Jagen lassen als Antijagttraining?

  • Hi Foris,


    Hier bin ich schon wieder mit einer Frage und auf der Suche nach Meinungen und Erfahrungen.


    Also, mein Hund ist eine Bracke , ein Laufhund , Rüde, 7 Monate. Er hört soweit super, kann blödsinnige Kunststücke ist eigentlich ein Traumhund, WENN DA NICHT DIE HASEN WAEREN!


    Sobald er eine Witterung aufgenommen hat, ist er nicht mehr ansprechbar. Ich mach den Affen, nix. Ich halte ihm seine geliebten Käsestücke vor die Nase, nix. Er ist natürlich an der 10m Schleppleine, da ich kein Risiko eingehen will. Wirklich abgezischt ist er mir noch nicht. Ohne Wild in der Nase kommt er , selbst aus dem Spiel mit Kumpels, freudig auf jedes „Hier“, mit Wild in der Nase ... Durchzug.


    So, nun sagt mir der erste Jäger „das bekommst Du bei einer Bracke nicht unter Kontrolle“ (Danke, sehr motivierend). Antwort gefällt mir nicht also frag ich einen andren Jäger. Selbe Antwort.
    Zweiter Jäger besitzt selbst einen Brackenmix und schlug mir vor, seinen Hund zusammen mit meinem frei in seinem Wald (keine Straße in der Nähe und der Jäger, nun ja, der stünde ja neben mir) laufen zu lassen, weil sein Hund max für 2 Minuten verschwindet und meiner sich das abgucken kann. Also, kurz weg, aber gleich zurück.


    Ich glaube sehr wohl, daß sich ein junger Hund und von einem erfahrenen einiges abguckt und soweit klingt die Idee ja plausibel. Aber wenn ich meinen einmal laufen lasse und er darf die Hasen jagen, belohnter sich damit ja selber. Heul, Dilemma. Was meint Ihr?


    LG, Tanja

  • Da würde ich mich nicht trauen, eine Meinung zu äussern! Nur eine Bemerkung: wie wird es, wenn dein Hund den anderen ansteckt, so dass sie gemeinsam viel länger als 2 Minuten verschwinden?

  • Zitat

    Aber wenn ich meinen einmal laufen lasse und er darf die Hasen jagen, belohnter sich damit ja selber. Heul, Dilemma. Was meint Ihr?


    Es kommt darau an wer schneller ist, Dein Hund oder der Hase.
    Grundsätzlich teile ich aber die Ansicht der ersten beiden Jäger.

  • Libra, den Gedanken hatte ich auch schon. Allerdings gehe ich davon aus daß sich mein unerfahrener Jüngling, der älteren, erfahrenen Jagdhuendin des Jägers unterordnet. Ist aber auch nur Spekulation.


    Natürlich kennt der Jäger auch seinen Wald und das Wild darin, er würde sie nicht dort lassen, wo Rehe oder gar Jungtiere sich aufhalten. Er will ja schließlich nicht daß sein Wild gerissen wird.


    Weiß ja auch nicht was von dem Angebot des Jägers halten soll, deswegen frag ich ja....


    Edit:
    Wakan: Du meinst eine Bracke sei was Jagdtrieb anbelangt erziehungsresistent? Daran will ich noch nicht ganz glauben. Vielleicht bin zu blauäugig, aber ich bin der Meinung das man mit genug Geduld und Spucke und evtl. unter fachmännischer Anweisung unerwünschtes Verhalten immer irgendwie in bessere Ersatzbeschäftigungen umlenken kann. Klar, nem Laufhund (dazu einem pubertierenden) eine Alternative zum Jagen zu geben ist sicher hart und weitaus schwieriger als bei einem Rottweiler, aber es ist sicher nicht unmöglich. :gruebel:

  • Zitat

    Zitat:
    Aber wenn ich meinen einmal laufen lasse und er darf die Hasen jagen, belohnter sich damit ja selber. Heul, Dilemma. Was meint Ihr?



    Es kommt darauf an wer schneller ist, Dein Hund oder der Hase.
    .


    Nö! Das Jagen an sich macht schon Spaß genug! Selbst wenn der Hund den Hasen nicht bekommt.


    Zitat

    Grundsätzlich teile ich aber die Ansicht der ersten beiden Jäger


    Da bin ich ganz Deiner Meinung.

  • Oh Menno, demotiviert mich doch nicht so. Ich glaub es immer noch nicht. Ein jagtlich geführter Laufhund muß ja nun auch kontrollierbar sein. Es bringt selbst einem Jäger nichts wenn sein Hund ständig abzischt und sich verselbständigt. Natürlich kann man die Jagt nicht unterbinden ohne für Alternativen zu sorgen, sei es Fährtenarbeit oder ähnliches um seine Triebe zu befriedigen und ihn auszulasten. Ich rede ja nicht von Jagdtrieb ausschalten sondern von umlenken, für interessantere Alternativen sorgen.
    Es kann ja nicht sein ,daß alle Laufhunde dieser Welt ihr Leben an der Leine zu verbringen?


    Oder arbeiten alle Laufhundebesitzer ausschließlich über Bindung, soll heißen: Hund kommt nach einigen Minuten von alleine zurück? Wenn dem so ist, wäre es natürlich schon sinnvoll auf das Angebot des Jägers einzugehen, um zu sehen ob unsere Bindung schon stark genug ist.


    (ich weiß, ich weiß, wieso muß ein Jagdhundanfänger auch ausgerechnet eine Bracke haben....) :wall:

  • Hi Tanja!


    Hast du dir schon mal überlegt, was ist, wenn dein Hund nicht nur Spaß am Jagen sondern auch noch ein Erfolgserlebnis hat? Dann kannst du ihn nie wieder so richtig ohne Leine laufen lassen... Und ob ein Hund sich von einem anderen Hund etwas abschaut weiß ich nicht. Darüber hab ich schon sehr oft nachgedacht. Gudrun Feltmann v. Schröder, von der ich sehr viel halte meint nein. Ich bin mir recht unsicher...


    Wenn ein Hund jagt wird Adrenalin ausgestossen. So viel, dass der Hund nicht mehr in der Lage ist andere Dinge umzusetzen. Darunter fällt dein Kommando, dass du ihm in solchen Situationen gibst. Wenn er es überhaupt wahrnehmen kann... Ich stell das jetzt einfach mal in Frage.
    Jetzt ist dein Hund mit einem zweiten Hund zur Jagd unterwegs... Sie stacheln sich gegenseitig auch noch an, was vermutlich noch mehr Adrenalin zur Folge hat. Wenn nun dein Hund vorne ist und der andere langsamer und nach 2 Minuten umdreht wird dein Hund das gar nicht mitbekommen. Und schon ist der schöne Plan vom Abschauen (von dem ich mich frage, ob das ab einem gewissen Alter beim Hund noch funktioniert...) dahin! Und was das 2 Minuten weg bleiben angeht so ist selbst das beunruhigend kann ich dir sagen! ;)


    Der Hund entwickelt sein Jagdverhalten zwischen dem 6. und dem 14. Lebensmonat! In dieser Zeit sollte man besonders darauf achten, dass der Hund keinen Erfolg hat - oder so wenig wie möglich - um auf Jagd zu kommen. Geschweige denn ein Erfolgserlebnis.


    Ich halte also von der gemeinschaftlichen Jagd unter Gleichgesinnten nichts!


    Ob man einer Bracke das Jagen abgewöhnen kann oder das komplett in andere Bahnen lenken kann, weiß ich nicht. Darüber möchte ich mir jetzt auch kein Urteil erlauben, weil es wahrscheinlich wie überall von Hund zu Hund unterschiedlich ist... Aber ich kann dir sagen, dass man sich mit der Zeit Strategien zurecht legt. Man muss anfangs zu 110% die Aufmerksamkeit bei seinem Hund haben... Man wird die Körpersprache des Hundes lesen können, Dinge vor ihm sehen und darauf reagieren können... Irgendwann hört es dann auch auf so sehr anstrengend zu sein. Man arangiert sich halt... Ich mein es gibt ja nicht nur Wälder und auf Wiesen ist auch nicht immer Dämmerung in der die Hasen lustig Ausflüge machen ;).


    Ich hab's ja schon im Fährten-Beitrag geschrieben, dass du es vielleicht mal mit dem Super-Pfiff probieren könntest. Eine Bracke dürfte schon eine harte Nuss sein. Aber so ganz ohne Herausforderung wäre es ja auch langweilig gelle!? ;)


    Wenn der Hund in der Leine hängt und seine Nase am Boden hat, sich weder für Kommandos noch für Leckerchen interessiert, bleibt dir im Prinzip nichts anderes übrig, als zu halten und die Klappe zu halten. Wenn du redest und Komandos gibst, lernt der Hund nur "ach die Alte quatscht schon wieder so viel aber machen muss ichs eh nicht..."
    Egal wie blöd man sich vorkommt, was anderes hilft da nicht meiner Erfahrung nach. Wenn der Hund dann wieder ansprechbar ist und gemerkt hat, dass er nicht weiter kommt, dann kann man ihn setzen lassen und ihm den Auftrag geben weiter zu gehen. Wenn er das befolgt gibt's als Belohnung ein Apportierspiel mit anschließendem Zotteln und für's Hergeben der Beute ein Schmeckie, damit die Beute auch geteilt wird. Als Ersatzhandlung für's Jagen wäre das ein Ablauf, der Ersatz bietet...


    LG murmel

  • Hallo!


    Ich hab lange überlegt, was ich dir schreiben soll. Also zum Einen fide ich es auch grenzwertig einen "Vollblutjagdhund" wie deine Bracke "nur" als Familienhund zu halten. Aber anders als einem Border Collie aus einer Arbeitslinie der nicht hüten darf gibt es ja durchaus Ersatzbeschäftigungen, die die Jagd wenigstens ansatzweise simulieren. Meine erste Frage wäre auch, ob du irgendetwas in diese Richtung machst? Ich dachte da an so Sachen wie Dummytraining, Fährtenarbeit oder Mantrailing? Wenn nicht würde ich dir das sehr ans Herz legen um seine rassetypischen Anlagen kontrollieren zu können, was ja im Moment wohl nicht so klappt.
    Zu dem Vorschlag des Jägers: MACH ES AUF GAR KEINEN FALL!!!
    Es war ja sicher nett gemeint, aber sei dir wirklich klar, dass jagen eine selbstbelohnende Verhaltensweise ist,die nicht bis zum Ende (Tötung des Beute) durchgeführt werden muss.
    Ich bin mir fast sicher, dass die jetzt schon aufkeimende Jagdleidenschaft deiner Bracke dadurch absolut unkontrollierbar wird. Es mag vielleicht so sein, dass er in dem Revier sich wirklich am erfahrenen Hund orientiert und nach kurzer Zeit wiederkommt, aber was ist wenn du danach wieder mit ihm allein unterwegs bist, warum sollte er dann so schnell wiederkommen? Ich bin auch fest davon überzeugt, wenn er erstmal gejagt hat wird er es nicht mehr tun.
    Ich würde dir empfehlen, ein wirklich intensives Anti-Jagd-Training durchzuführen (bedenke bitte, dass er erst sieben Monate ist und das erst die Anfänge seines Jagdtriebes sind!) und ihn andererseits rassegerecht auszulasten, für eine Bracke bietet sich trailen ja gerade an!
    Und nochwas:

    Zitat

    Es kann ja nicht sein ,daß alle Laufhunde dieser Welt ihr Leben an der Leine zu verbringen?


    So ähnlich wird es aber sein bzw. die wenigsten Laufhunde werden als Haushunde gehalten, dafür sind sie eigentlich viel zu selbstständig. Im Gegensatz zu anderen Jagdhunden z.B. Vorstehhunden wurden sie ja nie darauf gezüchtet wirklich eng mit dem Menschen zusammenzuarbeiten vielmehr mussten sie Entscheidungen selbstständig treffen.


    Liebe Grüsse,
    Björn

  • Hi... Ich noch mal!


    Ich weiß nicht wie andere Jagdhundebesitzer arbeiten... Frau Feltmann v. Schröder bildet auch Jagdhunde aus und hat auch selbst jagdlich geführte Hunde gehabt (Deutsch-Langhaar). Ich weiß von einer Geschichte, bei der sie mit ihr spazieren war, Rehe kopflos in ihre Richtung geflüchtet sind. Sie hat ihrer Hündin ein "Leg dich zugerufen". Die Rehe kamen immer näher und weil die Hündin braun war und wohl wie ein Erd-Haufen ausgesehen haben muss für die Rehe, sind diese über die Hündin gesprungen. Sie ist liegen geblieben! Würde ich Frau Feltmann und ihre Hunde nicht kennen, würde ich sowas nicht so recht glauben. Aber es ist so... Also nicht unmöglich!


    Ob das über Bindung geht, dass ein Hund nach 2 Minuten wieder kommt wage ich mal zu bezweifeln. Wie ja schon gesagt wurde belohnt sich der Hund in diesem Moment ja selbst und das wohl besser, als es jeder Mensch tun könnte.


    Was du immer beachten solltest. Egal wie lange dein Hund weg war. Immer wenn er da ist - egal wie sauer du bist - belohn ihn ganz toll! Und nie schimpfen, wenn er in die Leine springt wegen Wild. Die meisten Hunde verknüpfen nähmlich nicht das Schimpfen mit dem Jagen sondern mit dem Reh. Das heißt der Hund wird das in die Leine gehen nicht lassen, sondern noch mehr reinspringen um dem unangenehmen Schimpfen zu entkommen...


    Im Buch "Die Kunst mit dem Hund zu reden" von Frau Feltmann wird ein bisschen auf Jagdverhalten/Beuteverhalten eingegangen und es gibt ein Kapitel über sinnvolle Beschäftigung mit und für den Hund und um seinen (sozialen) Bedürfnissen gerecht zu werden! ;) Kann ich sehr empfehlen!


    LG murmel

  • Ich würde mal ALLES, was die Jäger gesagt haben vergessen.


    Dein Ziel ist es doch, den Hund in Wald und Feld ohne Leine laufen zu lassen also sollte jegliches Wild jagen verboten sein. Wenn sie sucht, dann bitte nach Dingen, die du versteckt hast und nix anderes.


    Mein Superjäger war früher kaum von der Leine und schon im Unterholz verschwunden. Und sie hatte wirklich Jagderfolge (Reh, Hasen, ...).
    Wir haben dann sehr konsequent an der Schleppleine trainiert, wobei ein Verlassen des Weges absolut tabu war. Wenn´s in den Wald oder auf die Wiese ging, dann nur mit meiner Aufforderung.


    Zum Glück (oder auch nicht) haben die Rehe bei uns schon Haustierstatus, sie rennen überall herum und haben keine große Scheu. Ich hab mit ihr trainiert beim Anblick von Rehen abzusitzen und das bis zum Abwinken. Mittlerweile können die sie wirklich fast umrennen, es kommt von ihr nur noch ein fragender Blick "soll ich mich trotzdem hinsetzen, oder können wir weiter ?". Und obwohl wir einen Zwischenfall hatten, wo der Rest der Meute lospreschte und sie mit ist (mit Erfolg ;( ), danach war alles wieder beim Alten.


    Wir haben nur noch einen Schwachpunkt: Hasen, die plötzlich vor einem aufspringen, da muß man verdammt schnell sein. Man bekommt den Jagdtrieb unter Kontrolle, wird aber niemals vollkommen entspannt durch die Gegend laufen können, denn wer´s zuerst sieht, der reagiert ...


    Aber unmöglich ist es nicht und die Theorie sich von der alten Hündin was abzuschauen ... wenn das so einfach wäre, bräuchten wir keine Hundetrainer.


    Entsprechend auslasten mußt du sie natürlich trotzdem. Ich lege momentan bevorzugt meine Fährten am späten Abend, wo Rehe stehen und am Besten noch mitten durch die Spuren hindurch. Und Toby, der Stöberprofi sucht vollkommen begeistert ein ins Dickicht geworfenes 10 cm Holzstück, ohne alles andere zu beachten ... es geht, aber man braucht Geduld !

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