vom jeweiligen Hund ab und natürlich Menschen :ops: ab.

    Zitat

    ...den Hund immer dabei haben will, dass er gar nicht merkt, dass ihn das zuviel überfordert.


    Würde das dann nicht auch für diejenigen gelten, die ihre Hunde mit zur Arbeit nehmen? :???: Ich finde es mittlerweile unheimlich schwer ein allgemeines Mittelmaß zu finden. Hund alleine zu Hause, Erholung oder Stress? Hund mit bei der Arbeit, Entspannung, da beim Rudel oder Stress?

    Im Internet gibts irgendwie viel zu viele Möglichkeiten sich und seinen Hund mit anderen zu vergleichen. So kann man natürlich Anfangsfehler vielleicht vermeiden, aber irgendwie geht auch das gesunde Bauchgefühl irgendwie etwas verloren. Hach, schwierig. :/

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