Also, ich glaub, ich muss etwas zur Vorgeschichte erzählen, sonst ist mein Problem vermutlich nicht wirklich verständlich.
Ich wünsche mir, eigentlich seit ich denken kann, einen Hund. Ich bin als Kind mit sämtlichen Hunden spazieren gegangen, die ich finden konnte und hab ständig gebettelt, doch einen eigenen zu bekommen, aber meine Eltern waren unerbittlich. Vielleicht war es damals ganz gut so, aber mein Wunsch nach einem Hund hat sich nicht gelegt seitdem, er ist eigentlich eher noch stärker geworden. Und nachdem ich dann zuhause ausgezogen war, gab es immer Gründe, die dagegen sprachen, einem Hund ein zuhause zu geben. Erst kein Geld, dann eine 2-Zimmer-Wohnung im 2. Stock, zu wenig Zeit als Single mit Vollzeitjob usw.
Seit knapp 4 Jahren bin ich jetzt mit meinem Freund zusammen, wohne mehr oder weniger da (bin ständig da und gerade dabei, meine eigene Wohnung aufzulösen). Er wohnt mit seiner Ex-Frau Tür an Tür mit gemeinsamem Garten und die beiden haben 2 gemeinsame Hunde, die zwar bei der Ex-Frau wohnen, aber die meiste Zeit im Garten sind. Seit einiger Zeit versuche ich, täglich mit den beiden raus zu gehen, mindestens eine Stunde, was ihnen super viel Spaß macht, da sie sonst höchstens einmal mit Monat mit Frauchen rauskommen, sie sind eigentlich fast immer nur im Garten.
Habe gedacht, daß es vielleicht ein ganz gutes Training ist, um mich dran zu gewöhnen, irgendwann mal mit einem eigenen Hund rauszumüssen und abgesehen davon, daß ich nur zwischen 9 und 19 Uhr mit ihnen raus kann, weil sie sonst ja nebenan drinnen sind, halte ich das auch ziemlich genau ein, wenn ich viele andere Sachen an dem Tag hab, sind es vielleicht nur 20 Minuten anstatt einer Stunde, aber raus kommen sie immer!
Da die beiden 9 und 6 Jahre sind, meinte mein Freund, daß wir sie in Ruhe altern lassen sollten und daß ich einen Hund haben könnte, wenn sie mal nicht mehr sind. Eigentlich hat er ja auch recht, es wäre für die beiden im höchsten Maße unfair, wenn ich mit einem eigenen Hund spazieren gehen würde, während sie im Garten bleiben müssen, der andere Hund bei uns schlafen darf, und sie nach nebenan müssen usw., denn wie sollen Hunde denn bitte den Unterschied verstehen, sie lieben doch Herrchen, Frauchen und Stieffrauchen abgöttisch.
Naja, jetzt hatte meine Freundin gefragt, ob ich vielleicht ihren Labbi-Mix für eine Woche nehmen könnte, da er dieses Jahr nicht mit in Urlaub könnte, sonst hätten sie nicht fahren können. Und da "meine" beiden seit knapp 2 Wochen nicht mehr hier sind, weil Frauchen Urlaub hat (dann sind sie den ganzen Tag drinnen bis auf ca. 3xtäglich 15 Minuten Garten), hab ich natürlich begeistert zugesagt.
Er ist auch wirklich zu süß und ich freue mich, dreimal täglich mit ihm raus zu kommen, abends einem Hund gute Nacht sagen zu können, von ihm morgens begrüßt zu werden, wenn ich die Treppe runterkomme usw. Klar, bei -7°C im Dunkeln sinkt manchmal die Motivation, sich anzuziehen und raus zu gehen, aber sobald ich dann sehe, wie der Hund durch die Felder tobt, ist dieses "keine Lust haben" wie weggeblasen.
Jedenfalls ist er so süß und problemlos, versteht sich auch mit unseren beiden Hunden (auch wenn die ältere, kleinere ihn erstmal anzickt, aber das hat sie bei allen Hunden und das läßt nach 2 Minuten nach) usw., daß mein Freund schon meinte, wir würden aber am Anfang keinen Welpen nehmen können, sondern sollten nach einem Hund gucken, der schon 3-4 Jahre ist, es kennt, kurze Zeit allein zu sein, der stubenrein ist usw., damit ich erstmal etwas sicherer werde, denn die "richtige" Aufzucht und Erziehung eines Welpen traue ich mir noch nicht wirklich zu, ich finde zwar Welpen furchtbar süß und mein Freund hat auch schon 3 Welpen gehabt, die alle drei super Hunde geworden sind, aber ich würde mich schon sicherer fühlen, wenn ich erstmal mit einem älteren Hund Hundeschule usw. absolviere, damit ich einfach doch etwas mehr Ahnung habe, wenn wir dann irgendwann die Verantwortung für einen Welpen übernehmen sollten.
Jedenfalls war plötzlich keine Rede mehr davon, daß wir erstmal warten müssten, bis es die beiden anderen nicht mehr gibt, sondern es hieß nur, wenn Sammy sich aussuchen kann, ob sie bei Regen im Garten bleibt oder bei uns rein zu einem fremden Hund darf, wird sie wohl lieber einen anderen Hund bei uns akzeptieren oder zumindest tolerieren, anstatt im Regen sitzen zu müssen!
Wobei wir das auch nicht machen würden, wir haben einen großen Flur, in dem unsere PCs stehen und das Wohnzimmer mit Tür, d.h. man könnte die Hunde, falls sie sich nicht verstehen sollten, was ich aber für unwahrscheinlich halte, alle drei drinnen lassen und notfalls nur die Tür zwischen ihnen schließen.
Jedenfalls haben wir dann gestern mal im Internet gestöbert und ich hab mich bei Retriever in Not in eine 6jährige, ehemalige Zuchthündin (Amy)verliebt. Mein Freund meinte nur: "Ruf an, ob wir sie bekommen, steht noch in den Sternen, aber wir können ja zumindest mal anfragen!"
Gestern klappte es dann wegen einiger Termine nicht und nachdem ich dann nochmal drüber geschlafen und den ganzen Vormittag gerechnet habe, habe ich den Gedanken doch erstmal wieder verworfen. Es ist einfach zuviel Geld auf einmal, was wir aufbringen müssten und zwar eigentlich von jetzt auf gleich, denn eigentlich war ein Hund ja erst in einigen Jahren geplant.
Aber ich müsste die Schutzgebühr vom Tierschutz bezahlen, die Hündin kastrieren lassen, erster Check beim Tierarzt, Grundausstattung für den Hund mit Decken, Leine, Körben oder Hundebetten, Sicherheitsausstattung für den Hund, dazu Versicherung, Steuer, Hundeschule, das wären grob gerechnet mit Futter etc. wohl mal eben locker 1500€, bis wir mal alles für den Hund haben. Und das Geld hab ich nicht "mal eben so". Klar würde es reichen für Futter, mal Tierarzt oder so, aber ich kann nicht mal eben auf die Schnelle soviel Geld locker machen, also heißt es wohl doch erstmal wieder sparen!!
Wenn ich meine Wohnung abgebe und ganz bei meinem Freund wohne, haben wir finanziell wieder deutlich mehr Luft und ich glaube, in maximal einem Jahr hätten wir genügend auf die Seite gelegt, um auch mal für medizinische Notfälle usw. ein Polster zu haben.
Meine Befürchtung ist, daß mein Freund dann wieder mit dem Argument kommt, daß die anderen beiden nicht noch Streß durch einen neuen Hund bekommen sollen usw., wenn wir erstmal wieder ein paar Wochen oder Monate komplett "hundelos" sind.
Aber es bringt dem Hund ja nichts, wenn die Erstausstattung und die Schutzgebühr da sind, ich ihn aber nicht kastrieren lassen kann (ist Bedingung für die Übernahme eines Hundes von dort) und ihn dann besuchen kann, vielleicht mitnehmen etc. und irgendwann gibt es Ärger, weil die Kastration nicht zeitnah genug gemacht werden kann (der Termin ist Teil des Schutzvertrages) und er muss eventuell wieder zurück. Wenn ein Hund hier einzieht, soll er wirklich Familienmitglied sein "bis daß der Tod uns scheidet". Gerade die Tierschutzhunde haben schon soviel erlebt, daß wirklich alles bestens sein soll im neuen Zuhause, um vielleicht wenigstens ein bißchen wieder gutzumachen, was andere Menschen ihnen angetan haben!
Das heißt aber umgekehrt für mich, daß sich einer meiner größten Träume schon wieder nicht erfüllt, obwohl es so kurz davor war. Ich werde einem Hund ein Zuhause geben, irgendwann, aber daß es jetzt daran scheitert, daß ich unsicher wegen unserer Finanzen bin, macht mich ziemlich fertig. Wäre es Zeitmangel, Platzmangel o.ä. wäre mir ganz klar, daß es nicht geht, aber daß es jetzt am blöden Geld scheitert, daß ein Tierschutzhund kein neues Zuhause bekommt, ist für mich schwer zu akzeptieren.
Naja, ich werde drüber wegkommen, im nächsten Jahr eisern sparen und wenn dann die finanziellen Voraussetzungen stimmen, werde ich mich wieder stundenlang durch die Tierschutzseiten wühlen, bis ich einen Hund finde, wo es von Foto und Beschreibung her sofort "klick" macht. Wenn alles gut läuft, klappt dann das persönliche Kennenlernen genauso gut, denn der Hund hat ja eigentlich noch mehr Mitspracherecht als wir, ob wir als Familie für ihn/sie geeignet sind!
Ich weiß vom Kopf her, daß es die richtige Entscheidung ist, aber es tut irgendwie verdammt weh, wenn man so kurz vor der Erfüllung eines Traums stand, ihn wieder weg zu schieben und erstmal zu warten!
LG Silke