Wozu täglicher Kontakt mit anderen Hunden?

  • Warum sollte es auch geschlossen zu einem Spiel kommen? :? Auch 5 sich willkürlich treffende Hunde spielen doch nicht automatisch alle miteinander.


    Sascha spielt grundsätzlich nur noch sehr wenig, trotzdem kommuniziert er häufig mit fremden Hunden, geht mit denen gemeinsam schnüffeln oder, treffen wir uns in der Grupe, erhebt er sich selbst zum Aufpasser über die anderen und schaut hier und da nach dem Rechten. Solche Spaziergänge erfüllen ihn, befriedigen ihn, das ist den Stress doch wert. ;)
    Es ist immer wieder interessant zu beobachten, welche Rollen die Hunde in einer solchen Gruppe übernehmen und wie sie eben doch verschiedenste Verhaltensweisen ausführen, die normal nur im Rudel stattfinden. Es ist kein Rudel klar, es ist aber immerhin etwas.


    Etwas anderes sind kurze Begegnungen auf Spaziergängen, hier sehe ich einfach keinen Sinn darin meinem Hund vorzugeben wie er einem entgegenkommenden fremden Hund begegnen soll. Daher ist es mir schon lieb und es macht mir das Leben einfach einfacher, wenn mein Gegenüber seinen Hund nicht an die Leine nimmt bzw. nicht abruft. Solche Begegnungen sind etwas völlig anderes als gemeinsame Gruppenspaziergänge, aber auch hier können und sollten die Hunde lernen sich angemessen zu verständigen und anständig am fremden Hund vorbeizukommen.
    Klar, ich hasse auch diese Hunde, die sich erst einmal breit in den Weg stellen und meinen es mit jedem Hund klären zu müssen und dann hat Sascha auch Stress, sicher ... zum Glück gibt es von diesen Hunden hier nicht all zu viele und wenn, dann weiß Sascha mittlerweile damit umzugehen. In der Regel laufen solche Kontakte aber recht unspektakulär ab und es wird erst dann mühsam, wenn man seinen Hund bei jeder Begegnung ranrufen und anleinen muss.


    Zum täglichen Kontakt, sicher brauchen die wenigsten erwachsenen Hunde täglichen Kontakt, genausowenig schadet er ihnen aber auch. Mit meinem erwachsenen sozialverträglichen intakten Rüden suche ich meist keinen Kontakt zu anderen Hunden, ich meide ihn aber auch nicht. Im Prinzip ist es mir völlig egal, ob wir täglich Hunde treffen oder nicht. Jedoch gebe ich ihm regelmäßig die Möglichkeit in einer Gruppe bekannter, manchmal auch unbekannter Hunde zu kommunizieren und seine Sprache zu sprechen.
    Als er noch jünger war, hab ich da allerdings noch deutlich mehr Wert drauf gelegt, da er eben noch alle Verhaltensweisen erlernen musste und das geht eben nur unter Hunden und zwar auch nur dann, wenn auch erwachsene Hunde noch kommunizieren dürfen. Auch ein "Nein, hau ab!" ist eine wertvolle Erfahrung. :D

  • Wir treffen täglich auf andere Hunde. Lässt sich in der Stadt wohl auch kaum vermeiden. Ich geh aber auch gezielt in Hundeauslaufgebiete oder verabrede mich mit HH.
    Clara spielt mit jedem (sofern die anderen mitmachen) und hat großen Spaß daran. Blöde Begegnungen hatten wir erst eine.
    Mich bereichern die Gespräche mit anderen auch, auch da gab es eigentlich nur eine Begegnung, die nicht so nett war.


    Wenn dein Hund offensichtlich keinen Spaß daran hat, ist es doch ok, wenn du es vermeidest. Generell den Sinn von Kontakt abzusprechen, zeugt aber nicht von viel Sachverstand. Hunde lernen übrigens nicht nur in den ersten drei Monaten Sozialverhalten!

  • Zitat

    Warum sollte es auch geschlossen zu einem Spiel kommen? :?


    Das hab ich gar nicht behauptet. Es hat mich nur interessiert, weil ich noch nicht soviele Rudel gesehen hab ;) Das war nur reines Interesse :)

  • Ich habe da - als eher stille Mitleserin - mal eine Frage an die mit wesentlich mehr Hundeerfahrung als ich sie habe. Denn ich kenne mich mit dem Thema wirklich nicht so aus. Die untenstehenden Gedanken sind also nur Gedanken und Fragen, keine Thesen oder irgendwas was anspruch auf Richtigkeit hätte. Eher Fragezeichen...


    Es wird oft von Sozialverhalten geschrieben. Manche behaupten Hunde die wenig Kontakte haben oder gar wenig spielen hätten ein schlechteres Sozialverhalten als andere. Oft heisst es, "meiner kann mit jedem und das liegt an den täglichen und unterschiedlichen Kontakten".
    Nun frage ich mich, gibt es da nicht vielleicht zwei unterschiedliche Messlatten. Zum einen das, was Hunde unter Sozialverhalten verstehen, das was früher, in weniger dichten Gesellschaftssystemen mit weniger "Haushunden" oder "Hobbyhunden" oder wie man das nun nennen soll Gültigkeit hatte und als sozial empfunden wurde. Und zum anderen das, was wir von unseren Hunden und deren Zusammenleben erwarten?


    Es wurde ja auch der Vergleich zum Menschen gezogen. Da ist es doch im Prinzip ähnlich. Früher, genauso wie Heute in einigen Völkern läuft die ganze Sache mit dem Zusammenleben doch ganz anders als das in unserer Gesellschaft und unserer Zeit der Fall ist. Es ist doch auch nicht das Wesen des Menschen sich mit jedem zu verstehen und eigentlich nicht einmal, neben jedem anderen Leben zu können. Die Geschichte gibt uns da genug Beispiele. Ich mag nicht jeden. Ich rede auch nicht mit jedem und es kann auch sehr gut sein, dass ich mich mal so richtig deftig mit jemandem in die Wolle kriege. Deshalb bin ich nicht sozial unverträglich oder schlecht entwickelt. Das liegt auch nicht daran, dass ich das als Kind nicht gelernt hätte. Im Gegenteil, ich habe durch sehr viele, manchmal zu viele und ungewollte Kontakte gelernt, dass ich mich durchbeissen und durchschlagen muss. Dass ich eigentlich nicht die Möglichkeit habe einfach auszubrechen, sondern auch mal absolut unfair auf die Nuss bekomme. Dass sich Rotten bilden die gegen Einzelne gehen und dass man manchmal richtig unterdrückt wird. Die heutige Gesellschaft gibt mir "Hilfestellungen" wie ich auch mit Menschen klar komme, die ich eigentlich in einen Baum hängen könnte und sie gibt mir Regeln, die mich daran hindern das auch zu tun. Überspitzt gesagt. Aber ist das wirklich die Natur des Menschen. Frust in sich reinfressen, Smalltalk machen, sich aus Anstand mit anderen vertragen und sich zwingen trotz aller Abneigung "hallo" zu sagen?


    So ähnlich stelle ich mir das bei den Hunden auch vor. Ich meine, versuchen wir nicht vielleicht ihnen ein "Sozialverhalten" aufzudrücken, das in unserem Leben inzwischen Gültigkeit hat, das aber überhaupt nicht dem natürlichen und ursprünglichen Verhalten entspricht?
    Was ich sagen will ist, ich habe manchmal den Eindruck, dass viele Menschen "gut sozialisiert" mit "mein Hund mag alle und will mit allen spielen" gleichsetzen. Ich persönlich finde es nicht nötig, dass mein Hund jeden anderen liebt. Ist doch ok, wenn er einen nicht abhaben kann und auch ok, wenn er mal sagt wo seine Grenzen sind. Ich meine, manchmal wünschte ich mir, Luna würde mal an einen Hund geraten, der ihr sagt, dass ihr wildes drauflosstürmen eine Schweinerei ist und man sich auch "anständig" annähern kann. Da kann ich noch lange versuchen sowas abzufangen oder vorausschauend zu verhindern. Sowas müsste sie von einem anderen Hund gesagt kriegen. Und genau dieser Hund, der sowas klar macht, ist dann in manchen Augen schon ein Grobian oder unverträglich. Dabei wäre das doch eigentlich normal oder nicht? Klar sollen sie lernen nebeneinander zu leben und ohne Keilereien aneinander vorbei zu kommen. Aber mögen müssen sie sich doch nicht. Ist doch ok.


    Was meint ihr, könnte es auch sein, dass dieses ewige miteinander und alle haben sich lieb, etwas ist, was wir unseren Hunden aufdrücken, was wir vielleicht auch fälschlicherweise als natürlich sehen, was aber eigentlich einfach sowas wie anerzogen ist?


    Wie gesagt, ich kenne mich wirklich nicht damit aus, aber ich stelle mir irgendwie vor, dass sie ganze Sache in der Natur, ohne unseren Einfluss um einiges rudimentärer ablaufen würde.


    zB diese ganzen Mobbing-Geschichten. Sowas gibts bei den Menschen böse gesagt, seit wir uns nicht mehr mitten ins Gesicht sagen "dürfen", dass wir einander nicht abhaben können. Seit wir uns nicht mehr aus dem Weg gehen können und miteinander leben müssen. Auf viel engerem Raum unter viel stressigeren Umständen als früher oder in anderen Kulturen.
    Könnte es nicht sein, dass diese Mobbereien auch bei Hunden eine Zeiterscheinung sind, weil man ab der Welpenspielgruppe wildfremde Hunde in einen eingezäunten "Topf" wirft und erwartet, dass die nun Spass haben. Aus dem Weg gehen gibts ja da kaum. Wie auch. Also mischt man sich mal zusammen und fängt irgendwann mal an,auf einem rumzukloppen. Aus Frust oder weil man keinen anderen Weg hat. Keine Ahnung...


    Oder der Hofhund der schnell mal als bösartige dargestellt wird weil er seinen Job macht. Ist es nicht normal, dass ein solcher Hund auch mal stinkig wird, wenn ein anderer ungefragt in sein Revier trampelt? Ist es wirklich nicht ok, wenn er einem anderen zu verstehen gibt, "du begibst dich in meinen Wirkunskreis, überleg dir das lieber zwei mal"?


    Ich frage mich halt, ist sowas nicht einfach nicht mehr unbedingt gesellschaftstauglich in unserer Zeit und unserer Gegend, oder ist es wirklich asozial?


    Danke euch


    Würde mich freuen, wenn jemand meinen Gedankengängen folgen könnte ;)

  • Zitat


    Und nun sag mir bitte nochmal, das meine Hunde sehr viel Wert auf den Kontakt mit anderen Hunden legen...


    Ich kenne Deine Hunde nicht, aber es gibt ja evtl. noch andere Hunde, die durchaus mit Hunden aus anderen Haushalten auf gemeinsamen Spaziergägnen / Treffen interagieren - aber vermutlich ist das ja eine vollkomene Fehlinterpretation meinerseits.
    Logische Schlußfolgerung: Hunde brauchen keinen Kontankt mit anderen Hunden.
    PS.: Ich werde mich allerdings auch weiterhin mit meinen Bekannten und deren Hunden gemeinsame Spaziergänge unternehmen ...

  • Zitat

    Was meint ihr, könnte es auch sein, dass dieses ewige miteinander und alle haben sich lieb, etwas ist, was wir unseren Hunden aufdrücken, was wir vielleicht auch fälschlicherweise als natürlich sehen, was aber eigentlich einfach sowas wie anerzogen ist?


    Hä? Aber hier hat doch keiner was davon gesagt dass sich alle lieb haben müssen. :???:
    Aber man muss sich ja nicht gleich gegenseitig umbrigen. Ich fang ja auch nicht an mich mit den Leuten zu prügeln wenn ich die nicht mag.
    Das Hunde sich nicht immer mögen, sich gegenseitig ignorieren oder auch mal weg bellen ist sicher ein normales Verhalten aber dagegen sagt ja auch keiner was. Wenn aber ein Hund aus dem nichts auf den anderen zugestürzt kommt und den umbrigen will ist das sicher nicht natürlich.
    Auch wenn ich auch nicht so viel Ahnung habe. Bin ja kein Hund ;)

  • Zitat

    Was meint ihr, könnte es auch sein, dass dieses ewige miteinander und alle haben sich lieb, etwas ist, was wir unseren Hunden aufdrücken, was wir vielleicht auch fälschlicherweise als natürlich sehen, was aber eigentlich einfach sowas wie anerzogen ist?


    Ja. Man könnte immer mehr den Eindruck bekommen, dass nur Hunde, die wirklich mit allen "gut Freund" sein wollen, das Maß der Dinge sind. Tatsächlich ist es aber nicht arttypisch. Da hast Du völlig recht.


    Zitat

    Könnte es nicht sein, dass diese Mobbereien auch bei Hunden eine Zeiterscheinung sind, weil man ab der Welpenspielgruppe wildfremde Hunde in einen eingezäunten "Topf" wirft und erwartet, dass die nun Spass haben.


    Interessant dabei ist, dass in den Ländern, in denen die Welpenspielgruppen "aufgekommen" sind, der Trend inzwischen wieder dahin geht, Spiel auch in den Welpengruppen zu minimieren bis komplett zu streichen. Da D dem Trend "Welpenspielgruppen" hinterherhinkte, wird es auch noch einige Zeit dauern, bis der Umgekehrtrend uns erreicht. Wobei die Anfänge schon da sind - nur eben im Anfangsstadium.


    Und zwar aus ziemlich genau deinen Überlegungen heraus:
    - Welpen untereinander können sich nur in begrenztem Maß korrektes Verhalten beibringen (ist in etwa so, wie wenn man einen Fünfjährigen als Sprachlehrer einsetzen würde)
    - Mobbing und ähnliche unerwünschte Verhaltensweisen können häufig nicht schnell genug unterbunden werden, da die Zahl der Welpen pro Trainer idR zu gross ist. Letztendlich bräuchte man da pro 2 Welpen einen Trainer.
    - die ganze Masse der Hunde a la "wenn anderer Hund in Sicht kommt, ist Mensch uninteressant" kommt daher
    ...........


    Zitat

    Ist es nicht normal, dass ein solcher Hund auch mal stinkig wird, wenn ein anderer ungefragt in sein Revier trampelt? Ist es wirklich nicht ok, wenn er einem anderen zu verstehen gibt, "du begibst dich in meinen Wirkunskreis, überleg dir das lieber zwei mal"?


    Das ist völlig normal und völlig korrektes Verhalten.


    Mal ein Beispiel meiner Damen, ist schon etwas länger her:
    Das "auf andere Hunde zustürmen" ist ein absolut unhöfliches Verhalten. So was geht gar nicht, wenn man als höflicher Hund gelten will, der seinen "Knigge" beherrscht. Trotzdem gibt es immer wieder diese Situationen.
    Vor einiger Zeit passierte genau das wieder - unhöflicher Rüde stürmt mit Begeisterung auf meine beiden Damen zu. Frauchen's Rufe interessierten ihn nicht. Als er bei meinen Damen ankam einen Rüffel, dass ihm ganz anders wurde. Meine jüngere Hündin hat ihn so richtig zusammengebügelt, wohlgemerkt keine Verletzungen oder so. Nachdem sie mit ihm fertig war und er sein Glück bei meiner älteren Hündin versuchen wollte, bekam er von dieser auch nochmal eine Abreibung. Seitdem gibt es beim Anblick meiner Damen kein unkontrolliertes Losstürmen mehr. Er kommt ruhig an, etwas Calming Signals von wegen Deeskalation. Und siehe da, sämtliche Begegnungen seitdem verlaufen völlig ruhig und harmonisch. Er benimmt sich und meine Damen akzeptieren eine Kontaktaufnahme seinerseits bis zu einem gewissen Grad. Wobei er jetzt auch akzeptiert, wenn von der Seite meiner zwei ein "Kein Interesse" kommt.


    Sein Frauchen ist auch ganz begeistert davon. Denn jetzt hört er und stürmt auch sonst wohl nicht mehr so unkontrolliert auf alles los. Wobei ich an dem Tag echt schon die Befürchtung hatte, dass sie sauer wird. Meine zwei Grossen können schon so richtig zickige Furien sein, wenn's drauf ankommt.
    Aber wahrscheinlich war der Schock noch zu gross, als dass sie hätte sauer werden können. Denn Hundi wäre bei der ganzen Aktion "unkontrolliert zu anderen Hunden rennen" zudem noch beinahe unter nem Traktor gelandet weil er nur noch Augen für meine beiden Hündinnen hatte. Bis sein Frauchen sich von dem Schreck erholt hatte und bei uns angelangt war, war die ganze Geschichte mit meinen beiden schon erledigt und alle drei liefen ruhig nebeneinander her.

  • Für alle die, die der Meinung sind, es sei unmöglich, zu verlangen, Hunde erst mal bei sich zu behalten und zu fragen, ob Kontakt erwünscht ist, hier mal ein kleines "Schmankerl", was so mancher "Der tut nix, der will nur spielen" anrichten kann.


    Im speziellen Fall waren die "Kontrahenten" ein Rotti-Mix ("Der tut nix") und ein Zwergpudel:



    Kommt ein bischen spät, aber ich wollte das Frauchen des Pudels erst mal fragen, ob es ok ist, das Bild hier reinzusetzen.


    BTW - der Rest des Pudels sieht nicht viel besser aus, nur eben unter schwarzem Fell sieht man die "Nettigkeiten" nicht so gut.

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