Erziehung ohne Kommandos

  • Ich finde diese Kommunikation wunderbar, Mücke reagiert auch sehr gut auf diese Stimmungsrückmeldung, also räuspern, "ey", oder "na" bedeutet "überlegs dir nochmal gut, ob du das wirklich tun willst", ansonsten finde ich es herrlich entspannend ganz viel über Körpersprache zu machen.
    Letztendlich ist ein Tippen auf den Oberschenkel genauso ein Kommando für mich wie ein verbales "Hier".


    Das was du beschreibst, ist für mich eine alternative Kommunikationsform, die Frage ist, wie ich "Kommando" definiere.

  • Hallo,


    interessantes Thema.
    Ist mir bis vor kurzem gar nicht so bewußt gewesen, wie sehr Hunde ohne Worte "führbar" sind. Meine Hündin wurde im Alter immer tauber ich daher immer stiller...wir konnten uns dennoch wunderbar verständigen, ganz ohne Worte.


    Voraussetzung ist aber sicherlich, dass man sich kennt und die Körpersprache des anderen deuten kann.
    Hunde schwätzen ja auch nicht und wir verstehen sie!


    Bei meiner Kleinen verbinde ich mit jedem verbalen Kommando immer Körpersprache, und mir ist aufgefallen, dass sie -wenn ich eines von beiden absichtlich weg lasse- auf das Körpersignal mehr achtet/reagiert.

  • Die Hunde lesen doch sowieso in erster Linie die Körpersprache.
    Was erstaunt euch also daran?
    Kannst jeden Hund (na ja, es sei denn, er ist blind) über Körpersprache lenken (sogar besser, wenn du dir deine eigene bewusst machst).



    Der Nachteil, wenn du nur Sichtkommandos hast, ist, dass dein Hund dich SEHEN muss.
    Auf Distanz wirds schwieriger. ;)
    Die Kommandos müssen nicht zwangsläufig in Sprache gegeben werden,
    irgendwelche Laute tuns auch, sind eigentlich sogar besser, weil man die im Alltag nicht ständig benutzt.

  • Zitat

    Die Hunde lesen doch sowieso in erster Linie die Körpersprache.
    Was erstaunt euch also daran?


    :D es erstaunt mich, dies jahrelang gemacht zu haben ohne mir dessen bewusst zu sein!

  • Also ich mach auch kaum was mit Kommandos.
    Komme mit Körpersprache eigentlich wunderbar aus, einige wenige Handzeichen und gut ist. Allerdings rufe ich meinen Hund schon zu mir ran, wenn er in die andere Richtung steht, denn da sieht er weder Zeichen noch Körpersprache...
    also wie das laufen soll, im Prinzip muss der Hund ja den HH ständig im Auge haben. Tucker guckt mich echt laufend an, aber es gibt halt Situationen wo er irgendwo ganz wichtige Botschaften liest und mal kurz nicht guckt, wenn ich dann aber, aus welchen Gründen auch immer, abrufen muss, dann rufe ich ihn halt leise.
    Ich denke du bist damit genauso unbegrenzt, wie mit Kommandos, und vor allem musst du dir nicht 1001 Kommandos merken :D .
    Was allerdings dieser Mann, von dem die TS spricht, tut, ist mir etwas schleierhaft... ich steh da grad irgendwie am Schlauch.


    lg Susanne

  • Ich hab mal ne Frage: Wie würde man das denn in einer Alltagssituation einsetzen wenn man zum Beispiel in einem vielbesuchten Spaziergehgebiet läuft und den Hund immer mal wieder ranrufen weil Jogger, Spaziergänger etc. entgegen kommen?


    Knurren oder Nein als negatives Feedback? Klar das gibts bei uns auch, aber in der Situation mit dem Spaziergänger heißt das geh dran vorbei ohne die Person zu belästigen. Chad weiß also er muss an anderen Leuten vorbei und sie dabei ignorieren- er weiß aber nicht das er zu mir kommen soll und neben mir laufen soll.
    Dafür muss ich ihn ranrufen und auf ein Schenkelklopfen weiß er, er soll neben mir bleiben.


    Aber wie sollte das ohne Kommando gehen? Wie gesagt: negatives Feedback in dem Moment hieße nur geh weiter ohne zu gucken. Das er rankommen soll, woher soll er das dann wissen ohne sich umzudrehen? Ich müsste ihn dann ja im Endeffekt doch irgendwie aufmerksam machen, bis er vllt verknüpft: Spaziergänger rankommen.


    Aber völlig ohne Kommando wüsst ich nicht, wie man da vorgehen könnte :ka:


    Habt ihr ne Ahung für eben diese Situation? Ich stell mir das schwierig vor und denke auf irgendein Kommando läuft es im Endeffekt doch aus- verbal oder optisch.

  • Die selben Bedenken wie Gaara hab ich auch. Natürlich lässt sich auf diese Weise viel machen. Ich kann dem Hund zeigen, welches Verhalten nicht erwünscht ist und damit beeinflussen, dass der Hund es nicht mehr oder seltener zeigt - genauso mit dem Lob. Aber wenn ich ein gezieltes Verhalten abfragen will, dann brauch ich doch ein konditioniertes Kommando. Ob ich das nun ausspreche, oder körpersprachlich gebe, ist dabei ja eigentlich egal - der Hund hat gelernt auf ein bestimmtes Signal (und wenn es ein entgegenkommender Spaziergänger, die Leine, Wild oder was auch immer ist) ein bestimmtes Verhalten zu zeigen.


    Mich würde das auch mal interessieren, wie das beim Abruf beispielsweise so ganz ohne Kommando klappen soll. In gewissen Situationen brauche ich einfach gezieltes Verhalten. Hier liegt für mich einfach die Grenze einer solchen Erziehung.

  • Mit einem Hund unterwegs zu sein dem ich nicht ständig ein Kommando geben muss ist wesentlich entspannter als wenn ich meinen Hund ständig sagen muss was er zu tun hat.


    Ashkii lernt Jogger und andere Menschen zu ignorieren (nicht hinzulaufen) indem ich einfach weiter gehe wenn er an der Leine ist bzw. ihn heranrufe und ihn festhalte bis der Jogger vorbei ist (im Freilauf).


    Nun werdet ihr natürlich sagen: ja aber er wurde aber erst einmal herangerufen.


    Stimmt. Aber nicht mit einem Kommando. Sondern ich spreche ihn nur mit seinem Namen an, hocke mich hin und da Welpis das lieben kommt er schnell angesockt. Und zwar bevor er den Jogger wahr genommen hat (ansonsten schnappe ich ihn mir und "parke" ihn hinter mir).


    Durch diese Wiederholungen (einfach weiter gehen bzw. VORHER "heranrufen") läuft er nicht mehr zu sich bewegenden Objekten bzw. reicht ein kurzes "Ashkii" und er kommt zu mir gelaufen oder bleibt einfach stehen.


    Er wird in der Lernphase einfach nur abgesichert, ich ziehe mein "Ding" ohne ein Kommando durch und der Hund lernt somit sich bewegende Objekte zu ignorieren.


    Dies gilt für alle anderen alltäglichen Dinge auch.


    Dabei darf man aber den kompletten Umgang mit einem Hund nie außer acht lassen wenn man mit dem Hund über Kommunikation seinen Alltag bewältigen möchte.


    Bei konditionieren Hunden geht das so lange gut, so lange nichts passiert das für den Hund lohnender ist. Denn bei der Konditionierung ist ja nicht der HH der wichtigste Part sondern das Leckerli bzw. die Strafe.


    Wenn ich von Konditionierung spreche dann immer von der Klassischen: ich bringe dem Hund ein bestimmtes Verhalten bei was er bei meiner Anweisung zeigen soll und das mittels Leckerli. Dies ist sicherlich sinnvoll bei Verhaltensketten.


    Hier fällt mir z.B. das ZOS ein: vor gesuchten Objekt hinlegen und durch anstupsen anzeigen. Da sind so einige Schritte notwendig die durch Clicker und Leckerli konditioniert werden.


    Sitz ist z.B. ein Verhalten was ein Hund sehr viel von alleine macht. Oft auch passend zur Situation. Das wird aber nicht genutzt (da achten 90 % der HH gar nicht darauf) sondern das Sitz wird konditioniert wann dem HH es einfällt.


    Die Ablage wiederum beinhaltet mehrere Schritte welche konditioniert werden müssen.


    Mit Ashkii bin ich noch am überlegen ob er die Ablage mal auf die klassische Weise lernen wird. Denn noch ist mir nicht klar ob ich es brauchen werde.


    Sitz hat er von Anfang an immer wieder von allein angeboten (ist nämlich praktischer als stehen zu bleiben wenn man hochschauen will) und wurde dementpsrechend gelobt ("feiner Junge" z.B.).


    Beim Einsteigen ins Auto z.B. müssen die Hunde immer einen Moment warten bis ich den Kofferraum auf habe. Also habe ich Ashkii einfach immer wieder an die Stelle "gestellt" an die ich ihn haben wollte bis er von allein kurz da geblieben ist.


    Oft hat er sich dann hingesetzt. Dies wurde dann auch gelobt. So auch im Fahrstuhl, vor der Wohnungstür, beim Output einsammeln usw..). Nachdem das gut geklappt hat, habe ich das Wort "warte" eingeführt. Dies bedeutet er soll an einer Stelle bleiben. Egal ob sitzend, stehend oder liegend. Und das wird wahrscheinlich das Einzige sein was ich brauche: er soll auf einer Stelle bleiben. Egal wie.


    Das Wort "warte" habe ich zwar jetzt parallel eingeführt, brauche es aber theoretisch gar nicht. Denn er wartet oft von allein wenn ich stehen bleibe. Dann schaut er was ich mache. Gehe ich weiter, geht er auch weiter. Räume ich Häufchen weg, wartet er bis ich es eingesammelt habe usw..


    Mein Ziel ist: andere Menschen zu ignorieren; vor Kontankt mit anderen Hunden mich entweder fragen bzw. hat er da Freiheit (im Freilauf) wenn er sich souverän gegenüber anderen Hunden verhält; die Straße nicht ohne meine Aufforderung zu betreten; sich an mir zu orientieren (bleibe ich stehen auf mich zu warten bzw. zu mir zu kommen, mir zu folgen ohne das ich Anweisung geben muss).


    Das ist das was Hunde im Alltag bei mir beherrschen sollten. Und da brauche ich nichts klassisch zu Konditionieren.

  • Ich weiß leider nicht genau, wie dieser Mann es handhabt. Es ist der Freund der Tochter einer Großkusine, wie auch immer das dann heißt, wohnt auch nicht in der Nähe... Im Nachhinein habe ich mir auch gedacht, hättest du doch dies und jenes noch gefragt...
    Es scheint schon in die Richtung zu gehen, wie Terry es schreibt. Seine Hunde lernen, was in verschiedenen Situationen angemessenes Verhalten ist und allgemein, sich an ihm zu orientieren. Zumindest kam es in der Kürze des Gesprächs so rüber. Er meinte, er ersetzt nicht verbale Kommandos durch Handzeichen oder ähnliches, sondern findet tatsächlich die klassischen Kommandos unnötig. Wobei, wie hier schon mehrfach angesprochen, der Hund ja trotzdem aus der Körpersprache heraus liest.


    Ich bin auch deshalb so interessiert daran und am grübeln über seine Methode, weil ich selbst bei Grisu mit einem Ja-Nein-System vieles einfacher finde als über Kommandos, und ich es auch zu schätzen weiß, wenn die Hunde aus der Situation heraus "richtig" reagieren. Ein Hund bekommt ja vieles schneller mit und bis ich ein Kommando gebe, ist es u.U. schon zu spät. Ich versuche es so aufzubauen, dass die Situation selbst ein bestimmtes Verhalten bewirkt, auch ohne Kommando. Beispiel Jagdtrieb. Meine Hunde kommen zu mir, wenn sie ein Reh sehen. Auch wenn ich das Reh nicht gesehen habe. Die Reaktion bei Anblick von Wild habe ich tatsächlich über positiv-negativ-Feedback aufgebaut. Hätte ich darüber hinaus aber nicht mit Kommandos viel an Impulskontrolle/Gehorsam beim Hetzen gearbeitet, wäre bei Lucy sicher deutlich mehr Härte nötig gewesen.
    Das mit dem Rückruf finde ich so schwer nicht ohne Kommando. Sicher ist es hilfreich, den Hund von Welpe an zu haben oder ihn erstmal an der Schleppleine laufen zu lassen oder der Hund hat genug Will to please :D Generell zu dem Punkt: es gibt ja in den meisten Situationen einen kurzen Moment, in dem der Hund zögert. Bei Grisu z.B., wenn ein anderer Hund bei seinem Anblick bellend in der Leine hängt. Da ist ein kurzer Moment, in dem er abwägt und sich langsam aufbaut, bevor er ebenfalls explodiert. Bei ihm hat ein Abbruchkommando wesentlich mehr gewirkt, als irgendein tu-das-Kommando. Genauso die einzige Situation gestern, als ich nicht recht wusste, wie ich ihn ohne Kommando abrufen sollte: er nähert sich ohne Erlaubnis dem Hund --> knurren, er wendet sich daraufhin mir zu --> Lob, er kommt daraufhin --> noch mehr Lob. Bei Joggern, Spaziergängern etc. habe ich es bei Grisu ähnlich aufgebaut, als er ein Welpe war. Auch bei der Leinenführigkeit hat ein ähnliches Prinzip bei Grisu endgültig den Durchbruch gebracht.


    Bei Grisu habe ich den Eindruck, er weiß es zu schätzen, da es ihm viel Freiheit lässt. Er hat auch kein Problem damit, nachzufragen, ob dies oder jenes jetzt grad erwünscht ist.


    Lucy dagegen hängt sehr in der Luft, wenn sie in bestimmten Situationen keine Alternativhandlung angeboten bekommt. Sie ist eher überfordert, selbst zu entscheiden und nur ein Feedback zu bekommen.


    Und vieles an Auslastung, was ich auf dem Spaziergang so einbaue, ist bei mir halt auf Kommandos aufgebaut... Da frage ich mich halt auch, wie das anders gehen soll

  • holla,


    ich denke man muss hier erst einmal Differenzieren zwischen Reglementieren und Kommandieren .


    Mit dem Binärsystem Richtig / Falsch kann ich völlig ohne weitere Kommandos den Hund mit der Zeit in ein Netzwerk aus Regeln einordnen ..er lernt sich in diesem Regelwerk eben Regelgerecht zu verhalten .. die Korrekturen mittels "Ja" -"Nein" werden mit der Zeit eben irgenwann immer seltener gebraucht.


    Will man einen Hund der einfach nur Begleithund ist .. Sozial ausgereift, Alltagstauglich reicht das vollkommen aus.


    Auslasten kann ich einen Hund auch völlig ohne Kommandos..Bewegung plus etwas Köpfchentraining.. erfordert keine Worte und Gesten.


    wobei meines Erachtens die geistige Auslastung sehr oft nicht Über-aber-Fehlbewertet wird. Wenn ein Hund durch dieses Binäre System eigentlich durch Versuch und Irrtum lernt sich den Regeln anzupassen ( Hunde lieben starre Strukturen und Regeln) ist der größte Teil der Geistigen Forderung schon abgedeckt. zwei mal am Tag den Futternapf irgendwo im Haus/Garten platzieren und den Hund seinen Napf sich erschnüffeln lassen ..viel mehr braucht es nicht .


    Will ich aber das ein Hund genau gewisse Dinge tut , genau dann wenn ich es will komme ich ohne Signale eben nicht aus .. der Hund braucht es nicht ..aber wir , da wir eben heutzutage mehr einen Partner, Freund , Spielkameraden brauchen als einen mitläufer.. oder eben den Hund zu Arbeitszwecken brauchen .. da kann man auf Kommandos eben auch nicht verzichten.

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