Erziehung ohne Kommandos

  • Vielleicht sind der großteil der HH einfach zu unflexibel.


    Es wird nach Methoden gesucht. Es werden "Handgriffe" nachgeahmt.


    Dadurch wirder Alltag von Welpenbeinen an konditioniert. Das stösst an seinen Grenzen. Spätestens wenn Hunde erwachsen werden. Dann wird über die "Pubertät" gestöhnt.


    Denn eines wurde oft gar nicht erreicht: das der Hund seinen HH respektiert. Da dies oft fälschlich an Kommandos festgemacht wird, dabei aber alltägliche Dinge übersehen werden die schlicht und einfach respektlos sind (Welpen sind ja so niedlich und na ja ein Jundhund weiß es eben nicht besser), kommt so mancher HH an seine Grenze und weiß nicht weiter (weil theoretisch nur einer Abhandlung gefolgt wurde) .


    Dann dieser große Wert der darauf gelegt wird den Hund durch Futter abhängig zu machen (hat nichts mit Bindung und Vertrauen zu tun) hat spätestens seine Grenzen erreicht wenn es um Dinge geht die für den Hund einfach wichtiger sind (Pubertät lässt grüßen).


    Wenn man es mal ganz einfach betrachten würde, käme dabei folgendes heraus: Hund erlernt vom ersten Tag Respekt (hat nichts mit Gewalt zu tun), dabei spielt das Alter gar keine Rolle. Und dann erlebt man mit seinem Hund einfach den Alltag, beobachtet ihn, nutzt seine Stärken und das was er anbietet.


    Das bietet ganz individuell jedem einzelnen HH die Möglichkeit mit seinem Hund ein persönliches Ziel zu erreichen.


    Was man dazu braucht ist Geduld, Zeit, Ehrlichkeit in seinen Forderungen (nicht nur weil man es irgendwo gelesen hat oder weil Andere es auch so machen) und ab und an eine Portion an Humor weil der Hund nun mal ein Hund ist und erst einmal lernen muss sich an die (individuellen) Regeln in unserem Leben zu gewöhnen.


    Alles was für einen Hund nicht "normal" ist, also Dinge die er von sich aus nie anbieten würde bzw. machen würde muss dann eben konditioniert werden. Da wird es in vielen Fällen auch nicht ohne Leckerli gehen.


    Aber es sollte immer darauf geachtet werden erst einmal es ohne zu versuchen um überhaupt erkennen zu können was der Hund von sich aus anbietet. Dann kann mit Leckerli oder Spieli unterstützt werden.

  • Jetzt hab ich es auch verstanden :D


    In Bereichen, in denen meinen Hunde keine Kommandos beherrschen, gehe ich eigentlich auch so vor. Das geht.


    Ich finde es eben praktischer, wenn man für immer wieder auftretende Situationen ein Signal hat. Aber man kann es auch immer mit "Heiß-Kalt" machen, sehe da kein Problem drin.


    Viel wichtiger finde ich, dass man das dann konsequent durchzieht... aber das ist ja immer so in der Hundeerziehung =)


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hm,


    vieles mache ich auch ohne wirkliche Kommandos, sondern achte nur auf den Hund und das was er mir zeigt.
    Finde ich es positiv, dann lobe ich, finde ich es negativ, dann korrigiere ich und gebe sofort die Bestätigung für gutes Benehmen danach.


    Mit der Zeit werden es immer weniger Kommandos die ich brauche, da der Hund sich immer öfter "richtig" verhält.


    Ich mache vieles auch schon völlig unterbewusst und gerade letztens hat mich wieder jemand gefragt, wie ich es gemacht habe, dass ich die volle Aufmerksamkeit meiner Hunde habe wenn ich "bloß" mit den Fingern schnippse?
    Das war mir gar nicht so bewusst, aber wenn ich drüber nachdenke war das mit allen Hunden so.
    Ich schnippse mit den Fingern und die Hunde schauen mich erwartungsvoll und hoch konzentriert an. Jedes darauffolgende Handzeichen, oder Kopfnicken in eine Richtung wird ohne Kommando sofort ausgeführt.


    Auch übe ich manchmal nur mit der Körpersprache und ohne ein Wort zu sprechen. Das fördert die Konzentration und Aufmerksamkeit der Hunde enorm. Hab ich aber schon immer so gemacht.


    Viel schwieriger dagegen ist es wenn man völlig ruhig und ohne Regung stehen bleibt und nur ein Wortkommando gibt. Hier sieht man sehr schnell, ob der Hund auch ohne Gestik das Wortkommando richtig umsetzt, oder ob man hier noch gezielt üben muss.


    Ganz ohne Worte finde ich ok wenn ich mit dem Hund keine Begleithundeprüfung ablegen möchte.
    Wenn ich dies jedoch möchte, dann muss ich gezielt auch nur die Wortkommandos üben. Das ist wesentlich schwieriger und zeitintensiver. Anfangen tu ich damit wenn die Hunde das Wort-mit dem dazugehörigen Sichtzeichen verknüpft haben.


    Ach, man kann ja soviel machen.
    Wichtig finde ich nur, dass man seinen Hund nicht totquatscht, sondern das Wort nur an ihn richtet wenn man etwas will.


    Bin ja ein sehr gesprächiger Mensch (manche sagen Labertasche dazu), aber während eines Spaziergangs kommen nur ganz selten Worte über meine Lippen und wenn, dann haben diese auch eine Wirkung auf die Hunde und keinen Kuhglockeneffekt.


    Liebe Grüße und frohe Weihnachten


    Steffi

  • Hallo.


    Ich habe seit 2,5 Monaten eine französische Bulldogge. Ronja ist jetzt 6 Monate alt. Sie ist mein 2.Hund.


    Meinen ersten habe ich sehr gedrillt aus Unwissenheit. Ich hatte sie mit 10 als Welpe bekommen und wollte alles richtig machen.
    Kurz bevor ich Ronja zu mir geholt habe, bin ich auf dieses Buch gestoßen.
    "Wanja und die wilden Hunde"


    Seitdem leben wir 2 mit nur 3 ausgesprochenen Kommandos. "Ronja", "Komm" und "Schtttt".
    Und wir brauchen nicht mehr. Dadurch, dass es nicht mehr Kommandos gibt kann sie weniger falsch machen und ich weniger von ihr erwarten bzw "diskutieren".


    Sie vertaut mir 120% und stellt meine Entscheidung nie in Frage. Andererseits muss ich mir aber vorher oder recht schnell in einer Situation überlegen wie ich reagiere.


    Bei einem "Schtt" hört sie auf mit dem was sie gerade macht, blickt sich kurz um, ob auch sie eine deutliche Gefahr sieht und kommt direkt zu mir. Oder andere Situation, sie lässt das Stück Papier einfach aus dem Mund fallen und sucht sich etwas anderes.
    Dieses Verhalten hatte sie innerhalb von zwei Stunden, nachdem ich sie abgeholt habe, drauf.
    Es macht ziemlich Spaß so zusammen durch s Leben zu gehen. Einfach mal ausprobieren


    Grüße Alisa

  • Immer schön wenn so verallgemeinert wird...
    Unsere Dogge kannte auch nur drei Kommandos. Einmal Abruf, warte und "bei mir" ( neben mir her laufen ohne Leine).
    Die war auch glücklich und ausgelastet. Molosser eben.


    Unsere jetzigen wären tot unglücklich. Klare Kommandos und Strukturen geben Sicherheit. Das erlernen und perfektionieren macht Ihnen viel Freude.
    "Einfach sein" würde die Hündin in ein nervöses Wrack verwandeln, der Rüde würde gepflegt den Mittelfinger zeigen und selbst gewählten Hobbys nachgehen (pöbeln, prügeln, beißen).


    Und wer sagt, zweimal am Tag Napf suchen würde als geistige Auslastung reichen hatte noch keinen fordernden Hund (wobei sich viele bei mangelndem Anreiz einfach aufgeben).
    Ist wie bei Kindern, werden sie nicht gefördert und gefordert verlieren sie den Spaß am lernen.
    Für den Mensch natürlich praktisch. Weniger aufwendig...

  • Ja, wir kämen damit wohl klar. Ich laufe zuweilen so - hab mir aber nie nen Kopf drüber gemacht, ob das ein Konzept ist. Meine Hunde kennen alle nen Abbruch und vor allem nicht für alles ein Alternativverhalten. Sondern einfach nur ein "das nicht". Sie kennen es zu mir eingeladen zu werden körpersprachlich (ich führe da keinen Ausdruckstanz auf oder das berühmte in die Knie gehen, sondern ich lache sie an, oder nicke, oder winke dem tauben Senior). Geht also schon, mach ich aber bloß manchmal und nach keinem Schema. Jedenfalls kein bewusstes.


    Mein ehemaliger Terrier kannte übrigens nur seinen Namen in drei Varianten ausgesprochen - eine für "Komm", eine für "lass das" und eine für "du bist toll". Er konnte nicht mal Sitz und lief bis er senil wurde ohne Leine überall.


    Meine Auslastung geht ohne Kommandos nicht. Schlicht, weil ich dann auf keine Prüfung könnte :D und weil manche Dinge da nur akustisch mitteilbar sind, weil der Hund gerade auf andere Dinge fokussiert sein muss.

  • Ich denke es kommt auch darauf an, was wünsche ich mir in der Beziehung mit Hund. Muss er NUR nebenbei laufen, oder aber ich möchte auch arbeiten mit ihm :???:
    Ich hatte einen Trainer der mit nonverbale Kommunikation arbeitete. Na ja, will der Hund jagen z.b., schaut er mich ja nicht an, sondern will der Beute hinterher. Gut, Abbruch...Kommt er dann zu mir ein streicheln.
    Somit muss ich den Hund in Situationen reindonnern lassen, um zu korrigieren. Mein Schisser hat das persönlich genommen, und unser Vertrauen war mal nicht mehr so easy. Er braucht Kommunikation, wenn ich ihn jetzt auch führen kann ohne grosses pipapo.. Ein Blick reicht.
    Doch freut er sich wenn er verbales und körperliches Lob bekommt. Natürlich nicht zu hochgeschraubt :hust:
    Man kann es durchaus so handhaben, doch solange ich keinen tauben Hund habe, muss es mMn nicht sein. Die Mischung machts.

  • Wenn jemand das so explizit schreibt "nonverbale Kommunikation" da muss ich automatisch an die gruseligen Hundewelten denken. (Die geben aber genauso Kommandos - nur als Sichtzeichen.) - Ich hoffe ich hab damit falsch gelegen :D

  • Das Buch von Frau Nowak habe ich auch gelesen, ist halt schön nett aufgemacht um die Leute die sich danach sehnen "im Einklang mit der Natur" zu sein anzusprechen. Schön "spiritistisch".
    Am Ende ist es natürlich so, wenn Du mit dem Hund nicht arbeitetst, kommt man natürlich mit 3 Kommandos aus und alles ist roasarot und harmonisch und je nach Veranlagung ist der Hund totunglücklich. Es gibt nunmal viele Hunde die geistig ein bisschen mehr brauchen als nett spazieren gehen und das geht halt nicht mit "Ronja", "Komm" und "Schttttt".
    Im Alltag entwickelt sich sowas ähnliches ja ganz von selbst, Hunde sind ja nicht doof und wissen normalerweise irgendwann wie der Alltag so läuft.

  • In ihrem neuesten Buch "Abenteuer Vertrauen" schreibt Nowak selbst, dass sie von dem Schht-Kommando abgekommen ist. Endlich - meiner Meinung nach - für mich ist es ein Schrecklaut und damit eine Form von Strafe. Das kann man bei einem robusten Hund machen, der eigentlich weiß, dass er etwas nicht soll, es aber trotzdem tut. Um einen Welpen zu erziehen finde ich es nicht geeignet. Ihre Begründung ist, dass fast niemand es schafft, das Scht wertfrei und (Achtung, meine Wortwahl) unagressiv herauszuzischen.
    Ich höre immer wieder mal beim Spazierengehen scht-Laute und sehe dazu meist Hunde, die sich entweder 0,0 dafür interessieren oder die erschrecken und erst nicht wissen, was von ihnen erwartet wird. Ich denke dann immer, aha, Nowak oder Millan gesehen oder gelesen und jetzt halt mal nachmachen. Nowak hat einige gute Ansichten meiner Meinung nach, aber von einmal ein Buch gelesen zu haben, finde ich, kann man nicht einen doch etwas alternativen Trainingsansatz sinntragend umsetzen. Das ist jetzt aber zu sehr O.T., sorry.
    Bei uns läuft viel nonverbal, aber tatsächlich mit nonverbalen Kommandos, ganz ohne macht Tommi gar nix, ist aber auch selbsterklärend, weil ich von Anfang an mit Kommandos mit ihm gearbeitet habe. Ich habe aber fest vor, einige Seminare zu Hunde-Körpersprache etc. zu besuchen, ich denke, wenn man Hunde gut lesen kann, kann so eine Erziehung bei vielen Exemplaren funktionieren, sofern sie nicht für eine Sportart oder einen "Beruf" ausgebildet werden sollen.

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